Quote besagt, dass ein Amt lukrativ ist, aber unwichtig (sonst würde man nach Qualifikation einstellen). – These: Sämtliche Ämter, in denen die Quote gilt, lassen sich sofort ersatzlos streichen, ohne dass ein Verlust für die Gesellschaft entsteht.
Stellen wir uns ein Gefängnis alter Schule vor. Kalte, nasse Zellen, ein großer, steiniger Hof und hohe Mauern mit Stacheldraht und Wachtürmen, auf denen gelangweilte Wachleute von Zeit zu Zeit daran erinnerten, dass ihre Maschinengewehre auch den letzten Winkel des Hofes erreichen können.
Früh am Morgen wurden die Gefangenen in den Hof gerufen, und sie mussten sich aufstellen. Jeden Tag dachten sich die Wärter neue Regeln zur Aufstellung der Gefangenen aus.
An einem Tag teilte man die Gefangenen vielleicht nach ihrer verbleibenden Haftzeit auf. Am nächsten Tag nach ihrer Haarfarbe. Dann wieder ordnete man die Verbrecher nach ihren Verbrechen, etwa in einer Gruppe die vergleichsweise kleinen Verbrechen, wie der Diebstahl von Streichhölzern zwecks Wiederverkauf oder die Vermittlung von Straßenkötern als edlen Zuchthunden, mit lächerlich schlecht gefälschten Papieren, in der anderen Gruppe sammelte man dann die wirklich schweren Verbrecher von den einheimischen Mörder bis zu jenen, die sich beim Bier in der Gaststätte über die Fremden beschwert hatten.
Um Unruhe zu vermeiden, galt es, die Gefangenen in jeder wachen Minute ihres Tages beschäftigt zu halten. Nach der Aufstellung ließ man sie den Frühstücksbrei fressen. Dann hieß es schon für die eine Gruppe, mit wackligen Spaten einen Graben auszuheben und die Erde auf einen Haufen zu werfen, für die andere Gruppe aber, den Graben, den eine Gruppe des Vortags ausgehoben hatte, wieder mit der Erde vom gestrigen Haufen zuzuschütten.
So sinn- und ziellos das ewige Umgraben der Erde auch war, es war noch immer die angenehmere der möglichen Tätigkeiten! Wer der schlechten Führung überführt worden war, zum Beispiel indem der Wärter in seinem Blick einen verbotenen Gedanken gelesen hatte, oder wer sich etwa eine zu helle Haut zuschulden hatte kommen lassen, der wurde zum Steinedienst verurteilt.
Steinedienst, das bedeutete schlicht, dass man mit einem schweren Hammer große Felsbrocken zu kleinen Steinen zu zerschlagen hatte. Jeden Tag, in gleißender Sonne und bis in die Nacht hinein.
Wer zum Steinedienst abgeurteilt war, der schlug bis spät in die Nacht die Felsen zu Steinen. Während die Gruppen, welche die Erde hin und her geschaufelt hatten, bei der Abendgrütze zusammensaßen, hörten sie von draußen das Schlagen des Steinedienstes.
Stunden nach Einbruch der Nacht, zu unregelmäßigen Zeiten aber, fuhr ein Lastkraftwagen mit tiefer Ladefläche vor. Die Gefangenen des Steinedienstes schaufelten die fein zerschlagenen Felsen hinein, und der Kipplader fuhr fort. Dann erst durfte der Steinedienst schlafen gehen, hungrig und gebrochen, hoffend, dass bald ein anderer Gefangener an deiner Stelle zum Schlagen der Steine antreten müsse.
In der Nacht hörte man in den Fluren des Gefängnisses aus den Zellen das Schnarchen derjenigen, welche die Erde gegraben hatten – und dazwischen das Jammern und Klagen des Steinedienstes, deren Muskeln so schmerzten, dass ihnen nicht einmal die Gnade des Schlafes vergönnt war.
Wenn aber einer an der Tür der Wachleute gehört hätte – was natürlich keiner tat – dann hätte er das Klirren von Schnapsgläsern gehört, und er hätte Rufe gehört: »Was für eine brillante Idee, dieser Kieshandel!«, und »Wieder vier Tonnen Kies verkauft, ein Prost darauf!«
Bis auf das Schlagen der Steine dienten nämlich sämtliche Tätigkeiten der Gefangenen dem einen Zweck, die Gefangenen ruhig zu halten. Das Umgraben der Erde ließ die Gefangenen gar-nicht-erst-auf-dumme-Ideen-kommen. Das Essen war nicht nur deshalb schlecht, weil man die Gefangenen ohnehin gering schätzte (heimlich mischte man durchaus frisches Gemüse und Vitamine hinein, um sie gesund zu halten), es war auch deshalb so schlecht, damit die Gefangenen einen weiteren Anlass erhielten, sich zu beschweren, was sie beschäftigt hielt und ihren Ärger zu lenken half. Besonders effektiv war aber die Unterteilung in immer neue Gruppen, und die zufällige Zuteilung von lächerlich kleiner Macht und billigen Vorteilen, welche den Verstand der Gefangenen zuverlässiger beschäftigt hielt als jede andere Übung.
