Die Grünen wollen vernünftige Politik machen

Die grünen Vorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour haben acht Lehren aus der verlorenen Europawahl vorgestellt. Unter anderem wollen sie vernünftige Politik machen – aber dabei gleichzeitig noch grüner werden.

picture alliance / Metodi Popow | M. Popow
Omid Nouripour, Terry Reintke, Ricarda Lang, Pressekonferenz am 10. Juni 2024

Was haben Annalena Baerbock und Sigmar Gabriel (SPD) gemeinsam? Sie haben den größten Applaus ihrer Karriere erhalten, als sie ihren Verzicht auf ihre Kanzlerkandidatur erklärt haben. In einer Umfrage des Focus bewerteten es 75 Prozent der Befragten als „sehr positiv“, dass Baerbock nicht noch einmal antritt. Gabriel war nach seinem Verzicht weg und lebt seitdem eine Zombie-Existenz als politischer Kommentator. Baerbock bleibt feministische Außenministerin auf Kurzstreckenflügen von Frankfurt nach Luxemburg.

Eine Konsequenz haben die Grünen aus der verlorenen Europawahl bereits gezogen. Mit dem auf dem Nato-Gipfel inszenierten Verzicht Baerbocks haben sie sich personell neu aufgestellt. Ob Robert Habeck der bessere Kandidat ist, sei dahingestellt. Seine Bilanz als „Wirtschaftsminister“ ist einer der wichtigsten Gründe, warum die Grünen außerhalb ihrer Oberlehrer-Schutzzone die Modefans verloren haben, die sie in 16 Jahren Opposition gesammelt haben.

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Nun haben die beiden Parteivorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour in einem „Webinar“ Lehren aus der Europawahl gezogen. Diese haben sie in acht Punkte zusammengefasst und Parteifreunden in einem digitalen Vortrag vorgestellt. Vorgenommen haben sie sich, sich mehr zu kümmern und weniger vorzuschreiben. Umsetzen werden sie das kaum, weil der besserwissende grüne Oberlehrer mit Bevormundungs-Zwang aus jedem dieser Sätze herausbrechen will.

„Die Menschen fühlen sich von der Politik nicht gehört …“ Oder: „Die Menschen haben berechtigte Sorgen und das Gefühl, dass wir an diesen vorbeireden.“ Da draußen, außerhalb von Berlin, sitzt also jemand mit irrationalen Gefühlen, der darauf wartet, dass ihm jemand die rationale Vernunft bringt. So viele Prozente kann ein Grüner bei einer Wahl nicht verlieren, dass er nicht immer noch meint, der vom Schicksal auserwählte Besserwisser zu sein, auf den die Welt zu ihrer Belehrung gewartet hat. Auch wenn er gerade wie Lang oder Nouripour aus strategischen Gründen das Gegenteil von sich behauptet.

Die meisten der acht Punkte sind keine Selbstkritik, sondern ein Aufruf an sich selbst, noch stärker grün und noch weniger kompromissbereit zu sein: „Wenn wir Mehrheiten organisieren wollen, dann können wir uns kein Entwederoder leisten.“ Die Grünen sollen sich stärker mit ihren eigenen Stärken statt mit den Kampagnen der Gegner beschäftigen und dabei optimistischer sein. Selbst der Deutschlandfunk, eigentlich eine grüne Schutzzone, räumte ein, dass diese acht Lehren doch recht belanglos seien.

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Eigentlich entscheidend ist der Punkt: Die Grünen müssten Klimaschutz „wieder stärker hörbar“ machen. Da liegt die entscheidende Ursache für die grüne Schwäche – neben der chaotischen „Wirtschaftspolitik“ Habecks und den peinlichen Auftritten der staatlich geschminkten Außenministerin: Die Angst vor dem Klimawandel zieht nicht mehr, selbst wenn ihn grün geneigte Journalisten jetzt pflichtschuldig „Klimakatastrophe“ nennen: alle vier Wochen die Meldung, dass das jetzt der heißeste Monat seit dem Urknall war. Die Städte, die nun schon seit fünf Jahren im „Klimanotstand“ sind. Und allen voran die in Bali und Mexiko urlaubenden Klimakleber haben den Warnungen vor der Katastrophe den Schrecken genommen. Klimaschutz ist so out, dass sich sogar Greta Thunberg und Luisa Neubauer andere Themen suchen, um ihre PR-Existenz am Leben zu halten.

