Der Fall der Stadt Kobane: Du sollst nicht töten – oder doch?

Das brutale Vorgehen der islamistischen ISIS im Irak stellt den deutschen Pazifismus auf die Probe. Es ist keine leichte Debatte. „Gott mit uns“, war auf die Koppelschlösser der Soldaten des 1. Weltkriegs geprägt – Gott als Büchsenspanner einer fehlgelaufenen, sogar mörderischen Politik? Unser Gotteskrieg ist also gerade 100 Jahre her.

Wie wehrt man sich gegen Mörderbanden? Es ist eine Frage, wie erfunden für die Gewissensprüfung durch Offiziere in den Wehrersatzämtern, der sich in den 70ern und 80ern eine ganze Generation von jungen Männern unterziehen mußten, die statt zur Bundeswehr zum Zivildienst wollten. Und jetzt also die Wiederkehr der Frage, in einer mörderischen Realität marodierender Gotteskrieger.

Kardinal Kasper und Außenminister Frank-Walter Steinmeier haben hier eine klare Antwort gegeben – es ist geradezu ein Gebot der Nächstenliebe, sagt der Kardinal, und der Politiker assistiert: Man mache sich auch schuldig durch Unterlassen.

Nun hat sich in der FAZ auch Bischof Huber zu Wort gemeldet. Es ist ein langer, und in seiner Detailgenauigkeit des Schreckens schmerzhafter Beitrag.

Aber auch Huber kommt zum dem Ergebnis:

„Wo Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübt werden, mag man über den richtigen Weg zur Hilfe streiten; aber man kann sich nicht heraushalten. Dort, wo eine Terrormiliz religiöse oder ethnische Minderheiten ausrotten will, schließt das Gebot „Du sollst nicht töten“ auch die Folgerung ein: „Du sollst nicht töten lassen“. Wer zu verhindern versucht, dass der „Islamische Staat“ weiterhin Kinder misshandelt, Frauen vergewaltigt, Männern den Kopf abschlägt, gerät in eine Zone, die mit eigener Schuldübernahme verbunden ist; aber er tut es, recht verstanden, um des Tötungsverbots willen.“

Und es macht die Sache nicht einfacher, dass viele Mitbürger muslimischer Herkunft vom deutschen Pazifismus der Nachkriegsgeneration nicht infiziert sind – und die Mörder der ISIS in brutalen Straßenschlachten verteidigen. Der Konflikt ist also längst eingewandert.

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