Man kann die Wächter geradezu verstehen, dass sie Verachtung gegenüber den Gefangenen hegten, die sich so leicht manipulieren ließen. Es geschah sogar, gar nicht selten, dass ein Gefangener sich nicht an die seiner Gruppe zugeteilte Demütigung hielt, und ein Mitgefangener aus derselben Gruppe ihn bei den Wärtern denunzierte.
Mancher Gefangener ahnte, dass der eigentliche Zweck des Gefängnisbetriebs der Verkauf von Kies war – die täglichen Abtransporte waren ja kaum zu leugnen – doch was sollten die Gefangenen tun? Einer hatte sogar den Verdacht geäußert, dass das Gefängnis nach gewissen verdeckten Deals wenig mehr als die billige Produktionsstätte eines internationalen Kiesunternehmers zu werden drohte – zur Strafe für solche Hassrede verurteilte man ihn zur Steinarbeit bis an sein Lebensende, was im Effekt natürlich seine Haftstrafe um viele Jahre verkürzte.
Politikergewordene Verhöhnung
Die CDU hat jetzt auch eine Frauenquote, und es ist eine große Nachricht für den Staatsfunk (tagesschau.de, 8.7.2020). Eine Partei, die offiziell von einer Frau geführt wird (wer führt wirklich?), und welche mit Merkel auch die Kanzlerin stellt, welche zudem die politikergewordene Verhöhnung der Demokratie und aktuelle Chefin der EU-Bürokratie Frau von der Leyen politisch beheimatet, beschließt jetzt, ihren Vorstand nach Genitalien zu quotieren. (Es ist schon auffällig, dass zuverlässig bei Geschlechterquoten die endlosen erfundenen weiteren Geschlechter plötzlich wieder herausfallen.)
Weiterer, nicht geringerer Nutzen
Wer eine Quote für ein Amt aufstellt, der sagt damit unzweideutig: »Für dieses Amt ist Qualifikation nicht so wichtig.«
Quote besagt, dass dieses Amt lukrativ ist, aber unwichtig (sonst würde man nach Qualifikation einstellen). – These: Sämtliche Ämter, in denen die Quote gilt, lassen sich sofort ersatzlos streichen, ohne dass ein Verlust für die Gesellschaft entsteht.
Die Vertreter diverser Quoten wissen, dass ihre Position(en) nicht einmal einfachsten Prüfungen auf Kohärenz und Realitätsadäquatheit bestehen. Dieselben Linksgrünen, welche steif und fest behaupten, dass Geschlecht nur ein soziales Konstrukt sei, fordern eine streng biologistische Aufteilung der Gesellschaft nach Penis und Vagina. Doch, auch hier gilt: Indem wir zu argumentieren beginnen, tappen wir bereits in deren Falle.
Es ist ein alter und arroganter Machtbeweis, offen widersinnige Regeln aufzustellen und durchzusetzen – und es ist in Deutschland wieder die allerneueste Mode. (Man kann es vergleichen mit Politikern, die sich selbst als über der Moral und ihren eigenen Anordnungen schwebend betrachten, und dies öffentlich demonstrieren; man bedenke etwa jene Politiker, die selbst Hass speien und gegen ihre politischen Gegner regelmäßig zu Äußerungen greifen, die illegal wären, wenn ein Oppositioneller oder Nicht-Linker sie sagte, die aber unentwegt »gegen Hass und Hetze« aktiv zu sein vorgeben, oder man denke an die Berliner Politikerkaste mit der »Jungkommunistin« als Kopf des Fisches, die nicht einmal so zu tun versucht, als würde sie selbst die Maskenregeln einhalten wollen, die man dem »Pöbel« auferlegt; siehe dazu auch vera-lengsfeld.de, 8.7.2020.)
Globalismus und linksgrüne Dogmen sind längst nur noch als »Religion« sinnvoll zu besprechen. Mancher Glaubenssatz dieser oder jener Religion ergibt wenig Sinn – oder er verstößt sogar gegen das einfachste Moralgefühl – doch Religionen gefallen sich hier und da darin, ihn politisch durchzusetzen, nicht obwohl er widersinnig ist, sondern weil er unsinnig ist.
