„Immer mehr Genitalverstümmlungen in Deutschland“ titelt der Tagesspiegel die Tage und beruft sich dabei auf Angaben der Hilfsorganisation „Terres des Femmes“.
„Immer mehr Genitalverstümmlungen in Deutschland“ titelt der Tagesspiegel die Tage und beruft sich dabei auf Angaben der Hilfsorganisation „Terres des Femmes“. Das zum Beitrag dazugehörige Bild von Reuters zeigt ein kleines afrikanisches Mädchen an der Hand seiner Mutter. Der Boden auf dem Bild ist sandig, die Umgebung sieht nicht nach Deutschland aus.
Alltägliches Verbrechen in Deutschland
Und so braucht es ein paar Sekunden, bis man überhaupt den Zusatz „in Deutschland“ mitliest. Ein grauer Teppichboden oder ein Turnhallenboden – das wäre der richtige Hintergrund für die täglichen Verbrechen dieser Art in Deutschland. Aber zu abstrakt, zu weit weg erscheint das Thema Genitalverstümmlung für den deutschen Fotoredakteur, als dass er irgendwie auch nur annähernd auf die Idee kommen würde, es jemals in Deutschland zu verorten. Aber es ist hier. Es ist real. Auch das hat mit der Flüchtlingskrise, der zunehmenden Migration aus afrikanischen Ländern wie Eritrea und Somalia zu tun, wo Genitalverstümmlungen besonders häufig vorkommen.
Derzeit gebe es nach Angaben von „Terres des Femmes“ in Deutschland über 48.000 betroffene Frauen und mehr als 9.300 gefährdete Mädchen. Im Vergleich zu 2014, dem Jahr vor der Krise, ein Anstieg bei den Betroffenen um 37% Prozent, bei den Gefährdeten sogar um 57%. Eine enorme Zahl.
Es ist so ziemlich das schlimmste Verbrechen, das man einer Frau antun kann. Eine schwere Menschenrechtsverletzung mit lebenslangen Auswirkungen. „Beschnittenes“, merkt eine Userin bei mir auf der Seite unter dem Artikel an, „wird und soll wachsen – Verstümmeltes bleibt und soll auch so bleiben.“ In Eritrea seien gemäß der Organisation 89% der Frauen betroffen. In Somalia sogar 98%.
Wichtig sei jetzt vor allem die Aufklärung innerhalb der afrikanischen Gemeinschaften hierzulande. Aktivistin und Musikerin Fatou Mandiang Diatta betont, dass Praktiken wie weibliche Genitalverstümmlung auch in den afrikanischen Communities hierzulande ein Tabu seien. Durch den vermehrten Zuzug aus praktizierenden Ländern, sei es umso wichtiger, in genau diese Communities zu gehen und Aufklärungsarbeit zu leisten.
Da stehen wir nun im Jahre 2016 in Deutschland und sehen uns auf einmal auch in unserer Gesellschaft mit Problemen konfrontiert, die sich für uns fernab unserer Vorstellungskraft befinden. Plötzlich kommen Fragen auf, die bis vor ein paar Monaten nicht existent waren und auf die unsere Gesellschaft aus genau diesem Grund auch keine Antworten parat hat. Wie gehen wir mit Mehrfach- und Kinderehen um? Wie mit Genitalverstümmlung? Und wie mit Hunderttausenden von jungen Männern, die gelernt haben, dass nur verschleierte, jungfräuliche Frauen „Ehre“ besitzen?
Wieder einmal fühlt man sich an die Worte der Staatsministerin Aydan Özogüz erinnert, die unser Zusammenleben, unsere Werte angesichts der zahlenmäßig starken Einwanderung aus Afrika und dem Mittleren Osten zu einer Art Verhandlungsmasse erklärt hat. Müssen wir uns also daran gewöhnen, dass wir künftig auch im Herzen Europas über Genitalverstümmlung und Polygamie sprechen müssen?
Rächt sich nun, dass man die Themen zu dem Zeitpunkt, als es sich noch „nur“ um Probleme in den jeweiligen Herkunftsländern handelte, nicht oder in den Augen einiger nur unzureichend angegangen ist? Aber können wir wirklich alle Probleme dieser Erde zu unserer Aufgabe machen und vor allem: Verdienen wir es dann jetzt nicht anders, wenn diese kulturell bedingten Probleme jetzt zu uns kommen?
