Die CDU im Klimawandel

CDU-Mitglieder haben eine „KlimaUnion“ gegründet. Was auf den ersten Blick wie eine pfiffige Profilierung erscheint, kann sich schnell als programmatische Kapitulation entpuppen.

IMAGO / IPON

Das Klima ist politisch, aber wie verändere ich das politische Klima? Keine Frage, der Klimawandel ist ein Top-Thema, auch für den Bundestagswahlkampf. So scheint es zunächst einmal pfiffig zu sein, wenn nun einige CDU-Mitglieder einen Verein gegründet haben, der sich diesem Problem widmen soll: Die „KlimaUnion“, so berichtet der Spiegel, wolle das Thema aus christdemokratischer Sicht vorantreiben. Und das könne wiederum durchaus als Vorarbeit für eine schwarz-grüne Koalition gewertet werden, so das Nachrichtenmagazin.

Kein Wandel, sondern Anpassung

Parteien haben es aber noch mit einem anderen Klima zu tun: dem politischen Klima, ja sogar auch hier mit dem politischen Klimawandel. Parteien müssen versuchen, wenn sie mehrheitsfähig bleiben wollen, dieses politische Klima zu prägen. Und wenn sie feststellen, dies lässt sich bei der Union ziemlich leicht konstatieren, dass der öffentliche Mainstream bei den politischen Top-Themen anders argumentiert als sie, dann müssen sie auf den Wandel hinarbeiten.
Was man bis jetzt über die neue „KlimaUnion“ lesen kann, spricht aber nicht für Wandel, sondern für Anpassung.

Es steht zu befürchten, dass es hier nicht die Christdemokraten selbst sind, die Akzente setzen, sondern diese vielmehr die Art und Weise, wie die Grünen seit Jahren den Klimadiskurs bestimmen, einfach stillschweigend schlucken. Es gilt der alte Gerhard Schröder-Satz: „Wir wollen nicht alles anders, sondern nur vieles besser machen.“ Heißt: Die Ziele bestimmen die Grünen, die Union hält sich lediglich zugute, diese effektiver umzusetzen, weil einfach realpolitisch geschulter als die Ökopartei. Was also auf den ersten Blick als pfiffige Profilschärfung erscheint, entpuppt sich in Wirklichkeit als programmatische Kapitulation.

Das gibt einen Vorgeschmack darauf, wer denn bei einer möglichen schwarz-grünen Bundesregierung den Ton angibt. Wieder Gerhard Schröder: Es kommt darauf an, wer Koch und wer Kellner ist. Der Union scheinen ihre schwarzen Rezeptbücher schon vor längerer Zeit verloren gegangen zu sein.


Dieser Artikel von Sebastian Sasse erschien zuerst in Die Tagespost. Katholische Wochenzeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung zur Übernahme.

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Kommentare ( 27 )

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GP
3 Jahre her

Viele „alt gediente“ CDU Politiker sind doch grüner als die Grünen. Ein ehemaliger CDU Landrat verneinte gar nicht dass er, wenn er noch mal in die Politik einstiege, zu den Grünen ginge. Und damit ist er nicht der einzige….

Peter Triller
3 Jahre her

Die Union war schon immer eine Partei des schlechten Konservatismus, wie ihn Hayek beschrieb. Er schleppt sich dem Zeitgeist 10 Jahre hinterher. Nun ist er beim Mythus des 21. Jahrhundert vollständig angekommen: der Klimaapokalypse. Herauskommt eine leicht abgestandene aber für den ARD/ZDF sozialisierten Normalbürger besser verdauliche Klimapolitik. Die Hybris die Welttemperatur mit dem CO2 Thermostaten in 50 Jahren regulieren zu wollen und dafür Billionen von Euros in die Tonne zu treten und Deutschland zu deindustrialisieren, haben sie deshalb nun auch übernommen. Wir leben in irrationalen Zeiten, da kann eine rückgratlose Partei wie die Union nicht nachstehen.

Kappes
3 Jahre her

Wo haben Sie die Information her, dass es vor 65000 Jahren noch keinen Homo Sapiens gab? Die meisten Wissenschaftler aus dieser Disziplin gehen davon aus, dass es ihn seit ca. 300000 Jahren gibt. Vor 65000 Jahren lebte er friedlich (und auch sexuell mit ihm verbunden) neben dem Homo Neandertalensis. Und zwar speziell in Europa. Alle Europäer tragen noch genetische Reste des Homo Neandertalensis in sich. Im Norden Europas stärker ausgeprägt als im Süden.

