Baerbock und ein anderer Grünen-Politiker dilettieren über die Bundeswehr

Die Kanzlerkandidatin offenbart befremdliche Vorstellungen von der Aufgabe der afghanischen Ortskräfte der Bundeswehr. Und ein grüner Europa-Abgeordneter, wie seine gesamte Partei nicht gerade als Militär-Freund bekannt, wünscht sich nun deutsche Soldaten, die "robust" in Kabul vorgehen.

IMAGO / Oryk HAIST
Annalena Baerbock bei einem Wahlkampfauftritt in Dachau am 17. August 2021

1998 hatte Jürgen Trittin noch einen handfesten Skandal ausgelöst, als er auf einer Kundgebung gegen das öffentliche Gelöbnis der Bundeswehr am 10. Juni in Berlin auftrat und behauptet, dass die Bundeswehr sich selbst in die Tradition der Wehrmacht stelle. Besondere Kritik löste damals aus, dass Jürgen Trittin den Rufen: „Soldaten sind Mörder“ nicht entgegengetreten war. Ob er sie gebilligt hatte, weiß man nicht, den Mut, den Schreihälsen zu entgegnen: „Soldaten sind keine Mörder“, fand er jedenfalls nicht.

Doch Jürgen Trittin hatte wenigstens noch sechs von fünfzehn Monaten seines Grundwehrdienstes bei der Bundeswehr geleistet. Nicht einmal das kann man von seinem jungen Parteifreund, dem Europa-Abgeordneten Erik Marquardt sagen. Im Gegensatz zu Marquardt kann Jürgen Trittin auch einen Studienabschluss vorweisen. Dafür war Marquardt von 2015 bis 2019 Vorstandsmitglied des Bundes demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi), jedoch ohne Wissenschaftler zu sein. Ein Funktionär eben. Das muss heute reichen, um sich für Bildungs- und Wissenschaftspolitik zuständig zu fühlen. Schaut man auf Annalena Baerbock oder auf Marquardt, könnte man den Eindruck bekommen, dass Grüne sich genau dort zuständig fühlen, wo ihnen jede Erfahrung fehlt.

Das hindert Erik Marquardt nicht, in Tweets der Bundeswehr die Empfehlung zu geben, der Flughafen in Kabul müsse „schnell wieder organisiert und robust abgesichert werden„, weil das „die einzige verbleibende Chance zur Evakuierung“ sei. Erik Marquardt fühlt sich bekanntlich auch für Migration zuständig.

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Deutlich wird indessen, dass die Grünen das Desaster von Afghanistan kalt dafür benutzen, um die von ihnen gewünschte, grenzenlose Migration zu ermöglichen, denn für die Grünen hat sich Deutschland noch nicht „drastisch“ genug verändert. Die Grünen kreiden dem Kanzlerkandidaten der CDU an, dass er in dieser komplizierten Situation mit Augenmaß argumentiert und bisher den einzigen realistischen Plan vorgelegt hat, über den man durchaus streiten kann. Laschet wird vom WDR falsch zitiert. Obwohl der öffentlich-rechtliche Sender sich für die Verdrehung von Laschets Aussagen entschuldigt, lässt er seinen Tweet mit dem Fehler dennoch stehen. Ist der WDR für die Grünen im Wahlkampf? Wenn ja, weshalb müssen Bürger, die die Grünen nicht wählen, weiter für das Wahlkampfengagement des Senders Gebühren zahlen?

Die Grünen und die ihnen gewogenen Medien werfen Armin Laschet indes vor, verhindern zu wollen, dass sich 2015 wiederholt. Klar, der Grünen Plan von der Abschaffung Deutschlands sieht migrationspolitisch ein gesteigertes, never ending 2015 vor.

