Das verzweigte Netzwerk der Agora Agrar – und wer dahinter steckt

Wer zieht die Fäden, wenn die Rede von einem Umbau der Landwirtschaft ist? Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir am wenigsten. Im Hintergrund wirken verzweigte Netzwerke, die am parlamentarischen System vorbei mal eben ein leistungsfähiges landwirtschaftliches Produktionssystem zerstören wollen.

Getty Images, Screenprint: Agora Agrar - Collage: TE

Wer steckt dahinter, wenn wieder die Rede von einem Umbau der Landwirtschaft ist, von einem Umbau der Ställe und mal eben von einem Umbau der gesamten landwirtschaftlichen Produktion? Wer ist es, der wesentlich mit dazu beiträgt, dass »Essen für morgen« mit den Unsinnsbegriffen zur »Bekämpfung des Klimawandels« belegt wird, und der sich anmaßt vorzuschreiben, was wir essen sollen?

Der Ernährungs- und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir am allerwenigsten, der muss vorn den Minister geben. Im Hintergrund wirken verzweigte Netzwerke, die am parlamentarischen System vorbei mal eben ein leistungsfähiges landwirtschaftliches Produktionssystem zerstören wollen.

Auch in dem sehr kritischen Bereich der Lebensmittelproduktion hat sich ein nahezu undurchdringliches Netzwerk – oder sollte man besser sagen: Gestrüpp? – von NGOs oder besser: GOs gebildet. Auch hier findet ein munteres Bäumchen-wechsle-Dich-Spiel zwischen Ministerien, Instituten und Geschäftsführerposten von NGOs statt.

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Alle eint: die Abneigung gegen eine Landwirtschaft, die mit ihrer hohen Produktivität zum ersten Mal dafür gesorgt hat, dass der Hunger in der Welt deutlich geringer wird. Das System versorgt mit gut ausgebildeten Landwirten die Menschen mit guten und preiswerten Lebensmitteln.

Denn keine 60 Jahre sind vergangen, in denen es Lebensmittel zu bezahlbaren Preisen gibt und alle weitgehend satt werden, da werden viele übermütig und glauben, dies sei ungesund. In der neuen Räterepublik Berlin wundert es nicht, dass auch Agora Agrar ein Rat beistehen soll. Der soll die Begründung für eine Agrarpolitik liefern, die die Zerstörung der Landwirtschaft zum Ziel hat. Auf diese Begründungen kann sich dann wieder grüne Agrarpolitik stützen.

Direktorin der Agora Agrar ist Christine Chemnitz, die sich bei der grünen Heinrich-Böll-Stiftung »qualifiziert« hat. Mangels nachprüfbarer Fakten greift sie auch auf die Redefigur des »wissenschaftlichen Konsens« zurück, um zu behaupten, dass Insekten weltweit aussterben. Das weiß niemand, niemand hat sie gezählt; sogar Wikipedia schreibt, dass noch Millionen unentdeckte Arten vermutet werden. Aber es macht sich gut als Satz gegen die »Agrar- und Chemieindustrie« und gibt sicherlich Punkte im internen grünen Ranking, so landet man dann auch auf den gut dotierten Chefsessel der Agora Agrar.

»Wir stehen vor großen Herausforderungen in der Gestaltung einer nachhaltigeren Ernährung und Landnutzung“, sagt Harald Grethe, Co-Direktor von Agora Agrar. »Für deren Bewältigung brauchen wir einen intensiven und regelmäßigen Austausch zwischen den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren. Dazu wird der Rat beitragen.« Grethe hatte lange Jahre das agrarpolitische Beratungsgremium des Landwirtschaftsministeriums geleitet und träumt davon, dass »wir« weniger Milch trinken, weniger Wurst und Fleisch essen.

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Der dunkelgrüne Grethe ist Professor für internationalen Agrarhandel an der Humboldt-Universität Berlin und ist mit Vorschlägen für das Tierhaltungsgutachten von 2015 krachend gescheitert. Darin hatte der wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik beim Bundeslandwirtschaftsministerium »Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung« skizziert. Als Kosten wurden damals 3 bis 5 Milliarden Euro zusätzlich genannt. Ohne Zuschüsse würde eine solche Kostensteigerung zur Abwanderung von Teilen der Produktion in Länder mit geringeren Tierschutzstandards führen, schrieben sogar schon damals die Gutachter, wodurch die Tierschutzziele konterkariert würden.

