Der Untergang der kranken Kassen

Der Sozialstaat kollabiert wegen Misswirtschaft, ideologischer Verblendung und ungebremster Zuwanderung – und die Verantwortlichen in Berlin tun so, als sei das ein bedauerliches Naturereignis. Während die Beitragszahler immer tiefer in die Tasche greifen müssen, wird die Gesundheitsversorgung ausgehöhlt – um ein System zu finanzieren, das längst am Abgrund steht. Von Lothar Krimmel

picture alliance / imageBROKER | Jan Tepass

Otto von Bismarck war nicht nur der Vollender der deutschen Einheit, sondern auch der Begründer des modernen Sozialstaats. Daher war es mehr als eine bloße Geste, als Bundesaußenministerin Annalena Baerbock nach nur wenigen Monaten im Amt den Bismarck-Saal im Auswärtigen Amt umbenannte und das Portrait des Namensgebers abhängen ließ.

Dass eine unbeholfene Ministerin, eine Trampolin-Springerin mit erheblichen Schwächen in der deutschen (ebenso wie der englischen) Sprache das Gedenken an den ersten Reichskanzler, bei dem sie vermutlich nicht einmal in der Poststelle untergekommen wäre, zu eliminieren versuchte, war ein Menetekel. Denn die unheilvolle Kombination aus Hybris und Unvermögen hat nach drei Ampeljahren nicht nur die deutsche Außenpolitik zum weltweiten Gespött gemacht, sondern auch den deutschen Sozialstaat ruiniert.

Das gilt vor allem für die gesetzliche Krankenversicherung. Der egomane Selbstdarsteller Karl Lauterbach hat in seinen gut drei Jahren als Bundesgesundheitsminister kein einziges der drängenden Probleme des Gesundheitssystems angepackt, geschweige denn einer Lösung näher gebracht. Im Gegenteil: Ging es der gesetzlichen Krankenversicherung bei seinem Amtsantritt bereits schlecht, so liegt sie jetzt auf dem Sterbebett. Rekorddefizite trotz Rekordeinnahmen und explodierende Ausgaben bei implodierender Leistungsfähigkeit: Das muss man erst einmal schaffen.

Krankenkassen sind pleite trotz Rekordeinnahmen

Andreas Storm, CDU-Politiker und Chef der DAK, einer großen Ersatzkasse mit mehr als 5 Millionen Versicherten, hat das Desaster kürzlich auf den Punkt gebracht: Trotz des zum Jahreswechsel erfolgten höchsten Beitragssatzanstiegs der Geschichte sind selbst die gesetzlichen Mindestreserven der Kassen aufgebraucht. Zahlreiche Kassen sind bereits überschuldet.

Insgesamt ist die Finanzlage der gesetzlichen Krankenversicherung so schlecht wie nie seit ihrer Gründung durch Otto von Bismarck. Wie passend, dass dessen strafender Blick von der Wand zumindest im Auswärtigen Amt jetzt nicht mehr das Treiben der Staatsbankrotteure aus CDU, CSU, SPD und Grünen stören kann.

Die Wortmeldungen zur desaströsen Finanzlage der Kranken- und Pflegekassen häufen sich derzeit vor allem aus zwei Gründen. Zum einen wollen alle möglichen Lobbyisten aus dem Gesundheits- und Pflegebereich ihre Anliegen in die jetzt anlaufenden Verhandlungen zum Koalitionsvertrag einbringen. Zum anderen wittern zahlreiche Akteure des Gesundheitssystems die fette Beute, die der gigantische Infrastrukturfonds verspricht, der vom Wählerbetrüger Friedrich Merz zur Absicherung seiner Kanzlerwahl auf den Weg gebracht wurde.

Schuldenfonds dokumentiert Staatsversagen bei Kernaufgaben

Nicht nur die Einschüchterung konservativer Mitbürger durch staatsfinanzierte „Omas gegen rechts“ zählt nach dem Willen der rot-grünen Wahlverlierer zur „zivilgesellschaftlichen Infrastruktur“. Jetzt sollen, wie nicht nur von CDU-Mann Andreas Storm gefordert, auch die Kosten für die Infrastruktur des Gesundheitssystems, wie etwa der Umbau nicht mehr lebensfähiger Krankenhäuser zu ambulanten Gesundheitszentren, aus diesem Infrastrukturfonds finanziert werden.

Doch gerade in solchen Forderungen manifestiert sich der eigentliche Skandal im Staatsversagen: Ein Staat, der Millionen an Entwicklungshilfe in den Raumfahrtnationen China und Indien versenkt sowie für Radwege in Peru verpulvert, kapituliert vor seinen ureigenen Kernaufgaben, zu denen die Verteidigung ebenso gehört wie die Gesundheitsversorgung. Trotz üppigem Rekordhaushalt und erdrückender Steuerlast sollen diese Kernaufgaben aus gigantischen Zusatzschulden finanziert werden, die entweder irgendwann zum Staatsbankrott und damit zur Enteignung der Bevölkerung führen oder von den zunehmend weniger werdenden Enkeln und Urenkeln abbezahlt werden müssen. Verlogener und verantwortungsloser als Friedrich Merz hat noch kein angehender Kanzler in der deutschen Geschichte gehandelt.

