Der CDU-„General“ als CDU-Generalsymptom

Tauber ist ein Symptom. Das steht aber bekanntermaßen immer für etwas anderes, Dahintersteckendes. Deshalb ist es mit einer Symptomtherapie namens Bauernopfer nicht getan, auch wenn es den Patienten vorübergehend beruhigt.

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Vier Merkmale kennzeichnen den Niedergang der CDU: die immer miserableren Wahlergebnisse, der dramatische Verlust an Mitgliedern, die Bunkermentalität der Parteichefin sowie das suboptimale Mittelmaß ihres aktuellen Generalsekretärs Peter Tauber. Letzterer ist Lichtjahre von den schier legendären CDU-Generalsekretären Kurt Biedenkopf (1973 – 1977) und Heiner Geißler (1977 – 1989) entfernt.

Weil sich Tauber nach dem Flop bei der Niedersachsenwahl einmal mehr um Kopf und Kragen redete, ist ihm eine baldige Zukunft als Bauernopfer gewiss, für ihn damit heftiger ausfallend als die Klatsche, die der oberste Zeremonienmeister der Haus- und Hof-Akklamationstruppe Kauder einfuhr.

Wir wollen Tauber aber nicht zu sehr wehtun, denn er hatte es – freilich selbstgewählt – nicht leicht mit dieser seiner Chefin. Kleiden wir ihn ein in ein Märchen und nehmen seinen märchenhaften Nachruf schon mal vorweg.

Macht zehrt
Frau Merkel, treten Sie zurück. Es wäre besser.
Nun denn: Es war einmal ein Generalsekretär. General war er zwar nicht, sondern bestenfalls biederer Sekretär seiner Dominafürstin aus dem allernächsten Osten – welchselbige schon mal für zwei Jahre selbst das Amt eines Hofgenerals resp. einer Hofgeneralin eingenommen und dann mit reichlich Killerinstinkt einen vormaligen Hofpatriarchen und einen amtierenden Hofregenten entmachtet hatte. Von dieser Regentin bekam er Ende 2013 – zum obersten Schleppenträger geadelt – den Auftrag, die eigene Gefolgschaft zu atomisieren und durch eine neue, ganz andere Gefolgschaft zu ersetzen. Die Methoden (griechisch „Methode“ = Weg zu etwas hin) sollten keine kriegerischen sein, sondern ganz, ganz gerissene: Einerseits sollten die Feinde asymmetrisch de-mobilisiert und solchermaßen paralysiert werden; andererseits sollte der Herr General die Feinde becircen, indem er ihnen volle Kanne nach dem Maul redete. Das tat der Sekretär denn auch wortreich – als Meister der Logorrhoe. Darin seiner Chefin durchaus überlegen, hatte er doch einen etwas umfangreicheren Wortschatz und eine zugleich etwas klarer strukturierte Syntax als diese.

Zugleich redete er stets zum Gefallen der öffentlich-rechtlichen und sonstigen gleichgeschalteten Hofberichterstatter, die ihn zwar nicht übermäßig ernstnahmen, aber von ihm doch immer wieder hörten, was sie erwarteten und hören wollten: die Stimme seiner Herrin. Zum Hofnarren hat er es dennoch nicht gebracht. Denn echte Hofnarren waren nicht die Lautsprecher ihrer Fürsten, sondern die einzigen, die einem Fürsten respektive einer Fürstin ohne „Rübe ab“ die Meinung blasen durften.

Wenn es bei der Umwandlung der Gefolgschaft und insgesamt des Staates eng wurde, wurde dieser „General“ schon auch mal teilentmachtet und durch einen noch engeren und voluminöseren Kammerdiener ersetzt. Aber selbst mit vereinten Kräften gelang es beiden nicht, die sich häufenden Unbotmäßigkeiten der Untertanen zu stoppen. Letztere waren es einfach leid, riesige Probleme verbal ständig zu Bereicherungen und Schlappen zu Siegen befördert zu bekommen.

Skepsis
Leserkommentare zu: Frau Merkel, treten Sie zurück. Es wäre besser.
Jünger, bunter, weiblicher, großstädtischer sollte der „General“ ab 2014 die Gefolgschaft und den Hofstaat seiner Herrin machen. Wie schön! Seitdem sind der Herrin im Schnitt acht Prozent der Plebs (des niederen Volkes) untreu geworden, und von 740.000 Höflingen zu Beginn der 1990er Jahre sind zuletzt 444.400 übrig geblieben. Per Saldo gehen monatlich rund 1.000 von der Fahne. Da hatten der Herr General und seine Oberbefehlshaberin den Salat.

Als selbsternannter „digital native“ (oder digitaler Naivling?) mag er ein paar Junge, eine paar Frauen, ein paar Diversity-Lobbyisten gewonnen haben. Aber für jeden Höfling dieser Art hat er mindestens zehn vom Hof geekelt. Und den früheren Gefolgsleuten der besonders netzaffinen „Piraten“ hat er bei aller asymmetrischen Trickserei nicht einmal ein mitleidig-mildes Lächeln abgerungen. Ja, selbst diese „digital natives“ haben mittlerweile politisch das Zeitliche gesegnet.