Beide Direktoren stoßen in das Horn »zu viel Fleisch, zu viel CO2-Emissionen« in der Tierhaltung – also: weg damit. Zwei Mal jährlich tagen die Mitglieder in nicht öffentlichen Sitzungen und diskutieren die Herausforderungen der Nachhaltigkeitstransformation in Ernährung, Land- und Forstwirtschaft sowie die Arbeit von Agora Agrar.

Dabei sind unter anderem:

Silvia Bender (Grüne), Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Berlin.

Auch hier finden wir den bei Transformationsaufgaben aller Art offenbar unvermeidlichen Jochen Flasbarth (SPD), Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Dann sitzt noch Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes, Rossau, drin, ein grüner Karrierist mit üblichen Stationen Heinrich-Böll-Stiftung, Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung globale Umweltveränderungen (WBGU).

Ebenfalls ist Britta Renner beteiligt, Vizepräsidentin der deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) e. V., Bonn, eine altgediente Organisation, die den Bürgern schon seit langem vorschreiben will, was sie zu essen haben, um »gesund« zu bleiben. Mit Landwirtschaft hat sie nichts am Hut, sie ist »Professorin für Psychologische Diagnostik und Gesundheitspsychologie an der Universität Konstanz«.

Schon fast selbstredend, dass auch Öko-Wirtschaft drin sein muss mit Tina Andres, der Vorsitzenden des Bundes ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) e.V., Berlin.

Ausgerechnet Jörg-Andreas Krüger, der Präsident des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) e.V., ist ebenfalls dabei. Jener NABU, der mit eigener Tierhaltung zeigen will, wie es geht und doch immer wieder mit Tierhaltung in Konflikt kommt. Letztlich mussten Bauern häufiger den unter der NABU-Obhut völlig verwahrlosten Tieren mit Futter auf die Beine helfen.

Praktischerweise ist auch Dr. Ludger Schulze Pals dabei. Der ist Geschäftsführer des Landwirtschaftsverlags GmbH, Münster, der eines der landwirtschaftlichen Fachmagazine herausgibt. Dort findet man nichts Kritisches mehr über eine sogenannte »Agrarwende«, sondern hier wird verkündet wie ein Agora-Lautsprecher, dass die »Denkfabrik« Agora Agrar den »Totalausstieg aus der GAP-Basisprämie« empfiehlt.

Die Landwirte sollen Geld für sogenannte »gesellschaftlich gewünschte Gemeinwohlsleistungen« bekommen. Und was gesellschaftlich gewünscht ist, bestimmen Agora Agrar und seine grünen Genossen. Auch hier tritt wieder deutlich zutage: Geldverteilen ist das Prinzip grünen Wirtschaftens, auf Produktivität muss nicht mehr geachtet werden – zumindest solange noch Geld auf den Konten der Bundesbürger liegt.

Auch Benjamin Steeb sitzt im Rat. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung bei Lidl international, Neckarsulm. Das ist einer der vier großen Lebensmitteleinzelhändler mit einer dominanten Marktmacht, die sich heftige Auseinandersetzungen mit den Herstellern liefern.

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Genau wie bei Agora Energiewende ist auch Agora Agrar mit grünen Gefolgsleuten besetzt, eine echte Auseinandersetzung über Sinn und Unsinn und vor allem die Kosten findet nicht mehr statt, sondern nur noch: Wie schaffen wir es am schnellsten, die Lebensmittelproduktion zu zerstören und teuer zu machen?

Sie alle haben gemeinsam: Sie wurden nie gewählt, demokratisch nicht legitimiert, aber dennoch wollen sie darüber befinden, was wir zu essen haben sowie ausgebildeten und kompetenten Landwirten vorschreiben, wie sie Ackerbau und Viehzucht betreiben sollen. Betreutes Denken will weismachen, eine Stillegung von fruchtbaren Ackerflächen sei notwendig für »das Klima« und einen »Umbau«. Bereits jetzt werden wichtige Ackerflächen mit Photovoltaikanlagen zugepflastert, damit ist mehr Geld zu verdienen als mit dem mühsamen Anbau von Weizen, Roggen und Kartoffeln.

Eine praktische Folge sieht man bereits: Immer mehr Landwirte geben auf, Ställe leeren sich dramatisch. Der Schweinebestand sinkt – in den letzten zehn sank er um 25 Prozent, die Zahl der schweinehaltenden Betriebe sank sogar um 43 Prozent. Nur wird entgegen aller Politappelle nicht weniger Schweinefleisch gegessen. Es wird einfach importiert.

Grüne Politik sorgt dafür, dass immer mehr importiert werden muss – von Lebensmitteln bis hin zur Elektrizität. Für die Verbraucher steigen die Preise für Lebensmittel – und die meisten können sich keinen Reim darauf machen.

