In Deutschland tummeln sich mal eben 100 IS-Fanatiker mit Kampferfahrung, so erfahren wir nebenbei. Warum fühlen sie sich eigentlich in Deutschland wohl? Und warum spricht (fast) keiner darüber?
Was haben superscharfes indisches Vindaloo, ein Neugeborenes mit Bauchweh und jenes ganz erheblich peinliche Gespräch damals mit der/dem hübschen Schulkollegin/en gemeinsam? – Die Antwort ist natürlich: Alle drei können uns schlaflose Nächte bescheren! Das scharf marinierte Fleisch bereitet uns hoffentlich nur eine schlaflose Nacht. Das Neugeborene hält uns ein paar läppische Jahre wach.
Ein peinliches Gespräch, sei es mit der/dem mehr-oder-weniger heimlichen Schwarm, mit dem Lehrer (was trotz aller Warnungen ja dieselbe Person sein kann) oder natürlich mit dem Boss, all dies kann uns noch Jahre und Jahrzehnte wach halten, und uns fragen lassen: Was hatte uns bloß geritten, so etwas Peinliches zu sagen?! Noch Jahre später liegen wir wach und unser inneres Fernsehen spielt uns die schamtreibenden Szenen vor!
Einigen Menschen fehlt das »Peinlichkeits-Gen«, und das ist eine ganz eigene Kategorie, der Rest von uns aber geht potentieller Selbstentblößung aus dem Weg – und wenn es doch geschah, dann wollen wir es wirklich, wirklich gern vergessen.
Die Spezmaz
Natürlich sind es nicht nur wir Normalschlaflosen, die sich in schlafraubend peinliche Situationen begeben – auch Politiker stolpern bei Gelegenheit über ihre Worte, und das besonders dann, wenn sie das Gefühl vermitteln, nicht nur daneben zu liegen, sondern zudem auch noch nicht zu wissen, wovon sie reden.
Wir erinnern uns etwa an einen jungen Arzt, der sich in die Politik verlaufen hatte, und dann im TV durch Zustimmung zu einem Froschkochvergleich sich selbst ins viel-zu-heiße Wasser setzte (26.2.2012). Sein Nachfolger, viele Jahre später, setzte sich selbst in die Urticaceen etwa als er ausführte, dass Otto Normalbackwarenkäufer doch gern wüsste, ob der Dunkelhäutige vor ihm in der Schlange beim Bäcker sich legal oder illegal im Land befinde (nzz.ch, 13.5.2018).
Nun, ich werde von Linken, vor allem aus dem Staatsfunk-Publikum, oft genug daran erinnert, dass ich Ausländer bin und einen fremdländischen Namen habe (was Linke halt so für Argumente halten), doch auch und gerade als Außengeländer bin ich halb amüsiert über die Aggressivität der deutschen »Spezialeinheiten des moralisch Akzeptablen« (abgekürzt »Spezmaz«, nicht zu verwechseln mit den im Vergleich mit merklich mehr Skrupeln behafteten »Speznas«). Wehe dem, der in ihr Visier gelangt! Eher kannst du von den Folterknechten der Stasi oder im sibirischen Gulag etwas Gnade erhoffen, als bei den Kolumnisten in den Redaktionen der Machtnahen.
Doch, nicht nur die unbekannten Unbekannten, die ungeprüft im Land der unbegrenzten Unterkunft unterkommen, sind nicht unbedingt nur immer unproblematisch.
Wir lesen heute eine kleine Meldung, eine Randnotiz, ein alltägliches »Wir schaffen das« im Sturm der Zeit:
Mehr als Hundert IS-Rückkehrer in Deutschland haben nach Angaben des Bundesinnenministeriums Kampferfahrung oder haben sich auf Kämpfe vorbereitet. (welt.de, 25.5.2020)
Auf Deutsch: In Deutschland lebt eine Szene, die sich dem einen Ziel verschrieben hat, Andersdenkende zu töten – und über hundert davon wissen ganz konkret, wie das geht. (Sind Antifa und der »Islamische Staat« nicht geistige Verwandte? Beide sind bereit, Gewalt anzuwenden gegen den, der nicht ihre primitive Weltsicht teilt.)
Viel, viel, viel
Können wir bitte darüber reden? Sicher, es ist unangenehm, und es ist peinlich im Wortsinn – doch wäre es nicht im Nachhinein noch peinlicher, nicht darüber zu reden?
Ja, ich bin amüsiert über all dieses Herumtänzeln. Wir reden doch längst viel, viel, viel mehr darüber, ob, wie, und wie deutlich wir über Probleme reden dürfen, als dass wir die Probleme selbst bereden.
