Hassobjekt Christentum – auch in Europa

Das Problem der Christenverfolgung ist in Europa angekommen. Registriert wird es bisher nur von wenigen. Dabei häufen sich die Fälle, wie sie verschiedentlich in Berichten erfasst werden. Doch die öffentliche Aufmerksamkeit mag sich dieser Gefahr nicht zuwenden, insbesondere, wenn die steigende Gewalt gegen Christen mit der Ausbreitung des Islam zusammenhängt.

OIDAC Europe

Weltweit leiden nach Angaben des christlichen Hilfswerks Open Doors etwa 360 Millionen Christen unter Verfolgung und Diskriminierung. Aber auch in Europa, vor allem in Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien wächst spürbar der Hass gegen Christen. Meistens handelt es sich um ideologisch motivierte Täter, angefangen von jungen Muslimen und anderen Migranten bis hin zu Linksextremisten, Anarchisten, Satanisten und Klima-Aktivisten. Vor Gericht landen die Täter eher selten.

Tausende Akte von Vandalismus und Brandstiftung in und an Kirchen, Hass und auch Gewalt gegen Christen sind für Politik und Medien nur selten ein Thema – ganz im Gegensatz zu der öffentlichen Aufmerksamkeit für antisemitische Aktionen und die angeblich wachsende „Islamophobie“ in Europa. Offenbar empfindet die Öffentlichkeit antichristliche Vorfälle als Teil einer neuen Normalität.

Noch befremdlicher ist allerdings die fatale Zurückhaltung der Kirchen angesichts der Welle von Aggressionen gegen das Christentum auf dem eigenen Kontinent.
Ganz allgemein ist die Zahl der Hassverbrechen gegen Gläubige verschiedener Religionen in Europa in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Dies belegen die Daten in den jüngst veröffentlichten Berichten des Menschenrechtsbüro ODIHR der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sowie des Observatory on Intolerance and Discrimination against Christians (OIDAC) in Europa. Besorgniserregend sei eine wachsende „gesellschaftliche Akzeptanz von antichristlicher Gewalt“, sagte die OIDAC-Geschäftsführerin Anja Hoffmann.

Die Berichte, beide für den Zeitraum 2023, sind etwas unterschiedlich, weil die Daten aus unterschiedliche Quellen stammen. Der in Warschau veröffentlichte ODIHR-Report gründet sich auf die offiziellen Zahlen aus 10 Staaten, die Vorfälle aus 26 europäischen Staaten melden. Der in Wien vorgestellte OIDAC-Bericht hat Meldungen von Polizei und Zivilgesellschaft in 35 europäischen Ländern ausgewertet.

Aber beide gehen von jährlich Tausenden antichristlicher Taten aus, die keineswegs alle Eingang in Statistiken finden. An besonders gravierenden Fällen antichristlicher Hass-Verbrechen führt die OIDAC 2003 in Europa insgesamt sieben Fälle von versuchtem Mord, einen Mord und 68 gewalttätige Angriffe auf Christen auf.

Berichte zeigen nur „Spitze des Eisbergs“

Experten sind davon überzeugt, dass die Berichte nur „die Spitze des Eisbergs darstellen“, so Anja Hoffmann. Die Dunkelziffer sei hoch, viele Vorfälle würden nicht zur Anzeige gebracht, die tatsächliche Anzahl an Hassverbrechen liege „wesentlich höher“. Beispielsweise übermittelten manche Länder wie Frankreich keine Polizei-Statistiken an die OSZE. In den 57 Staaten der Organisation gebe es zudem erhebliche Unterschiede bei der Überwachung, Erfassung und Aufzeichnung solcher Taten.

Problematisch ist bereits der Begriff „Hassverbrechen“. Gemeint sind Delikte, die sich auf Rasse oder Religion der Opfer gründen – im Unterschied zu individuell motivierten Taten. Hassverbrechen werden in den verschiedenen Ländern unterschiedlich gewertet und erfasst.

