Freiheit ist bekanntlich immer die Freiheit des Andersdenkenden

Die meisten in der Union meinen, man säße Merkel noch eine Wahlperiode aus, dann käme der Wechsel. Nur dass diese Wahlperiode die eine zu viel ist.

Eine Meldung schreckt auf: Uta Ogilvie wirft das Handtuch. Die Hamburgerin, die es wagte, von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch zu machen (Art. 5 GG), wurde mit Gewalt zum Schweigen gebracht.

Frau Ogilvie wagte es, mit einem rosa Plakat, auf dem die Worte „Merkel muss weg“ standen, zu demonstrieren. Sie bekam Zulauf, Bürger dieses Landes, wenn auch wenige machten von ihren Grundrechten auf Meinungs – und Versammlungsfreiheit (Art. 5 und 8 GG) Gebrauch. Dabei handelt es sich um unveräußerliche Menschenrechte, jeder hat bei uns das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild und auch gemeinsam mit anderen kundzutun. Diese Meinung muss anderen nicht gefallen, sie müssen sie dennoch ertragen, denn die Freiheit ist bekanntlich immer die Freiheit des Andersdenkenden.

Nicht so im Deutschland des Jahres 2018. Auf das Wohnhaus von Frau Ogilvie wurde bekanntlich ein Anschlag verübt, nur durch Glück blieben ihre Kinder unverletzt. Bei der Demonstration am 12. Februar 2018 musste sie sich zudem durch einen aggressiven Mob der Antifa kämpfen, der sie und ihren Vater angriff. Nur mit Hilfe der Polizei konnte sie überhaupt weitermachen. Sie wurden geschützt, die Freiheit nicht.

Objektiv muss man feststellen, dass die Antifa nunmehr für die CDU und Frau Merkel im Einsatz ist. Das erhellt deutlicher als alles andere, wo die vermeintlich konservativ-liberale Politik heute angekommen ist. Hätte es noch eines Beweises bedurft, dass die CDU/CSU weit nach links gerutscht ist, weit weg von der Freiheit, nichts könnte es deutlicher machen als die Tatsache, dass linke Schlägertruppen für Frau Merkel gegen die Freiheit im Einsatz sind.

Frau Ogilvie schreibt auf Facebook, dass für sie die Antifanten die eigentlichen Faschisten sind, denn es sind deren Methoden, die sie anwenden. Diese Einschätzung ist verständlich, denn es sind universelle und unveräußerliche Menschenrechte, deren Ausübung mit Gewalt unterbunden wird. Einen Aufschrei gibt es nicht, kein Hashtag wie metoo, nichts. Die Presse berichtet darüber nicht einmal oder verfälscht. Wir halten Sonntagsreden über die aus der Geschichte erwachsene Verantwortung und machen denselben Fehler wieder: Wir meinen, der Zweck heilige die Mittel. Wirklich gar nichts dazu gelernt?

Schon 1792 stellt Wilhelm von Humboldt fest: “Gerade in der Geschichte der Menschen sind die Extreme am nächsten miteinander verknüpft.“

(Wilhelm von Humboldt, „Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen“, Reclams Universal – Bibliothek Nr. 1991, S. 196).

