„Ein Zeichen der Hilflosigkeit“: Netzagentur-Chef will Saunen schließen

Waschlappen benutzen oder in die Dusche pinkeln. Politik und Medien überschlagen sich derzeit mit Energiespartipps. Der Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller will nun Saunen und Wellness im Winter verbieten. Die ehemalige Grüne Antje Hermenau sieht darin ein Zeichen von Hilflosigkeit.

IMAGO / Klaus W. Schmidt
Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur und Mitglied der Grünen

„Unsolidarisch“ ist ein neues Modewort in der Politik. Besonders gerne wird es verwendet, wenn einem Bürger etwas zugemutet wird – meist von dem Politiker, der selbst für die Zumutung verantwortlich ist. Zum Beispiel Klaus Müller (Grüne). Er ist Volkswirt, war Bundestagsabgeordneter und wurde mit dem Wahlsieg Präsident der Bundesnetzagentur. Damit ist er verantwortlich dafür, dass es in Deutschland genug Energie gibt. Wäre er. Eigentlich.

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Das klappt nicht ganz so gut. Und statt sich um mehr Energie zu kümmern, geht Müller nun auf die Suche, wer alles verzichten könne. Öffentlich. Etwa in der Neuen Osnabrücker Zeitung. Der sagte Müller: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Gasverbrauch im Freizeitbereich während des Winters angesichts der extrem hohen Energiepreise einfach weitergeht.“ Sauna und Wellnessbereiche müssten daher schließen. Verzichten die Betreiber nicht freiwillig auf ihre Gewerbefreiheit, seien sie nicht nur unsolidarisch – sondern „grob unsolidarisch“. Müller scheint es ernst zu meinen. Zumindest beim Energiesparen durch andere.

Nun sagen Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und seine Parteivorsitzende Ricarda Lang in Interviews, Deutschland habe gar kein Stromproblem. Und außerdem gibt es einen Volkswirt – mit bei der Verbraucherzentrale gesammelter Berufserfahrung –, dessen Aufgabe es ist, dafür zu sorgen, dass das stimmt. Nur scheint Müller beidem nicht zu trauen: „Eine Gasmangellage hätte dramatische Folgen für Arbeitsplätze, Betriebe und Produktion“, warnt er in der Neuen Osnabrücker Zeitung: Die Dramatik sei halt noch nicht bei allen angekommen. Strom und Gas hängen indes zusammen. 4000 Gigawattstunden Strom produzierte Deutschland aus Erdgas. Allein in diesem Mai. Drei Monate nach Beginn des Krieges in der Ukraine.

Nun ist ab diesem Donnerstag das Energiesparen ohnehin Gesetz. Privatleuten ist es verboten, ihre Pools zu heizen, öffentliche Gebäude werden nicht mehr angeleuchtet, Händler müssen ihre Leuchtreklame abschalten und dürfen ihre Tür nicht zu lange geöffnet halten. Habeck verspricht sich davon eine Einsparung von etwas mehr als 2 Prozent des Gasverbrauchs. Außerdem sind er und seine Parteifreunde in Politik und Medien fleißig dabei, Vorschläge zu machen, wie die Bürger weiter Strom einsparen können. So ließ Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Welt dran teilhaben, dass er seiner Körperhygiene im Wesentlichen mit dem Waschlappen nachgeht.

„Das sind Bilder, die will man sich gar nicht vorstellen. Das sind Infos, auf die man gerne verzichtet hätte“, sagt Antje Hermenau. Vorschläge dieser Art seien nicht nur übergriffig. Sie seien auch ein Zeichen der Hilflosigkeit. Hermenau war für die Grünen unter anderem Fraktionsvorsitzende im sächsischen Landtag und trat 2014 aus der Partei aus, weil sich diese aus ihrer Sicht zu weit links positioniert hatte. Ein Schritt, in dem sich die Autorin nun bestätigt sieht: „Die Naivität ist ja viel schlimmer, als ich es bei meinem Austritt schon befürchtet habe.“