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Kommentare ( 38 )

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Grumpler
1 Jahr her

Der nächste Schritt wäre, festzustellen, ob dieses Netzwerk länderübergreifend mit anderen, ähnlich „gelagerten“ Organisationen zusammenarbeitet. Und wenn ich mir so einige Dinge (TV, YT) ansehe, wäre es vielleicht auch interessant, ob und wenn ja inwieweit man Kontakte zum öffentlich-rechtlichen Fernsehen hat. Ach ja, die SFF, die Scientists for Future, habe ich vergessen. Da drängt sich der Verdacht nämlich auch auf — wenn man sich die Unterzeichnerliste und die Verlautbarungen der bekannteren Mitglieder (und ihrer Verwandten, die im Universitätsbereich tätig sind) dieses Vereins einmal ansieht. 🙁

Waldorf
1 Jahr her

Diese „Agenda“ entspricht seit Jahren auch der WEF-Agenda, der wohl skurrilsten Mischung aus globaler Hochfinanz und NGO-Weltrettungs-Hippies. Sri Lanka bleibt das abschreckende Beispiel, was deren Agenda in der Realität verursacht, wenn aus halbgewalkten Weltrettungsplänen Realpolitik versucht wird. So wird es auch in Holland und bei uns kommen. Die aberwitzige Sickstoffpolitik der EU legt sich bereits wie eine Würgeschlange über die effizientesten Landwirtschaften Europas, eben der Holländischen und unserer. Die staatliche Beschränkung auf Biodünger ruinierte Sri Lanka innerhalb eines Jahres !!! Die Tee und sonstige landwirtschaftliche Produktion brach dort innerhalb kürzester Zeit dramatisch ein, damit die Exporteinnahmen inclusive Devisenbringer was zum… Mehr

Johannes Kreis
1 Jahr her

Man muß inzwischen annehmen, dass der Wahnsinn, gerade im Agrarsektor, noch viel weiter geht. Am Ende steht eine künstliche Verknappung von Mitteln der Grundversorgung des Bürgers, wie Nahrungsmittel, Wohnraum oder Energie, unter dem Vorwand des Klimaschutzes. Das wird die Preise massiv treiben. Es ist zu befürchten, dass Dinge, die eigentlich im Überfluß vorhanden sind, aber auf der Welt falsch verteilt sind, wie z.B. Nahrungsmittel, am Ende in Deutschland planwirtschaftlich zu geteilt werden.   Es sei hier an die drohende Enteignung niederländischer Bauern durch die niederländische Regierung erinnert, weil die Kühe angeblich zu viel CO2 produzieren. Nur noch 2 Kühe pro… Mehr

teujur52
1 Jahr her

Das hat alles mit Demokratie nichts mehr zu tun. Das ist Sozialismus/Kommunismus pur. Noch können wir uns wehren. ABWÄHLEN !!! ABWÄHLEN !!! ABWÄHLEN !!!

Kampfkater1969
1 Jahr her

Nachfolgend ein Link mit der Mitte um vertrauliche Behandlung.

Daraus wird eine Verbindung der Familie Habeck mit der Familie Quandt/Klatten ersichtlich: Robert Habecks Großvater war vermutlich ein Cousin von Johanna Maria Quandt

https://www.myheritage.de/site-family-tree-497218021/koutsmitopoulos?s=497218021&familyTreeID=1

Kampfkater1969
1 Jahr her
Antworten an  Kampfkater1969
Medienfluechtling
1 Jahr her

„Bereit, weil Ihr es seid“ Bezieht sich der Wahlspruch der Grünen vielleicht auf die NGOs mit all ihren Graichens, Morgans, Müllers, Harveys, etc.?!

eifelerjong
1 Jahr her

Sie säen nicht, sie ernten nicht, wissen aber Alles besser

Landgraf Hermann
1 Jahr her

Und eine Nummer aus dem Tollhaus ist, dass eine gewisse Ricarda Lang von den Grünen dem Volk vorschreiben will, was es zu essen hat!

Last edited 1 Jahr her by Landgraf Hermann
alter weisser Mann
1 Jahr her

„Denn die einen sind im Dunkeln. Und die anderen sind im Licht. Und man siehet die im Lichte. Die im Dunkeln sieht man nicht.“
Darum, danke an TE für das Beleuchten.

Klaus Kabel
1 Jahr her

Deutschland, Ochlokratie und Agorakratie. Dieser Laden wird krachend zusammenstürtzen.

Last edited 1 Jahr her by Klaus Kabel