Vom Format eines Königs Kurt, der vor seiner sächsischen Regentschaft schon einmal „General“ bei Hofe war, oder eines Generals Heiner, der seinen Fürsten durchaus mal ernsthaft abservieren wollte, konnte der real existierende Sekretär nicht einmal träumen. Womöglich wusste er in diesen Zeiten der bei Hofe um sich greifenden Mediokrität nicht einmal, von welchem Kaliber jene waren.

Alles in allem: Dieser Tauber ist ein Symptom. Ein Symptom steht aber bekanntermaßen immer für etwas anderes, für etwas Dahintersteckendes. Deshalb ist es mit einer Symptomtherapie namens Bauernopfer nicht getan, auch wenn es den betroffenen Patienten vorübergehend beruhigt. Hier sitzt der Kern des Problems nämlich nicht in der CDU-Zentrale, sondern verbunkert im Kanzleramt.

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Kommentare ( 25 )

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Praxiteles
7 Jahre her

Lassen Sie bloß ab vom vermeintlich großartigen “König Kurt”. Derselbige hat der erratischen CDU-Oberen in 2015 noch Anerkennung ob ihrer verantwortungslosen Über-Nacht-Entscheidung (Einreise von 1 Mio. Moslems) gezollt.

hasenfurz
7 Jahre her

Ginny, deine Hausaufgaben sind wie immer mit Sternchen 😉 Danke! Staged, Psy Op, der Schleier zerfällt, die Wahrheit kommt ans Licht. Die Leute in Amerika wissen das, und kennen die Wahrheit über das Network. Und seltsame Unfälle passieren mit FBI-Convoys, Zeugenschutz perdü? Tss tss tss… Der deep state ist in höchsten Nöten, nachdem nun Harvey (Hinweis: nicht der Hurrican) das Licht auf Dinge im Hintergrund auch von Hillary wirft (siehe: Clintons, Haiti, trafficking), nachdem Hollywood sogar den ollen Haudegen Moragn Freeman aktiviert hatte, wird jetzt George Bush jr. nachgeschoben, um weitere Nebelkerzen zu werfen und Stimmung zu machen (oh, äh,… Mehr

treu
7 Jahre her

Naja, Sie können das ja gern „Ausmisten“ nennen, dringend notwendig, aber allein das käme in diesem verkrusteten Parteienstaat einer Revolution gleich, denn sie wollen an die Herrschenden ran. Das werden die nur nicht zulassen, jedenfalls nicht freiwillig und dabei auch nicht „mitwirken“, so einfach ist das.

ThurMan
7 Jahre her

Tauber ist auch ein typischer, rauteschlüpfender Vertreter des nachhaltigen Blablaismus.

treu
7 Jahre her

Die Frage ist nur, wer soll das machen und wer traut sich? In diesem Land ist doch selbst ein Generalstreik gegen Regierung und das Parteiensystem undenkbar. Und Sie verlangen, wenn auch zu recht, nichts weniger als eine Revolution! Das wird mit dem Michel leider nichts.

treu
7 Jahre her

Vor allem zur charakterlichen Mentalität und Qualität!

Armin Reichert
7 Jahre her

Ich mache den CDU-Politikern ja noch nicht einmal einen Vorwurf. Sie sind einfach nur ein Haufen feiger Opportunisten, die an ihren Sesseln kleben bzw. an die Fleischtöpfe wollen.

In meinen Augen das wahre Problem sind die CDU-Wähler, die diese Partei nur aus einem einzigen Grund immer wieder wählen: CDU haben wir immer schon gewählt.

Alabama_Rocket_Man
7 Jahre her

Ein „roter General“ kann schon mal ein oder zwei „Genossenbosse“ überleben.

Bei der CDU hingegen wäre es nicht sonderlich verwunderlich, wenn der 7. „Vortänzer“ in den Dienst der „großen Vorsitzenden“ gestellt wird.

Reimund Gretz
7 Jahre her

Merkel hat doch in den letzten 12 Jahren alle wegbefördert die ihr hätten gefährlich werden können. So sind in der CDU nur diejenigen übrig geblieben welche ihr als Vasallen, die sie im Führungskreis um sich geschart hat und ihr blind folgen. Da auch die Basis es bevorzugt in Scharen davon zu laufen bedarf es wohl einem ähnlichen Niedergang wie bei der SPD bevor Konsequenzen gezogen werden. Nein ein oder mehrere Bauernopfer werden nicht ausreichen um den Niedergang zu stoppen. Bekanntlich beginnt der Fisch immer am Kopf zu stinken.

Winston Montag
7 Jahre her

Das Problem sitzt im Kanzleramt?
Sitzt dort nicht eher das Mega-Hyper-Super-Über-Symptom?

Daß so etwas überhaupt ins Kanzleramt kommen konnte, deutet auf das weitaus tiefergehende, systemische Problem hin.
Die Leute in diesen Zirkeln sind beliebig austauschbar, deren Drittklassigkeit ist ebenso Symptom eines nicht mehr reformierbaren korporatistischen Systems, wie die unübersehbaren autoritären Tendenzen (im Namen von Vielfalt, Toleranz und Demokratie).