Fleisch für die Welt

Ältere Menschen benötigen weniger Energie und Eiweiß. Nicht weiter verwunderlich also, dass der Fleischkonsum hierzulande zumindest zurückgeht. Ein anderes Bild ergibt sich beim Blick über den Tellerrand: Global nimmt der Fleischkonsum deutlich zu. Die Weltbevölkerung ist eben deutlich jünger als die in Deutschland.

picture alliance / CHROMORANGE | CHROMORANGE/Udo Herrmann

Wir alle werden wieder Vegetarier, Veganer oder was auch immer. Mit wiederkehrender Regelmäßigkeit einer tibetanischen Gebetsmühle überschwemmen Meldungen die Medien, dass die Nachfrage nach vegetarischen oder veganen Fleischersatzprodukten weiter zunehme.

Wie jetzt gerade wieder das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag: „Im Jahr 2023 produzierten die Unternehmen in Deutschland 16,6 Prozent mehr Fleischersatzprodukte als im Jahr zuvor, im 5-Jahres-Vergleich zu 2019 hat sich die Produktion sogar mehr als verdoppelt (+113,8 Prozent).“

„Rund 121.600 Tonnen Fleischersatzprodukte wurden 2023 produziert, im Jahr zuvor waren es noch 104.300 Tonnen“, heißt es. „Der Wert dieser Produkte erhöhte sich im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 8,5 Prozent auf 583,2 Millionen Euro (2022: 537,4 Millionen Euro). Auch die Zahl der Unternehmen, die solche Produkte in Deutschland herstellen, nimmt kontinuierlich zu: zuletzt von 51 im Jahr 2022 auf 67 im Jahr 2023.“

Nun ist mit gerade einmal 1,2 Prozent im Bereich der Fleischprodukte sogenannter „Fleischersatz“ ein vernachlässigbarer Anteil. Wahrscheinlich sind diese Zahlen auch noch nach oben hin geschönt. Das drückt sich auch im Wert von Fleischersatzprodukten verglichen mit Fleischprodukten aus. Im Jahr 2023 betrug der Wert von in Deutschland produziertem Fleisch und Fleischerzeugnissen 44,8 Milliarden Euro – und damit fast das 80-Fache des Wertes der Fleischersatzprodukte. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Fleischproduktion wertmäßig um 5,6 Prozent. Im Jahr 2019 war der Wert von hierzulande produziertem Fleisch- und Fleischerzeugnissen (40,1 Milliarden Euro) noch fast 150-mal so hoch wie der von Fleischersatzprodukten (rund 0,3 Milliarden Euro).

Ein Trend, dass mit steigender Nachfrage nach „Fleischersatz“ der Fleischkonsum zurückgehe und Kunden veganer werden, lässt sich eher nicht konstruieren. Der Fleischkonsum geht zwar zurück. 51,6 Kilogramm Fleisch pro Kopf wurden im vergangenen Jahr nach vorläufigen Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) durchschnittlich verzehrt – ein Rückgang um knapp zwölf Prozent gegenüber dem Jahr 2019 (58,5 Kilogramm pro Kopf).

Doch schaut man sich die nackten Zahlen an, sieht das schon wesentlich nüchterner aus. Die Bevölkerung in Deutschland wird älter, entsprechend benötigt sie weniger Energie und weniger Eiweiß. Nicht weiter verwunderlich also, dass der Fleischkonsum hierzulande zumindest zurückgeht.

Ein ganz anderes Bild ergibt sich beim Blick über den Tellerrand: Global nimmt der Fleischkonsum deutlich zu. Die Weltbevölkerung ist eben deutlich jünger als die in Deutschland. Auch steigt die weltweite Kaufkraft – außer natürlich in Deutschland. So können sich immer mehr Menschen von Fleisch sehr gut ernähren.

Ganz oben in der Liste mit FAO-Zahlen aus dem Jahr 2020 stehen neben Hongkong (136,24 kg/Kopf) die Vereinigten Staaten (126,74 kg/Kopf), Australien (120,72 kg/Kopf), die Mongolei (111,02 kg/Kopf) und Spanien (110,56 kg/Kopf ) noch vor Deutschland mit 79,18 kg/Kopf.

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Kommentare ( 15 )

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Nibelung
6 Monate her

Würde jeder Fleischkonsument rein hypothetisch dazu verdonnert werden, sein Schnitzel persönlich vorher um die Ecke zu bringen, dürfte das Problem mehrheitlich gelöst sein und deshalb wird der Fleischkonsum aus nicht praktikablen Gründen bleiben, weil zu viele mit eigenen Interessen daran hängen und kein Verbot der Welt wird es schaffen es zu ändern, was man an der Prohibition in den USA erkennen konnte, wo der Suff trotzdem fröhliche Urständ feierte, weil man darauf nicht verzichten wollte. So wie die Grünen und Roten gegen den Strom schwimmen, werden sie am Ende trotzdem am Wasserfall scheitern, denn es gibt Dinge im Leben, die… Mehr

Apfelmann
6 Monate her

Also die Begründung mit dem Alter ist definitiv falsch. Ich nehme eher das Gegenteil wahr. Die Alten sind die, die noch viel Fleisch essen. Die Jubgen leben immer fleischloser, auf jeder Grillparty gibt es mittlerweile mehr Grillkäse, gebratenes Gemüse und Tofubällchen. Früher lagen das Würste und Fleisch drauf.

