Erkaltete Liebe: Die Grünen opfern den Artenschutz für den Windkraftausbau

Vor kurzem wollten die Grünen noch, dass "jede Biene und jeder Schmetterling und jeder Vogel in diesem Land" sich auf sie verlassen könne. Doch die Liebe zum Weltklimaschutz ist größer. Habecks Staatssekretär Giegold macht klar, dass Windräder vor Artenschutz gehen.

IMAGO / Shotshop
Rotmilan vor einem Windrad

Vor vier Jahren, am 25. November 2017, sagte Karin Göring-Eckardt auf der Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen: „Wir wollen, dass in den nächsten vier Jahren jede Biene und jeder Schmetterling und jeder Vogel in diesem Land weiß: Wir werden uns weiter für sie einsetzen!“ Nun können sie das nicht mehr wissen.

Sven Giegold von den Grünen, Robert Habecks Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, bricht nun Göring-Eckardts Versprechen und zeigt zugleich, wie weit es mit der Naturliebe der Grünen her ist. Dem RND sagte er: „Wenn wir mit dem Ausbau der Erneuerbaren vorankommen wollen, ist die Änderung im Europäischen Naturschutzrecht notwendig.“ Die Grünen setzen sich eben nicht für „jede Biene und jeden Schmetterling und jeden Vogel“ ein. Denn, so klagt Giegold: „Sobald ein Rotmilan in einem Planungsgebiet auftaucht, kann dort im Prinzip nicht mehr gebaut werden“ Das muss aus Sicht des grünen Staatssekretärs dringend geändert werden, „denn es geht im Naturschutz ja eigentlich um den Bestand und nicht zwingend um das einzelne Tier.“ Es geht also nicht, wie Göring-Eckardt behauptet hatte, um jeden Vogel, zumindest nicht um jeden Rotmilan. Giegold plädiert deshalb auch für die Umstellung von „Individuen-Schutz zum Populationsschutz.“ Heißt vermutlich: solange es noch ein paar Rotmilane im Zoo gibt, ist die grüne Welt in Ordnung. 

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Giegold erwähnte, dass er darüber schon mit der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gesprochen habe. Und da es für von der Leyen um den Green Deal geht, um die Interessen der Finanzindustrie, wird sie damit sicher einverstanden sein. Das Leben von Menschen in Einfamilienhäusern ist der Kommissionspräsidentin, die für 50 km schon mal den Privatjet nimmt, fremd, auch wenn diese Leute letztlich ihr luxuriöses Leben finanzieren. 

Die Sorge, dass die Umwelt- und Naturschutzverbände sich gegen diese Pläne wehren und für Natur-, Umwelt- und Tierschutz eintreten könnten, ist bei Giegold nicht besonders hoch, denn „auch hier hat bereits ein Umdenken eingesetzt.“ An dieser Stelle wird sich zeigen, in wieweit der Naturschutzbund (Nabu) und ähnliche Organisationen tatsächlich für Natur- und Tierschutz kämpfen.  

Wenn die Grünen beim Aufbau des der klimaneutralen Gesellschaft oder als wichtigen Schritt dorthin, mit dem „Ausbau der Erneuerbaren vorankommen wollen, ist die Änderung im Europäischen Naturschutzrecht notwendig“, behauptet Giegold Wen interessieren schon Bienen, Schmetterlinge und Rotmilane, wenn es darum geht EEG-Millionäre, die Produzenten und Betreiber von Windkraftanlagen richtig reich zu machen durch dreiste Umverteilung, was interessieren die Grünen da schon Glück und Gesundheit der Menschen? Denn es geht vor allem darum, die Genehmigungsverfahren zu verkürzen, also um die Entrechtung der Bürger. 

So plant Robert Habeck auch, die Mindestabstände von Windrädern zu Wohnhäusern zu kippen. Ob eine Familie hart für ein Eigenheim gespart hat und hart arbeitet, um ihren Kredit abzubezahlen, scheint ihm egal zu sein. Wenn es um Robert Habecks Zukunftsvision geht, wird neben das Grundstück eine Windkraftanlage gestellt, die den Wert des Grundstücks mindern und Eltern wie Kinder auf Dauer krank machen kann. Sollten dann die Eltern arbeitslos werden, wenn durch die De-Industrialisierungspolitik ihre Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden, können sie das Grundstück und das Haus nicht einmal zu einem Preis verkaufen, durch den sie wenigstens schuldenfrei wären. Der alerte Habeck hat in seiner liebsten Pose, der des Weltverbesserers, schon einmal klargestellt, dass auf dem Weg in die lichte Zukunft der CO2-neutralen Gesinnungsdiktatur Opfer gebracht werden müssen. Die Menschen haben die Zumutungen, die ihnen der Herr Superminister schon einmal angedroht hat, eben willig zu ertragen, denn wären sie unwillig, dann wären sie Klimaleugner und rechte Schwurbler. Und wer möchte das schon sein, zumal, wenn er im öffentlichen Dienst arbeitet? Rot oder grün zu sein, wird zur Pflicht, auch für die FDP.