Doch, die Demonstration und damit Zementierung der Macht sind nicht der einzige Nutzen widersinniger Regeln. Ein weiterer, nicht geringerer Nutzen ist: Es hält die Leute beschäftigt!
Es gilt: Solange die Leute mit Gendersternchen und Genitalquoten beschäftigt sind, beschäftigen sie sich nicht damit, dass etwa die Werte der Demokratie gerodet werden und die Macht über die Nation und ihre Teile an ganz andere, ferne Instanzen übertragen wird.
Politische Aufziehpuppen
Man müsste schon von ans Pathologische grenzender Naivität erfasst sein, um für eine Sekunde zu glauben, dass irgendwer der Akteure in Berlin wirklich an irgendetwas von diesem ganzen Gender-Bullshit glaubt. Die glauben daran in etwa so sehr, wie deutsche Politiker untereinander an Maskenpflicht und Abstandsregeln glauben. (Ein frecher Zeitgenosse könnte »Lügenpack, allesamt!« ausrufen, aber so einer bin ich nicht.)
Die Debatten um Gender und Quoten, um Statuen und um Religionskritik-als-Rassismus, all die können sich auf ernsthafte Themen beziehen, doch NGOs, Konzernmedien und deren politische Aufziehpuppen scheinen alle diese Themen zuerst als Beschäftigungstherapie zu nutzen. Ich will nach dem chinesischen Tao paraphrasieren: Das Thema, das du (einfach und unmittelbar) nennen kannst, ist nicht das wirkliche Thema. – Was aber ist dann das Thema?
Man hält uns beschäftigt. Jede Woche ein neues Thema. Ich hörte letztens: »Rassismus ist die neue Klimakatastrophe«. Auch der Rassismus selbst wird als Thema in dieser schnelldrehenden Zeit bald etwas schal, also wirft man wieder das Aufreger-Thema »Quote« in der Raum. Die Widersprüche sind nicht ein Bug (Programmierfehler), sie sind ein Feature (gewünschter Nutzen). Die Widersprüche lenken die Leute so schön ab – sonst würden die es einfach abhaken und sich den wirklich wichtigen Fragen zuwenden.
Vor Knochenschmerzen stöhnen
Exakt vier Jahre vor diesem Text, im Essay, »Die Freiheit nehm’ ich mir« vom 8.7.2016, schrieb ich:
In letzter Zeit nun knirscht es in Deutschland und Europa in Sachen »Freiheit« und »selbst gewählte Wichtigkeit«. Immer wieder haben Bürger das Gefühl, dass Politik ihnen »von oben herab« vorschreiben will, was sie wichtig zu finden haben.
Ich wäre nicht unglücklich darüber, wenn die Mahnungen meiner Texte nicht so aktuell blieben wie diese.
In der Geschichte zu Beginn dieses Textes werden die Gefangenen mit der zufälligen Aufteilung in Gruppen und dazu schwerer Arbeit derart beschäftigt, dass sie gar nicht erst auf die Idee kommen, dagegen zu rebellieren, ausgenutzt und verheizt zu werden.
Die Genitalquote für ein Amt ist (allzu oft) der Stempel, der dieses Amt als überflüssig dokumentiert. Wenn wir dies einmal erkannt und verstanden haben, fällt es uns leichter, auch wieder Abstand von diesem Bullshit-Aufreger-Thema zu nehmen.
Die CDU hat also dokumentiert, dass ihr Vorstand überflüssig ist. Wir hätten ihr auch ohne diesen Stempel zugestimmt.
Man will Ämter nicht mehr nach dem besetzen, was ein Mensch in Kopf und Herzen trägt und leistet, sondern nach dem, was er im Schlüpfer umherträgt – sollen sie doch. Indem sie die Quote einführen, dokumentieren sie, dass das Amt lukrativ, aber unwichtig ist. Während wir uns darüber aufregen, könnten wir fast vergessen, dass wir noch zum Steineschlagen eingeteilt sind, dass wir nachts wieder vor Knochenschmerzen stöhnen werden.
Die Genitalquote bei Merkels Wahlverein ist für Sie und mich höchstens peripher relevant. Viel brennender ist eine andere Frage: Was ist das für ein Kieshandel, für den wir schuften?
https://www.dushanwegner.com/der-grosse-kieshandel/#
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Herr Wegner, herzlichen Dank für die Parabel – so nenne ich Ihre Geschichte.
Die Frage nach dem Kies, Schotter, Asche oder Kohle ist die Frage der Fragen – nur ist der überwiegende Teil der Deutschen anscheinend zu blöd die richtigen Fragen zu stellen!
