Wer sich jemals mit dem Gedanken befasst hat, seine Karriere bei der Bundeswehr zu beginnen, wird sich womöglich anders besinnen. Denn: Die Bundeswehr hat mangels Finanzen einen Beförderungsstau. 900 Offiziere können 2025 nicht befördert werden. Der Frust geht um – und das ist schlecht für die Nachwuchsgewinnung.
Es ist mal wieder – wie bei jedem Regierungswechsel – eine „Aktion Abendsonne“ angesagt. Im Bund ganz aktuell – sonst auch in den Ländern. „Aktion Abendsonne“ heißt: Für den Fall, dass eine Partei durch Wählervotum aus der Regierung zu verschwinden droht, also deren Sonne untergeht, werden schnell noch Parteigänger nach oben befördert. Könnte ja sein, dass eine Koalition anderer Farbkonstellation andere Leute mitbringt, installiert und befördert.
Ein besonders kostspieliges Exempel von „Abendsonne“ hat soeben Außenministerin Baerbock („Grüne“) exekutiert. TE hat darüber berichtet. Sie hat ihre Büroleiterin Katharina Ahrendts am 13. November qua Kabinettsentscheidung von der Besoldungsstufe B6 auf B9 heraufgesetzt. Das ist ein Gehaltssprung von rund zweitausend Euro pro Monat: vom Grundgehalt bei B6 (11.372,63 Euro) auf 13.294,99 Euro bei Stufe B9. Das Kabinett hat es mitgemacht, weil so ziemlich alle Kabinettsmitglieder die „Aktion Abendsonne“ betreiben und weil der neue Finanzminister Jörg Kukies (SPD) diesem Treiben wohlwollend zuschaut; wahrscheinlich wird er im vormals von FDP-Mann Lindner geführten Finanzministerium selbst die eine oder andere Überlegung längst angestellt haben.
Die Haushaltslage bei den Offizieren ist offenbar so schwerwiegend, dass bei der Bundeswehr bereits arbeitende Spezialisten wie Ärzte und IT-Leute nicht gehalten werden können – und das, obwohl diese sich über ihr bisheriges Dienstzeitende hinaus bei der Bundeswehr verpflichten wollten. Wie viele Personen dies betrifft, ist selbst intern unklar. Aber es sollen nicht wenige sein, heißt es. Weiteres Problem: Aufgrund des starren Beförderungssystems und der Haushaltslage kommt es inzwischen offenbar immer wieder dazu, dass Bundeswehrangehörige höhere Aufgaben wahrnehmen, obwohl sie nicht entsprechend bezahlt werden. Und das mitunter seit Jahren.
Das „Ampel“-Aus und die weiter unklare Situation mit den Bundeshaushalten 2024 und 2025 dürfte die Situation nicht gerade verbessern. Unklar ist, ob es tatsächlich noch in diesem Jahr gelingt, einen Haushalt zu verabschieden. Sollte das nicht zuletzt aufgrund des Zusammenbruchs der Ampel-Koalition nicht gelingen, dürfte es für Hunderte Soldaten im kommenden Jahr ein böses Erwachen geben.
Das Aus für die Ampel-Koalition ist dabei natürlich keine Hilfe. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte bereits eingeräumt, dass er kaum noch Chancen für sein Modell eines neuen Wehrdienstes sehe. Voraussichtlich werde die Regierung das Gesetz „angesichts der jetzt doch deutlich kürzer gewordenen Legislaturperiode wohl nicht mehr umsetzen können“, sagte Pistorius beim Wirtschaftsgipfel der „Süddeutschen Zeitung“ soeben in Berlin.
Früher mittels Frühpensionierung gelöst
Beförderungsstaus gab es bei der Bundewehr auch früher schon mal. Im Jahr 2017 (Verteidigungsministerin war CDU-Frau Ursula von der Leyen) wurde kaum noch nach A14 oder A15 befördert, wiewohl die Soldaten in A13 oder A14 bereits A14- bzw. A15-Dienstposten wahrnahmen. Ähnlich war es 2007 unter Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU). Damals löste man das Problem, indem man ältere Soldaten vorzeitig in den Ruhestand schickte. Die über 50-Jährigen sollten jüngeren Kameraden Platz machen – die wegen mangelnder Aufstiegschancen frustriert waren. Es ging um 4.200 Soldaten in Offiziers- und Feldwebel-Rängen, die 50 Jahre oder älter waren.
Damit klar ist: Es geht hier nicht um fürstliche Gehaltssprünge. Also nicht wie im Auswärtigen Amt um ein monatliches Mehr von zweitausend Euro, sondern gerade in den unteren Besoldungskategorien von Leuten in der Familiengründung teilweise nur um ein paar hundert Euro. Siehe die aktuelle Besoldungstabelle für Offiziere im Truppendienst. Das sind keine üppigen Gehälter, wie sie in den Ministerien üblich sind. In der Bundeswehr für Leute, die notfalls den Kopf für dieses Land hinhalten.