Undurchdacht
Ausgediente Windräder - wer räumt den Schrott weg?
Robert Habeck will schließlich, wie er den Mitarbeitern seines Ministeriums gesagt hat, nichts geringeres als „Geschichte schreiben“. Leider haben häufig die Analphabeten der Geschichte aus Unkenntnis, was das bedeutet, in Deutschland versucht, Geschichte zu schreiben – und wer auch nur über lückenhafte Kenntnisse der Historie verfügt, weiß, wie diese Schreibversuche ausgegangen sind. 

Eines lässt sich jetzt schon voraussagen: Habecks Utopie wird sich nicht realisieren lassen, sie wird mit der Wirklichkeit kollidieren. Da aber nicht er oder die Grünen im Irrtum sein können – das ist nach deren eigener Überzeugung vollkommen ausgeschlossen –, läge die Schuld dann bei Menschen, die heimtückisch die großen Ideen der Grünen und des Robert Habeck böswillig und menschenfeindlich sabotieren. Bei Menschen also, die für ihre Menschenfeindlichkeit zur Verantwortung gezogen werden müssen. Deshalb werden die NGOs auch ausgebaut, um die Feinde der Neuen Ordnung zu markieren und umzuerziehen.

Die Menschen werden dann vielleicht am Fenster ihrer Wohnung oder ihres Hauses stehen und – ungestört von Bienen, Schmetterlingen und Vögeln – das blinkende Licht von den Spitzen der Windkraftanlangen als grünes Zeichen in der Finsternis verstehen – und sich dennoch nach einem Grad mehr Wärme in all der Kälte sehnen. 

Unterstützung
oder

Kommentare ( 40 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

40 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
89-erlebt
3 Jahre her

Die rot grüne Heuchelei und widerliche Verlogenheit lässt sich auch im scholzschen Hamburg gut illustrieren. Letzte Woche wurde verkündet, dass ein Warm Wasser Tunnel unter der Elbe gebaut werden kann, dafür auch Bäume gefällt werden müssen. Als Moorburg das marode, uralte Warmwassernetz mit dem Hauptkraftwerk Wedel – Bj 1961 – beim warm Wasser ersetzen sollte ging das ganz und gar nicht, wegen Bäumen … Jetzt wo Moorburg zum Schaden der Steuerzahler (diese blechen ca 260 Mio € Prämie) ergrünt wurde (Abriss) ist ein Tunnel möglich. Aber noch nicht genug der Verarsche, dass Gaskraftwerk für dieses warme Wasser ist bis dato… Mehr

Friedrich Zundel
3 Jahre her

Habecks Faktotum Giegold ist nicht der erste GRÜNE, der über die „Lasten“ des Artenschutzes jammert;   „Wird ein Standort für die Windkraft veröffentlicht, wird am nächsten Tag ein Milan gesichtet und das Projekt ist gestoppt“ (Boris Palmer). BZ 16. August 2013 http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/windkraft-contra-rotmilan–74433513.html   Populistisch und regelrecht perfide hat der Biologe Kretschmann gleich eine „Minderheit“ einer anderen Greifvogelart entdeckt und „aufs Korn genommen“:   „Es kann nicht sein, dass ein Windrad nicht gebaut wird, weil nebendran ein gar nicht mehr fertiles Wanderfalkenpaar horstet.“(Winfried Kretschmann) BZ 15. November 2013 http://www.badische-zeitung.de/emmendingen/wie-war-s-bei-winfried-kretschmann-in-emmendingen–77266679.html   Kretschmanns damaliger SPD-Juniorpartner in BW konnte seinem Landsvater auch nicht nachstehen:   „Man muss… Mehr

F.Peter
3 Jahre her

Dass es den Grünen und sonstigen „Weltverbesserern“ eben genau darum nicht geht sondern einzig und allein einer Ideologie gefolgt wird, zeigen inzwischen viele Projekte, die in diesem Rahmen ohne Rücksicht auf Verluste in die Realisation getrieben werden. So soll auch im Saarland eine Batteriefabrik ausgerechnet in ein Natur- und Wasserschutzgebiet gebaut werden. Und nicht nur das, aus dem Trinkwasserreservoir sollen zur Herstellung der Batterien TÄGLICH 1.600 bis 2.700 Kubikmeter Wasser abgezogen werden! Kann man hier offiziell nachlesen: https://svolt-eu.com/fragen-und-antworten/ Da spielt also nicht nur der Artenschutz keine Rolle mehr sondern der Schutz der Menschen und die Erhaltung unserer Lebensgrundlagen sind denen… Mehr