Alsterblick von drinnen
Hamburg: Bericht aus einer verwunschenen Welt
Methoden wie in Diktaturen, ebenso in der DDR angewandt, werden zunehmend Alltag. Wir alle schauen zu, wie das Sozialexperiment der „DDR light“ in die Tat umgesetzt wird. Beide deutsche Diktaturen, die nach der Kaiserzeit kamen, zeichneten sich dadurch aus, dass sie den „betreuten Bürger all inclusive“ als Stimmvieh heranzogen und mit Unterdrückung lenkten. Es wurde oft behauptet, dass der sozialistische Traum des betreuten Bürgers in der DDR funktioniert hätte, wenn es Reise-Freiheit und wirtschaftlichen Wohlstand gegeben hätte. Das alte Prinzip des „panem et circensis“, gebt dem Volk Brot und Spiele und es frisst dir aus der Hand. Es ist sogar willens, auch allergrößtes Unheil anzurichten, Mord inklusive – oder zu dulden. Derzeit wird anscheinend der Versuch unternommen, empirisch nachzuweisen, dass das „Brot und Spiele“-Prinzip tatsächlich funktioniert, ein sattes Volk lässt sich umformen, man kann ihm alles erzählen, es macht alles mit. Sogar seine Auflösung, die auf zwei Wegen betrieben wird. Zum Einen auf dem Weg des Zuzugs kulturfremder Migranten, die – anders als die Deutschen – viele Kinder bekommen. Wer auch nur ansatzweise die Grundsätze des exponentiellen Wachstums kennt, wird die Folgen ahnen. Insoweit ist es gut für die Politik, dass die meisten Deutschen nicht einmal elementare Mathe-Kenntnisse haben. Der andere Weg ist das Aufgehen in einem europäischen Supernationalstaat ohne Freiheit, beherrscht von anderen Nationen, die – wiederum anders als die Deutschen – über einen ausgeprägten Nationalstolz und ein großes Ego verfügen.

Wieder einmal ist die Wirtschaft willfähriger Handlanger der Politik, geprägt von Opportunismus. Diejenigen, die als Gegengewicht zur Macht agieren könnten, verbrüdern sich lieber mit ihr. Hauptsache, die Verhältnisse sind „stabil“ und berechenbar, so dass man gute Geschäfte machen kann. Der Rest ist egal. Das alles hatten wir bereits, im Nachhinein werfen sie dann Asche auf ihr Haupt – es nützt nur nichts mehr. Es gibt Führungspersönlichkeiten aus der Wirtschaft, die sich mit Kritik zu Wort melden, die Herren Grupp und Bettermann seien beispielhaft erwähnt, aber außer Kritik kommt nichts. Das allein aber hilft nicht.

Wie sagte Herr Bosbach kürzlich so schön? „Der ohnehin schon große Graben zwischen Wählern und Gewählten wird immer größer, wenn das Publikum den Eindruck bekommt, im Grunde geht es denen eher um sich als um das Land.“ Wenn „das Publikum den Eindruck gewinnt…“ – das war eine entlarvende Formulierung. Wir, das Volk, also der Souverän in einer Demokratie, sind nur noch das Publikum, durch den (Orchester-) Graben getrennt von den Darstellern auf der politischen Bühne. So ist es.

Aber: Ist das wirklich nur „Schuld“ der Politik? Wollen wir später – wieder einmal – unsere Hände in Unschuld waschen, wir hätten ja alle nichts dafür gekonnt, nichts tun können?

Zur Erinnerung: Was ist eine Demokratie? Wilhelm von Humboldt fährt fort:
„…und jeder äußre Zustand, wenn man ihn ungestört fortwirken läßt, arbeitet, statt sich zu befestigen, an seinem Untergange.“ (a.a.O.)

So wird auch das untergehen, die CDU/CSU – Funktionäre werden mit untergehen. Alle schauen derzeit gebannt auf die SPD, aber die Union ist in einer viel gefährlicheren Lage, denn ihr Niedergang kommt heimlich schleichend, leise – wenn reagiert werden sollte, dürfte es zu spät sein. Die meisten meinen, man säße Merkel noch eine Wahlperiode aus, dann käme der Wechsel. Nur dass diese Wahlperiode die eine zu viel ist. Leider ist die Union nach dem Führer-Prinzip organisiert, nicht erst seit Merkel, sie hat es nur übernommen und dann extensiv ausgebaut. Damit aber wird sich die Union weit mehr ins Abseits katapultieren, als die SPD es jetzt tut. Die Union hat den Zeitpunkt des Wechsels verpasst, er wäre 2015 gewesen, spätestens aber bei der Bundestagswahl 2017. Die Claquere von heute werden die Verlierer von morgen sein. Da die Fallhöhe enorm ist, wird der Aufprall fatal.

Es gibt da nämlich ein Problem, das oft verkannt wird: Manchmal sind Entwicklungen so weit gediehen, dass keine Umkehr mehr möglich ist.