Beispielsweise muss in Deutschland bei Straftaten ein politisches oder ideologisches Motiv klar erkennbar sein, bevor es in der Statistik als antisemitisch oder antichristlich eingestuft wird. Hoffmann verwies auf Fälle wie das Verbrennen einer Bibel in einer Kirche oder Schmierereien an Kirchen mit satanistischer Graffiti – diese Taten tauchten in der offiziellen staatlichen Statistik jedoch nicht auf.

Höchstzahl antisemitischer Straftaten

Im Vergleich zu den offiziellen Zahlen antisemitischer und antimuslimischer Hassverbrechen wirkt die Höhe der antichristlichen Vergehen eher gering. Angesichts der zahllosen antisemitischen Übergriffe, Gewalttaten und Attacken seit dem Massaker der Hamas in Israel am 7. Oktober 2023 scheint die Zahl von 9000 antisemitischen „Hassverbrechen“ im vergangenen Jahr glaubwürdig.

Bei den fast 6000 antimuslimischen „Hassverbrechen“ (in zwölf Staaten) stellt sich die Frage nach der Qualität der Taten, insbesondere im Vergleich zu den antisemitischen Vorfällen. Die Furcht deutscher Juden in bestimmten Umgebungen – seien es Stadtteile oder die Universität – basiert auf widerwärtigen Übergriffen. Ähnliche Gewalt gegen Muslime ist nicht bekannt: Allerdings verbergen sich unter dem juristisch kaum fassbaren Begriff „Hate Crime“ eben sowohl Schmierereien an Hauswänden oder schwere Beleidigungen im Internet als auch Brand- und Mordanschläge.

In dem OSZE-Report 2023 werden 1230 antichristliche Hassverbrechen aus zehn Ländern gemeldet. Das seien fast 20 Prozent mehr als 2022, so die Nachrichtenagentur Kathpress. Zwischen 2019 und 2023 gab es laut dem Report einen Anstieg antichristlicher Hassverbrechen um 40 Prozent. Die Beobachtungsstelle OIDAC hat aus Berichten von Polizei und Zivilgesellschaft in 35 europäischen Ländern mehr als 2400 antichristliche Vergehen und Hassverbrechen registriert.

In Frankreich brennen fast täglich Kirchen und Kapellen

Mit fast 1000 solcher Hassverbrechen führt Frankreich diese traurige Rangliste an. „Wir sehen in Frankreich eine besorgniserregende Situation, denn dort gibt es zwei bis drei Angriffe auf Kirchen pro Tag“, sagte Anja Hoffmann gegenüber dem konservativ-katholischen Online-Magazin „Corrigenda“. Eine Radikalisierung der Feinde des Christentums sei unübersehbar. Der guineische Kardinal Robert Sarah hatte angesichts der Kirchenschändungen in Frankreich schon 2020 vom „Ergebnis von barbarischem Hass“ auf das Christentum gesprochen.

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Bei den Unruhen im Sommer 2023 – nachdem Polizisten in Marseille einen muslimischen Jugendlichen erschossen hatten – waren Kirchen häufig Zielscheibe gewaltsamer Migranten-Proteste. In mehreren Kirchen wurden dem Bericht des amerikanischen Gatestone-Instituts zufolge Türen und Fenster eingeschlagen, Anti-Jesus- und Pro-Muhammad-Graffiti an die Wände gesprüht. Mindestens zwei historische Kirchen seien abgefackelt worden: eine Kirche aus dem 16. Jahrhundert in Drosnay und die Kirche Saint-Georges De La Haye-Descartes aus dem 12. Jahrhundert.

Der umfangreiche Gatestone-Bericht über den „Dschihad gegen Kirchen in Frankreich“ zählt Dutzende von erschreckenden Beispielen für antichristliche Angriffe und Verwüstungen auf. Allein in den ersten zehn Wochen 2023 sind demnach acht Pariser Kirchen vandalisiert oder in Brand gesetzt worden. Die Behörden und Medien in Frankreich würden viele Angriffe auf Kirchen gar nicht mehr melden.