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Zehn Jahre hätten die Grünen Zeit gehabt, sich auf die Energiewende vorzubereiten. „Dafür ist es erstaunlich, wie wenig sie davon verstehen“, sagt Hermenau. Sie produzierten mit ihren Vorschlägen ein „tägliches Chaos“, das die Bürger und die Wirtschaft verunsichere. Und sie hätten nicht verstanden, wie sich die Weltwirtschaft weiterentwickelt. Es entstehe ein Energiekartell asiatischer Länder wie China, Indien, dem Iran und der arabischen Welt. Dieses Kartell hätte nun die Chance, sich als verlässlicherer Partner zu erweisen als die Europäer. Die Amerikaner hätten sich mit den Energielieferanten Kanada und Australien noch abgesichert. Doch Europa töne zwar am lautesten, habe aber nichts in der Hand: „Wie bei den Hunden: Die Schwächsten sind die Lautesten.“

Vor allem Deutschland stehe mit leeren Händen dar. Wie sehr, das habe der Besuch von Habeck und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Kanada gezeigt. Erdgas haben sie nicht bekommen, dafür das Versprechen auf Wasserstoff: „Das ist nichts“, sagt Hermenau: „Ein Versprechen auf Wasserstoff im Jahr 2030 – aus Windrädern, die erst noch gebaut werden müssen. Das ist gar nichts.“ Bis dahin seien sieben oder acht Winter zu überbrücken, in denen der Gesetzgeber den Bürgern zumute, ihre Existenz zu vernichten. „Die Lage ist ernst“, warnt Hermenau. Nun gelte es, alles hochzufahren, was an Energieträgern irgendwie zur Verfügung stehe, um die Situation zu überbrücken. Das Land könne nicht aus Speichern heraus versorgt werden, im laufenden Betrieb müsse genug Energie da sein.

Scheitert Deutschland an der Energieversorgung, dann ist sich Hermenau sicher, dann scheitern auch die Grünen. „Das wäre sehr schade, weil dann auch viele wirklich gute Ideen den Bach runtergehen würden.“ Zwar stünden die Grünen in den Umfragen noch gut da. Doch das sei vor allem der Schwäche der anderen zu verdanken. Und schon die Wahl in Niedersachsen werde Hinweise darauf geben, wie gut das trägt.



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Kommentare ( 95 )

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Klaus D
1 Jahr her

Wie ist das mit den koiteichen? Ein mittelgroßer koiteich verbraucht ca so viel strom wie ein 2-3 personenhaushalt. Und den kann man nicht mal für 1 tag ausschalten denn wenn das wasser zu kalt ist gehen die kois ein. Hier tun sich auch gerechtigskeitsfragen auf = wem wann was abgeschaltet wird bzw man nur wenig strom bekommt denn das kann man alles mit den zählern regeln.

Last edited 1 Jahr her by Klaus D
unbelievable
2 Jahre her

Was ist mit Fussball – Flutlichttraining / -spiele für die Unterhaltung und Ablenkung der „dämlichen“ deutschen Massen?!
An die Millionärsgruppen traut sich keiner ran, dabei ist gerade Fussball nur ein Spiel ohne jeden Nutzen für „normale“ Dritte.

Mausi
2 Jahre her

Vielleicht hat jemand einen Link, wie Erdgas anteilsmäßig in D verwendet wird. 100% Ergas, davon x% für Industrie, y% für Stromerzeugung, z% für Haushalte (Heizung, Warmwasser, Kochen, Saunen) etc.
https://www.net4energy.com/de-de/heizen/erdgas-verwendung:
„Wusstest du, dass Windräder zu 45 Prozent aus Erdöl bestehen? Demnach sind selbst die erneuerbaren Energien auf die Förderung von Erdöl und Erdgas angewiesen. (Quelle BVEG)“
Aber leider keine Aufteilung, wie ich sie interessant fände.

bfwied
2 Jahre her
Antworten an  Mausi

Ohne Link geht’s auch: 2021: 35 % industrielle Verarbeitung, 34 % für die Wirtschaft (Prozesswärme, Gastronomie, auch LKW-Treibstoff(!) etc.), nahezu der gesamte Rest für Heizung der Häuser und Gasherde u. sonstigen privaten Verbrauch.
Aufteilung wechselt natürlich immer etwas.

