Die Landwirtschaft soll zerfleddert werden

Mit dem Renaturierungsgesetz zurück in die Steinzeit: Hatten die Bauern schon genug mit der Überschwemmung zu ringen, kommt nun die EU-Bürokratie dazu. 20 Prozent sollen aus der Landwirtschaft bis 2030 herausgenommen werden. Wie die Pläne umgesetzt werden sollen, bleibt unklar.

picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Ziemlich still wurde das sogenannte Naturwiederherstellungsgesetz durchgewunken. Die EU-Umweltminister hätten die Trilog-Vereinbarung zu dem Gesetz bestätigt, teilte die belgische Ratspräsidentschaft am Montag in Luxemburg nüchtern mit. Das war der letzte Schritt, bevor das Gesetz in Kraft treten kann. Den großen Knall löste lediglich die grüne österreichische Umweltministerin Leonore Gewessler mit ihrer verfassungs-widrigen Abstimmung aus. Fritz Goergen hat dies bereits beschrieben.

Zuvor noch hatte der CSU-Europaabgeordnete und Chef der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber, in einem Interview mit dem Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt gesagt, dass die derzeitige belgische Ratspräsidentschaft das NSL bis Jahresmitte nicht mehr zur Abstimmung auf die Tagesordnung setzen würde. Die hat das dann doch klammheimlich getan. Im vergangenen November hatte das alte EU-Parlament das Vorhaben durchgewunken, zu dem es lange keine Mehrheit auf Ebene der EU-Staaten gegeben hatte.

Der Geschäftsführer des Deutschen Naturschutzrings (DNR), Florian Schöne, glaubt gar, das Gesetz sei ein „wichtiges Signal der EU-Mitgliedstaaten an die ganze Welt“. Doch die tippen sich höchstens an die Stirn: Plemplem, diese Europäer.

Denn dieses Vorhaben gilt als zentraler Teil jenes unseligen »Green Deals«, den EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu ihrer Herzensangelegenheit gemacht hatte und mit dem sie Europa ins Mittelalter zurückbomben wollte. Das enthält alles, von dem ein romantisierender Städter glaubt, so habe Natur auszusehen.

Die moderne Landwirtschaft, die uns mit Lebensmitteln versorgt, soll zerfleddert werden. Bauern, die gerade in diesem Jahr sehr gegen die Unbilden der Natur wie Überschwemmungen zu kämpfen haben, haben auch noch die Grünen zum Feind und müssen gegen Bürokratie kämpfen.

Sie sollen wertvolle Flächen, auf denen sie Lebensmittel produziert, einschränken. Bis 2030 sollen mindestens 20 Prozent der Land- und Meeresflächen der EU »renaturiert« und aus der Landwirtschaft herausgenommen werden. Bis 2040 sollen es 60 und bis 2050 dann 90 Prozent sein. 2050 soll das grüne Glückseligkeit erreicht sein, wenn laut Gesetz alle Ökosysteme »wiederhergestellt« sein sollen. Was auch immer dieser Sums bedeuten soll. 2033 soll die EU-Kommission die Auswirkungen auf Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft überprüfen.

Das Gesetz mit dem unsinnigen Begriff »Naturwiederherstellungsgesetz« ist im Laufe der Jahre einigermaßen zerfleddert worden. So sind verpflichtende Auflagen für Landwirte gestrichen worden. Unklar ist daher bis jetzt, wie diese Pläne umgesetzt werden.

Der Plan betrifft Wälder, Wiesen, Feuchtgebiete und Flüsse. Unter anderem sollen dabei Moore und Flüsse in ihren »Naturzustand« zurückversetzt werden, wird gesagt. Nicht dazu gesagt wird, in welchen »Naturzustand« dies verändert werden soll – in den vor 200, 300 oder 500 Jahren. Denn Natur verändert sich permanent.

So waren Menschen früher froh, Sümpfe und Moorgebiete trockengelegt zu haben. Die Brutstätten der Mücken wurden zerstört und führten dazu, dass die Malaria verschwand.

Viele Dörfer und Äcker müssten jetzt wieder zu Mooren und Feuchtgebieten werden, auf denen sich Menschen angesiedelt haben. Die mit vielen Mühen entwässerten Moore sind heute hervorragende landwirtschaftliche Flächen und dienen vornehmlich der Weidetierhaltung. Rund 1,1 Millionen Hektar Moorflächen werden in Deutschland bewirtschaftet; insgesamt hat 16 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzflächen. Dafür müssten Landwirte Entschädigung und Alternativen erhalten.

Würde man es übrigens tatsächlich ernst meinen mit der Speicherung von CO2, so würde man übrigens nach der Abtorfung Ackerland entstehen lassen. Bauern wissen, dass Ackerboden wesentlich schneller und wesentlich mehr Kohlenstoff speichert als es die mageren Torfböden je könnten.