In derart bewegten Zeiten haben auch alle möglichen tatsächlichen und selbsternannten Gesundheitsexperten Hochkonjunktur. So wurde gerade ein Buch mit Handlungsvorschlägen für eine „Gesundheit der Zukunft“ vorgestellt, an dem maßgeblich jener Christian Karagiannidis mitgewirkt hat, der während der Corona-Jahre nach Kräften die Legende vom drohenden Zusammenbruch der Intensivstationen befeuert und damit genuin autoritären Politikern vom Schlage eines Markus Söder den Vorwand geliefert hat, massiv in die grundgesetzlich geschützten bürgerlichen Freiheitsrechte einzugreifen.

Leistungskürzungen wegen Massenimmigration

Tatsächlich lesen sich die kolportierten Vorschläge wie eine beliebige Zusammenstellung seit Jahrzehnten immer wieder diskutierter Selbstbeteiligungen und Leistungskürzungen. Sie folgen gleichwohl einem im abgewirtschafteten Deutschland immer stärker favorisierten Prinzip: den letzten Deppen, die dieses kaputte System immer noch mit ihrer Arbeit finanzieren, noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen und dafür ihre Leistungsansprüche zu begrenzen oder ganz zu streichen. Willkommen in der „Gesundheit der Zukunft“! In der anstehenden Regierung Merz/Klingbeil könnte es Karagiannidis weit bringen.

Denn offenbar wird auch in diesem neuen Büchlein kein Wort darüber verloren, dass links-grüne Demagogen und Fanatiker mit der jahrelangen Förderung einer unkontrollierten Massenimmigration Deutschland auch im Gesundheitsbereich längst über den Kipppunkt hinaus in den Abgrund gestoßen haben. Ein Land, das faktisch jedem Arbeitsverweigerer ebenso wie jedem Hochkosten-Patienten dieser Welt unbegrenzte Behandlung verspricht, wenn er es irgendwie bis an die deutsche Grenze schafft und die Zauberformel „Deutschland, öffne Dich!“ in Gestalt des schlichten Worts „Asyl“ ausspricht, hat sich den links-grünen Hasardeuren ausgeliefert und ist rettungslos verloren.

Natürlich kann man über Selbstbeteiligungen in einem finanziell endlichen Gesundheitssystem ebenso diskutieren wie über Leistungskürzungen. Aber es ist unanständig, die Beitragszahler nur noch starker zu schröpfen und ihnen gleichzeitig Leistungen zu rationieren, damit der Elefant im Raum – die unkontrollierte Massenimmigration von Bürgergeldempfängern und Hochkosten-Patienten – weiter ungenannt im Raum verbleiben und seinen Schaden anrichten kann.


Dr. med. Lothar Krimmel, Facharzt für Allgemeinmedizin, war von 1992 bis 2000 Geschäftsführer der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.

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Kommentare ( 49 )

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Vogelfrei
1 Tag her

Jeder, der in den letzten Jahren als „gesetzlich Versicherter“ mal einen Termin in einem Krankenhaus benötigte, oder bei einem Arzt, bei dem er nicht bereits seit langem Kunde ist, weiß, dass unser Gesundheitssystem am Zusammenbrechen ist. Wer aufgrund seines Alters den gegenwärtigen Zustand mit demjenigen von vor einigen Jahrzehnten vergleichen kann, weiß, wie tief das Land gefallen ist. Und es fällt weiter. Und die Leute in meiner Umgebung lächeln freundlich und haben ihr Kreuzchen bei dem Herrn Merz gemacht, der wirds schon richten…

Jens Frisch
1 Tag her

Apropos „Radwege in Peru“ – endlich gibt es den passenden Schlager dazu:
Ohne Satire von „snicklink“ und Co könnte ich diesen Wahnsinn nicht mehr ertragen – so gibt es immerhin einen Ohrwurm:
https://www.youtube.com/watch?v=OlazEF8aoms

Wolfgang Schuckmann
1 Tag her

Meine Überzeugung zuerst nur aus einem Verdacht heraus, verdichtet sich mit diesem Beitrag zur Gewissheit, dass dieses Land bankrott ist. Die straff getakteten Ereignisse der letzten 15 Jahre, von der Krise 2008 mit Merkel und Steinbrück im TV, ( Einlagen bis 100 000€ sind sicher), über 2012 , Finanzkrise2014 , Corona, die Kriegsausrede Ukraine, die immer mehr sich zuspitzende Immigrationsfrage, die Energiekrise, das Versprechen in den nächsten Jahren einen Krieg mit Russland führen zu müssen, sind klare Hin-, oder auch Beweise, was die Stunde geschlagen hat. Das I- Tüpfelchen zu allem ist die beschlossene Neuverschuldung, für die es noch ein… Mehr

