Die Bahn empfiehlt ihren „lieben Gästen“ eine „Streckenagent App“ mit dem Slogan: „Bei jeder Fahrt auf dem Laufenden bleiben“; die App liefere „Alle Infos in Echtzeit“ und sei „Ganz einfach“. Viel einfacher für die Reisenden wäre allerdings eine pünktliche Bahn.
„Pünktlich wie die Eisenbahn“ war früher eine verbreitete Redensart, die bedeutete: Jemand kommt auf die Minute genau zu einem vereinbarten Termin. Heute kann man diese Redensart nur noch ironisch verwenden; denn die Bahn ist nicht mehr pünktlich. Dafür aber politisch korrekt.
„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen“, heißt es schon 1786 beim Dichter Matthias Claudius. Reisende mit der Deutschen Bahn (DB) können derzeit viel erzählen: Über Zugverspätungen, Zugausfälle (fast zehntausend Regionalzüge im zweiten Quartal 2022), defekte Toiletten, keine oder unverständliche Ansagen im Zug und am Bahnsteig u. Ä. Am schlimmsten scheint es in Südbayern zu sein: „Bahn-Chaos in Oberbayern“ und „Bahn: Chaos in alle Richtungen“ titelte der Münchner Merkur (15. u. 16./17. Juli); „Sperrungen, Verspätungen, Chaos“ die Süddeutsche Zeitung (16./17. Juli). Kurzum: Das einst pünktliche Verkehrsmittel „Bahn“ funktioniert nicht mehr.
— Andreas Luenser (@ALuenser) July 21, 2022
Wie konnte es dazu kommen? Die üblicherweise angeführten Gründe – „personelle Engpässe“, Mängel in der technischen Infrastruktur – treffen im Einzelfall durchaus zu, können aber nicht das Systemversagen erklären. Hinter diesem steckt ein Kulturwandel, der das Wertesystem der Institution „Bahn“ veränderte: Der professionelle Wert „Pünktlichkeit“ – neben „Sicherheit“ das A und O der alten Bahn – wurde zweitrangig und ersetzt durch politische Werte wie „Diversität“, „Toleranz“ und „Weltoffenheit“: So nahm die Bahn letztes Wochenende mit einem eigenen Wagen an fünf Paraden zum Christopher-Street-Day teil und ließ an rund 60 Bahnhöfen und Bahngebäuden die Regenbogenflagge hissen.
Der DB-Vorstandsvorsitzende, Richard Lutz, erklärte dazu in einem Interview des Haus-Magazins DB-mobil, das in den Intercity-Zügen ausliegt: „Es ist uns wichtig, klar Haltung zu zeigen und uns für Vielfalt und Toleranz einzusetzen“; dies sei „eine entscheidende Stärke der Deutschen Bahn“.
„Haltung“ zeigt auch das DB-Magazin, das systematisch zu gendern versucht – allerdings nicht mit dem heute üblichen Genderstern, sondern mit Gender-Doppelpunkt, zum Beispiel: „Liebe Leser:innen“, „Leser:innen-Reise“, „Mitarbeiter:innen-Gespräche“.
Aber was hat das Gendern der DB mit deren Pünktlichkeit zu tun? Nun, in beiden Fällen geht es um Genauigkeit, zeitliche beim Bahnverkehr, grammatische bei der Sprachkommunikation, und in beiden Fällen ist die Leistung mangelhaft: Die Bahn verkehrt unpünktlich, und die Redaktion von DB-mobil gendert chaotisch: Neben genderkorrekt „Wissenschaftler:innen“ liest man „Experten“ (statt Expert:innen). neben „Rentner:innen“ kommt „ein Rentnerpaar“ (statt Rentner:innen-Paar) vor. Es gibt „Kund:innen“ und „Kundenbindungsprogramme (statt Kund:innenbindungsprogramme), und der Vorteil des neu eingeführten „Bahn-Bonus“ wird ganz genderfrei erklärt: „Wer viel fährt, soll dafür belohnt werden. Und wer noch mehr fährt, dem sollen noch mehr Annehmlichkeiten zuteilwerden“.
Fazit: Das Gendern bei der DB ist bestenfalls symbolisch, ein „Hingucker“ – weiter nichts.
Pünktlichkeit kann nicht symbolisch sein, sie erlaubt keine „Toleranz“: Der Zug soll „auf die Minute“ abfahren und ankommen. Auch mit „Diversität“ hat Pünktlichkeit nichts zu tun, wohl aber die Unpünktlichkeit: Es gibt zeitlich viele Möglichkeiten, unpünktlich zu sein (von einigen Minuten bis zu einigen Stunden), und die Gründe dafür sind vielfältig: Oberleitungsstörung, Notfall, Gleisbelegung, Polizeieinsatz, Personen im Gleis usw.
Früher musste ein Bahnreisender lediglich zu einer bestimmten Uhrzeit ein- und aussteigen, den Rest erledigte die (pünktliche) Bahn. Heute sind Abfahrt und Ankunft eines Zuges nicht mehr sicher. Die Bahn selbst empfiehlt deshalb ihren „lieben Gästen“ – so die neue Bezeichnung für (alt) „Damen und Herren“ – eine „Streckenagent App“ zu benutzen und wirbt dafür mit dem Slogan: „Bei jeder Fahrt auf dem Laufenden bleiben“; die App liefere „Alle Infos in Echtzeit“ und sei „Ganz einfach“. Viel einfacher für die Reisenden wäre allerdings eine pünktliche Bahn.