Hundert wunderbare junge Menschen, die hin und her reisen, und die ein klein wenig »Kampferfahrung« haben. Die eigentliche Frage ist doch: Warum ist es ausgerechnet Deutschland, wohin sich diese netten Zeitgenossen vor und nach getaner Arbeit zurückziehen? Letztens setzten sich noch deutsche Politiker dafür ein, IS-Schergen zurück nach Deutschland zu holen (siehe auch »Es gilt, am Irrsinn nicht irre zu werden«) – ein Zyniker könnte fragen, ob die aktuelle Meldung als politischer »Erfolg« gefeiert werden kann.
Vor verschlossener Tür tanzend
Jahre und Jahrzehnte nach unseren Peinlichkeiten lernen wir schließlich (hoffentlich!), uns selbst zu verzeihen. Manche sagen, es sei ein Zeichen von Weisheit, seinen Mitmenschen ihre Schwächen zu verzeihen. Andere sagen – und jene Denkschule gefällt mir besonders gut, das wahre Zeichen wohlgereifter Weisheit sei es erst, dass wir uns unsere eigenen Fehler verzeihen.
Doch, all diese Weisheit im Nachhinein, dieser Fernblick im Rückspiegel, so edel sie uns scheinen, wäre es nicht weit nützlicher, die peinlichen Einsichten von später schon heute aus dem Weg zu räumen?
Wir tanzen um die anstehenden Fragen wie einer, der mit voller Blase vor der verschlossenen Toilettentür herumhüpft.
Welche Dankbarkeit spürt man doch heute, wenn man mit einem Menschen unbeobachtet ein ehrliches Gespräch führen kann! Wenn man einmal sagen kann, was man wirklich sagen will, was einem wirklich auf der Seele brennt, dann will man sich ja förmlich bedanken. Doch viel häufiger, im Gespräch mit Kollegen, Journalisten und zu oft auch Familienmitgliedern (siehe auch »Hast du deinem Verräter die Windeln gewechselt?«), viel häufiger schweigt man dieser Tage, und man tauscht vermeintlich ungefährliche Floskeln aus – was soll man denn auch noch sagen, wenn da ISIS-Kämpfer in Deutschland umherlaufen? Man wechselt gestempelte Satzstücke, und man ist nachher so übervoll und doch so leer wie vorher, und hinterher möchte man die Augen rollen und sarkastisch murmeln: »Danke für das Gespräch!« (Ja, es gibt ein T-Shirt mit »Danke für das Gespräch« drauf – inklusive Augenrollen.)
Minimenschlein und scharfe Fleischspeisen
Scharfes Essen kann uns die halbe Nacht lang wach halten und sogar am nächsten Tag noch brennen. Ein Neugeborenes kann ein paar Jahre lang herumschreien, doch dann kommt die niedliche Zeit, dann die Pubertät, und dann wären wir bald froh, wenn die Kinder überhaupt eine Nacht unter unserem Dach verbringen.
Auch das Gesagte, das so peinlich war, kann uns manche Nacht wach halten, noch viele Jahre später.
Weit schlafraubender aber als alle scharfen Fleischspeisen, schreiende Minimenschlein oder ungeschickte Peinlichkeiten sind, noch Jahre, Jahrzehnte und wohl auch Jahrhunderte später, die Dinge, über die wir nicht gesprochen haben, über die wir hätten sprechen müssen.
Warum zum Kuckuck ist Deutschland ein Heimathafen für ISIS-Kämpfer?! Wir sollten drüber sprechen – ich sage, schon jetzt: Danke für das Gespräch!
Dieser Beitrag erschien zuerst auf dushanwegner.com
Dushan Wegner (geb. 1974 in Tschechien, Mag. Philosophie 2008 in Köln) pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. In seinem Buch „Relevante Strukturen“ erklärt Wegner, wie er ethische Vorhersagen trifft und warum Glück immer Ordnung braucht.
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Die Frage war: „Warum zum Kuckuck ist Deutschland ein Heimathafen für ISIS-Kämpfer?!“ Nun, das Problem ist vielschichtig. Vielschichtiger, als man zunächst meint, darum ist es bisher auch nicht abgestellt worden. Man muss etwas ausholen, um sich dem Problem zu nähern, was ich hiermit versuche: Die islamische Welt darf man nicht mit den Scheuklappen des modernen westfälischen Nationalstaates sehen. In der islamischen Welt geht es vielmehr um regionale Machtinteressen unterschiedlicher Volksgruppen, die nicht an den (teils durch Kolonialmächte unnatürlich gezogenen) Grenzen halt machen, ungleiche Verteilung von Bodenschätzen und daraus resultierend einer unglaublichen Spreizung zwischen extremstem Wohlstand (z.B. Saudi Arabien, Katar) und… Mehr
„Warum zum Kuckuck ist Deutschland ein Heimathafen für ISIS-Kämpfer?! “ Ja, warum wohl? Weil man keinerlei Ansprüche an unsere Import Neubürger stellt. Bildung, zivilisiertes Verhalten, Nützlichkeit??? Interessiert nicht.