Was genau Lang und Nouripour unternehmen wollen, um Klimaschutz „hörbar“ zu machen, sagen sie nicht. Da hat der Deutschlandfunk recht, da bleiben die grünen Vorsitzenden ungenau. Noch mehr Sven Plöger oder Maden-Experte Mark Benecke, der vor dem „Höllensommer des Jahrtausends“ warnt und dann hat es 20 Grad Celsius und Dauerregen? Immerhin fordern Lang und Nouripour, dass Klimaschutz bezahlbar sein muss. Das ist nett. Denn es bedeutet, dass er es bisher nicht war – was der vermutlich ehrlichste Moment des Webinars war.

Das und die Einsicht: „Jungwähler treffen rationale Entscheidungen.“ Diese Jungwähler haben die Grünen abgestraft und lieber AfD oder CDU gewählt. Was, wie sogar Lang und Nouripour einräumen, in Ordnung sei, weil die Jungen schon in der Pandemie das Opfer der Politik waren und die danach nichts für die Jungen getan hat. Was zu dem achten Punkt führt: „Wir machen Politik für ein Land, in dem die Dinge wieder funktionieren.“ Also wollen die Grünen künftig vernünftig Politik machen, die funktioniert. Das wäre in der Tat mal was Neues und einen Versuch wert.

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Kommentare ( 76 )

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Simplex
4 Monate her

Der Klimaschutz scheint mir eher das Instrument, unser System zu zerschlagen und eine Ökodiktatur zu errichten. Diese Positionen der Grünen scheinen bei näherer Betrachtung linksextremistisch-totalitär und insofern verfassungsfeindlich zu sein.

Peter Gramm
4 Monate her

Versthe sehr wohl dass man Kritik und sei sie noch so berechtigt vorsichtig formulieren muß. Die Wahrheit ist aber dass es keine andere Berufsbezeichnung gibt wo man ohne jedwede großartige Kenntnis, Expertise oder nachweisliche Leistungsabschlüsse zu ökonomischem Wohlergehen und in höchste Staatsämter gelangen kann als durch das Berufspolitikertum. Man weiß über alles Bescheid ohne Bescheid zu wissen. Ddie durch diese Unfähigkeit angerichteten Schäden hat der Steuerzahler zu tragen. Ich weiß, Frau Esken hat ja erklärt, „sie zahle ja auch Steuern“. Was sie aber zu erwähnen vergaß dass ihr Einkommen zu 100% aus Steuern besteht. Man verliert halt leicht den Überblick.… Mehr

verblichene Rose
4 Monate her

„Klimaschutz „hörbar“ machen“

Nun, Greta kann Moleküle sehen, warum sollen wir das Klima dann nicht auch hören können.
Also, wenn man ausnahmsweise mal vom Wetter redet, dann hört man das Klima ja auch tatsächlich manchmal -bei Blitz und Donner- 😉
In diesem Sinn wünschte ich mir, dass sich die Grünen demnächst unsichtbar machen und in ihrer Blase verbleiben. Das ist nämlich unüberhörbar nicht meine!

GMNW
4 Monate her

Gabriel war nach seinem Verzicht weg und lebt seitdem eine Zombie-Existenz als politischer Kommentator. So schreibt Herr Thurnes!
Leider ist das nur die halbe Wahrheit!
Natürlich wurde auch der gelernte Berufsschullehrer nach seiner spezialdemokratischen Karriere mit einem richtig guten Posten sehr lukrativ versorgt.
Gabriel ist schon seit geraumer Zeit im Aufsichtsrat der Deutschen Bank mit 300.000 Euro im Jahr!
Noch Fragen Herr Thurnes?