Die Wahrheit ist, dass wir nicht dafür verantwortlich sind. Dass wir auf Grundlage einer humanitären Verantwortung darüber diskutieren können, inwiefern man Aufklärung in diesen Ländern unterstützt und wie viel und welche Art von Hilfe man zukommen lässt. Dass man aber nichts dergleichen hierzulande ertragen muss, weil wir nach Auffassung mancher Menschen in der Vergangenheit nicht genug getan haben. Weder können wir die Welt finanziell und schon gar nicht kulturell retten. Das eigentliche Problem lässt sich nur in geringem Maße (wenn überhaupt) von Außen lösen, wenn es überhaupt zu lösen ist.
Kultur und Religion bilden in diesem Fall eine kontinuierliche Abwärtsspirale, die nur selten von Außen durchbrochen wird. Es ist ein Fehler sondergleichen der Politik, dass sie in immer stärkerem Maße davon ausgeht, Wirtschaft planen zu können. Es ist in Bezug auf das Migrationsproblem (auch schon vor der Flüchtlingskrise) ein noch größeres Elend, dass man glaubt, man könne den Menschen ihre Kultur schon in einem für die westliche Gesellschaft verträglichen Maße, austreiben. Religion und kulturelle Praktiken dominieren sowohl in afrikanischen Ländern wie Eritrea und Somalia als auch in den islamischen Gesellschaften des Mittleren Ostens nahezu jeden Lebensbereich. Und gerade aus unseren Gesellschaften des Westens wissen wir auch, dass die Rückbesinnung auf diese kulturellen Werte und die eigene Religion größer wird, je mehr man nach Maßstäben der westlichen Leistungsgesellschaft scheitert und keinen Platz in eben dieser findet.
Kultur-Schaden statt Kultur-Gewinn
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich auch unser Rechtsstaat im Zweifelsfall machtlos gegenüber diesen Praktiken zeigt. Mädchen werden verstümmelt, Ehrenmorde begangen. Wer sich in seiner muslimischen Ehre verletzt fühlt, dem ist herzlich egal, ob die deutsche Mehrheitsgesellschaft kein Verständnis für diese Art von Ehrgefühl hat oder ob er unter dem Vorwand der verletzten Ehre eine Tat begeht, die hier nicht rechtens ist. Selbiges gilt für die afrikanische „Tradition“ der Genitalverstümmlung. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass insbesondere bei den Einwanderern hierzulande, die in der Regel eine besonders stark ausgeprägte kulturelle Identität besitzen, die sich massiv von unserer unterscheidet, Kultur, Tradition oder Religion im Zweifelsfall immer über das deutsche Recht gestellt wird. Das ist nicht nur in Deutschland so. Seit in Großbritannien Ärzte strafrechtlich verfolgt werden, wenn sie Mädchen und Frauen derart verstümmeln, werden die Kinder in das heimische Sommercamp geschickt – und kehren verstört zurück.
„Guten“ Multikulturalismus wie ihn sich Grüne und Linke vorstellen, gibt es kaum. Eine friedvolle Vermischung, in der jede Kultur spannende oder nützliche Aspekte der anderen übernimmt, gibt es wenn nur in schwacher Ausprägung. Was wir stattdessen vielfach vorfinden, sind Parallelgesellschaften, die wie der Begriff schon aussagt, größtenteils nebeneinander herleben.
Die Ersten, die das zu spüren bekommen, sind die Frauen. Denn vor lauter Aktionismus ist der Staat nicht einmal auf die Idee gekommen, vor allem sie vor diesen Praktiken und religiösen Vorstellungen zu schützen und in die Freiheit zu entlassen. Stattdessen lässt man die Menschen einfach die Strukturen ihrer Heimatländer hier wieder aufbauen. Das ist keine multikulturelle Vermischung. Das ist eine kulturelle Verdrängung. Vor allem jener Werte, die wir teuer erkämpft haben.
Wo soll dieses Selbstbewusstsein angesichts einer auf dem kulturellen Auge blinden Politik, einer schweigenden Masse, die sich mehrheitlich in auferlegter Toleranz übt, herkommen? „Links“ und im Feminismus ist es still, wenn es um solche Themen geht. Während man jeglichen westlichen Sexismus anprangert und jeden Flüchtling lobend erwähnt, der ein Portemonnaie gefunden haben soll, bleibt die Chronik bei Facebook leer, bleiben die Kommentare der Presse aus, wenn es um die Schattenseiten von „Multi-Kulti“ geht. Was bleibt, ist ein bedrückendes Schweigen.
Das ist ein Armutszeugnis. Eine Schande für eine Gesellschaft, die sich für aufgeklärt und modern hält. Eine Farce für jeden unserer Vorfahren, der für genau diese Errungenschaften alles gegeben hat und für jeden heutigen Menschenrechtaktivisten in einem Land auf der Erde, der genau gegen dieses kulturelle Unrecht ankämpft.
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