Der Kanzler sagt es in Reden zur Lage alle elf Sekunden, der Vizekanzler alle siebzehn Sekunden: das Wörtchen „wir“. Aber wer ist wir in Sätzen wie „Wir werden unsere Probleme gemeinsam meistern“ (Scholz) oder „Mit dieser Haltung können wir es schaffen“ (Habeck)?
Der Fußball-Rekordmeister FC Bayern hat einen bairischen Leitspruch: „Mia san mia“ (Wir sind wir), der bedeutet: Wir machen, was wir wollen, und wenn die Anderen (= Ihr) das nicht akzeptieren, ist es deren Problem.
Politisch pflegte die CSU dieses „Mia san mia“, aber seitdem sie bei Landtags- und Bundestagswahlen nicht mehr über 50 Prozent der Stimmen erhält, sondern nur noch um 35 Prozent, wirkt das nicht mehr glaubhaft.
Neben dem eindeutigen Wir, das sich gegenüber einem Ihr klar abgrenzt, gibt es auch ein unscharfes, das grundsätzlich offen lässt, wer „dazu“ gehört und auch alle einschließen kann. Dieses unbestimmte Wir beherrscht in Deutschland den aktuellen Regierungsdiskurs zur Energiepolitik.
Ein Ihr, gegenüber dem sich das Wir abgrenzt, kommt weder bei Scholz noch Habeck vor. Es gibt nur ein alternativloses Wir, und dieses hat je nach Kontext einen verschiedenen Begriffsumfang: Personbezogen meint es Kanzler bzw. Vizekanzler, im engen Sinn die Bundesregierung und ihre Minister; im weiteren Sinn den Staat und schließlich alle zusammen, Regierende und Regierte. Aber wer ist mit diesem großen WIR, das ganz selbstverständlich klingt, faktisch gemeint? Was ist der gemeinsame Nenner dieser Gemeinschaft?
Neben den „Deutschen“ kommt als Träger des großen WIR auch der im Grundgesetz (Präambel) genannte Verfassungsgeber in Frage: das „Deutsche Volk“. Aber dieser Ausdruck ist politisch noch inkorrekter als „die Deutschen“: Politische Texte, in denen das „deutsche Volk“ häufiger vorkommt, werden deshalb vom Verfassungsschutz als „Verdachtsfall“ eingestuft.
Mit dem Wörtchen „wir“ will die Regierung in der Energiekrise alle ansprechen und einbeziehen. Diese kommunikative Integration bleibt aber beschränkt auf eine Diskurswelt, die wenig mit den Fakten zu tun hat: „Dass wir den Gasverbrauch reduzieren“ (Habeck), heißt ja nicht, dass jemand, der die Energiepolitik der Bundesregierung für falsch hält, nun privat für deren Folgen einsteht und sich mit ihr solidarisch „unterhakt“ (Scholz).
Das Wir ist eine Sprechblase, die im Winter im Praxistest platzen könnte. Was bliebe dann? Ein „diverses“ oder „vielfältiges“ Deutschland mit vielen Ich- und Wir-Gruppen – also genau das Gegenteil des großen WIR, das sich Kanzler und Vizekanzler wünschen.
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Seit Merkel gibt fast nur noch Wischiwaschi-Geschwurbel, in dem jeder Kaffeesatzleserei betreiben kann und darf. Dieses penetrante „wir“ ist nur eine Worthülse unter vielen.
Es wäre an den Journalisten, nachzufragen, präzise Sprache zu verlangen, da Interviews üblicherweise nur gegenüber Journalisten erfolgen.
Bürger und Wähler werden nur alle paar Jahre bei Wahlen um Antwort auf das Geschwafel gebeten.
Kennen die Sozialisten das Wort „Verantwortung“ und seine Bedeutung überhaupt? Ich habe da so meine Zweifel, denn würden sie es kennen, dann hätten wir in den letzten Jahren bis einschließlich heute einen freiwilligen Rücktritt nach dem anderen sehen müssen.
Das ist die Tragik der Leute, die unvoreingenommen beobachten und selber denken: dass sie unter der Denkfaulheit und Blindheit der anderen zu leiden haben.
