Die Datenkrakenlobby schaffte es, im GroKoalitionsvertrag zu verankern: Wir sollen selbst für unsere Daten verantwortlich sein und sie freiwillig-gezwungenermaßen den marktmächtigen Konzernen und den Behörden geben, wann immer diese danach fragen.
Der Milliardärs- und Großkonzerneclub Weltwirtschaftsforum hat sich mit staatlichem Segen für die Verbesserung der Kontrolle von Reisenden zuständig erklärt. Dafür haben die Konzerne eine Serie von Workshops organisiert, an der die US-Homeland Security und andere staatliche Einrichtungen mitmachen durften, weil sie das Ergebnis ja später umsetzen sollen. Heraus kam eine Horrorvision erzwungen-freiwilliger Totalüberwachung durch uns selbst, die schon bald Wirklichkeit werden soll.
Neuerdings nennt sich der Club der 1000 größten internationalen Konzerne „DIE internationale Organisation für öffentlich-private Kooperation“. So jedenfalls schreibt es Weltwirtschaftsforums-Vorständin Cheryl Martin im Vorwort des Berichts „Der bekannte Reisende: Wie man das Potential der digitalen Identität für sicheres und reibungsloses Reisen hebt“. Dieser Bericht, erstellt unter Federführung von Accenture, wurde auf dem diesjährigen Milliardärstreffen in Davos verabschiedet, aber nicht an die große Glocke gehängt. Man vertraut wohl nicht darauf, dass die Öffentlichkeit sich von den schönen Worten und den Hochglanzfotos von fröhlichen Reisenden blenden lassen würde. Lesen sollen den Bericht vor allem die am Überwachungsgeschäft Beteiligten.
Horrorvision gläserner Mensch
Und so soll es gehen Wir befüllen selbst eine Datenbank mit Informationen über uns. Das soll unsere Reisehistorie sein, Bankdaten, Hotelübernachtungen, Mietwagenbuchungen, Dokumente von Universitäten, Ämtern etc. Wenn wir eine Grenze überschreiten wollen, geben wir den Behörden freiwillig einen Zugang zu diesen Daten, damit sie sich vorab überzeugen können, dass wir harmlos sind. Mittels Gesichtserkennung und unserem (idealerweise) biometrisch mit uns verknüpften Smartphone, können sie sich beim Grenzübergang davon überzeugen dass wir sind, wer wir behaupten zu sein. Wenn wir fleißig genug beim digitale Belege sammeln und freigiebig genug mit diesen Daten waren, dürfen wir zur Belohnung an den Schlangen der anderen Reisenden vorbeigehen, werden bevorzugt behandelt und minimal kontrolliert. Wörtlich heißt es:
„Die Reisenden müssen die Gelegenheit bekommen, die passive Rolle zu verlassen und zu einer aktiven Partnerschaft im Sicherheitsprozess überzugehen. Wenn sie selbst entscheiden, ihre digitale Identität zu teilen, erfahren sie die Belohnung einer stärker personalisierten und reibungslosen Reise.“
Wenn sich allerdings Zweifel an den Absichten eines Reisenden auftun, kann der Grenzbeamte ihm, gestützt auf die übermittelten Informationen, „tiefgehender Fragen stellen, etwa um seine jüngsten Aktivitäten besser zu verstehen“.
Man kann sich leicht ausmalen, dass man zunächst immer länger warten muss, wenn man nicht mitmacht, und irgendwann die „freiwillige“ Datenfreigabe nötig sein wird, um überhaupt in das Zielland einreisen zu dürfen.
Der Clou bei dem Konzept des Weltwirtschaftsforums: Es wird (angeblich) keine behördliche, zentrale Datenbank aufgebaut. Das macht nämlich aufgrund der unweigerlichen Hackerangriffe nur Ärger, wie in dem Bericht zu lesen ist. Man muss sich als verantwortliche Behörde für geleakte Daten rechtfertigen und entschuldigen und womöglich sogar noch entschädigen. Nein, die sich selbst überwachenden Menschen sind selbst für ihre Daten verantwortlich. Das nennt sich Dateneigentum. Natürlich gibt es in Wirklichkeit doch eine zentrale Datenbank, wo alles zusammenläuft, was im Lauf der Zeit an die Grenzer übermittelt wurde, eine Datenbank auf die die US-Heimatschutzbehörde und generell die Polizeibehörden und Geheimdienste im Bedarfsfall zugreifen können. Aber über ein Spiegelkabinett aus Blockchain-Terminologie wird dafür gesorgt, dass das nur sehr misstrauischen oder gewissenhaften Lesern auffällt. (Auf Seite 25 erfährt man verklausuliert und vage die Wahrheit.)