Ingolf
3 Jahre her

Das neue Motto haben die Grünen doch von Wilhelm II geklaut „ich kenne keine Umweltschützer mehr, ich kenne nur noch Klimaretter“ …
Nun, die Geschichte weiß, dass Wilhelm II vier Jahre später nur noch Geschichte war. Immerhin, ein wenig Hoffnung, auch wenn vier Jahre SEHR lang sein können.

CIVIS
3 Jahre her

Oder -wie es so oft heißt- und nur anders ausgedrückt:

Sie (die GRÜNEN) retten das Klima und zerstören die Umwelt.

Was für ein schöner Erfolg für eine sog. „grüne“ Partei !

Last edited 3 Jahre her by CIVIS
Iso
3 Jahre her

Der Artenschtz war den Grünen nur solange was wert, wie sie damit Schaden anrichten konnten. Heute würden sie Elefanten und Nashörner jagen, um nur weitere Sonnenkollektorenfelder aus dem Boden zu stampfen.

Ben Goldstein
3 Jahre her

Nebenbei: Weiß jemand eigentlich, wie viel Wald für Windräder bislang gerodet wurden? Es geht nämlich eigentlich nicht nur um Schmetterlinge und Vögel, sondern buchstäblich um Verwüstung. Man kann einen Landstrich böse austrocknen, wenn man die Vegetation niedermacht. Das wiederum hat katastrophale Konsequenzen für Trinkwasser, Ackerbau und Wirtschaft.
https://en.wikipedia.org/wiki/Deforestation_during_the_Roman_period

F.Peter
3 Jahre her
Antworten an  Ben Goldstein

Nicht nur die niedergemachte Vegetation ist das Problem, sondern wie inzwischen feststeht auch die Windschleppe, die hinter den Rotoren entsteht und so Bodennahe Luftmassen nach oben ziehen und das Land drumherum austrocknen lassen.

Ben Goldstein
3 Jahre her
Antworten an  F.Peter

Ja, ich weiß. Dummerweise werden die Effekte dem Klimawandel dann zugerechnet, um noch mehr Windräder zu rechtfertigen. Ich wüsste schon ganz gerne mal in Zahlen, wieviel Vegetation gerodet wurde, weil das vermutlich der größere Effekt ist.

Dr. Rehmstack
3 Jahre her

Eigentlich müßten die größten Feinde der Grünen die Grünen sein. Mal sehen wie der Impfzwang bei der Mitgliederschaft ankommen wird, 14% sind noch nicht die unterste Grenze, da geht die ganze alternative/anthroposophische süddeutsche Klientel von der Fahne und für FFF und ER kann es gar nicht hart genug kommen; das wird der, auch und vor allem, lokale Sprengstoff, der die Grünen zerreissen wird. Sven Giegold war es übrigens, der sein eigenes Land vor der EU zu Schadensersatz verklagte, zahlbar von denen, die ihn dahin gewählt hatten.

Andreas aus E.
3 Jahre her

Die „Grünen“ sind das ekelhafteste Poliitkonglomerat, was derzeit denkbar ist.
Verlogen bis in die Grundfesten, was sinnbildlich ja schon in Form von Vogelschredderfundamenten manifestiert ist.
Einfach nur abstossend, widerlich.

Koeki171
3 Jahre her

Gesinnungsethik Wer sich der Gesinnungsethik verschreibt, ist geängstigt von der Fülle der Möglichkeiten. Möglichkeiten bedeuten, dass auch alles ganz anders sein könnte. Denn dass die Dinge auch ganz anders sein könnten, als sie nach Massgabe seiner Gesinnung sein dürften, ist ein dem Gesinnungsethiker unerträglicher Gedanke. Und je mehr Möglichkeiten es gibt – Modernität bedeutet Möglichkeitszuwachs –, desto grösser ist das Risiko, mit der Möglichkeit konfrontiert zu werden, dass alles auch ganz anders ist. Die Furcht vor diesem Risiko produziert dann Gesinnungsethiker in Hülle und Fülle, verteilt übers ganze politische Spektrum, von ganz links bis ganz rechts. Sie wollen den Möglichkeitsfluss… Mehr