In französischen Kirchen würden „Kruzifixe, Orgeln, Altäre und andere religiöse Symbole regelmäßig zerstört oder gestohlen“, zitiert der Bericht die niederländische Journalistin Sonja Dahlmans. In der Kirche von Angers seien sieben Heiligenstatuen geköpft oder amputiert worden, in der St. Martinskirche in Choicy-le-Roi eine Marienstatue enthauptet. OIDAC berichtete jetzt unter Berufung auf das französische Observatorium für religiöses Erbe über 14 Brandanschläge auf kirchliche Gebäude allein in diesem Jahr bis Oktober.

„Muslimische Angriffe werden verschleiert“

Aber auch Geistliche sind Ziel von Angriffen. Zwei Nonnen in Nantes mussten sich dem Bericht nach 2023 ständig Anfeindungen erwehren, sie wurden geschlagen, bespuckt und beleidigt. Die Attacken in Frankreich sind nach Ansicht von Experten meist islamistisch motiviert – auch wenn dies offiziell nicht bestätigt wird. Eine von der Organisation Christianophobie.fr veröffentlichte Karte, auf der jeder Ort in Frankreich, an dem 2017/2018 eine Kirche angegriffen worden war, mit einem rotbraunen Zeichen markiert ist, sieht aus wie ein Kriegsgebiet. Praktisch ist fast ganz Frankreich rot eingefärbt. „All diese muslimischen Angriffe auf französische Kirchen werden massiv verschleiert und vertuscht“, so Raymond Ibrahim, der Autor des Gatestone-Berichts.

Konvertiten zum Christentum sind in großer Gefahr

Besonders problematisch ist die Situation von Christen, die vom Islam konvertiert sind. Das gilt für ganz Europa, für die ganze Welt, besonders untersucht worden ist das aber in Frankreich.

Ein Bericht des European Centre for Law and Justice (ECLJ) beschreibt die äußerst heikle Lage dieser Christen mit – in der Regel – Migrationshintergrund. Ihre Zahl könne nur geschätzt werden, heißt es. Sie liege zwischen 4000 und 30.000. Meist verschweigen Konvertiten in ihrem Umfeld aus Angst vor Diskriminierung ihre Glaubensentscheidung.

Allerdings versuchen Islamisten dem Report zufolge Konvertiten ausfindig zu machen und sie dann zu drangsalieren. Oft wird versucht, ihnen mit „Doxing“ in sozialen Medien zu schaden; beim „Doxing“ werden persönliche Informationen über das Privatleben, aber auch Adresse oder Arbeitsplatz verbreitet. Es gab der ECLJ zufolge auch gewalttätige Angriffe und sogar Mordversuche von Islamisten. Die Rechtfertigung dafür ist die Abkehr vom Islam; Apostasie wird nach der Scharia mit dem Tod bestraft.

Mehrheit der Christen in Großbritannien fühlt sich diskriminiert

Auch Großbritannien leidet heftig unter anti-christlichen Attacken, es gibt Medienberichten zufolge jährlich Hunderte Fälle von Diskriminierung, Schikanen und Mobbing. Die ODIHR listet hier für den Zeitraum April 2023 bis März 2024 mehr als 700 Fälle auf. Dazu zählt auch der Mordversuch an einem zum Christentum bekehrten Ex-Moslem im nordenglischen Hartlepool. Der Täter, ein Mitbewohner, habe beim Einstechen auf sein Opfer „Allahu Akbar“ gerufen.

Mehr als die Hälfte der britischen Christen klagt laut einer Umfrage der Menschenrechtsorganisation „Voice for Justice“ zufolge über Feindseligkeiten und Spott wegen ihres Glaubens. Bei den Befragten unter 35 Jahren lag der Anteil sogar bei 61 Prozent. Vor allem am Arbeitsplatz gebe es negative Stereotypen über Christen.

78 Prozent glauben, dass die Diskriminierung von Christen weniger ernst genommen werde als andere Formen der Diskriminierung. Muslime würden mit „größerer Sensibilität“ behandelt als Christen, glaubt eine überwältigende Mehrheit. Zudem werde jede Kritik am Islam oder an Muslimen mit Rassismus gleichgesetzt.