Kanadier und Niederländer als Versuchskaninchen
Zwar haben US-Unternehmen und Behörden die Arbeitsgruppen dominiert. Den Testlauf machen jedoch demnächst die Grenzbehörden von Kanada und den Niederlanden. Reisende zwischen diesen beiden Ländern dürfen bald schon mit dem Datensammeln beginnen, um schneller abgefertigt zu werden. Das Weltwirtschaftsforum hat den kanadischen Grenzern Unterstützung bei der Implementierung des Plans der Konzerne zugesagt. Das dürfte heißen, dass die teilnehmenden US-Konzerne Google, Visa und Co. sorgen dafür, dass technisch alles läuft. Selbst die (recht zurückhaltende) Verkündung des Pilotprojekts übernahm das Weltwirtschaftsforum in Davos und nicht die beteiligten Regierungen. Es klänge ja auch nicht gut, wenn die niederländische Regierung verkünden würde: ‚Wir haben uns bereiterklärt, unsere Bürger, die nach Kanada reisen, als Versuchskaninchen für ein totalitäres Überwachungssystem anzubieten, das sich die amerikanischen Technologiekonzerne und Datenkraken zusammen mit der Homeland Security für uns ausgedacht haben.‘
Ein im Bericht hervorgehobenes Zitat des Google-Managers Rob Torres erinnert stark an den Film Minority Report:
„Technologieunternehmen haben große Fortschritte beim Data-Mining, Machinenlernen und künstlicher Intelligenz gemacht, die fortgeschrittene prognostische Analysen ermöglichen. In Kombination mit von den Passagieren gelieferten Informationen können diese Technologien von Regierungen genutzt werden, um (…) komplexe Muster in großen Datenbeständen mit dem Ziel zu analysieren, Sicherheitsrisiken an Grenzen vorherzusagen.“
Wenn das kanadisch-niederländische Pilotprogramm gut läuft, dürfte der nächste Schritt sein, dass auch die US-Grenzer die freiwillige Selbstüberwachung zunächst mit Privilegien prämieren und danach verlangen. Jedenfalls ist der Planung des Weltwirtschafsforums zufolge die großangelegte Nutzung ab 2019 geplant.
Die Vorteile für die Konzerne
Erkennbar haben sich die Konzerne wie Hilton, Visa und Google nicht aus reinem weltbürgerlichem Pflichtgefühl so engagiert, um für die Polizeibehörden auf eigene Kosten ein solches System auszuarbeiten. Vielmehr sind die Grenzbehörden erklärtermaßen der ideale Katalysator um die kritische Masse für ein solches freiwilliges System der freiwilligen Selbstüberwachung und Datenfreigabe zwangsweise zu schaffen. Wenn es einmal etabliert ist, erhalten die Datenkraken unaufhaltbar von lästigen Datenschutzverordnungen zuverlässig weiter alle unsere Daten.
So heißt es im Implementierungsplan, dass das Konzept großes Potential über das Reisen hinaus habe. Wenn sich die Selbstüberwachung an der Grenze einmal durchgesetzt hat, sollen die Bürger ihre gesammelten Daten ebenso freiwillig auch „für alltägliche Anwendungen“ in Interaktion mit Unternehmen und Behörden hergeben (Fettung im Original). Genannt werden als Beispiele Gesundheit, Bildung und Erziehung, Bankwesen, humanitäre Hilfe und Wahlen. Wegen der Netzwerkeffekte sei es kritisch für den Erfolg des Projekts, so der Bericht, dass es schnell zu einer möglichst breiten Anwendung kommt. Das soll schon ab 2020 geschehen.
