Klage gegen Gender-Sprache: „Audianer_innen“ bleiben stur

Das Landgericht Ingolstadt hatte eine „gütliche Einigung“ vorgeschlagen: Audi sollte sich verpflichten, den klagenden Mitarbeiter des VW-Mutterkonzerns künftig in herkömmlicher Sprache anzusprechen. Die Audi-Anwälte lehnten dies ab. Der Prozess geht nun in die Hauptverhandlung.

IMAGO / Michael Gstettenbauer

Erneut stehen die Verirrungen der „Gender“-Sprache vor Gericht. Zuletzt war die von einem Verlag gegen den Willen einer Autorin oktroyierte Gendersprache vom Landgericht Hamburg gekippt worden. TE hatte darüber berichtet.

Diesmal ging es um den 13-seitigen Leitfaden „Vorsprung beginnt im Kopf“ des Ingolstädter Autobauers Audi – und zwar vor dem Landgericht Ingolstadt. Dieser Leitfaden schrieb das „Gender Gap“ (Audianer_innen) sowie Artikel bzw. Pronomina wie „der_die“ oder „jede_r“ vor. Zudem sollten Partizipformen wie „Mitarbeitende“ und „Teilnehmende“ oder Relativsätze wie „Alle, die teilnehmen“ verwendet werden.

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Dagegen ging Dr. Alexander B.“ (46; Name unterschiedlich anonymisiert), Mitarbeiter bei Audis VW-Mutterkonzern, rechtlich vor. Bereits im März 2021 wollte er bei Audi eine Unterlassung erwirken. Seine Anwälte Burkhard Benecken (Marl) und Dirk Giesen (Düsseldorf) sagten damals schon: „Unser Mandant ist in verschiedenen VW-Gremien tätig, die mit Mitarbeitern der Audi AG in ständigem Kontakt und Austausch stehen. Er ist daher von diesem Gender-Unfug direkt betroffen und hat daher das erforderliche Rechtsschutzinteresse.“ Zum Beispiel ging dem Kläger verständlicherweise folgende Audi-Formulierung gegen den Strich: „Der_die BSM-Expertin ist qualifizierte_r Fachexperte_in.“ Der Kläger weiter: Er fühle sich als Mann ausgegrenzt, die Genderformulierungen würden massiv in den Schutz seiner geschlechtlichen Identität eingreifen. Auch darüber hatten wir hier auf TE berichtet.

Da die Audi AG die vom Kläger geforderte Unterlassungserklärung bis zum 18. April 2021 nicht abgegeben hatte, ging die Sache vor das Landgericht Ingolstadt. Am 14. Juni 2022 nun ein erstes Zwischenergebnis: Der Vorsitzende Richter Christoph Hellerbrand hatte eine „gütliche Einigung“ vorgeschlagen. Und zwar dergestalt, dass Audi sich verpflichte, Dr. Alexander B. künftig in herkömmlicher Sprache anzusprechen bzw. anzuschreiben. Die Audi-Anwälte lehnten dies aber als nicht praktikabel und nicht handhabbar ab. Eine gütliche Einigung war damit gescheitert. Der Prozess geht in die Hauptverhandlung, mit einem Urteil ist am 29. Juli zu rechnen (Az. 83 O 1394/21).

Man darf gespannt sein, wir von TE werden die Sache im Auge behalten. Unterstützt wird die Klage übrigens vom Verein Deutsche Sprache (VDS), der das Gendern als Ideologie ablehnt und dessen Vorsitzender Professor Walter Krämer Gastautor bei TE ist.

Der Ideologie-Trust, der dahintersteht

Das Gendern hat die Köpfe so mancher Audi-Spitzenleute besetzt. Audi-„Personalvorständin“ Sabine Maaßen ließ schon im März 2021 wissen: Gendersensible Sprache sei eine Frage des Respekts und Ausdruck einer Haltung gegen Diskriminierung und für Vielfalt. Und weiter: „Inklusion, Chancengleichheit und Gendergerechtigkeit sind uns wichtig.“ Assistiert wird Sabine Maaßen von „Diversitäts-Managerin“ Dr. Antonia Wadé: „Das Gendern kann positive Effekte haben, gerade im Employer Branding.“

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Im Übrigen versteht Antonia Wadé die Symbolik des Unterstrichs, der die männliche und die weibliche Form verbindet, so: „Männer und Frauen sind zwei Pole am Ende eines großen Spektrums. Wir reden über Tausende Möglichkeiten, nichtbinär zu sein“, also sich nicht als männlich oder weiblich zu identifizieren. Und wenn Frau Wadé so richtig in Fahrt kommt, warnt sie auch mal davor, Rückschlüsse vom Äußeren auf das Geschlecht zu ziehen: „Nur weil eine Person weibliche Attribute besitzt, muss sie sich nicht als Frau identifizieren. Was zählt, ist die eigene (wahrgenommene) geschlechtliche Identität.“ Immerhin hatte es Frau Wadè, die 2017 das „LGBTIQ* Mitarbeitendennetzwerk queer@AUDI“ gegründet hatte, zur Audi-Diversitäts-Managerin gebracht.

Bei der Entwicklung des Leitfadens arbeitete „Audi“ übrigens mit der Stiftung „Prout at Work“ zusammen; das ist eine Stiftung, die von sich schreibt, sie schaffe eine „sicht-, spür- und erlebbare Öffentlichkeit von LGBT*IQ-Themen am Arbeitsplatz“. LSTB*IQ steht für Lesbisch, Schwul, Trans, Bisexuell, Intersexuell und Queer.
Verschiedentlich schreibt die Stiftung sich hochtrabend auch „LGBT mit IQ“.