Militärische Schießplätze erweisen sich mit ihren trockenen und warmen Böden als besonders artenreich und herausragender Lebensraum für Insekten, die waldreiche Naturschutzgebiete meiden. Wir haben bei TE ausführlich die Folgen beschrieben.

Die Entscheidung hat erhebliche Auswirkungen auf die Produktion von Lebensmitteln, so die Bauern. Landwirte müssen ihre Arbeit weiter einschränken, ihre Ernten werden geringer, es muss mehr importiert werden.

»Renaturierung« dürfte bald zu Unworten gehören wie Dekarbonisierung. Beides betrifft die Zerstörung einer ausreichenden Versorgung eines Industrielandes mit Energie und Lebensmitteln.
Die eigentliche »Renaturierung« würde übrigens mit einem Rückbau der 30.000 Windräder beginnen, die die Landschaft zerstören und Vögel köpfen. Die gigantischen Photovoltaik-Anlagen, die mittlerweile riesige Flächen bedecken, müssten schnellstens abmontiert werden; sie trocknen Flächen aus. Bis zum Horizont reichende Maisfelder müssten »renaturiert« werden, in denen »Futter« für die Biogasanlagen mit ihrem riesigen Bedarf angebaut wird.

Teuer wird es, wenn jene Flächen »renaturiert« werden müssen, die von den Windrädern vergiftet wurden. Der massenhafte Abrieb von Mikro- und Nanopartikeln von den Rotoren verseucht langsam, aber sicher Ackerflächen. Diese Partikel können in die Nahrungskette kommen.

Doch man sollte das Positive sehen: Der feuchte Traum eines mittelbegabten Grünen ist, den Reset-Button drücken und wie mit einer Zeitmaschine zurück in die Vergangenheit springen, am Zeitalter der Windmühlen vorbei – doch wohin, kann auch eine grüne Leonore Gewessler kaum sagen.

Renaturieren, die Natur wiederherstellen – auf welchen Zeitpunkt darf’s denn sein?

Mehrfach breiteten sich Gletscher von den Alpen ins Bayerische aus. In relativ kurzen Zeiträumen wechselten Warm- und Kaltzeiten ab, die letzte Eiszeit, die Würmeiszeit, endete vor 10.000 Jahren. Deutschland verschwand unter teilweise Kilometer hohen Eismassen. Der Inntalgletscher schob sich bekanntlich einst aus dem Engadin-Gebiet durch das Inntal über den Innboden vorbei, dort, wo heute Innsbruck liegt, bis ins bayerische Alpenvorland. Das war ein Naturzustand.

Und schließlich: Berlin war früher Sumpfland. Der Name bedeutet „Ort in einem sumpfigen Gelände“. Schmelzwässer der Eiszeiten flossen Richtung Nordsee. Im 12. Jahrhundert gab es eine Warmzeit, die Bevölkerung wuchs wie immer in Warmzeiten, und es mussten Sumpfgebiete und lausige sandige Böden in Ackerflächen verwandelt werden, damit die Menschen zu essen hatten. Ein sehr schwieriges Unterfangen übrigens, Sandböden zu fruchtbaren Flächen zu machen, ein Projekt über viele Generation, das viel Know-how erforderte. Auch ein »Naturzustand«.

Ja, Morast, das stimmt ja immer noch. Das Berliner Urstromtal könnte man ja wieder durchspülen. So gesehen …

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Kommentare ( 16 )

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16 Comments
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GR
6 Monate her

Die depperten Grünen vertreten den Ansatz, daß wir zu viele sind und 1 Mrd.
genügen. Was sie nie sagen, ist, wer gehen soll. Aber sie arbeiten an diesem Endziel.

Antonius Block
6 Monate her

Wir werden Malaria geschenkt bekommen – und können das aushalten … . Denn die Mücke gehörte schon immer zu Deutschland.

WildBoarHunter
6 Monate her

Bis 2030 sollen mindestens 20 Prozent der Land- und Meeresflächen der EU »renaturiert« und aus der Landwirtschaft herausgenommen werden. Anderswo war zu lesen, es ginge um 20 Prozent der geschädigten Ökosysteme, nicht der Gesamtfläche. Bis 2050 dann alle geschädigten Ökosysteme. Hochwasserschutz über die Renaturierung trockengelegter Feuchtgebiete ist nicht grundsätzlich etwas Verkehrtes. Warum ausgerechnet die größten Agrarbetriebe am lautesten brüllen, ist schwer nachvollziehbar. Sie erhalten Subventionen gemäß Fläche. Von dieser Flächensubvention gibt es dann etwas weniger, für die Renaturierung aber wahrscheinlich dann wieder ordentlich etwas oben drauf. Die Subventionsbranche „Landwirtschaft“ wird sich also nur wenig ändern. Unterlägen diese Unternehmen Marktgesetzen, würden… Mehr

Last edited 6 Monate her by WildBoarHunter
89-erlebt
6 Monate her

Hat richtig was gebracht .. Bauernproteste.
Agrar Diesel – gerudwickt,
Flächenstilllegung – gerudwickt,
Bürokratieaufbau – sichergestellt.
Läuft für den Bauernverband – Groß Sponsor der Grünen und sichere Wahl Bank für Merkels Club der Unfähigen.

gmccar
6 Monate her
Antworten an  89-erlebt

Die Ruckwiedsche Bauernverbands-Internetseite war bis kurz vor den Bauernprotesten mit dem Farbkreis des WEF „Geschmückt“ wie auch das Revers der Frau Gewessler. Arbeiten die für ihren Verband, bzw. für ihre Wähler oder doch für Klaus Schwab und Larry Fink ?

