Der Rückbau der Kernenergie kostet nicht nur Geld, sondern auch CO2-Emissionen

Schlimm genug, dass die CO2-freie Energie der abzuschaltenden Atomkraftwerke durch CO2-Schleudern ersetzt werden muss. Für „Rückbauaktivitäten“ werden aber noch zusätzliche Energiequellen benötigt. Die Energiewende mutiert so zum Schildbürgerstreich. 

IMAGO / Andreas Haas
Kernkraftwerk Isar 2 bei Landshut

Die letzten drei noch in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke Emsland, Neckarwestheim 2 und Isar 2, sind Ende dieses Jahres stillzulegen. So sieht es der sogenannte neue Atomkonsens zwischen Bundesregierung, Opposition und betroffenen Wirtschaftsunternehmen aus dem Jahre 2011 vor. Im Dezember wurden die vorletzten drei AKW Gundremmingen C, Brokdorf und Grohnde heruntergefahren. Nach Stilllegung der Kraftwerksblöcke fehlen aber für Restbetriebs- und Rückbauaktivitäten Wärme und Energie. Für das noch in Betrieb befindliche Kernkraftwerk Isar hat nun die zuständige Marktgemeinde Essenbach die gemeindliche Zustimmung für den Einbau von drei Dampfkesselanlagen erteilt. Aus Erdgas soll die notwendige Energie gewonnen werden, wofür nun eigens eine Gasleitung an das Kernkraftwerk gebaut wird.

Damit sollte nun langsam dem Letzten klar werden, was der einseitige Ausstieg Deutschlands aus der Kernenergie für Folgen hat. In Zeiten, in denen mit mäßigem Erfolg quer durch unsere Industriegesellschaft nach Einsparmöglichkeiten von Kohlendioxid gesucht wird, erfordert die Abschaltung der AKW den Einbau und den Betrieb zusätzlicher schmutziger Energiequellen. Dies dürfte zumindest für alle zwölf Standorte der Fall sein, in denen oberirdische Zwischenlager für den Atommüll eingerichtet wurden. Diese befinden sich auf Kraftwerksgeländen quer über unsere Republik, sie werden bis zur Betriebsaufnahme einer Endlagerstätte möglicherweise über Jahrzehnte benötigt.

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Nach dem Willen der Ampel-Regierung soll die Energiewende hin zu Kohlendioxid-freien Energieträgern mit höchster Priorität vorangetrieben werden. Der aus ideologischen Gründen gleichzeitig verfolgte Ausstieg aus der Kernenergie verursacht aber, wie das Beispiel zeigt, über das Fehlen der Atomenergie hinaus für den Abbauzeitraum einen zusätzlichen Energiebedarf. Allein die drei vorgesehenen Dampfkesselanlagen am AKW Isar benötigen eine Feuerungswärmeleistung von etwa 14 Megawatt. Unter der Annahme, dass dies in etwa auch für alle zwölf Zwischenlagerstandorte von abgebrannten Kernbrennstäben zutrifft, kann von einem zusätzlichen Energiebedarf von über 160 MW ausgegangen werden. Damit könnten mehrere 1000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Sich nach bewährter Methode in die Tasche zu lügen und davon auszugehen, dass der hier beschriebene zusätzliche Energiebedarf durch erneuerbare Quellen gedeckt wird, funktioniert nicht. Die Erneuerbaren reichen bekanntlich hinten und vorne nicht – ganz abgesehen von deren Unzuverlässigkeit, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht.

Und wer bezahlt auch diese Zeche? Die Rechnung für diese ganze Chose erhalten wieder mal die Gebühren- oder auch die Steuerzahler, wer denn sonst. Energie wird immer noch teurer gemacht, und das in einem Land mit den höchsten Energiepreisen weltweit. Energieintensive Industrieunternehmen stehen vor der Abwanderung, weil sie die Stromrechnung nicht mehr bezahlen können. Hauptsache wir retten das Weltklima und verteufeln gleichzeitig die CO2-freie Kernenergie. Dumm nur, dass kein anderes Industrieland dieser Erde diesem Pfad folgt. Das reine Umweltgewissen wird kein gutes Ruhekissen.

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Kommentare ( 29 )

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F.Peter
2 Jahre her

Die Alternative Gas als Brennstoff zu verwenden wird wohl auch nicht mehr funktionieren. Wo soll denn das Gas noch herkommen, wenn aus ideologischen Gründen die Nordstream2 nicht in Betrieb geht??? Und außerdem wird in diesem Land mal wieder mit Argumenten gegen die Atomkraft argumentiert, die von vor 50 Jahren stammen. Aber kein Wunder, wenn man aus der Atomtechnik ausgestiegen ist, dann gibt es im Land halt auch kaum mehr einen, der die neueste Technologie kennt!