Erhebliche Probleme haben Christen auch in den britischen Schulen. Lehrer sähen sich zur Vermittlung von Inhalten gezwungen, die ihrer christlichen Überzeugung widersprächen. „Unsere Umfrage zeigt, dass Christen in Großbritannien sowohl am Arbeitsplatz als auch in der Gesellschaft zunehmend diskriminiert und ausgegrenzt werden“, betonte die Direktorin von Voice for Justice, Lynda Rose.

Auch Christen in Deutschland in der Defensive

Mit 277 antichristlicher Straftaten 2023 hat sich in Deutschland die Zahl der „Hate Crimes“ gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt, so der OIDAC-Bericht. Allerdings sind diese Taten in der offiziellen Kriminalstatistik nicht alle als Hass-Verbrechen erkennbar, weil es diese Kategorie hier nicht gibt.

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Bei der Auswertung der Daten der deutschen Landeskriminalämter zu Sachbeschädigungen 2023 kommt die OIDAC auf mehr als 2400 Fälle in und an deutschen Kirchen. Darunter befinden sich Zündeleien, Bibelbeschädigungen und satanistische Graffiti – so geschehen beispielsweise in Kirchen im rheinland-pfälzischen Steinfeld, im Schwarzwaldstädtchen Schramberg, in Isny im Allgäu und Kirchen in Sachsen. „Keiner dieser Fälle scheint in der bundesweiten Statistik auf“, betont Hoffmann.

Die Liste der geschändeten Gotteshäuser ist noch viel länger: Wer weiß schon in Deutschland, dass in den vergangenen Jahren Dutzende von Kirchen beschädigt wurden, teilweise schwer. Bei der Suche im Netz finden sich Berichte über solche Fälle in den Orten Köln, Langenhorn, Spalt, Wissen, Senden, Bremerhaven, Walldürn, Herxheim, Kassel, Carlsberg, Stockdorf, Münster und anderen mehr. Die Meldungen erschienen aber fast alle lediglich in den jeweiligen Lokalzeitungen. In Österreich wurden der OIDAC nach im vergangenen Jahr 150 antichristliche Taten verübt; neben zahlreichen Verwüstungen in Kirchen gab es aber auch 13 Fälle von Körperverletzungen und sieben gefährliche Drohungen gegen Christen.

In der EU ist niemand für antichristliche Taten zuständig

Sowohl ODIHR als auch OIDAC kritisieren, dass es in Europa keine koordinierte Zusammenarbeit für die Erfassung antichristlicher Taten und den Kampf dagegen gebe. Notwendig wäre ein EU-Koordinator für die Bekämpfung antichristlicher Hassverbrechen, so wie es das schon für die Bekämpfung von Antisemitismus und antimuslimischen Hassverbrechen gibt.

Die Zunahme von Diskriminierung und Hassverbrechen gegen Christen in Europa müsse von Regierungen und Zivilgesellschaft ernster genommen werden, forderte auch die OSZE-Sonderbeauftragte für den Kampf gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung, die Theologie-Professorin Regina Pollak (Wien).

Bei der Erklärung für die Hintergründe antichristlicher Taten halten sich die Berichte aus Warschau und Wien sichtlich zurück. Die Gründe für den Anstieg antichristlicher Hassverbrechen seien „vielfältig und komplex“, heißt es da. Verwiesen wird auf den wachsenden Einfluss “extremistischer Ideologien“, die „Polarisierung“ der Gesellschaft und die zunehmende Säkularisierung. Über die Verantwortung muslimischer Täter steht kaum etwas in den Reports.

In einem Interview der katholischen Nachrichtenagentur CNA zitiert Anja Hoffmann die Statistik der „politisch motivierten Hasskriminalität“ vom Bundeskriminalamt. Nur in 92 der insgesamt 277 in Deutschland registrierten Fälle von Kirchenvandalismus wird ein Täterhintergrund genannt: davon waren 31 Taten „politisch rechts“, 16 „religiös-ideologisch“ und 14 „politisch links“ motiviert.