Das „Wir“ aus Politikermund ist für mich seit Merkel ein Brechmittel der übelsten Sorte. „Dass wir den Gasverbrauch reduzieren“ (Habeck), heißt ja nicht, dass jemand, der die Energiepolitik der Bundesregierung für falsch hält, nun privat für deren Folgen einsteht und sich mit ihr solidarisch „unterhakt“ (Scholz).“ Wie bitte? Für wie doof werden „wir“ (wir Bürger nämlich), von diesen Politikern eigentlich gehalten? Die meisten Bürger werden mit allen finanziellen Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen, für die Folgen der völlig unsinnigen Energie- und Außenpolitik der Ampel einstehen müssen. Bei vielen werden die vorhandenen finanziellen Möglichkeiten nicht ausreichen. Werden „wir“ (wir Bürger… Mehr
Erst wenn Scholz und Habeck mit ihrem Latein wirklich am Ende sind, dann kommt bei denen wieder ein „Ich-Gefühl“ auf: „Ich liebe euch doch alle, ich liebe alle Menschen . . . “ (frei nach Erich Milke). Ich bin mir sicher, dass wir das, oder so ähnliches, eines Tages noch erleben werden.
„Wir faffen daff“: Mit diesem unsäglichen Spruch einer adipösen alten Frau aus der Uckermark fing es doch 2015 an! Und? Irgendwas zu vermelden, das – außer verbalerotischer Klimmzüge – den Namen eines nennenswerten, weil breiten bzw. wirkungsvollen Widerstandes verdienen würde? Nicht, dass ich wüsste! Genau nach dieser Rezeptur rühren der Scholzomat und der Annabert wieder ein Wir-Rezept aus dem von Mutti übernommenen Kochbuch zusammen. Da das beliebte Küchenkraut Dummerjan (W. Busch) hierbei die Hauptkomponente ausmacht, wird der bekannte Karl Napf die ihm eingebrockte Suppe brav auslöffeln: Hat er nämlich schon seit anno dunnemals machen dürfen! Und noch ein Zitat aus… Mehr
Ich denke, dass sollte man archivieren: https://www.youtube.com/watch?v=_SpMeP1Vll8 Scholz auf eine entsprechende Frage aus der Menge wörtlich: „Niemand in diesem Land hat vor, dass … ääh … auf Demonstranten geschossen wird, und wer solche Schauermärchen verbreitet, ist ein schlimmer Propagandist, wenn ich das einmal ganz deutlich sagen darf.“ Ich finde das ähnlich aufrichtig und ebenso beruhigend wie die Aussage des Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht, der am 15. Juni 1961 auf die Frage einer (West)Journalistin völlig wahrheitsgemäß verkündete: „Ich verstehe Ihre Frage so, dass es Menschen in Westdeutschland gibt, die wünschen, dass wir die Bauarbeiter der Hauptstadt der DDR mobilisieren, um eine Mauer… Mehr
Rein durch andauernde Appelle von oben oder durch die Medien funktioniert das nicht. Auch nicht durch quasi „anonyme“ Geldzahlungen aus dem Sozialstaat.
Das gewünschte Gemeinschaftsgefühl stellt sich nur durch echte gemeinsame Handarbeit ein. Was man z.B sehr gut bei Flutkatastrophen und dem Zusammenspiel zwischen den Opfern und Helfern erkennen kann, oder auch bei Soldaten im Einsatz, die sich gegenseitig den Rücken decken.
Das funktioniert also dann besonders gut, wenn echte Taten die Menschen von einem angestrebten Ideal einer Gemeinschaft überzeugen.
Es handelt sich um Sprechblasen, die immer dann in Einsatz kommen, wenn die Lage brenzlig wird, wenn die (meistens nicht vollzogene) Übernahme von Verantwortung dem Volk(!) gegenüber im Raume steht, sie wird dann gern auf alle verteilt soll einerseits ein – inzwischen kaum noch vorhandenes Gemeinschaftsgefühl suggerieren und andererseits den Bürgern weismachen, die Politik kümmere sich um uns und unsere Bedürfnisse und leide mit. Beides ist mehr als verlogen und hat sich seit Merkel so eingebürgert.
Und wenn das die Bürger nicht begreifen wollen, der Staat kann auch anders! Man bringt sich vornehmlich in den ÖRR & MSM, vorsorglich, schon vorauseilend mit zahlreichen beängstigt-optimistischen Chaos-Visionen in Stellung: ““Vielsagend: Krittian (MDR-Chefredakteurin) führt die neue Bezeichnung der „Delegitimierer“ ins Feld. Sie nutzten „jede Gelegenheit, um die Demokratie und unseren Zusammenhalt an sich zu hinterfragen – und ja: anzugreifen“. Die Botschaft ist klar: Wer zu diesen Leuten gehört, der ist raus aus der Gesellschaft.“ Vor allem immer diese Kontext-Zuweisungen – UNSERE, WIR, …. Diese Pronomina sind für diese Kohorte stets ambivalent, zweischneidig: „Gewinne & Erfolge werden privatisiert, Verluste und… Mehr