hoho
2 Jahre her

Sauna und Wellness sind also ein Problem? Das ist wieder eine Rauchwolke, die der Ablenkung dient. Genauso wie ich erwartet habe, als ich das Photo von Klausi gesehen habe. Ich musste gar nicht den Unterschrift unter dem Photo lesen, um zu wissen dass er ein Grüne ist, sein dummes zu der Situation „sehr passendes“ Grinsen hat mir das direkt verraten. In übrigen habe ich die Heizung in meinem nicht existierendem Schwimmbecken schon längst abgeschaltet. Aus Solidarität natürlich. Der Brief von dem Versorgen habe ich heute aus dem Briefkasten ausgezogen und nicht aufgemacht. Ich kann deshalb ehrlich gesagt nicht gut schlafen… Mehr

bfwied
2 Jahre her
Antworten an  hoho

Man kann Menschen natürlich ansehen, um welche Typen es sich handelt. Das ist dem Menschen immanent, weil er sein Gegenüber immer einschätzen musste. Der erste Blick bestätigt sich nicht immer, aber meist auch durch hunderte spätere. Die Rechtsradikalen hatten früher eine Glatze und traten in einer bestimmten Weise auf. Die Linken bzw. Grünen erkennt man natürlich genauso, ihre Sturheit, ihr Lächeln, man sieht ihnen den unbedingten Machtwillen und ihre Unbelehrbarkeit an! Sie hören nicht zu, diskutieren nicht, sie haben ihr Sektenwissen, das genügt, und daher sind sie totalitär und sind gegen die vielbeschworene Demokratie, die sie zu verteidigen vorgeben, aber… Mehr

MajorTOm
2 Jahre her

Die Grünen machen keine Politik, sie machen Sandkastenspiele a la „wünsch dir was“. Deshalb funktioniert da auch nichts, denn es fehlt am Verständnis einfachster Zusammenhänge. Jeder Depp konnte ahnen, dass der Gaspreis sich vervielfacht, wenn man einen ganzen Kontinent vom zweitgrößten Lieferanten abschneidet. Und dass der Strompreis auch am Gas hängt (Merit-Order) ist nichts neues. Und dass durch diese Kombination die Inflation auf immer neue Höhen schnellt und und und… Aber da die Grünen sich maßgeblich in einer kunterbunten Blase eingerichtet haben und eher einer Sekte gleichen, darf an ihren Grundsätzen nicht gerüttelt werden! Im Gegenteil: Wenn es nicht funktioniert… Mehr

Franz Grossmann
2 Jahre her

Der „grüne“ Chef der Netzagentur ist eine der vielen grünen Nieten, die keinerlei Ahnung von irgendetwas haben. Im normalen Leben würden diese Typen nicht mal als Greenkeeper eingestellt werden.

trafo
2 Jahre her

Was soll denn für gutes Potential den Bach runter gehen Bitteschön, wenn die Grünen kollabieren?? Also mein Mitleid hält sich hier stark in Grenzen. Je eher desto besser. Ich trete sogar nochmal nach. Damit die auch wirklich umfallen. Ich kann auf diese Truppe aus Ideologen und Schwachmaten gut verzichten. Ich glaube viele andere mittlerweile auch. Blockieren, Anschwärzen und Rumheulen wenn es andere Meinungen gibt. Ich drücke die Daumen das es bald soweit ist. Dieser Müllhaufen muss endlich weg.

bfwied
2 Jahre her

Ich kenne keine gute Idee der Grünen! Sie sind Revolutionäre, und wie alle Rvolutionäre zerschlagen sie nur und schwadronieren von dummen Ideen und einer Utopie. Wir sollten es machen wie die Italiener, Griechen und Franzosen: Uns nicht um sie kümmern und gegen sie auf die Straße gehen, bis sie weg sind.

Lina
2 Jahre her

persönlich würde ich mich wohler fühlen, wenn der Bundesnetzagentur jemand vorstünde, der etwas von der Thematik versteht. Ingenieur, Atomphsiker, vielleicht ein guter Elektriker. Wäre alles besser als ein Volkswirt, dessen „Berufserfahrungen“ auf Stiftung Warentest und Ministertätigkeit unter Heide Simonis beschränket ist.

alter weisser Mann
2 Jahre her

Wer nicht freiwillig wie seine Vorvorfahren lebt, der ist unsolidarisch.
Das ist der Dreh mit dem die Grünen dem staunenden Volk die unausweichlichen Zumutungen in Energiewendetakatukaland, über die zu sprechen sie sich nie getraut haben, unterzujubeln.
Putin ist schud, dass wir kein Pipelinegas kaufen und wer nicht mitspart ist unsolidarisch zur Rettung der Ukraine und des Weltklimas. So werden wir es von Grünen und NGOs hoch und runter hören und der Rest der Ampel nickt dazu oder erfindet eigene Strophen desselben Liedes.

Last edited 2 Jahre her by alter weisser Mann