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Bei den von OIDAC in Europa dokumentierten 69 Fällen, bei denen ein Täterhintergrund ermittelt werden konnte, hatten die meisten Angriffe einen radikal-islamistischen Hintergrund (21), gefolgt von antireligiösen (14), linksextremistischen (13) und sonstigen politischen Motiven (12). Letztendlich wissen weder Behörden noch Kirchen-Organisationen wirklich, welche Tätergruppen für die Masse der antichristlichen Hassverbrechen verantwortlich sind. Zuweilen brüsten sich allerdings Täter aus der linken Szene wie Antifa, LBGTQ+-Gruppen oder radikale Feministinnenin in den sozialen Netzwerken ihrer Taten.

OIDAC-Geschäftsführerin Hoffmann hatte 2023 auf die fatale Wirkung mancher kirchenfeindlichen Parolen verwiesen: So sei die Zahl von Brandanschlägen auf Kirchen in Portugal seit der viralen Verbreitung des Satzes „Die einzige Kirche, die erleuchtet, ist jene, die brennt“ ab 2020 signifikant angestiegen. Der ursprünglich von dem russischen Anarchisten Peter Kropotkin stammende Spruch war im Spanischen Bürgerkrieg populär.

Das Schweigen der Presse

Die jetzt veröffentliche Berichte internationaler Organisationen über die wachsenden Probleme von Christen in Europa fanden in den deutschen Medien kaum ein Echo. Nicht einmal der Evangelische Pressedienst (epd) berichtete. Diese Ignoranz scheint typisch für die Berichterstattung von politisch korrekten Haltungsjournalisten, die alle Themen meiden, die das Bild einer blühenden, multikulturellen Gesellschaft stören könnten.

Während die Religionsfreiheit heftig verteidigt wird, wenn es um die Ausbreitung des Islam geht, sind Verständnis und Interesse für die christlichen Kirchen begrenzt. Insbesondere wenn es um die Verteidigung von christlichen Werten und religiösen Inhalten geht oder aber wenn viele Täter einen islamischen Migrationshintergrund oder die Zugehörigkeit zu einer linksextremen Randgruppe haben.

Open Doors-Bericht findet Beachtung – für wenige Tage

Zwar erscheinen fast als jährliches Ritual Berichte in den Medien über die jeweils im Januar veröffentlichten Zahlen von „Open Doors“ über die Christen-Feindlichkeit weltweit. Obwohl sich gerade in den letzten Jahren die Lage der Christen in manchen islamischen Ländern, aber auch in Nordkorea, China oder Indien dramatisch verschlechtert hat, verschwindet das Thema nach dem Jahresbericht des überkonfessionellen Hilfswerks weitgehend aus den Blättern und den elektronischen Medien.

Christenverfolgung in Asien
„Sie trugen Schwerter und Schusswaffen bei sich, sie haben die Türen mit Kreuzen markiert“
Der mehrfache Appell des Leiters von „Open Doors“ in Deutschland, Markus Rode, an die Politik und Medien, sich stärker für die Religionsfreiheit von Millionen verfolgter Christen einzusetzen, findet kaum Resonanz. Noch weniger interessiert die heikle Lage der Kirchen in Deutschland und Europa.

Das weitgehende Verdrängen der weltweiten Not vieler Christen in den Medien wirke fast wie eine „Selbstzensur“, meinte Rode in einem CNA-Interview. „Lediglich große Anschläge auf Kirchen (…) schaffen es manchmal in die Hauptnachrichten.“ Erstaunlich sei, dass über die Verbrennung eines Korans durch zwei Iraker im Juli 2023 in Stockholm in den großen Medien prominent berichtet worden sei, „während tausende zerstörter Kirchen und über 4000 durch überwiegend muslimische Fulani ermordete Christen kaum Beachtung“ finden.

Höchstens in Gottesdiensten wird die Verfolgung von Christen in der Welt thematisiert – die wachsenden Probleme in Europa sind aber auch dort ein Tabu. Insbesondere das Schweigen der betroffenen Kirchen zum Thema der wachsenden Übergriffe, Hassparolen und Gewalt gegen christliche Einrichtungen ist mehr als irritierend.