Wenn man in einem Wörterbuch nach „prout“ sucht, wird man nicht fündig – auch nicht auf der reichlich esoterisch anmutenden Website der Stiftung. Diese Seite wirkt ohnehin eher wie ein ausgewalztes „Wir haben uns alle lieb!“ PROUT selbst steht offenbar für PROgressiveUtilizationTheory. Dass das Wort „prout“ phonetisch an „Pride Month“ angeglichen ist, mag Zufall sein. Die Ideologie ist jedenfalls identisch, denn beim „LGBT Pride Month” – dieses Jahr wie schon bei der Gay-Right-Bewegung vom Juni 1969 den ganzen Juni hindurch – soll der Stolz der LSTB*IQ-Menschen auf ihre sexuelle Identität zum Ausdruck gebracht werden.

Dr. Antonia Wadé von Audi firmiert in der Stiftung übrigens als „Beirät_in“. Vernetzt ist die Stiftung unter anderem mit BASF, BAYER, BMW, Bertelsmann, Deutsche Bahn, Deutsche Bank und so weiter und so fort. So verbreitet sich eine Minderheiten-Ideologie und wird zum vermeintlichen Mainstream.


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Kommentare ( 32 )

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Bad Sponzer
2 Jahre her

Was ein Wahnsinn! Habe Aktien einiger oben genannter Firmen. Werde sie anschreiben und sollten die sich mit diesem hirnlosen Mist identifizieren, werde ich alles verkaufen und Beschwerde einlegen. Mit solchen Idioten will ich nichts zu tun haben.

TR
2 Jahre her

Ich habe die Rundschreiben vom VDS/Prof Krämer abonniert. Sollte jeder dem die deutsche Sprache irgendwie wichtig ist. Es ist tragisch, nicht witzig, wie unsere Sprache durch abgehobene Pseudoeliten immer weiter verhunzt wird, obwohl sich die große Mehrheit der Deutschen dies ablehnt. Meine einzige Möglichkeit eines aktiven Widerstandes kopiere ich vom VDS: Ich rühre keine Produkte von Firmen an die in irgendeiner Form Gendern, keine gendernden Zeitschriften, kein gendernder ÖR, gendernde E-Mail wird nicht beantwortet. Konsequent gegen Wokismus, wo immer möglich. Das Management von Audi muss wahnsinnig geworden sein, das wirkt sich auch auf deren Produkte aus. Von Wahnsinnigen kaufe ich… Mehr

Last edited 2 Jahre her by TR
Dissident
2 Jahre her

Natürlich bleibt die Tschenderei. Und die ist, muss man sich leider eingestehen, schon „durch“. An den Unis wird schon seit Jahren (wenn nicht Jahrzehnten) getschendert, seit einigen Jahren auch in den Medien, Behörden, PArteien und Verbänden, und nun eben auch bei den DAX-Konzernen. Denn die behauptete „geschlechtersensible“ Sprache ist schließlich ein weiterer Asuweis der (zumindest in Selbstsicht) „Fortschrittlichkeit“. Dass es die Sprache verstümmelt, ist doch den Protagonisten einerlei. Da geht es um eine Machtdemonstration.

hoho
2 Jahre her

Ich denke diese Idioten (oder wie sollte man sie dann nennen?) konnte man zum Stillstand bringen indem man kein Schreiben von Audi intern und extern akzeptiert, das nicht ordnungsgemäß gegendert wurde. Wenn die Regeln widersprüchlich genug sind, konnte man das Spiel sehr lange spielen, bis sie aufgeben. Was mich aber sehr interessiert ist, wieso der Richter so vorsichtig an die Sache angeht? Ich meine wie sollte er wissen, dass es hier nicht um Grundsatz geht und warum das Urteil im Prinzip nicht für alle gelten sollte? Hat er Angst? Hat sich schon der Staatsanwalt gemeldet? Ich meine die Richter sind… Mehr

Heinrich Wolter
2 Jahre her

Das geht überhaupt nicht. Nur woke politisch korrekte dürfen selbst bestimmen, wie sie angeredet werden wollen. Wurde nicht in Berlin einer verdonnert, eine Person nicht mehr mit Herr oder männlichem Vornamen anzureden (bei Bußgeld von 1000€ (oder mehr)?

Tralla
2 Jahre her

Ich werde bei allen Firmen, die das Gendern auf die Spitze treiben, keine Produkte kaufen, also auch keinen Audi und keinen VW. Auch habe ich den Vorschlag von Peter Hahne umgesetzt, keine Spenden mehr an Organisationen zu geben, die einen gendermaessig anschreiben. Das sollten wir alle machen!

irrlichternderStruwwelchristian
2 Jahre her

Auch die Produkte der Auditier;enden, die offenbar als (non-binäre) Automobile gelesen werden, können mir künftig gestohlen bleiben.
Das Semikolon symbolisiert übrigens alle diejenigen, die schon mal eine Darm-OP hatten, denn die wären sonst „in der Sprache verborgen“ (Copyright: der unvergleichliche Bernd Zeller).

Evelyn Beatrice Hall
2 Jahre her

Herr/Herrlein/Frau/Fräulein/Divers Wadé ist schon was ganz Besonderes! Nicht jede_r*(s) kann mit einem accent aigu aufwarten. Da kann Herr Krãúş nicht mithalten. Das müssen wir ehrlich zugeben.

Last edited 2 Jahre her by Evelyn Beatrice Hall
FZW
2 Jahre her

„Gendern“ ist, wenn dem Sachsen sein Boot umkippt 😉

ersieesmussweg
2 Jahre her

Es ist doch ein positives Zeichen, wenn sich ein Automibilhersteller einen solchen Unfug noch leisten kann