Und so erfährt man denn am Ende des Berichts unter der Überschrift „Digitale Identität beim Weltwirtschaftsforum“, dass das Forum – wieder unter Federführung von Accenture – bereits begonnen hat, einen Rahmen für die Nutzung des Konzepts über das Reisen hinaus zu entwickeln. Dabei soll es vor allem auch darum gehen, bekannte Geräte vollkommen verlässlich mit bekannten Personen zu verknüpfen. Ziel sei es, dass „Nutzer von blockchain-basierten Systemen als eine einzige, konsistente Identität agieren, der alle ihre Aktivitäten indexiert zugeordnet werden (Meine Hervorhebung).
Es ist schlimm genug, dass es diese Pläne gibt, und dass die US-Regierung sie erfahrungsgemäß auch durchsetzen kann. Sobald sie etwas zur Bedingung für die Einreise macht, wie etwa biometrische Personalausweise, dann wird das von der EU pflichtschuldig umgesetzt. Nötigenfalls werden widerborstige Parlamentarier massiv unter Druck gesetzt.
Fast noch schlimmer ist, dass unsere Regierung mit ihrem Gerede vom „Dateneigentum“ als angeblichem Ersatz für Datenschutz und Privatsphäre den Boden dafür bereitet, dass es mit der allgemeinen Umsetzung dieses Plans auch über internationale Reisen hinaus klappt. Die Datenkrakenlobby hat sogar geschafft, den Begriff im Koalitionsvertrag von Union und SPD zu verankern: Wir sollen selbst für unsere Daten verantwortlich sein und sie freiwillig-gezwungenermaßen den marktmächtigen Konzernen und den Behörden geben, wann immer diese danach fragen. Das soll alltäglich werden und wird die vollständigen Aktivitätsprofile von allen ermöglichen, die im Bericht des Weltwirtschaftsforums als Lohn der Anstrengung verheißen werden.
Der Beitrag von Norbert Häring ist zuerst hier erschienen.
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Das ist wirklich krass. Ich las schon vor einigen Monaten mit Entsetzen den Bericht „Bonuspunkte für staatstreues Verhalten, Abzüge für Regimekritik – ab 2020 soll ein ‚Social Credit System‘ für alle Bürger Chinas verpflichtend werden. Die Internet-Konzerne des Landes mischen mit.“ Diesen, wie auch zuvor manch anderen Bericht – etwa über den Bundestrojaner oder das NetzDG – diskutierte ich immer mal wieder im Kollegenkreis. Zu etwa 2/3 handelt es sich dabei übrigens um Hochschulabsolventen. Kurzes Fazit: Den unter 40jährigen ist das überwiegend egal, sie sind völlig desinteressiert und haben ja eh nichts zu verbergen. Schon die Diskussion darüber ist ihnen… Mehr
Das ist ja gruselig… Hätte ich mir in meinen wildeten Träumen nicht vorstellen können, dass einer auf eine derart kranke Idee kommt!
Vielen Dank an TE, dies hier öffentlich gemacht zu haben!
Und trotzdem lassen wir weiter fröhlich Leute ins Land, von denen wir nichts Wissen. Und gerade von diesen sollten wir alles Wissen. Das ist der totale Widerspruch. Aber das geht ja nur zu Lasten der schon länger hier lebenden.
Das Wohl und die Sicherheit der deutschen Bürger geht unserer Regierung am A…… vorbei.
Unsere Regierung sieht diejenigen die schon länger hier leben allesamt als potentielle Steuerhinterzieher, Sozialbetrüger etc, die mit erheblichem Aufwand überwacht werden müssen. Aber unsere lieben Gäste aus dem Orient, ich meine die, die so gern ihre Pässe verlieren, die sind doch grundehrlich.
Im ‚Kleinen‘ hat das „freiwillig-gezwungen“ schon längst angefangen. Während in einem der wenigen überhaupt noch geöffneten Bürgerämtern der Stadt (die sind fast alle wg Überlastung geschlossen) im Warteraum noch per Plakat für die wundervollen freiwilligen! Vorteile des RFID-Chips im Perso geworben wird und dass ein nachträglich gewünschtes Freischalten 8€ kosten würde – erklärt mir die Sachbearbeiterin, dass der jetzt per Gesetz sowieso direkt aktiviert ist, ob ich das will oder nicht. Ach ja… Ohne meine Nachfrage dazu hätte sie übrigens nichts gesagt. Es bleibt: Urlaub in Deutschland, auch, um schonmal zu gucken, wo man (jetzt noch) „gut und gerne leben“… Mehr
„….Wenn sie selbst entscheiden, ihre digitale Identität zu teilen, erfahren sie die Belohnung einer stärker personalisierten und reibungslosen Reise.“
Nö, den Vorteil kann man einfacher haben. Man ruft an der Grenze „Asyl“ behauptet sodann man sei der Kaspar, Melchior, Balthasar oder Mohammed und komme aus dem Morgenland und schon steht einer ungehinderten, fröhlichen Reise nichts mehr im Wege.