AlNamrood
6 Monate her

Die Schwellenländer feiern dass sie sich öfter Fleisch leisten können, der Michel verzichtet großzügig auf seinen Anteil. Kein Chinese würde daran denken weniger Schwein zu verzehren so lange er es sich leisten kann.

cernunnos
6 Monate her

Könnte es auch damit zusammenhängen, dass Fleisch immer teurer und teurer wird und die Leute immer weniger Geld haben (Rentner erst recht)?

Apfelmann
6 Monate her
Antworten an  cernunnos

Nein. Hochwertiges Gemüse ist viel teurer. Ein Kilo Schwein gibt’s schon für 8 Euro. Kauf mal ein Kilo Paprika, oder Tomaten oder Avocado usw.

Thomas
6 Monate her

Fleisch ist gesund. Eier sind gesund. Milch ist gesund. Butter ist gesund.
Und die (heimische an die wir angepasst sind) Sonne ist gesund.

Egge940
6 Monate her

Faszinierend diese ganzen Leute hier, die sich am liebsten das ganze Antibiotika-Wachstumhormon-Tierqual-„Fleisch“ reinziehen. Mir soll es recht sein, Vegetarier leben nachgewiesenermaßen gesünder und länger. Ab und zu mal ein Stück Wild schadet auch nicht.

Kundenwohl
6 Monate her
Antworten an  Egge940

Das ist natürlich nicht so, die Lebenserwartung von Vegetariern ist im Schnitt 10 Jahre kürzer, was unter anderen daran liegt, dass bei denen Schlaganfälle und Infarkt häufiger auftreten. Veganer leben technisch gesehen nicht lange, da sie nur durch künstliche Substitution mit B12 überhaupt länger als 20 Jahre überleben können.

Judith Panther
6 Monate her

Das Einzige, was man über dieses lieblos zusammensynthetisierte Fake-Fleisch zur Förderung der intestinalen Pupsindustrie sagen kann ist, daß zum ersten Mal das, was oben reinkommt ekelhafter ist als das, was unten rauskommt.

Gabriele Kremmel
6 Monate her

Nachdem Laborfleisch auf seine Zulassung in der EU wartet und viele Milliarden in seine Entwicklung investiert wurden (von den immer selben Menschen mit sehr viel Kapital), werden auch die Vorstöße, echtes Fleisch schlecht zu reden, den Konsum zu tabuisieren und die Fleischproduktion, resp. Tierhaltung zu erschweren zunehmen.

Schließlich beschränkt man sich heute nicht mehr darauf, ein Produkt zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Man schafft sich auch selbst den Markt dafür, indem man sie durch politische Verbote oder Zwänge alternativlos macht. Hat bei der neuen Impftechnologie auch funktioniert.

Fred Mann
6 Monate her

Der neueste Renner ist „vegane Blumenerde“ !!
Klasse, da bin ich voll dabei: „3 Beutel à 20 Liter Erde ohne Würmer bitte“ !
Das glaubste nicht, sowas konnte ich mir nie vorstellen …

Ansonsten sind die rein veganen Produkte in den von mir besuchten Lebensmittelgeschäften in der Mehrzahl in der MHD-Reste-Kiste zu finden. Neben den Geflügelfleisch-Ersatz-Produkten, die schon früher nicht „soo beliebt“ waren.

BK
6 Monate her

Als Eskimo hat man keine Chance auf vegane Ernährung, also kann Fleisch nicht schädlich sein. Ansonsten ist die Zutatenliste für ein veganes Fleischersatzprodukt sehr lang. Es kann 80 – 100 Komponenten enthalten, um nach etwas auszusehen, was es nicht ist. Ob man das essen möchte, soll natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Was diese Mixturen für die Lebensmittelindustrie so interessant macht, sind billige Zutaten und hohe Marktpreise, die dem Handel eine Marge von bis zu 50 % bescheren.

joly
6 Monate her
Antworten an  BK

Shit-Qualität, massenhaft Fett und Chemie; umrühren und doppelt so viel kassieren wie für das Fleisch. Ohne Werbung und politische Bedrohung würde kaum jemand diesen Shit essen.
Und ich bin 71 und esse am liebsten Fleisch. Möglichst täglich und viel. Abends ein Steak mit Salat hält mich schlank. Von 22:00 bis 14:00 Uhr esse ich nichts. Fett meide ich. Wieso sollten wir Alten auf Fleisch verzichten? Das machten Eskimos auch nicht. Roher Lachs als Tatar gut gewürzt kommt bei mir mindestens 1x in der Woche auf den Teller.

Egge940
6 Monate her
Antworten an  joly

Reden Sie noch von Fleischersatzprodukten oder meinen Sie die Dönerspieße, die ich täglich überall sehe?

Thomas
6 Monate her
Antworten an  BK

Fleisch ist hochverdichtete Energie. Vegan ist energiearm.
Verhält sich ähnlich wie Atom und Kohle zu Wind und Sonne.