Hamed Abdel-Samad: Worum es auf den Demos gegen Juden und Israel wirklich geht

Warum halten sie Begriffe wie "Zig*unersoße" für rassistisch, aber Schei** Jud*n" für harmlos? Warum flippen sie aus wenn man Menschen mit Migrationshintergrund nach ihrer Herkunft fragt, tun aber nichts wenn Menschen wegen ihrer Herkunft beschimpft und geschlagen werden?

imago Images/Jakob Hoff

Der aus Ägypten stammende Hamed Abdel-Samad weiß, wovon er spricht, wenn er das Geschehen dieser Tage auf Deutschlands Straßen bewertet. Erst neulich sagte er im Interview: “Ich habe mich entschieden, Deutscher zu werden. Mir war bewusst, um Deutscher zu werden, muss ich mich von Teilen meiner Kultur trennen, die sich gegen die Freiheit und das Zusammenleben in Deutschland richten.“ Unter denen die in diesen Tagen gegen Israel agitieren, sind keine, die vorhaben, wie Hamed Abdel-Samad Deutsche zu werden, also Teil der Bürgergesellschaft zu werden.

Zu den Hintergründen und Zusammenhängen der Agitation gegen Israel und Juden sagt Hamed Abdel-Samad auf seiner Facebook-Seite:

„Stellen wir uns vor, ein Mob aus deutschen Jugendlichen würde nach einem Terroranschlag in Paris, London oder Berlin mehrere Moscheen in Deutschland mit Steinen und Feuer bewerfen und dabei „Schei** Musl*me“ rufen. Wie würden wir diese Jugendliche nennen? Richtig: Nazis! Was würden die Antifaschisten und Antirassisten dann tun? Sie werden Empörung schüren und werden fürchten dass die Rückkehr des kleinen Mannes mit dem lustigen Schnurrbart bevorsteht.
Warum hört man jetzt von ihnen aber nichts? Warum halten sie Begriffe wie „Zig*unersoße“ für rassistisch, aber Schei** Jud*n“ für harmlos? Warum flippen sie aus wenn man Menschen mit Migrationshintergrund nach ihrer Herkunft fragt, tun aber nichts wenn Menschen wegen ihrer Herkunft beschimpft und geschlagen werden?

A. Weil es ihnen nicht um die Menschen geht, sondern um die Ideologie!
B. Weil in ihrer Rassismus-Industrie Minderheiten nur Opfer sein können, und nur der weiße Mann Nazi und Rassist sein kann.
C. Weil ihr Antirassismus tief mit dem Antiamerikanismus und Antikapitalismus verflochten ist, deshalb sympathisieren manche von ihnen sogar mit der Hamas.

Es handelt sich hier nicht nur um Doppelstandards beim Behandeln des Thema Rassismus, sondern das ist Rassismus per Definition. Denn der weiße Mann wird pauschal als ein Mensch betrachtet, der mit der Erbsünde des Rassismus geboren sei, während alle anderen Ethnien und Kulturen von diesem Vorwurf freigesprochen werden. Auch das ist Rassismus gegenüber Minderheiten, die nur als Objekte des weißen Mannes betrachtet werden und keine Selbstverantwortung tagen müssen. Es ist Rassismus der gesenkten Erwartungshaltung, wenn man von deutschen Jugendlichen etwas anders verlangt als von muslim*schen Jugendlichen.

Und hier müssen sich Antirassisten und Linksidentitäre die Frage stellen, ob ihrer auf Empörung ausgerichtete Kampf gegen Diskriminierung tatsächlich den Rassismus in der Gesellschaft bekämpft oder neue Rassismen hervorbringt und alte Rassismen in Schutz nimmt? Hat das Ausspielen einer Identität gegen die andere die Gesellschaft befriedet oder die ohne hin vorhandene Spaltung noch mehr vertieft? Haben Cancel Culture, das Gendern und die Sprachpolizei ein einziges Problem dieser Gesellschaft gelöst, oder eher die Debattenkultur und das Zusammenleben geschadet? Hat die Verniedlichung von Minderheiten einen Beitrag zu deren Integration geleistet oder hat dazu geführt, dass nun die größte rechtsextreme Organisation in Deutschland eine tür*kische ist und dass jeder Kritiker des Isla*mismus nun unter Polizeischutz leben muss?
#schlacht_der_identitäten“