Gott sei Dank gibt’s TE und seine vielfältigen Autoren, sonst wär ich schon verzweifelt ?
UND WAS NUN!? ===== Herr WEGNER, wieder einmal ein ausgezeichneter Artikel von Ihnen, der Hoffnung gibt. Danke dafür, verbunden mit aufrichtigem Respekt und Anerkennung. Diejenigen, die sich durch diverse Nebelkerzen beschäftigt/domestiziert halten lassen, gerne und überzeugt vom „Guten“ ihres Tuns, sichern das Fortwähren und Voranschreiten von Malignität. Den aus der Masse herausstechenden kritischen Geistern gelingt es bis dato hingegen nicht, ausreichend Wirkmacht zu erzielen, um die Malignität zu kurieren. Ergo: Stagnation! Es bedarf also neuer, kreativer und, wie Sie es nennen, „realitätsadäquater“ Ansätze. Strategien: Der Antagonist setzt (äußerst erfolgreich in der Umsetzung) auf Destabilisierung und Zersetzung (inverse „Ölfleck-Theorie“) unter Nutzung… Mehr
Nahles die Quotenfrau, kommt in weitere Amt & Würden: „VON EU-SOZIALKOMMISSAR SCHMIT: Andrea Nahles wird Sonderberaterin. Die frühere Partei- und Fraktionschefin der SPD hat gut ein Jahr nach ihrem Rücktritt einen neuen Job in Brüssel. Gut ein Jahr nach ihrem Rücktritt als Partei- und Fraktionschefin der SPD übernimmt Andrea Nahles einen neuen Posten in Brüssel. EU-Sozialkommissar Nicolas Schmit kündigte am Freitag auf Twitter an, dass Nahles künftig als Sonderberaterin für ihn arbeiten werde. Sie werde daran mitwirken, den sozialen Dialog in Europa sowie die Rolle der Sozialpartner zu stärken. „Ihre riesige Erfahrung wird uns helfen, ein faireres, sozialeres Europa zu… Mehr
»Lügenpack, allesamt!« … ich bin so einer! 😉
Ein Fortschritt oder aber ein Wink mit dem Zaunpfahl , 2017 bedurfte es über ein halbes Jahr bis eine Regierung zustande kam.
Wie gewählt, so gewonnen, alle 4 Jahre haben wir eine minimale Demokratie-Option.
Nö haben wir schon lange nicht mehr. Koalitionen sind die moderne Diktatur.
@humerd: wie wahr, wir sind zum Stimmvieh degradiert – oder war es vielleicht schon immer so und man merkt es erst, wenn man älter wird und die Dinge besser überblicken kann?
Es findet sich immer eine „Koalition der Willigen“ – Hauptsache genug Pöstchen für alle!
Hör ich Quote, schalte ich mittlerweile angewidert ab und wende mich wichtigen Dingen zu.
In Punkto Frauenquote eine Anmerkung. In Deutschland leben etwas mehr Frauen als Männer. Sie brauchen sich nur regen und mitmachen dann können Sie sogar theoretisch alle Ämter besetzen. Quoten spülen solche Intelligenzbestien wie das Lenchen, die Claudi oder die kalifornische Eistante aus Bayern nach oben.
Und nein Herr Wegner, ich wurde nicht durch das Quotengeschrei von den wichtigen Betrügereien abgelenkt. Die lückenhafte, framende BKA-Statistik und diverse andere Schweinereien hab ich schon noch mitbekommen.
In vielen Gerichten wie auch im Bundesverfassungsgericht wird die Quote schon übererfüllt. Wir sind definitiv auf dem Weg in eine Weiberwirtschaft, weil produktiv arbeiten tut und will und kann anscheinend eh keiner mehr…
Wie so manches Mal, alles ein wenig „langatmig“ hergeleitet. – Aber sie haben recht! – Nach so manchem Kommentar zu schließen scheinbar nötig. Meine Kurzform des Artikels (in gewisser Abwandlung eines berühmten Zitats): Halte sie mit den Säuen die in immer schnellerer Folge durchs Dorf getrieben werden mindestens beschäftigt, wenn nicht in Panik, ich halte sie „dumm“. – Ein Zitat (von einem Freund geklaut), wenigstens ein Hoffnung: Die Leute „verstehen“ zwar nix (was tatsächlich passiert), aber sie haben – kriegen wenigstens langsam – ein gutes Gespür dafür wenn sie ver … werden. – PS: Neulich schaute ich mir von Michael… Mehr
Ach so KIEShandel. Jetzt verstehe ich erst. (Voll „moralisch“ natürlich)