Nun ja, vieles an der „Neuen Welt“ gefällt mir schon ganz gut, und ich nutze diese neuen Technologien auch, wenn ich sie für mich nützlich und sinnvoll halte.
Facebook, Twitter etc. gehören nicht dazu. Bargeld benutze ich fast immer.
Man sollte sich eben Gedanken darüber machen, wann man Daten preisgibt und wann nicht.
Gibt es Speicher, die alle Daten sammeln können, die mittlerweile herumschwirren? Ich denke da insbesondere an WhatsApp.
Informationen vielleicht in einem neuen Beitrag?
Moin moin Achso,
Genau so eine Reaktion wird erwartet. Im Zustand der Verunsicherung, der unterschwelligen Angst, des im extremsten Falles „Shock and Awe“, gibt der Bürger immer mehr seiner Rechte und Freiheiten auf, um im Gegenzug vermeintlich mehr „Schutz“ zu erhalten.
Das Endstadium wird der „Online-Biostatus“ jeder Person sein. Vom Blutzuckerspiegel bis
zum momentanen Aufenthaltsort wird in Echtzeit von der Krankenkasse, Werbetreibenden, „Vater Staat“, Versicherungan aller Art und „bösen Hackern“ der digitale Echtzeit- Status eines Jeden abrufbar sein. Und wenn der Algorithmus erkennt dass der Mensch tot ist, folgt ein Angebot des Bestattungsunternehmens auf dem Fuße an die Anghörigen.
?
Ich meine sogar, dass die Generation Facebook/Schneeflocke/ Handywischer, nichtmal den Zustand von Verunsicherung/Angst braucht, um alles, was egal wer wissen will, voll hipper #ichauch-Begeisterung hinterherzuwerfen.
Gut erkannt Fiete, in Amerika lassen sich die Leute sogar schon freiwillig RFID-Chips implantieren. Bin mal gespannt wann die Leute hier, vielleich für eine billigere Reise sowas auch machen. Auf dem Planeten der Crash-Test-Dummies ist alles möglich. Jeder ist eben für sich selbst verantwortlich und bekommt das was er verdient – ist nicht monetär gemeint.
Was bitte soll der „Durchschnittbürger“ dagegen unternehmen???? Wir sind diesem ganzen Gebaren hilflos ausgeliefert. Das nennt sich Digitalisierung der Gesellschaft und alle schreien danach, alle forden das doch. Digitalisierung, schöne neue Wachstumswelt. Alles angewendet um letztendlich den Konsum in Lichtjahre hohe Höhen zu befördern. Das zufälligerweise die Menschen zu 100% überwacht und kontrolliert werden ist für die Mächtigen weltweit ein angenehmes Nebenprodukt. Wissen ist die totale Macht. Wer alles über seine Bürger weiß, hat die totale Kontrolle . Über alles, der Staat ist dann in der Lage, alle Bedürfnisse seiner Bürger nach eigenem Gutdünken zu verteilen. Deutschland kommt da eine… Mehr
Und immer wenn man denkt, noch verrückter geht es jetzt aber wirklich nicht (oder das es wenigstens eine Weile dauert bis der Wahnsinn weitergeht), bekommt man schon direkt den nächsten Hammer übergebraten. Orwell würde aus dem Staunen nicht mehr rauskommen…
Meine Daten bekommen die nie! dann kann ich schlimmstenfalls hat nicht mehr über eine Grenze, aber die gibt es in Europa praktisch eh nicht mehr und nach USA will ich nicht.
„Meine Daten bekommen die nie“
Dies ist auch meine Einstellung. Jedoch ist es schneller geschehen als gedacht.
Die Ausreise aus Kambodscha war nur möglich, wenn per Scanner der Fingerabdruck hinterlassen wird.
Bin mir über die Verwendung nicht sicher, aber in dem Land kommen für Nicht-Einheimische ausschließlich US-DOLLARS aus den Geldautomaten…