Wer so wie die Grünen agiert, gefährdet leichtfertig die Möglichkeit und die Akzeptanz der Evakuierung derjenigen, die unbedingt gerettet werden müssen, bei denen Deutschland in der Pflicht steh. Denn wer so spricht, sieht den Fall Kabuls offenbar nicht als Katastrophe, sondern als Chance, der Masseneinwanderung in die deutschen Sozialsysteme eine neue Konjunktur zu bescheren. Aber wer diesen politischen Missbrauch aus ideologischen Gründen betreibt, der betreibt ihn auf dem Rücken der gefährdeten Frauen, der Ortskräfte, der Helfer, der Engagierten.

Wikipedia informiert über Erik Marquardt: „Nach seinem Abitur in Berlin-Friedrichshagen studierte Marquardt von 2008 bis 2013 Chemie an der Technischen Universität Berlin, ohne einen Abschluss zu erreichen. Derzeit studiert Marquardt nebenberuflich Politik, Verwaltung und Soziologie an der Fernuniversität Hagen.

Als Fotojournalist hat Marquardt mehrfach Reisen entlang der Fluchtrouten und nach Afghanistan unternommen und seine Bilder und Erlebnisse in Vorträgen bundesweit präsentiert. Er nahm am Hilfseinsatz der Sea-Eye teil und konnte über 1.000 Menschen auf dem Mittelmeer helfen. Er wurde im Umfeld des G20-Gipfels in Hamburg 2017 von Polizisten festgenommen und kritisierte im Anschluss, dass Kritik am Polizeieinsatz zurückgewiesen wurde. Marquardt lebt in Brüssel und Berlin.“

Genauere Vorstellungen darüber, welche Rolle die Bundeswehr in Afghanistan gespielt hat und wer von ihr demzufolge gerettet werden müsste, hat jedoch die Kanzlerkandidatin seiner Partei, Annalena Baerbock. In der Sendung rtl direkt  sagte sie gestern, „dass wir die Menschen, die unsere Soldaten geschützt haben, in Sicherheit bringen“ müssen.

Die Frau, die deutsche Bundeskanzlerin werden möchte, glaubt also offenbar, dass die Ortskräfte der Bundeswehr die Soldaten der Bundeswehr geschützt haben. Wozu war die Bundeswehr eigentlich in Afghanistan? Dass deutsche Soldaten sich selbst schützen können, scheint Baerbock unvorstellbar zu sein. Als Bundeskanzlerin wäre Baerbock übrigens Oberbefehlshaberin der Bundeswehr im Verteidigungsfall.


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Kommentare ( 75 )

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Dissident
3 Jahre her

Die Grünen, wie immer Heuchler. Ich darf daran erinnern, dass es Rot-Grün im Bund war, die die Bundeswehr auf bewaffnete „out of arera“- Welttournee schickte. ZB Im Kosovo-Krieg 1999 und nach Afghanistan 2001 (Ja, diesen desaströsen Einsatz brockten Schröder-Fischer der BW ein) – strenggenommen waren dies schlicht völkerrechtswidrige Angriffskriege, da ohne Autorisierung des UN-Sicherheitsrats. Die Grünen stellen auch die letzten verbliebenen Einheiten mit Kampfkraft. zB die KSK, gern unter „rechtsextremismus“-Generalverdacht. Wenn ihr Buntheits-Imperialismus aber in Gefahr gerät, sollen es die bösen „toxischen“ Männer des KSK richten.

Deutscher
3 Jahre her
Antworten an  Dissident

„Angriffskriege“ Naja, einen Krieg konnte man das nicht nennen. Krieg ist nur, wenn man zu siegen beabsichtigt und die dazu nötigen massiven Schritte (unter der Aufbietung aller nötigen Mittel und Kräfte) unternimmt. Heißt: Invasion in einer Truppenstärke, die das gesamte Land zu besetzen imstande ist, so dass dieses anschließend erstmal von der Besatzungsmacht verwaltet werden kann. Das ist Krieg. Alles andere ist Verschwendung militärischer Resourcen. Deshalb: Wenn es die Diplomatie nicht richten und man keinen Krieg führen kann oder will, sollte man sich vollständig raushalten. Letztenendes sind es die inneren Angelegenheiten Afghanistans, so, wie der Schutz seiner Bevölkerung vor islamischen… Mehr