MarcusPorciusCato
6 Monate her

20% weniger Produktion in der EU können bis 2030 weltweit nicht kompensiert werden, Lebensmittel werden unerschwinglich und ca. 1 Mrd. Menschen müssen sterben.
Durch die mittels CCS angestrebte ( zum Glück unerreichbare) Reduktion des CO2 Gehalts der Atmosphäre auf das Niveau von 1850 kostet weitere 30 bis 40% der Lebensmittelproduktion und weitere 2 – 3 Mrd. Menschen müssten gehen.
Wann merken die Lämmer endlich, was hier betrieben wird?

Audix
6 Monate her

Eine Zerstörungswut nach der Anderen. Wieso muss man diesem Verein noch angehören? Für ärmer aber glücklicher, juchhu.

Der Person
6 Monate her

„….,es muss mehr importiert werden.“

Daß US-amerikanische Konzerne wie z.B. DuPont oder Cargill massiv Landwirtschaftsfläche in der Ukraine aufgekauft haben und aufkaufen, hat damit aber nichts zu tun! Das wollen wir mal von Anfang an klarstellen! Das ist eine rechte Verschwörungstheorie! Den Handlangern Verantwortlichen in der EU geht es wirklich um die Natur und den Naturschutz! Außerdem verhindert man mit der Renaturierung Kinderpornographie! Und dagegen kann man ja wohl nicht ernsthaft sein! ODER? Na also…

Mausi
6 Monate her

Lasst uns viele Windräder bauen, viele Solarflächen aufziehen, dann gibt es viel zu renaturieren. Besonders in Bayern, in dem reichen aber arm an Wind Land könnte man so deutsches Geld anderswohin bringen.
Renaturierung von Moorflächen gibt es Richtung Delmenhorst. Die umliegenden Gemeindebewohner freut es, jetzt haben ihre Häuser an Wert verloren, weil das Grundwasser in den Kellern steht.

Gerd Garstig
6 Monate her

Zerstörung der Grundlagen der Selbstversorgung mit Lebensmitteln ist Hochverrat.

Haba Orwell
6 Monate her
Antworten an  Gerd Garstig

Tröstlich – das (staatliche) Böse Medium schieb heute zum Thema, vor allem basierend auf diesem gestrigen TKP-Artikel: https://tkp.at/2024/06/18/wef-fordert-verlegung-der-produktion-von-nahrungsmitteln-in-fabriken/ Dort als Fazit: > Die Vorschläge des WEF laufen auf ungesunde, ja sogar krank machende Ernährung hinaus, die in der Hand einiger weniger multinationaler Mega-Konzerne liegt statt bei einer Vielfalt von regionalen Produzenten. Die Handvoll Konzerne könnte beliebig die Preise erhöhen und auch Lieferungen kappen, wenn ein Land dem WEF nicht gehorcht. Das Tröstliche – wenn staatliche nichtwestliche Medien diese Kritik weitergeben, verfolgt der Globale Osten diese Kabale wohl nicht. Dann muss jeder nachdenken, ob er sich wirklich solche Entwicklung wünscht oder… Mehr

Aegnor
6 Monate her

Der Naturzustand Deutschlands ist ein arten-armer Eichen-/Büchenlaubwald. Und zwar fast flächendeckend. Bzgl der Fauna ist es eine sog. Wolfswüste, weil diese effizienten Jäger in Abwesenheit ihrer ausgerotteten natürlichen Feinde (Höhlenlöwen, Säbelzahntiger, Höhlenbären) das Rot-/Schwarzwild fast ausrotten würden. Diese „Naturlandschaft“ braucht keiner.

Und wo sind eigentlich unsere demonstrierenden Bauern? Die hatten doch großspurig angekündigt solange weiter zu machen, bis sich was ändert…

wat nu
6 Monate her
Antworten an  Aegnor

Die „großspurigen“ Bauern sind auf dem Feld, um Ihre Nahrungsmittel zu produzieren – sonst können Sie Ihre Kredite und das Saatgut nicht bezahlen sondern müssten Ihre Höfe aufgeben.
Die Frage ist vielmehr, ob Sie/wir uns den kommenden Protesten/Aktionen anschließen oder das Ganze maulend vor dem Fernseher kleinreden.
🤨