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Kommentare ( 77 )

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willy
3 Jahre her

Danke, Herr Samad, dass Sie so mutig sind , dieser „Friedensreligion“ den Spiegel vorzuhalten- Dass Sie unter Polizeischutz stehen müssen, sagt schon alles aus, was in unserer „Demokratie “ in DE möglich ist…

Scherer
3 Jahre her

Sie haben ja so recht. Aber seit AM mit ihren Vasallen von 2015 bis heute mehr als 2 Millionen Wirtschaftsflüchtlingen aus den arabischen Ländern hier ein gutes Leben ermöglicht, steigen automatisch die Exzesse gegen unsere jüdische Bevölkerung. Jetzt laufen die dummen Deutschen auch noch dem grün/linken Zeitgeist hinterher und merken nicht, dass sie Deutschland und den schwer erkämpften Wohlstand dabei abschaffen. In 20 Jahren ist es egal, ob sie in Bagdad, Kairo oder Berlin leben. Betuchte Juden verschwinden Richtung Kanada. Jeder Deutsche Ü 60, der sein schwer erarbeitetes Geld mit seiner Familie noch selbst verleben will, sollte rechtzeitig auswandern.

Ernst-Moritz Arndt
3 Jahre her

“Ich habe mich entschieden, Deutscher zu werden. Mir war bewusst, um Deutscher zu werden, muss ich mich von Teilen meiner Kultur trennen, die sich gegen die Freiheit und das Zusammenleben in Deutschland richten.“
Herr Hamed Abdel-Samad, glauben Sie, es war eine weise Entscheidung?
Seit 1998 lebe ich, mit einer kurzen Unterbrechung, außerhalb Deutschlands, aber manchmal noch innerhalb der EU. Dieses semi-kommuniste Gebilde werde ich in einer Woche für immer verlassen. Die, welche Sie entrinnen wollen, kommen nach. In ein paar Jahren wird es keinen Unterschied mehr machen, ob Sie in Kairo, Bagdad oder Berlin wohnen. Ich bedaure Sie!

Rob Roy
3 Jahre her

In der „Welt“ schreib Herr Abdel-Samad, die „Politik hat nicht verstanden, dass mit Einwanderung auch Antisemitismus nach Deutschland kommt“.Dem stimme ich zu. Aber die Erkenntnis ist dann, dass unsere Entscheidungsträger sehr dumm, völlig naiv oder gleichgültig sind. Warum entscheiden sich die Bürger dennoch für solche unfähigen Volkvertreter, die sie nicht vertreten, sondern verraten und unserer Gesellschaft schaden?

Anton Mohr
3 Jahre her

Hamed Abdel Samad ist wie immer Klasse. Einstiger Moslembruder, also zu den radikalen Muslimen in Ägypten gehörend, hat er in Europa angekommen bessere Einblicke bekommen und ist einer der Ex-Muslime und progressiv-liberalen Muslime, die ich am liebsten zitiere neben Prof. Bassam Tibi und Seyran Ates.. Der Mann ist einfach Klasse, hat nicht wie die meisten Migranten seine Kultur in einer Art Blase mit sich genommen, sondern hat sich sich weiterentwickelt. Als jemand, der bei den Islamisten war, mehr als bemerkenswert. Obendrein war er im Bildungssystem erfolgreich, hat hier erfolgreich studiert. Wenn alle Migranten so wären, würde ich sagen „Migranten rein!“… Mehr

Last edited 3 Jahre her by Anton Mohr
Endstadium0815
3 Jahre her

Viele Daumen hoch! Das ist wirklich Mut und vor solchen Menschen habe ich auch Respekt.

holuschi
3 Jahre her

Es fehlt aus meiner Sicht noch D.: Die Antifaschisten und Antirassisten halten sich selbst für überlegen, sie achten die Menschen nicht, die sie so bedingungslos (und ungefragt) verteidigen. Nur Menschen die man als ebenbürtig ansieht, kann man auch – im Guten wie im Schlechten – gleich behandeln, das ist mit Muslimen und anderen Minderheiten definitiv nicht der Fall. Diese ständige positive Diskriminierung von Minderheiten ist eine Geringerachtung und damit perfide Form der Verachtung.