Es bleibt abzuwarten, ob sich eine Bürgerbewegung für die Freiheit bildet, wie es sich in einer lebendigen Demokratie eigentlich gehört. Ob sich Bürger der Tatsache bewusst werden, dass sie nicht Zuschauer eines Stückes sind, das andere aufführen, sondern Hauptdarsteller. Hoffentlich zu einem Zeitpunkt, an dem Deutschland noch Chancen hat, denn es muss uns ganz klar sein, dass es bei dem jetzigen Experiment niemanden gibt, der uns rettet, wenn es schief geht. Bei der DDR ging das, wobei die Probleme bis heute trotz allen Geldes nicht behoben sind. Bei uns wird das nicht funktionieren.

Vielleicht treffen sich wieder Menschen am Jungfernstieg oder anderswo und fordern „Merkel muss weg“. Mag sein, es lassen sich nicht dauerhaft alle verschrecken, denn genau betrachtet ist die Antifa nur ein kleiner Haufen, gegen eine wirkliche Menge kann sie nichts ausrichten.

In Kommentaren zur einem Bericht hier auf TE zu der Aufgabe von Frau Ogilvie hat einer den Vorschlag gemacht, zusätzlich zu „Merkel muss weg“ zu sagen: “Wir schaffen das!“. Diesen Vorschlag finde ich ausgesprochen gut. Nicht nur, dass er stimmt, wir können das schaffen, es wäre auch eine sehr hübsche Pointe.

„This even handed justice commends the ingredients of our poisend chalice to our own lips“, das wusste schon Shakespeares Macbeth.

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Kommentare ( 169 )

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169 Comments
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Christian Erkelenz
6 Jahre her

Ich habe diesen Fall in freundlichen, sachlichen Worten an ein halbes Dutzend überregionale Zeitungen gesendet. Die einzigen Antworten, die ich erhalten haben, waren die automatisierten Eingangsbestätigungen. Es scheint eine Art „Policy“ zu geben, über so etwas nicht oder nur sehr wenig zu berichten. Vermutlich hat man Angst, damit die „Rechtspopulisten“ zu stärken. Aber das ist ein gewaltiger Irrtum. Die AfD schlachtet solche Fälle massiv aus und bezichtigt Politik und Medien der Kumpanie mit Linksextremisten. https://www.facebook.com/alternativefuerde/posts/1784587024904962 Das ist in dieser Härte sicherlich übertrieben, aber letzten Endes hilft ihr das, neue Wähler zu bekommen. Gerade in der gemäßigten Mittelschicht, die bei solchen… Mehr

Stephan Kurz
6 Jahre her

Ich mache mal den Versuch einer Antwort, damit Sie hier nicht nur down-gevoted werden, sondern auch eben mal eine andere Meinung/Wahrnehmung hören. Zunächst, zwar deutlich aber nicht, – als Sie ablehnend zu verstehen: Dass Sie die Autoren von TE als, sinngemäss „rechte Hetzer“ bezeichnen, – ist infam ! Das ist beleidigend und schlicht nicht wahr. Sie könnten das, aus Ihrer Weltsicht, von einigen Kommentatoren (Von mir aus auch über mich …) sagen, – wobei das, in den meisten Fällen, auch nicht stimmen würde. Ich weiss nun nicht wie alt Sie sind, – und es geht mich auch nichts an (Ich… Mehr

Riffelblech
6 Jahre her

Wer kann und macht sich mal auf den Weg dieGestaltung und Hintergründe dieser “ schwarzen Truppe “ im Staate, genannt Antifa zu rekonstruieren . Bekannt ist doch ,das diese sehr der SPD /Grünen / Linken Partei nahestehen . Von ihnen geschult werden . Von Ihnen logistische Unterstützung bekommen und wohl auch ein “ Demonstrationsgeld “ bekommen . Aber da steckt noch mehr dahinter . Da muß es einen Masterplan geben ,gegen wen und wann demonstriert/ randaliert / Gewalt angewendet wird .

