Paris – das ist ganz nah. Gelbwesten zeigen sich auch hierzulande, zum Beispiel, wenn es um die Mobilität geht. Was heute in Frankreichs Hauptstadt passiert, kann morgen in Berlin seine Fortsetzung finden. In Stuttgart zeigt sich bereits, das auch in deutschen Autos durchaus gelbe Westen zu finden sind.
Die Champs Elysées haben sich die Demonstranten ganz gezielt ausgesucht. Die Bilder brennender Häuser, von Rauchschwaden und einem Hagel von Pflastersteinen vor dem Arc de Triomphe: diese Bilder schmerzen einem französischen Patrioten sehr. Sich dem Ehrenmal für den unbekannten Soldaten im Arc de Triomphe auch nur unangemessen zu nähern: ein Sakrileg bis vor kurzem. – Vorbei, alles vorbei. Die Weihestätte war im Dezember bereits Ziel von Angriffen und musste auch jetzt massiv geschützt werden. Die Wut vieler Franzosen über den mangelnden Willen zur Veränderung und die ökonomische Misere ist so groß, dass sie die Symbole der Grande Nation – den Glanz der Prachtstraße ebenso wie das benachbarte Kriegerdenkmal – ganz gezielt zu schänden versuchen.
Die Preise für Treibstoff waren der Ausgangspunkt für die Gewaltausbrüche in Frankreich – also die Angst um die eigene Mobilität und den sozialen Status. Die ökonomische Lage im Lande ist unerfreulich, die ländlichen Gebiete bleiben massiv hinter dem Fortschritt in den Städten zurück und Macron zeigt sich nach anfänglich volkstümlicher Attitude längst als Angehöriger der École-nationale-Kaste, die seit Jahrzehnten in Frankreich die Macht innehat.
Konkreter Anlass für die Gewaltorgie vom 16. März war das Ende einer zweimonatigen Serie von „Bürgerdialogen“, die Emmanuel Macron durchgeführt hatte und die aus Sicht der „Gelbwesten“ nur leere Worte brachte, nur ein Wahlkampftrick waren. In einem Online-Aufruf war der vergangene Samstag zu einem „Ultimatum“ ausgerufen worden. Zugleich wird nun klar, warum die Gelbwesten-Bewegung in den letzten Wochen scheinbar an Schwung verloren hatte – eine beträchtliche Zahl von Protestwilligen hatte dem Präsidenten offenbar die Chance geben wollen, die Bürgerdialoge erfolgreich zu gestalten. Die erste Quittung dafür, dass dies nicht gelang, erlebten am vergangenen Samstag die Bürger von Paris.
Wenn es dann erst losgegangen ist mit der Eskalation, die sich aus der augenscheinlichen Erfolglosigkeit einer Protestbewegung ergibt, machen die Demonstranten dann recht schnell eine unangenehme Bekanntschaft. Verstärkung ist ja prinzipiell willkommen, und spät erst wird erkennbar, wenn eine Spezies reisender Söldner in Sachen Gewalt tätig wird: wenn die ersten Häuser brennen. Auffällig ist dabei, dass es sich um linke und linksextreme Gewalt handelt, um die aus dem tatsächlichen oder vorgeschobenen Geist des Sozialismius handelt. Auch in Paris wurden gezielt Lokale, Geschäfte und Örtlichkeiten verwüstet, von denen man wusste oder vermutete, das sie vom „Establishment“ bevorzugt aufgesucht werden. Es geht hier um einen Kampf gegen „das Kapital“. Unklar blieb auch in Paris, einen wie großen Anteil die sozialistischen Söldner hatten.
Frankreich ist keine Insel
Um die wirkliche Stärke der Gelbwesten etwas genauer einordnen, lohnt ein Blick über die Grenzen Frankreichs hinaus. In Spanien zum Beispiel fand zeitgleich mit den gewalttätigen Protesten des Samstags eine gewaltige Demonstration von Katalanen für die Unabhängigkeit ihres Landes statt, und das mitten in Madrid – wie in Frankreich versucht hier eine große Gruppe in der Bevölkerung, mit einem ihr wichtigen Anliegen Gehör bei den Regierenden zu finden: die Katalanen. Auch in Deutschland, beim östlichen Nachbarn der Franzosen, rumort es. Was hierzulande befürchtet wird, ist in Frankreich bereits harte Realität. Und so versorgen sich die Leute, die für alle Lagen gerüstet sein wollen, mit Gelben Westen – auch hierzulande.
Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Wie in Frankreich fühlen hierzulande Millionen, dass an ihnen vorbeiregiert wird: in der Migrationsfrage, beim Diesel, bei der Energiewende, bei der Not im Alter, beim Wohnen. Es darf vermutet werden, dass zwischen Flensburg und Friedrichshafen vor allem deswegen bislang keine Gewalt ausbrach, weil die wirtschaftliche Lage für die Meisten außergewöhnlich gut ist. Was wiederum den Schluss zulässt, dass auch in Deutschland die Gelbwesten zwischen Brandenburger Tor und Neuer Wache gesichtet werden könnten – etwa, weil die Autoindustrie aufgrund des medialen und juristischen Trommelfeuers aus dem In- und Ausland und dessen Folgen in die Knie geht. Und massenhaft Jobs verloren gehen.
Die Gelbwesten-Bewegung in Frankreich wie in Deutschland gründet sich auf echte Sorgen, nicht auf Gewalt. Dafür spricht auch, dass sie in Stuttgart ihren ersten regelmäßigen deutschen Auftritt hat, Woche für Woche. Denn im Stuttgarter Rathaus wurde aus dem berechtigten Anliegen der Luftreinheit ein kommunaler Bürgerkrieg gegen große Teile der Bürgerschaft. Stuttgart zeichnet sich nicht nur seine besondere Lage in einem Talkessel aus, sondern auch durch ein starke und höchst innovative Firmenstruktur der Autoindustrie. Hier wird exemplarisch deutlich, wie stark Deutschland vom Autobau und der Mobilität abhängt. Wo viele Bürger also Angst um ihre sozialen Errungenschaften – ja, um ihre wirtschaftliche Existenz – haben, wenn es einen innenpolitischen Krieg gegen das Auto gibt, der von einer bestimmten politischen Richtung aus geführt wird. Womit sich der Kreis hinüber nach Frankreich schließt. Von Stuttgart aus ist man in wenigen Autostunden in Paris. Umgekehrt geht’s genauso schnell.
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„Wo viele Bürger also Angst um ihre sozialen Errungenschaften – ja, um ihre wirtschaftliche Existenz – haben, wenn es einen innenpolitischen Krieg gegen das Auto gibt, der von einer bestimmten politischen Richtung aus geführt wird. “ Frage: Warum wird die bestimmte politische Richtung nicht beim Namen genannt? Die Wut vieler Franzosen über den mangelnden Willen zur Veränderung….Womit sich der Kreis hinüber nach Frankreich schließt… Wir müssen nicht nach Frankreich zeigen, die Verhältnisse in Deutschland sind auch ohne Frankreich schlimm genug. Viele Bürger in Deutschland haben Angst um ihre sozialen Errungenschaften – ja, um ihre wirtschaftliche Existenz. Wie in Frankreich fühlen… Mehr
Sie dürfen nicht glauben, die Oettinger/Mappus CDU wäre besser gewesen. Die hatten ihre Schwerpunkte woanders, aber von Demokratie hielten die zuletzt so wenig wie die Grünen. Da war nur noch Filz und Überheblichkeit, also ähnlich wie heute. Ich bin kein Grüner, aber gewundert hat mich 2011 nichts mehr, da schlug einfach ein Pendel aus. Ja, die Proteste müssen überall nachdrücklicher werden, und zwar gegen Blödsinn aller Art. Vor allem, wir brauchen eine neue politische Kultur, am besten jenseits von Parteien- und Lagerdenken. Vor allem die Konservativen haben keine Streitkultur und bekommen bereits beim Gedanken an Proteste Magengeschwüre. Die Stuttgarter haben… Mehr
Für Deutschland ist es bereits zu spät, die ersten Massenentlassungen stehen vor der Tür. Weitere werden folgen, wenn die Hersteller feststellen, dass sich E-Autos nur im Nischenmarkt verkaufen… und ihre Kunden sind zu ausländischen Produkten umgeschwenkt. Bitte weiter Grün wählen… CDU/SPD…, damit endlich nach einem Zusammenbruch etwas Neues entstehen kann.