Die Kirchen, meist ohnehin nur wegen Missbrauchs-Skandalen in den Schlagzeilen, suchen sich mit besonders modernen Themen wie Klima, Gender und Migration zu profilieren und auch damit dem rapiden Mitgliederschwund etwas entgegenzusetzen. Heikle Themen wie die rasante Ausbreitung des Islam in Deutschland und Europa oder die Zunahme anti-christlicher Hassverbrechen sind für die Fürsten und Funktionäre der Kirchen sichtlich unerwünscht.
Auch Papst Franziskus demonstriert Zurückhaltung, er kritisiert allerdings die „höfliche Verfolgung“ von Christen in westlichen Gesellschaften, eine „unsichtbare Marginalisierung“, bei der das Christliche verdrängt, Christen benachteiligt werden.

„Zunehmende Selbstzensur von Christen“

Im OIDAC-Bericht wird die wachsende Diskriminierung von Christen am Arbeitsplatz und im öffentlichen Leben in einigen europäischen Ländern thematisiert. Der oft merkbare Widerwillen gegen gläubige Christen in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft führe zu einer „zunehmenden Selbstzensur unter Christen in Europa“, heißt es.

Als Beispiele für „sanftere Diskriminierung“ gelten vor allem Christen, die einen Job oder ein Amt nicht bekommen, weil sie religiöse Sichtweisen bei den Themen Gender, Sexualkunde-Unterricht oder Abtreibung haben. Vor allem wer eine „Pro Life“-Position vertritt muss demnach mit Ablehnung, oft auch Anfeindungen rechnen.

Zwei christlichen Pro-Life-Organisationen in Schweden und den Niederlanden war deshalb gar die Bankverbindung gekündigt worden. Mit sehr heftigen Reaktionen müssen auch Studenten und Lehrkräfte an Universitäten und anderen akademischen Einrichtungen rechnen, die sich gegen Gender-Ideologie und „Pro Choice“ aussprechen.

„Pro Life“-Proteste werden gesetzlich eingeschränkt

Eine 2023 veröffentlichte Studie an vier britischen Universitäten hat gezeigt, dass christliche Studenten zu den Gruppen gehören, die am häufigsten über Anfeindungen und Diskriminierung in säkularen akademischen Umgebungen berichten. Inzwischen geht in mehreren europäischen Ländern die Justiz auf Christen los, die in der Nähe von Abtreibungskliniken friedlich protestieren oder sogar nur beten.

Jahresberichte von OSZE und OIDAC Europe
Diskriminierung, Selbstzensur, Gewalt: Christen als Zielscheibe
Oft drohen Gefängnisstrafen, wenn abtreibungswillige Frauen sich belästigt, beleidigt, eingeschüchtert oder bedroht fühlen. In Spanien ist die Verweigerung eines Schwangerschaftsabbruchs durch medizinisches Personal aus Gewissensgründen deutlich eingeschränkt.

Rode von Open Doors erklärt den Rückzug des Christlichen in Europa vor allem mit der wachsenden Säkularisierung. Das humanistische Menschenbild, das der Bibel widerspreche, gewinne an Bedeutung – zu Lasten der christlichen Botschaft. Die Aussage von Jesus in Johannes 16,6: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater (Gott) als durch mich“, werde von Humanisten, Muslimen, eigentlich allen anderen „als Affront empfunden“.

Wer seinen christlichen Glauben öffentlich bekenne, „wird in der Gesellschaft und im Berufsleben immer stärker an den Rand gedrängt und diskriminiert“. Rode sieht für Christen in Deutschland und Europa „schwierigere Zeiten zunehmender Diskriminierung“.

Politiker schauen bei Christenverfolgung und Christenhass weg

In Europa gibt es nur wenige Politiker, die sich angesichts der weltweiten Verfolgung von Christen engagieren. Zu ihnen zählt der in der EU verfemte Ministerpräsident Victor Orbán. 2019 veranstaltete Ungarn zu dem Thema sogar eine internationale Konferenz.