Kassandra
4 Monate her
Antworten an  GMNW

Apropos Weiterversorgung: „Von Dezember 2021 bis Ende April 2023 war die Linken-Politikerin Katja Kipping im Berliner Senat tätig. Nun wurde bekannt, dass sie zum 1. September eine Stelle als Geschäftsführerin und Leiterin der Abteilung Sozialpolitik beim Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband antritt.“ https://rtnewsde.com/inland/212235-katja-kipping-wird-leitende-geschaeftsfuehrerin/

Judith Panther
4 Monate her

achgut.com/artikel/goettingen_darf_iranischen_straftaeter_abschieben „Seit 1987 lebt der Iraner in Deutschland und war mehrfach wegen Straftaten wie Drogenhandel, Gewalt- und Raubdelikten inhaftiert. Er war im Rotlichtmillieu aktiv und ist seit 1996 mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Bereits 2005 lehnte die Stadt eine Verlängerung der Aufenthaltsbefugnis ab, er kam der Ausreiseaufforderung aber nicht nach. 2010 wurde schließlich die Ausweisung verfügt, aber nicht vollzogen. Der Mann argumentierte zuletzt mit seiner Vaterrolle und einem 2015 geborenen Sohn. Das Gericht stellte jedoch fest, dass er keine Verantwortung für das Kind übernommen hat und seine jüngsten Treffen mit dem Kind nur aufgrund der drohenden Abschiebung stattfanden.… Mehr

November Man
4 Monate her

Die Grünen wollen vernünftige Politik machen? Die Grünen und vernünftige Politik? Das passt hinten und vorne nicht zusammen. Ein klarer Widerspruch wie er besser nicht sein kann. Die Grünen sind eine Preistreiberpartei, Verbotspartei, De-Industrialisierungspartei, Abzockerladen, Arbeitsplätzevernichter, Kriegstreiber, eine gefährliche Klimasekte und für uns und unser Land so dermaßen schädlich, schädlicher geht es nicht mehr.  

Last edited 4 Monate her by November Man
Thomas Dr
4 Monate her

Ich bin ehrlich-das Einzige was ich mir von den Grünen erhofft hatte,
daß sie den Deckel bei der Autobahnraserei draufkriegen-
bekommen habe ich unlimitierte LNG-Frackinggas Importe
und Waffenexporte in Krisengebiete-zum Ko….

a.bayer
4 Monate her

Ich bin sehr skeptisch! Dass sich die besserwisserische grüne Oberlehrerin (samt ihrem Hauptstadtredakteusen-Netzwerk) mit Bevormundungszwang der Idee hingibt, gefühlige Haltung durch Vernunft zu ersetzen, scheint -zumindest für Deutschland- Gott nicht gewollt zu haben…

Michael Palusch
4 Monate her

Also meine Favoritin auf dem Foto oben ist ja die Terry Reintke. Unvergessen das Antrittsinterview als neugewählte EU-Abgerordnete aus dem Jahr 2014. Und seit dem drückt sie sich auf Steuerzahlerkosten nun schon in Brüssel rum.
Wer sich in Erinnerung rufen möchte wen die Grünen da im EU-Parlament eine weitgehend leistungslose Vollversorgung angedeihen lassen, suche auf youtube einfach nach Terry, Jan und Ska.

Last edited 4 Monate her by Michael Palusch
TruthHurts
4 Monate her

Fehlt nur noch „Wir haben euch doch alle lieb“ …
Wenn Sie jetzt vernünftig Politik machen wollen, dann geben diese Versager ja zu, dass es bisher nicht so war.
Wird spannend, was eine Lang oder die anderen Schulabbrecher in Zukunft arbeiten werden. Als Politiker eher nicht mehr.