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Ausfallende,verspätete,überfüllte, verdreckte Züge, verhaltensgestörte bis psychopathische Mitreisende, insbesondere mit Migrationshintergrund. Seit über 2 Jahren nur noch Home Office, und ich vermisse nichts.
Das Zug fahren vermisst mein Mann jetzt auch nicht, allerdings bemerke ich bei ihm schon Veränderungen seitdem er (meistens) im Home Office sitzt. Er RENNT zur Tür, wenn es klingelt, weil er sich freut mal einen anderen Menschen als mich zu sehen!
Ein Unternehmen richtig so führen zu können, dass die Kunden zufrieden sind, scheint nicht nötig zu sein.
Es reicht, die richtigen politischen Verbindungen zu haben und für diese Blase die wichtigen Begriffe zu sagen. Inklusion, Nachhaltigkeit, Weltoffenheit, Bunt, Vielfalt; den Genderbuchstabensalat sollte man auch drauf haben.
Für diese „Haltung“ gibt´s dann ein Supergehalt vom Steuerzahler.
Die Steuerzahler wiederum sind meist Autofahrer, weil die DB kein konkurrenzfähiges Angebot hat.
„…und ließ an rund 60 Bahnhöfen und Bahngebäuden die Regenbogenflagge hissen.“
Diese flächendeckende, einheitliche Beflaggung kannte ich bisher nur aus Geschichtsbüchern über vergangene Zeiten oder aktuelle Diktaturen.
Ankunft vorgestern am Flughafen Düsseldorf. Nach langer Wartezeit am Gepäckband Gang zum S-Bahnhof. Dort Durchsage, die nächste S-Bahn fiele wegen Krankheit des Personals aus. Entgegenkommende Reisende berichten, zuvor habe eine Durchsage gelautet, ALLE S-Bahnen an den nächsten beiden Tagen würden ausfallen. Nach einigen Minuten und zwei weiteren Durchsagen, die sich nur auf einzelne S-Bahnen bezogen, erfolgt erneut dann eben diese Ansage, dass überhaupt keine S-Bahn führe. Keine Anzeige, kein Hinweis, keine Absperrung des Zugangs, um den unnötigen Weg zu ersparen. Vor Ort noch Erwerb des 9-Euro-Tickets an einem Automaten. Es lässt sich nur ein einzelnes Ticket kaufen und bezahlen. Bezahlung… Mehr
Wenn ich meine Gäste so behandeln würde wie die Bahn ihre/seine/ens Gäst:innen, wäre ich kein Gastgeber sondern ein Gästeverachter.
Das kommt dabei heraus, wenn ein Verkehrsunternehmen keine Verkehrsexperten anstellt, sondern zu Tausenden Absolventinnen von Gender- und Geschwätzwissenschaften, die ansonsten auf der Straße sitzen würden, weil sie sonst niemand benötigt.
Eine schöne Doppeldeutigkeit: „…die ansonsten auf der Straße sitzen würden, weil sie sonst niemand benötigt.“ Die nennen sich „die letzte Generation“
zum gendern: korrekt müsste es sein „Leser“ und „Les:innen“, denn das „er“ bezieht sich auf die männliche Variante und damit wird die männliche und die weibliche sonst miteinbezogen…
Man wird sehr bescheiden in diesen Zeiten. Vor einigen Tagen hatte ich das „Vergnügen“ einer Bahnreise, mit einer Strecke von ca. 1.000 km. Mit „nur“ einer Stunde Verspätung am Zielort, war ich schon sehr glücklich und zufrieden. Immerhin habe ich es an einem Tag von A nach B geschafft. Was anderen Zuggästen nicht vergönnt war, denn die mussten wegen des verpassten TGV nach Paris in Mannheim übernachten. ( Unter anderen auch Geschäftsleute aus Asien, die über die Unpünktlichkeit und Zustände der DB sehr erstaunt waren.) Die Bonzen des Regimes juckt dieser Zustand nicht, denn Regierungsflugzeuge und gepanzerte Dienstwagen mit Chauffeur… Mehr
Wie sollen die denn pünktlich sein, nachdem was die alles inzwischen überwachen und kontrollieren müssen!? Sitzt der Maulkorb perfekt, trägt jeder die Regenbogenarmbinde? Stimmt die Migrationsquote in jedem Abteil, sitzen die Frauen im Rock auch so, daß Männer nicht in Bedrängnis kommen? Hängt auch überall der Hinweis, daß natürlich das „Schwarzfahren“ rassistisch ist und jetzt „Beförderungserschleichung“!!! heißt und dafür niemand bestraft wird, außer „er lebt hier schon länger“ und wird im Volksmund „Kartoffel“ genannt!
Man hat jetzt mit dem 9-Euroticket den ÖPNV gestärkt, so sagen die Politiker.
Allerdings hat man bestenfalls partiell die Nachfrage gestärkt und der ÖPNV incl. Bahn kommen an Schwerpunktstellen gar nicht mehr mit, während anderswo das Angebot und die Nachfrage weiterhin vor sich hin dümpeln. Das anzugehen ist aber für die Ampelmännlein, -weiblein und -sonstige zu komplex. Die gendern dann doch lieber.
Sprachcomputer … Ansagen aus Hackstücken. Da muss man nicht über versteckte Botschaften rätseln.
Ich kann weder TV sehen noch Radio hören, weil mich die Sprachmodulation, die seit ein paar Jahren angewandt wird, vollkommen fertig macht. Von der Propaganda, die die von dort aussenden, ganz abgesehen.
Wobei auch Lang und Konsorten eine Duktus nutzen, den ich unerträglich finde.