„Wir haben 245 Millionen Gründe, uns hier zu versammeln: So viele Menschen werden wegen ihres christlichen Glaubens täglich verfolgt“, sagte damals der ungarische Staatssekretär Tristan Azbej. Die Verfolgung von Christen sei „die am meisten vernachlässigte menschenrechtliche und zivilisatorische Krise unserer Zeit“. Heute sind es etwa 100 Millionen Christen mehr als damals, die wegen ihres Glauben Diskriminierung und Gewalt fürchten – dennoch wühlt das in Europa nur wenige auf.

Orbán: Europa braucht seine christliche Identität

Europa schweige angesichts des Leids von Hunderten Millionen Christen in aller Welt, kritisierte Orbán auf der Konferenz. Dabei werde mit der Verfolgung von Christen „unsere Kultur durch Stigmatisierung, Demütigung und Verfolgung angegriffen“.

Die Lage der Christen in Afrika und in Nahost könne nicht unabhängig von der Situation in Europa gesehen werden. Orban warnte wie so oft vor der „Invasion muslimischer Einwanderer“ in Europa. Der Kontinent könne nur dann gerettet werden, wenn er „zur Quelle seiner wahren Werte zurückkehre: seiner christlichen Identität“.
Christen sind weltweit die am meisten verfolgte Minderheit, betonte der Ministerpräsident. „Und dennoch schweigt Europa!“ Die Politik ignoriere auch die Probleme der Christen in Europa. In Europa habe die Christenverfolgung eine andere Form. Orban warnte vor den Gefahren durch die Migration von Millionen Muslimen; das Christentum sei durch „Stigmatisierung, Verächtlichmachung und politische Korrektheit“ bedroht.

AfD-Vorstoß für „Tag gegen die Christenverfolgung“ scheiterte

In Deutschland lassen sich derlei prominente kaum Stimmen finden, die sich intensiv mit der Verfolgung von Christen und dem Hass auf Christen beschäftigen. Bei der Christenverfolgung schauen alle desinteressiert weg, „auch weil das Thema Multi-Kulti-Träume stört“, hatte der fränkische CSU-Landespolitiker Jürgen Henkel einmal betont.

Die AfD war vor einem Jahr im Menschenrechtsausschuss des Bundestages mit ihrer Forderung nach einem „Internationalen Tag gegen die Christenverfolgung“ gescheitert. Die Abgeordneten von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, CDU/CSU sowie Die Linke votierten gegen die AfD-Vorlage.

Die AfD wollte die Bundesregierung dazu drängen, die „weltweite, menschenrechtswidrige Christenverfolgung als brennendes Problem konsequent zu benennen und zu ächten“. Auf europäischer Ebene und bei den Vereinten Nationen sollte sie sich für die Einführung eines internationalen Tages der Bekämpfung der Christenfeindlichkeit einsetzen.

Wer Christen hasst, verabscheut meist auch Juden

Beim Thema Christenverfolgung in der Welt und Hass gegen das Christentum in Europa scheint die Öffentlichkeit ähnlich zu reagieren wie früher bei dem Thema des Antisemitismus der politischen Linken. Lange Zeit wollte davon niemand wissen, weil es sowas wie einen Judenhass der Linken nicht geben könne. Inzwischen gibt es an diesem Phänomen kaum noch Zweifel. Ganz sicher lässt sich die bedrohliche Lage der Juden in vielen Ländern Europas nicht mit der Situation der Christen vergleichen. Allerdings gibt es deutliche Überschneidungen der jeweiligen Tätergruppen, die sich durch den Hass auf Juden auszeichnen, und jenen, die das Christentum verabscheuen.

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Kommentare ( 7 )

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Kaltverformer
1 Monat her

Der Islam wurde nur durch technologische und damit waffentechnische Überlegenheit eingehegt, aber nie besiegt.
Der Strategiewechsel mit Hilfe der Linksgrünen, sich durch Vermehrung eine Überlegenheit in demokratischen Systemen zu sichern und sie, eher kurz als lang zu übernehmen, ist genial; man verwendet die Errungenschaften von Demokratien gegen diese selbst.