Die Methode „Platz schaffen für Beförderungen durch Frühpensionieren“ kommt heute jedenfalls nicht mehr in Frage. Denn das wäre für die Bundeswehr zumal in Zeiten eines dort längst aufgeschlagenen Fachkräftemangels ein gewaltiger Aderlass an eben solchen, bereits vorhandenen.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Es ist doch allzu verständlich, dass die rotgrünen Partei- und nicht die Armeesoldaten befördert werden. Die gelungene Deindustrialisierung Deutschlands mit all ihren wunderbaren Folgen für das Klima, die Durchsetzung der diskriminierungsfreien Gendersprache, den Durchbruch des Feminismus auf der ganzen Welt, das für 0,0x % der Bevölkerung relevante Recht, jährlich das Geschlecht zu wechseln etc.: All das haben doch ausschließlich Erstere und nicht Letztere im heldenmütigen, dreijährigen Kampf gegen alte weiße rächte Männer, staatsdelegitimierende Medien und sonstige Vorgestrige am Schreibtisch erfochten. Warum sollten sie dafür nicht mit einer B-Besoldung belohnt werden? Was ist ein läppischer Afghanistan-Einsatz eines Fahnenjunkers gegen solch einen… Mehr
Hauptsache die jeweiligen Partei“soldaten“ sorgen für ihresgleichen.
Was macht eigentlich ein ausstudierter Offiziersaspirant, wenn man ihn nicht zum Leutnant macht? Kann der sich dann entpflichten?
Es gibt nicht den geringsten Grund aus der korrupten Selbstbedienung der politischen Klasse eine bessere Bezahlung der ebenfalls überbezahlten (da überflüssigen) Schießbudenfiguren bei der bunten Wehr abzuleiten.
Allerdings ist es erfreulich das Herr Kraus sich mal wieder als begabter Komiker erweist. Nach dem Satz „In der Bundeswehr für Leute, die notfalls den Kopf für dieses Land hinhalten.“ habe ich ziemlich lange gebraucht mein Zwerchfell wieder unter Kontrolle zu bringen.
Beamtenbesoldung, nicht zu vergessen, da kommt Netto deutlich mehr raus als beim Angestellten. Zulagen gibt es auch noch. Und ob dann im Kriegsfall (Gegner?) wirklich jemand den Kopf hinhält (wofür?), wobei eine Vielzahl reine Bürohengste sind, bleibt fraglich.
Gut so! Diesen Schieß-, Sport- und Karnevalsverein für gelangweilte Verwaltungsbeamte, die sich gerne Uniformen anziehen, brauchen wir sowieso nicht. Die haben seelenruhig zugesehen, als die Amerikaner unsere Pipeline in die Luft gesprengt haben und haben nichts gemacht.
Büroleitung für 13.000€ ? Geil.
Aber Hauptsache die ganzen NGO werden gut versorgt.
Also wenn das die grössten Probleme der Bundeswehr sind… den exorbitanten Wasserkopf noch Grösser machen… so wie in ALLEN westlichen Armeen…
Wohin dieser ganze Beförderungswahnsinn ohne einen „reinigenden“ Krieg führt, sieht man auch sehr schön an den USA, die haben bald mehr 4 Sterne Generäle als aktive Marines… Die stehen sich dort selbst im Weg, denn die zu Befehligenden werden ja nicht mehr… es Endet am Ende im Chaos…
Russland zeigt gut, dass es wichtig ist, dass die ganzen Vorgesetzten auch an der Vordersten Front im Krieg mitmischen, dann gibt es immer wieder freie Posten die zu vergeben sind…
Zufällig sehe ich oben auf der Seite die Anzeige „Jetzt bei EDEKA bewerben“, wo „Super Entwicklungschancen“ versprochen werden – wer nicht gegen nichtwestliche Zivilisten losziehen will, kann dort das Glück suchen.
> Denn das wäre für die Bundeswehr zumal in Zeiten eines dort längst aufgeschlagenen Fachkräftemangels ein gewaltiger Aderlass an eben solchen, bereits vorhandenen
Wenigstens könnte sie dann nicht mehr in den Krieg gegen Russland rennen, was bisher ständig übel endete. Was auch immer über die „russische Gefahr“ geredet wird, in Buntschland will ständig wer zuerst auf die Russen schießen – die ja bisher Buntschland nicht angegriffen haben.
also um Nachwuchs muss sich die BW nicht sorgen, die Arbeitslosigkeit steigt. Der sogenannte Fachkräftemangel besteht auch bei der BW nicht. Ich habe in meinem Bekanntenkreis ehemalige BW Offiziere. Es genügte ein Abi bzw. Fachabitur, um in die Offizierslaufbahn zu kommen. Danach ging alles automatisch, unabhängig von Können, Wissen und Leistung. Die Laufbahn war vorgezeichnet und hielt sich an die Jahre der Verpflichtung. Die Anschlussverwendung war dann ebenfalls gesichert: alle schlüpften im ÖD unter, viele in den Bauämtern. Zum fehlenden Geld: „Bundeswehr: Rund 200 frühere afghanische Ortskräfte in Erfurt gelandet“ https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-11/bundeswehr-afghanistan-ortskraefte-ankunft-deutschlandzu den 200 afghanischen Ortskräften kommen noch die Familienangehörigen. Alles… Mehr
„Es genügte ein Abi…, um in die Offizierlaufbahn zu kommen“. Ja was denn sonst, nennt sich Eingangsvoraussetzung, sowie der Hauptschulabschluss Eingangsvoraussetzung für die Ausbildung zum Handelsfachpacker ist. Und ja, mit Abi kann man sich für die OffizierLAUFBAHN bewerben, aber vor den Leutnantstern hat der liebe Gott das Auswahlverfahren und die OffizierAUSBILDUNG gesetzt. In beidem kann man scheitern, vulgo: Nein, Abi macht keinen Offizier.