Wilhelm Roepke
2 Jahre her

Keine Sorge. Eine Woche Blackout und damit ohne WLAN, Handy, TV, Kühlschrank und Heizung reichen. Dann wacht die Masse der Bevölkerung auf, wenn man jederzeit mit einer Wiederholung rechnen muss.

F.Peter
2 Jahre her
Antworten an  Wilhelm Roepke

Sie unterschätzen das Beharrungsvermögen der schon länger hier lebenden!

Michaelis
2 Jahre her

Großes Schweigen im deutschen Blätterwald angesichts wochenlangen Sonnenmangels, und wer weiß wie lange noch! Aber fleißig die Landschaft weiter mit Photovoltaik-Platten verkapseln. Anstelle dieses „katastrophalen“ Sonnenmangels wird lieber über irgendeine lokale „Hitzewelle“ schwadroniert, die es angeblich in Brasilien gegeben haben soll. Der hirnrissige Schwachsinn deutschen Fanatismus ist einfach nicht mehr zu ertragen!!!

IJ
2 Jahre her

Der Artikel beschreibt eindrucksvoll das eherne Gesetz grüner und linker Politik: Sie erreichen stets das Gegenteil dessen, was sie vorgeben erreichen zu wollen, sei es die CO2-Reduktion oder die Besserstellung der ärmeren Bevölkerung.

Hueckfried69
2 Jahre her

Nicht nur aus ideologischen Gründen soll die Kernkraft weg. Es geht vor allem um die Monopolisierung der Erneuerbaren, mit entsprechenden Auswirkungen auf Gewinne und Aktienkurse. Völlig durch den Wind(!) sind sie auch nicht (zumindest nicht alle) bei den Grünen….

alter weisser Mann
2 Jahre her

Ach kommt: „Lieber volles Risiko. Vielleicht gehts ja gut“ (Robert Habeck)

Hueckfried69
2 Jahre her
Antworten an  alter weisser Mann

Das ist eben, wir wir jüngst erfahren durften, seine Vorstellung von „Patriotismus“. Meines Erachtens wird er sowohl in intellektueller als auch in rhetorischer Hinsicht überschätzt, wenn ich es mal so nett ausdrücken darf.

HPM
2 Jahre her

Deutschlands Rückgrat – eine gesicherte und sozialverträgliche Energieversorgung für den Verbraucher und die wirtschaftliche Standortsicherung unserer Industrie – wird von grünen Ideologen und Klimaaktivisten in einer willfährigen, naturwissenschaftlich ahnungslosen Politik demontiert. Die jetzigen „Härten“ bzw. Kostenexplosionen bei Gas und Strom sind nur ein erster Vorgeschmack auf das, was uns noch als „Schock“ erwarten wird.  

Falk
2 Jahre her

Nur um es einzuwerfen: So ganz „CO2 neutral“ und „sauber“ sind AKWs nicht.
Von der Mine bis zum Brennelement ist es ein laaaanger Weg.
Obendrauf sind Uran und Plutonium bzw deren Oxide nicht besonders „gesundheitsförderlich“ was wiederum aufwand bei der Herstellung, Lagerung und natürlich Anwendung..

Dann das seit jeher bestehende Problem: Wohin mit den Abfällen? Gut hierfür könnte es Lösungen geben, das IFK in Berlin hätte etwas anzubieten. Leider besteht in Deutschland, bzw bei dessen Regierung, 0 – Interesse.

Memphrite
2 Jahre her

Das einzig Rationale in Deutschland ist die Irrationalität der überwiegenden Mehrheit der Deutschen.

Norbi
2 Jahre her

Kleine Korrektur Herr Drexl: 14MW Feuerungswärmeleistung sind nicht 14MW Strom! Vielleicht kann Herr Henig Ihnen das bei Gelegenheit mal erklären.

Westried
2 Jahre her
Antworten an  Norbi

Im Artikel werden die 15MW direkt als Feuerungswärmeleistung bezeichnet. Dass das einen Strom für 1000de Haushalte entspricht stimmt ja trotzdem.
Bei Herrn Henning – 18.12.21waren es sogar 30 Megawatt „Stromverbrauch“ je KKW. Also ca das 4-fache. Mir erschien das schon etwas viel, aber ich konnte keine Quelle dafür finden.