Die einzigen die diese Art von Kriegsführung tatsächlich erkannt haben und rigoros dagegen vorgehen, ist China und die reichen arabischen Staaten, die keine „Flüchtlinge“ aufnehmen, da sie nicht dasselbe Schicksal erleiden wollen, dass die den westlichen Staaten wünschen.

Axel Fachtan
1 Monat her

Die EKD selbst bereitet den Boden dafür, dass muslimische Schandtaten verheimlicht und verherrlicht werden und Kritik daran als gefährlicher rechtspopulistischer Rassismus gilt. Die tun einfach nichts mehr zur Verteidigung des eigenen. Im Nahen Osten legen die höchsten Würdenträger „aus Respekt vor dem Islam“ ihre Kreuze ab. Wer blau hustet, wird ausgegrenzt. Die ev. Lehrinstitute beschäftigen sich mit der Gefahr des christlichen Fundamentalismus. Über die Gefahren eines nichtchristlichen Fundamentalismus wird nicht berichtet. „Der christliche Fundamentalismus ist in seinen Ursprüngen ein Krisenphänomen. Gegen die als Bedrohung wahrgenommene Moderne brachten die ersten Fundamentalisten die Bibel als Bollwerk für die »Richtigkeit« ihres Glaubens in… Mehr

SPQR64
1 Monat her

Letzte Woche sind mein Mann und ich aus der Institution kath. Kirche nach reiflicher Überlegung ausgetreten. Die Kirchen sind leider kaum noch von der grünen Sekte zu unterscheiden. Sie öffnen dem Islam Tür und Tor, ignorieren den Feind und liefern Europa aus.
Unerträglich.

Talleyrand
1 Monat her

Es gibt auch im Inland einige Beispiele für eine etwas unauffälligere Art der Christenverfolgung. Ich kenne ganz aktuell zwei Beispiele, wo dieser Staat freien christlichen Gemeinden, die in guter lutherischer Tradition, also keineswegs gesellschaftsgefährdend, ihr Glaubensleben pflegen, einfach mal schnell die Gemeinnützigkeit aberkennt und damit versucht, diese Gemeinden zu vernichten. Die christliche Geschichte lehrt allerdings, dass solche Versuche in einer Stärkung des Christentums endeten. Ein Beispiel: das Dritte Reich. Also, wie man schon bei Jesaja lesen kann: …macht einen Plan und es werde nichts daraus“. Soweit der göttliche Kommentar zu derlei Bestrebungen.

fatherted
1 Monat her

Das spielt den Linken doch in die Karten….ich bin der Meinung, dass vieles von Links gedeckt wird, was im radikalen islamischen Bereich abläuft…mit der Maßgabe die christlichen Werte und natürlich ihre Symbole auf Dauer einzuschränken, abzubauen bzw. zu zerstören. Bildlich besprochen….der Antifant reibt sich die Hände wenn in seinem Stadtteil eine Kirche brennt die durch radikale Islamisten angezündet wurde…aber auch wenn der Weihnachtsmarkt zum „Jahresendfest“ wird. Übrigens….auch auf Schulhöfen wird von „christlicher Symbolik“…also das Tragen von Kreuzen als Schmuck….von Seiten der „Le(e)hranstalten“….abgeraten….ja so mancher Pädagoge ist der Meinung, dass sei „ausgrenzend“ gegenüber der „anders orientierten Schülerschaft“.

Haba Orwell
1 Monat her

> Anti-Jesus- und Pro-Muhammad-Graffiti an die Wände gesprüht

Ich hatte muslimische Kollegen in einigen Firmen – sofern wir darüber gesprochen haben, wussten sie, dass Jesus im Islam zumindest einer der Propheten ist – auch wenn nicht so prominent wie der andere. Die Sprüher scheinen die eigene Religion nicht zu kennen.

Leroy
1 Monat her

Glaubt hier auch nur einer, dass Notre Dame durch eine Zigarettenkippe entzündet wurde?