Ulrich Bohl
6 Jahre her

Wir sind die Guten. Im Westen wurde mir gesagt“ Ich freue mich immer, wenn ich höre das einer von denen im Osten ein paar auf die Fresse bekommen hat“. Am 12.06.05 10:23 Uhr war zu lesen Helmut Schmidt gegen weitere Zuwanderung Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) kritisiert den Aspekt der Zu- wanderung als Lösung des demographischen Problems. Des Weiteren kritisierte er Ausländer, die nicht bereit seien, sich zu integrieren. Er merkte unter anderem an, dass Deutschland zu viele Ausländer aufgenommen hat und dass man sie auch nicht integrieren konnte. Er fordert einen Stopp der Zuwanderung. Er sagte das, da… Mehr

Stefan Spieler
6 Jahre her

Ich Frage mich warum die Dame die auf dem Pappschild namentlich genannt wird, sich hier zu nicht äußert oder zumindest nicht, wie es ihre Pflicht wäre auf eben diesen Paragraphen hinzuweisen . Es ist ja nicht XY gemeint , sondern Frau Dr Angela Merkel himself. Weiß sie davon nichts ? Unwahrscheinlich, sollte sie es persönlich übersehen haben , gibt es im Umfeld genug Personen die sie auf diesen Umstand hinweisen könnten. Herr Scholz zb ist sogar zugegen in Hamburg. Also muss man davon ausgehen, dass Frau Merkel davon Kenntnis hat und es dennoch nicht für nötig hält, hier mal Exempel… Mehr

E. Lippitsch
6 Jahre her
Antworten an  Stefan Spieler

Na ja, was erwarten Sie?
Frau Merkel läßt doch Exempel statuieren. Fragen Sie mal Frau Ogilvie aus Hamburg.

Ute
6 Jahre her

Das im Westen verbreitete Klischee, die „Ostler“ hätten keinen Kontakt mit Ausländern gehabt, stimmt nicht! In der DDR waren in allen größeren Betrieben Gastarbeiter beschäftigt: Vietnamesen (die sehr beliebt waren), Ungarn, Kubaner, Angolaner. Und es gab auch Kontakt zu den Einheimischen und Paarbeziehungen (in meiner Stadt z. B. auffallend viele deutsch-ungarische Ehen) . Nein, was Sie nicht wahrhaben wollen – ehemalige DDR-Bürger haben ein feines Gespür dafür, wie Demokratie ausgehebelt werden kann, und bemerken mit Schrecken, wie leicht sich Menschen im Westen manipulieren lassen.

spindoctor
6 Jahre her

Satire bei Herrn Yücel gelernt?

GermanMichel
6 Jahre her

Letztendlich ist es auch eine durch und durch linke Idee, gewisse Werte zu verabsolutieren (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit). So funktioniert Evolution/Geschichte aber nicht. Wenn man das Ganze mal auf die Ebene einer Famílie herunterskaliert, wird das auch für jeden offensichtlich: Angenommen Familie A (orientiert am geheiligten Wertekanon) besitzt aus eigener Leistung eine Eigenheim mit Garten, und gestaltet dieses und das Familienleben nach eigenem Gutdünken. Jetzt gibt es aber auch eine Familie B (genauso orientiert am geheiligten Wertekanon), ohne Eigenheim. Ist es jetzt egal, wer in dem Eigenheim wohnt, weil ja alle die geheiligten Werte akzeptieren? Familie A wird dies sicher vehement… Mehr

Simon Templar
6 Jahre her

So hatte Sybille Berg sich das gewünscht.

Sabine W.
6 Jahre her

Ich habe erst Ende 2015 angefangen, mich insofern politisch zu engagieren, dass ich ein paar Kommentare zuerst auf ZON geschrieben habe. Das waren meine ersten ‚Gehversuche‘, da ich vorher eher ein wenig politischer Mensch war, und wenn, dann eher dem linken Spektrum zugehörig (in 2013 habe ich tatsächlich noch rot/grün gewählt). Ich bemerkte auf ZON, dass die (Leser-)Stimmen zweifelnder gegenüber der aktuellen politischen Lage wurden (so wie sich meine Haltung auch verändert hatte), und genau dazu habe ich mich dann irgendwann vermehrt geäußert, da ich dachte, mich nun in einem kritisch/reflektorischen Forum bewegen zu können. Stattdessen kamen immer mehr Anfeindungen… Mehr