Conradp
3 Jahre her

Absehbarerweise werden sich diese Probleme zweifellos verschärfen, wenn es den Deutschen tatsächlich einfallen sollte, bei der Bundestagswahl im Herbst für den grünen Sozialismus zu stimmen. In den düstersten Ahnungen zeichnet sich dann ein Terror der wohlmeinenden ahnungslosen Realitätsblindheit gegen das eigene Volk ab, der nicht nur das friedliche Zusammenleben der verschiedenen Kulturen unter dem Schirm der deutschen Republik in Frage stellt, sondern nachgerade den Bürgerkrieg heraufzubeschwören geeignet ist; dies umso mehr, wenn nach dem fröhlichen Kraftwerkabschalten wegen Stromausfalls die öffentliche Ordnung zusammenbricht.

Anton Mohr
3 Jahre her
Antworten an  Conradp

Dazu der liberal-progressive Muslim Prof. Basam Tibi (syrischer Herkunft): „Wenn es nicht gelingt, den konservativen Islam in Europa zu ersetzen durch einen schariafreien Islam, kommt es zum Clash der Kulturen.

Baerbock wäre wohl wirklich der Untergang des Abendlandes. Ich bin sicher, dass die weder von Hamed Abdel Samad, noch von Prof. Tibi, noch von Seyran Ates gewählt wird.

Moses2
3 Jahre her
Antworten an  Anton Mohr

Die Bärbock hat von den genannten noch nie gehört. Geschweige denn, etwas gelesen.

Lichtenberg
3 Jahre her
Antworten an  Anton Mohr

Der Islam ist ein Rechtssystem mit religiösen Elementen und beeinflusst die gesamte Existenz des gläubigen Muslims. Wie Herr Bassam Tibi die Scharia aus diesem juristisch-religiösen Amalgam herauslösen möchte, erschließt sich mir nicht.

Conradp
3 Jahre her
Antworten an  Conradp

Sollten in Deutschland die Parallelgesellschaften tatsächlich auf breiter Front die Oberhand gewinnen und sich dadurch mindestens kurzfristig das Recht des Stärkeren durchsetzen, dann ist ein solcher Vorgang ohne bürgerkriegsähnliche Aufwallungen kaum zu denken. Ob der notorische deutsche Untertanengeist sich dann wirklich so wehrlos gibt, ist nicht von vorneherein ausgemacht.

bkkopp
3 Jahre her

Abdel-Samad ist immer gut. Leider haben die Aggressionen gegen Juden und Synagogen in Deutschland, gegen Israel und für ein Palästina vom Jordan zum Mittelmeer, hier, aber auch anderswo, ein ein besonderes Gewicht, das nicht allein mit absurder Identitätspolitik zu erklären ist. Es vermischt sich eine antisemitische Emotion von Rechtsradikalen, Linksradikalen, und jeweils deren Mitläufern, mit der allgegenwärtigen Aggression gegen Juden und Israel von moslemischen Migranten und deren hier geborenen aber nie angekommenen Nachkommen. In mehreren europäischen Ländern gibt es ähnliche Erscheinungen in unterschiedlichen Gewichtungen der beteiligten Gruppen. Wir sollten mehr darüber wissen, wie sich die Gewichtungen bei uns darstellen. In… Mehr

jorgos48
3 Jahre her
Antworten an  bkkopp

Der Begriff antisemitisch ist unangebracht, da er als Rassistischer Begriff in der Nazizeit benutzt wurde. Die nach Westeuropa und Deutschland eingewanderten Muslime sind allenfalls Antijüdisch, Antiisraelisch oder Antizionistisch.

bkkopp
3 Jahre her
Antworten an  jorgos48

Einverstanden !

Anton Mohr
3 Jahre her
Antworten an  jorgos48

„Christen und Juden sind Affen und Schweine“, so der Koran. Sure Auch Sure 7, 166 – 168 nennt Juden Affen: Als Affen und Schweine werden sie auch in Sure 5, 59 bezeichnet.

fatherted
3 Jahre her

Treffende Analyse….die leider wieder mal ungehört bleiben wird. Mit viel Glück wird der Mann mal in eine Talkshow eingeladen…aber wahrscheinlich in keiner in ARD oder ZDF…sondern in den Dritten Programmen oder auf ntv oder welt. Auf jeden Fall eine Idee für die Tichy Talk Runde….vielleicht gewinnen Sie Herrn Abdel-Samad für ihre Talk-Runde Herr Tichy.