Last edited 3 Jahre her by Deutscher
fatherted
3 Jahre her

Frau Baerbock redet sich um Kopf und Kragen…jede verbale oder schriftliche Äußerung wird zum Desaster….leider merken ihre Fans und Wähler das nicht…oder wollen es nicht merken. Es wäre wohl taktisch klug von den Grünen, wenn sie Frau Baerbock aus dem Wahlkampf rausnehmen würden (wie wäre es mit einem Krankenschein…Grippe z.B.)…dann hätte sie noch Chancen auf 20% +….so aber reitet sie sich täglich tiefer in die eigene Unfähigkeit und Unwissenheit. Es bleibt zu hoffen….dass es der Wähler merkt.

jorgos48
3 Jahre her
Antworten an  fatherted

Frau Baerbock ist so wunderbar ehrlich. Jeder weiß was sie und ihre grünen Spießgesellen wollen. Niemand kann später sagen er/sie/es haben davon nichts gewusst. Das Gleiche trifft auf die Stasi-Roten und die Esken-Roten zu.

Riffelblech
3 Jahre her

Die wahrhaftige und augenscheinliche Dummheit ,aber die grenzenlose Besserwisserei der Grünen wird durch ebensolche Medien maximal verstärkt . Wie G. Steingart sehr gut beschreibt : Ein grüner Politiker gibt einen noch so dämlichen Satz von sich ,die Journalisten gleicher Prägung malen einen Zielkreis drum herum und schon ist dieser Unsinn im Zentrum der Berichterstattung . Die intellektuellen Anforderungen an grüne Politiker , im überigen ,praktisch an alle Politiker ,sind im unteren Drittel der Skala angesiedelt . Dazu kommt verstärkend eine verquere Ideologie hinzu und schon haben wir AB ,KGE, CR usw . Es ist ein Trauerspiel,aber noch schlimmer ist das… Mehr

Falk
3 Jahre her

„die“ haben schlicht nicht die geringste Vorstellung, was das bedeutet. Ehr ein verklärtes, gar romantisches, Bild. Nur wenn man z. B. Geschlechtertrennung „live“ erlebt hat, nicht nur mal kurz gesehen, sondern dabei war, evtl gar in einen „Fettnapf“ getreten ist… Nur dann bekommt man eine Vorstellung, was das überhaupt bedeutet. Ich bin durch Pakistan „getingelt“, nach ungefähr einem Monat, viel dann „der Groschen“. Plötzlich habe ich alles mit anderen Augen gesehen. Nett, freundlich, Gastfreundlich… Wo wir hier uns wirklich eine Scheibe abschneiden könnten. Bis man dann, auch nur ausversehen, in ein „Fettnäpfchen“ tritt. Und nicht ansatzweise mit europäischen Kulturen kompatibel.… Mehr

Der Schlaflose
3 Jahre her

So so, die Ortskräfte haben also unsere Soldaten beschützt … Um die Bundeswehr muß es wirklich schlecht bestellt sein!
Schlimmer geht ja immer bei den Grünen aber das ist mal ein wirklich kapitaler Bock.
Ich gratuliere: Schnatterchen outet sich erneut und überzeugend als Blasebalg gewaltiger Inkompetenz.

Dissident
3 Jahre her
Antworten an  Der Schlaflose

Wie sich auch dieses ominöse neue Wort „Ortskräfte“ in Windeseile durchgesetzt hat. Ich wäre da ja ganz vorsichtig, wer was für die BW in Afghanistan gemacht hat. Zumal die Taliban allen Anschein nach eine Generalamnestie erlassen haben. Sollte dies stimmen, gibt es keinen Grund zur „Flucht“.

Kassandra
3 Jahre her
Antworten an  Dissident

Wahrscheinlich sind auch irgendwelche NGOs vor Ort – 600 sollen alleine in Verbindung mit der EU und vdL zu „retten“ sein.
Wäre tatsächlich gut zu wissen, wer die sind, welche Aufträge sie ausführten und was uns das alles zudem gekostet hat.