Andreas aus E.
3 Jahre her

Nun hat der Marsroboter ja erfolgreich mit etwas Solarstrom aus CO2 Sauerstoff gewonnen.
Idee für die KlimaUnion: Plädiert für Wiedereinstieg in die Kerneergie. Mit dem Strom ließe sich CO2 (nicht nur sichtbar, sondern sogar giftig!) der Luft entnehmen und damit O2 erzeugen, womit man beispielsweise die Ostsee belüften könnte, wenn da wieder Todeszone auftritt.
Zu kühn gedacht? I wo, das ist ein Klacks verglichen mit der Idee, einen digitalisierten Industriekontinent mit Vogelschredderstrom versorgen zu können, selbst wenn tausend Gigabyte Kobolde im Netz gespeichert sind.

Physis
3 Jahre her

Es gibt böse Zungen, die behaupten, dass es vor 1400 Jahren (nur um fairerweise den kleinsten Abstand zu nennen) noch gar keine SUV’s gab 😉
Aber es gab ganz sicher ausschliesslich offenes Feuer, um Licht in die Hütte zu bringen und das Essen warm zu bekommen…

Jan
3 Jahre her

Dieses Verhalten spiegelt den Charakter der Union perfekt wider: Opportunistisches Trendsurfen, wobei man mittlerweile nur noch verzweifelt hinterherhechelt. Es ist eigentlich die richtige Zeit, die Union für ihre desaströse Politik der letzten 16 Jahre abzustrafen und endlich auf die Oppositionsbank zu schicken. Das hat sie verdient und vielleicht ist das eine Möglichkeit zur Selbstreinigung, weil sie dort die Zöpfe der Merkel-Ära abschneiden kann. Im Bund regiert dann die Ampel, welche sich bemüht, nicht zu extrem zu werden, um die Union nicht wieder stark zu machen. Vermutlich ist das für Deutschland besser als Schwarz-Grün oder Grün-Schwarz. An einer grünen Regierungsbeteiligung aber… Mehr

Gernoht
3 Jahre her

Warum teilt sich der Laden eigentlich nicht gleich auf die anderen Parteien auf? Es ist ja für jede Strömung etwas da.

Fritz Mueller
3 Jahre her

Wer das Thema „Klima“ den Grünen überläßt, wird sich demnächst in der Steinzeit wieder finden.
Vielleicht fallen den Unions-Politikern im Wahlkampf doch noch einige vernünftige Argumente ein. Ohne Merkel könnte es klappen.

Lupo A
3 Jahre her

Im Hinblick auf das politische Klima war Brinkhaus Bundestagsrede gestern sicherlich ein Meilenstein: Rabulistisch faktenverdrehend und zugleich hysterisch-fanatisch. Das von ihm so bezeichnete Notstandsgesetz als „Gesetz für das Leben“ bei gleichzeitigem Bekenntnis, dass ihn die Sorgen der Lebenden nicht interessieren. Während die Polizei draußen plakativ vorführt, wie man sich das vom Notstandsgesetz geschützte Leben vorstellen kann.

Es ist mir egal, was sich diese Leute auf ihre Fahnen schreiben. Eine derartige Politeska ist eine Schande für unser Land.

Physis
3 Jahre her
Antworten an  Lupo A

Nicht für das Land, sondern für die noch übrig gebliebenen Demokraten!
Aber wie sagte schon Mark Twain:
Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht.
Meine Interpretation:
Wir werden wohl alle noch sehr lange leiden müssen, bevor wir uns endlich das richtige Schuhwerk anziehen.
Womit ich mich hier mit einbeziehe, denn mir fällt absolut nichts legales ein, womit man sämtliche Polit-Lügenbarone in die Wüste jagen könnte! 

Biskaborn
3 Jahre her

Ausdruck dafür, das sich die CDU aufgegeben hat. Deshalb greift sie panisch zu jedem Strohhalm und merkt in ihrer Einfalt nicht einmal, das sie mit diesem Thema nur Wähler ans Original verlieren kann, jämmerlich!