Keine Sorge, das machen die Wähler schon. Kleines Geheimnis. Keine der politschen Parteien hat begriffen, wie tief die Umkehr sein muß, auch die AfD nicht. Dieses Land ist auf eitel Sand gebaut, nicht auf Felsen. Fastenzeit: Asche zu Asche, Staub zu Staub!
DA FEHLT ABER NOCH ETWAS! Gelbe Westen im Auto allein machen es ja noch nicht. Man muss auch den Mut, die Leidenschaft und das Temperament haben, damit auf die Straße zu gehen. Dem trägen, obrigkeitshörigen Michel fehlen diese zuerst genannten Eigenschaften, und zwar umso mehr, je weiter man nach Norden kommt. Die kühleren Temperaturen dort lassen wohl die Gehirnströme langsamer fließen. Demonstrieren finden die da oben unhanseatisch, hat es doch etwas mit Bewegung zu tun. Als „Saarfranzose“ stehe ich irgendwo dazwischen: ich bin nicht der Meinung, dass man alle 2 Wochen streiken muss, habe aber doch so viel Temperament (und… Mehr
Ich bin auch eine Stuttgarter Gelbweste. Im Vergleich zu Frankreich ist diese Gruppe aber handzahm. Und je näher der Fahrverbotstermin 1.April rückt, desto kleiner wird zumindest nach meiner Einschätzung die Gruppe. Obwohl die Redebeiträge immer mutiger werden. Ich verstehe das nicht. Es liegt vielleicht auch daran, dass die Gewerkschaften aus dem Bild verschwunden sind. Gestern wurden endlich erstmalig Ross und Reiter, nämlich die Grünen dezidiert angeprangert ohne sofort von der Demonstrationsleitung wieder relativiert zu werden. Die Sache beginnt somit Potential zu entwickeln. Die Chaoten und Randalierer sollen aber bleiben wo der Pfeffer wächst.
Lieber Hummel, auch Sie können die Realitäten der Macht und der Politik nicht außerkraft setzen. Meine Fragen an Sie: Welche relevanten politischen Akteure haben Sie hinter sich, auf Ihrer Seite? Die AfD, bei der das sicher zutrifft, ist für Sie ebenso ein Feindbild wie die Grünen – fast alle, die bei Ihnen mitlaufen, haben bisher CDU, SPD, FDP oder gar die Grünen gewählt, und das seit sie wählen dürfen, ganz sicher auch 2007, als die aberwitzige Euro 6 Norm durchgesetzt und vom Bundestag durchgewunken wurde. Linksgrüne Gewerkschaftsfunktionäre, für die längst Gendern im Betrieb wichtiger ist als der Verbleib der Dieseltechnologie… Mehr
Herr Hellerberger, ich muss hier zunächst mal sortieren. Zuerst, wenn ich schreibe, ich wäre eine Gelbweste, dann heißt das nicht, dass ich mit allen Redebeiträgen dort 1:1 übereinstimme. Bitte vermengen Sie also nicht mich und „die Gelbwesten“ zu einer fiktiven Person. Gelbweste sein heißt nicht, eine Ideologie zu vertreten, sondern gegen konkrete Misstände zu protestieren. Das ist kein Verein, keine Politsekte oder Ähnliches. Da kann jeder mitlaufen, der gegen Dieselfahrverbote ist. Dort geht es nicht um das Hegel´sche Wahre und Ganze. Das muss man Konservativen wie Linken leider immer wieder erklären. Ich weiß nicht, woher Sie wissen, dass die meisten,… Mehr
Danke für Ihre Antwort. Haben Sie Erfolg, es wäre nicht nur für Sie zu wünschen
Danke schön. Dabei fahr ich nicht mal Diesel 🙂
Der mögliche Erfolg wird wohl auch von den Wahlen im Mai abhängen. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen.