Perlentaucher10
3 Jahre her

Jedes Wort über diese Frau ist eines zu viel.

Aboriginal
3 Jahre her

Die Bundeswehr als Fluchthelfer.

Hueckfried69
3 Jahre her

Durch Frau Baerbock ist ein Prinzip deutlich geworden, dass grüne Politikerinnen m/w/d seit jeher kennzeichnet: Das Prinzip des Nicht-Nicht-Dummdaherreden- Könnens. Lässt Sie ruhig weitermachen!

eschenbach
3 Jahre her

Ich vermute (oder sagen wir: ich hoffe), dass schon allein die Vorstellung, es könnten alsbald Hunderttausende afghanischer „Neubürger“ auf der Matte stehen, den Grünen schaden wird. Die Wähler, die w e g e n der Willkommenskultur die Grünen wählen könnten, sind hier schon längst angekommen; kein Mensch läuft deshalb noch zu denen über. Anders ist es bei Wählern, die t r o t z der grünen Migrationsromantik -vielleicht wg. klimahysterisch inspirierter Erwägungen- für die Grünen stimmen; da werden sich bei einigen schon die Nackenhaare aufrichten. Ich bin sehr gespannt auf die nächste Nicht-Forsa-Umfrage…

Lee Bert Aire
3 Jahre her
Antworten an  eschenbach

Eine weitere Chance sehe ich darin, dass durch die Vorstellung afghanischer Neubürger, Nichtwähler mobilisiert werden könnten, die in der Regel nicht Grün wählen, was viele gestiegene Wahlbeteiligungen vor 5 Jahren gezeigt haben.

Tomm
3 Jahre her

Die Einstellung der Grünen zur Flüchtlingspolitik ist ein großes Problem für Deutschland, da es zu viele gleich Denker in der Bevölkerung gibt.
Sind nicht schon 2015 genug Falschentscheidung getroffen wurden, wie soll das unser Sozialsystem stemmen, man redet eh schon Rente erst mit 70 wenn dann noch mehr kommen nix mehr Rente damit diese Flüchtlingspolitik finanziert werden kann.
Den Grünen kann man schon nachsagen sie hassen Deutschland so hat man das Gefühl, weil sie drauf hin arbeiten.

Last edited 3 Jahre her by Tomm
Hoffnungslos
3 Jahre her
Antworten an  Tomm

Die sog. Grünen sind ein Luxusprojekt. Sei mußten nie wirklich lernen, sie mußten nie wirklich arbeiten. Ihnen wurde mit viel Empathie alles durchgehen gelassen. Sie bekamen leistungslose Alimentierungen durch Steuergeld finanzierte Organisationen und Organisatiönchen. Sie kennen die Realität nicht. Sie wurden ihr ganzes bisheriges Leben gepampert. Jetzt haben wir den Salat. – Allerdings nichts geschieht ohne Grund. Man kann und konnte schon immer, Konkurrenz ohne militärischen Einsatz ausschalten. Ich fürchte nur, dass wird sich zu einem gewaltigen Eigentor des Westens auswachsen.

Perlentaucher10
3 Jahre her
Antworten an  Tomm

Sie haben offenkundig das Milliardenloch der Krankenkassen vergessen, unter dem die Kassen stöhnen. Die nächste Beitragserhöhung folgt schon jetzt in Kürze; auch ohne Afghanen.

Kassandra
3 Jahre her
Antworten an  Perlentaucher10

Kranke Afghanen wie sonstige Flüchtlinge sind in deren Heimatländern nichts wert. Erst in der EU kann mit den mitgebrachten, oftmals auch ansteckenden Krankheiten durch die Pharmaindustrie Geld zu unser aller Last fließen. Und nicht nur dort.

Hoffnungslos
3 Jahre her
Antworten an  Perlentaucher10

Wie kam es denn zu dem Milliardenloch der Krankenkassen…..