Riffelblech
2 Tage her

Meine Frage: wozu muss es eine Unmenge von Krankenversicherungen
geben ?
Warum zahlen nicht alle Menschen ,Beamte,Arbeiter ,Selbstständige ,Parlamentarier in einen Topf ein und werden dann daraus bedient .
Wem nützen in jeder Krankenkasse Vorstände und eine Unzahl von Angestellten ,außer ihnen selber .
Krankenkassen sind für KRANKE da und nicht für hypochondrische Kranke oder eingebildete Kranke die mit 20 Arztbesuchen im Monat knapp
auskommen ..
Gespart werden kann auch beim Umgang mit Hilfsmitteln ,welche nach Nichtmehrgebrauch weiter verwendet werden können.
Usw usf …….

Wolfgang Schuckmann
1 Tag her
Antworten an  Riffelblech

Ihre Frage ist sehr gut. Eine Gruppe sollte dabei nicht unterschlagen werden.
Es sind jene, die zwar alle Wohltaten erhalten, aber in ihrem Leben noch nicht einen Cent eingezahlt haben. Solange das so weiter geht, ist auf keinen Fall mit einer Besserung der Situation zu rechnen.

Fieselsteinchen
2 Tage her

Herr Dr Krimmel, sehen Sie es bitte positiv! Jetzt gibt es Billionen, Billionen, da wächst auch was für die Kassen rüber, der Beitrag wird dahernach selbstverständlich erhöht (Die dummen Zahler schlucken auch diese Kröte! Zahlen und keine/schlechte Leistungen erhalten, für Fremde zahlen und nicht aufmucken! Das gibt es nur in Deutschland! Und die werden auch weiterhin brav den Mund halten, nicht dass morgens um 6.00 die Polizei klingelt. Mein Gott, was sollen nur die Nachbarn denken!). Es läuft weiter wie gehabt! Und wenn 3/4 der Dummdeutschen im Park Rüben ackern, mit dem klapprigen Fahrrad durch Regen und Wind fahren, um… Mehr

Riffelblech
2 Tage her

Als Insider in diesem Medizinbetrieb habe ich Jahrzehnte die schwachsinnige Ausgabenpolitik der Krankenkassen erlebt . Herr Dr. Krimmel hat natürlich völlig Recht wenn er völlig inkompetente Politiker kritisiert. Das allerdings ist nur die halbe Wahrheit . 1. Wozu brauchen wir eine Zahl von mehr als 100 Krankenkassen und eine Vielzahl von Privatkassen. Die Vorstände und das Personal wollen gut bezahlt werden . 2. Die völlig unkontrollierten vielfachen Arztbesuche und Mehrfachkonsultationen werden durch einen einzigen Beitrag abgefedert . Völlig falsch . 3. Die KV und die Ärztekammern sind willige Willensvollstrecker der Vorstellungen der Kassenvorstände wenn es um die Leistungseinschränkung der ärztlichen… Mehr

Alliban
2 Tage her

Ich vermute, dass es bei der derzeitigen Politik darauf hinausläuft, dass man als gesetzlich Versicherter mit Krankenversicherungsbeiträgen noch stärker als bisher „abgezockt“ werden wird, um dann im Krankheitsfall die Behandlungskosten selber zu tragen (um überhaupt einen Termin zu bekommen und auch eine geeignete Behandlung zu bekommen).

MartinKienzle
2 Tage her

Herr Dr. med. Krimmel, erkennen Sie das Muster? Die BRD, sprich das Nicht-Deutschland, das dementsprechend gegen uns Autochthonen vorsätzlich handelt (https://www.youtube.com/watch?v=QNyLvPPVszQ ab Minute 2:20), zerstört mit Vorsatz sämtliche kulturellen Errungenschaften des indigenen Deutschen Volkes, unter anderem die Sozialversicherung, das bedeutet, dass die wahrnehmbare Zerstörung der BRD, die, wie oftmals fälschlicherweise angenommen, keineswegs aus Unvermögen, sondern mutwillig erfolgt, lediglich durch die Auflösung der BRD enden kann!

Zebra
2 Tage her

Ich komme mir vor wie Alice im kranken Land.

Prometheus
2 Tage her

Otto von Bismarck war vor allem Getriebener sozialistischer Gewerkschaften, der vor diesen kapitulierte und ihre Forderungen umsetzte, um an der Macht zu bleiben. Wer verstanden hat, wie „Sozialversicherungen“ funktionieren, weiß, dass Kriege oder biologische Waffen ein Witz dagegen sind. Heute werden sie als soziale Errungenschaft gefeiert, aber sie sind die effektivste Waffe gegen Völker. Sobald der Sozialstaat zusammenbricht, werden die Deutschen auch wieder viele Kinder bekommen.