… gehöre auch zu den Stuttgarter Gelbwesten. Ich komme sogar samstags von außerhalb mit der S-Bahn zu den Demos, weil ich mit meinem E4 Diesel nicht mehr nach Schtueget nei darf. Sympathisch finde ich, dass keine parteipolitischen Strippenzieher im Hintergrund tätig sind. Die Redebeiträge wirken manchmal unsortiert und emotional, aber so klingt es nun mal, wenn Volkszorn sich artikuliert. Es sind nach meinem Eindruck überwiegend sog. kleine Leute, die teilnehmen. Menschen, die empört sind, sich ungerecht behandelt, ausgesperrt und enteignet fühlen. Ich rechne nicht damit, dass die Demos in irgendeine Art politischer Organisation münden. Aber die Ausdauer der Demos, die… Mehr
Ausgerechnet in Stuttgart will man keinen Hegel – verkehrte Welt!
Deshalb ging Hegel ja auch nach Berlin. Erst da wurde er was 🙂
Schon Heine wusste, dass nur ein Zehntel dessen, was sich die Deutschen gefallen lassen, in Frankreich für zehn Revolutionen gereicht hätte. Nein, hier wird rein gar nichts passieren, was die Obrigkeit nicht befiehlt. Die Lust am eigenen Untergang hat man hierzulande ja schon des Öfteren bewiesen, dabei war es immer so, dass je näher man diesem kommt und je aussichtsloser die Lage wird, desto fanatischer und verblendeter die Deutschen wurden und werden. Die Schulschwänzerdemos in Gretas Namen sind ein Beispiel dafür, Kinder und Jugendliche werden wieder im Namen einer falschen politischen Ideologie missbraucht und indoktriniert, wie in längst vergangen geglaubten… Mehr
Wir müssen uns aber die Frage stellen, ob wir alle jahrelang geschlafen haben.
Man konnte seit langem sehen oder ahnen, wohin die Reise führt.
Aber wir haben unseren Politikern blind geglaubt und vertraut. Wir wählen sogar solche Parteien, die für die kommende Arbeitslosigkeit zuständig ist. Es geht ja um mehr als um Arbeit. Wir müssen die Welt retten.
Auch dann noch vertrauen wir den Falschen, obwohl jeder spürt, dass unser Land zugrunde gewirtschaftet wird.
Hätten wir nur ein wenig Kampfgeist von den Franzosen!
Vive la France!
gehen orangefarbene auch?
Die müssen Sie sich beim Staatsministerium genehmigen lassen 🙂
Indirekt wird meine Vermutung bestätigt: Daß es sich bei den Gewalttätern in Hamburg, in Paris und auch sonstwo eher nicht um politisch motivierte Linke handelt, sondern um staatlich alimentierte Krawallbrüder, die unter dem „linken Banner Antifa“ unterwegs sind, tatsächlich aber nur ihre Aggressionen ausleben. Da komme ich mir schon fast selbst pervers vor, wenn ich den Protestlern in Stuttgart tatkräftige Unterstützung seitens dieser mobilen Gewaltfuzzies wünsche. Nur so wird man deren Anliegen zur gebührenden Kenntnis nehmen. Mag der Stuttgarter OB schon mal in Deckung gehen. Ach ja Jungs, müssen es denn immer Luxusgeschäfte sein? Wie wär’s zur Abwechslung mal mit… Mehr
„Fridays for future“ werden in Deutschland doch auch deshalb so gehypt damit niemand auf die Idee kommt einer Bewegung wie den Gelbwesten beizutreten und echte Forderungen zu stellen. Vielleicht gibt es ja nächstens jeden Freitag eine Gedenkminute für das Klima!
Das Problem ist, dass die Deutschen ihren Arsch nicht hoch bekommen. Selbst wenn Deutschlandweit 2 Millionen Leute auf die Straße gehen sollten (was einem Wunder gleichkommt), würde sich nichts ändern. Die Strukturen sitzen zu tief (…), Der Filz ist zu stark für Veränderung.
Nichts würde sich ändern, wenn Frau Merkel zurückträte. 1945 ff. brauchte es Frankreich, GB und die USA, um in Westdeutschland den Filz zu lösen. Und danach saßen immer noch genug ehemalige Nazis in ihren Posten.
….und heute die Kater der STASI in allen relevanten Possitionen !