Es geht ja sogar noch weiter. Die Negativausprägungen haben keinerlei Konsequenzen. Man kann in Ruhe den Einheimischen und dem Staat auf der Nase herum tanzen UND KRIEGT DAFÜR AUCH NOCH DEN LEBENSUNTERHALT BEZAHLT. Wo gibt es solche masochistische Id**ten, die das mit sich machen lassen sonst noch? Inklusive Täter – Opferumkehr um es sich schön zu reden.
Jeder, der in den 70ern die RAF unterstütze und sei es nur dadurch, dass er ihnen vorübergehend Quartier bot, musste mit Haftstrafe rechnen. Aktive Mitgliedschaft in der Raf wurden regelmäßig mit langjährigen Freiheitsstrafen quittiert. Obwohl die RAF mordete, war sie für die „normale Bevölkerung“ ganz harmlos, denn diese Leute hatten reaktionäre Politiker und Großindustrielle im Visier. ISIS Mitglieder sind dagegen an Asozialität und Gefährlichkeit kaum zu überbieten, da müsste man schon nach Auschwitz schauen, um gleichwertiges Unrecht zu entdecken. Ich frage mich, warum man als Deutscher eigentlich Mitglied bei ISIS wird? Weil man vergewaltigen, quälen und killen will, wohl am… Mehr
Bravo, schmächtige, vegane zarte Enkel, aus denen die ANTIFA Schutzstaffel besteht, werden endlich um kräftige Fachkräfte ergänzt.
Nur hundert Vollbartträger ist da nicht genug, Maas muss da was tun.
Das ach so friedliche Merkeldeutschland hat offensichtlich eine besondere Vorliebe für junge Männer mir Kriegserfahrung. Die Bundeswehr wird abgebaut, bzw. handzahm gemacht und stattdessen werden kriegserfahrene junge Männer aus der ganzen Welt importiert. Und in ihre Heimatländer können sie auch nicht zurück geschickt werden, da ihnen da evtl. Strafverfolgung drohen könnte. Schließlich muss ja auch jemand die Versorgung dieser Kriegserfahrenen übernehmen. Man fragt sich schon, was diese Kampfgruppen bei uns eigentlich sollen? Cui bono?
Jetzt bin ich etwas verwundert Herr Wegner, seit Jahren schreibe ich auch bei Tichy: Deutschland ist ein sicherer Hort für Kriminelle, Schwerverbrecher aller Art und Terroristen aus der ganzen Welt. Ob nun die Mutter mit Kindern, an der Waffe ausgebildet und als Tugendwächterin unterwegs, wieder zurück will in den offenen Schoß der Gesellschaft, oder die Weißhelme die ebenfalls eine Terrororganisation war oder die Tschetschenen die bei uns aufgenommen wurden, jeder weiß, daß er hier relativ unbelästigt von der Juxtiz seinen Tagesgeschäften nach gehen kann. In dem Sinne ein ganz alter Hut. Die Frage nach dem warum ist auch leicht zu… Mehr
Mich würde in diesem Zusammenhang viel mehr interessieren welche Staatsangehörigkeiten diese Menschen haben? Welche Aufenthaltstitel haben die? Sind es Leute mit Mehrfachstaatsangehörigkeiten?
Auch bei den „Rücksendungen“ von Erdowahn würde mich das brennend interessieren.
100 kampferfahrene IS-kämpfer in Deutschland ! Das ist das **, das ich seit langem gehört habe. Jeder Krieg oder sonstige Auseinandersetzung in der Menschheitsgeschichte, mit dem Ausmaß der derzeitigen nahöstlichen, hat mindestens 10% Täter oder Beteiligter an Gewalttaten hervorgebracht. Bei ca. 1,5 Mio Personen in Deutschland, die aus dieser Konfliktregion kommen sind das eher 150000, nicht 100. Und das sind auch keine „Kriegsheimkehrer“, die die Gewissheit haben, dass der Krieg vorbei ist. Der Krieg ist eben noch nicht vorbei und eine systematische Strafverfolgung findet auch nicht statt.
Darüber reden wird allein nichts nützen, den Kollateralschaden werden jene zu ertragen haben, die nicht von Bodyguards geschützt werden und nicht in abgeschotteten Wohngebieten leben. Das System Deutschland wurde von einem ausländischen Politiker ungefähr so definiert: „In einem Land, wo man ohne Genehmigung keinen Fisch fangen darf, wird von Idioten regiert.“
„Mehr als Hundert IS-Rückkehrer in Deutschland haben nach Angaben des Bundesinnenministeriums Kampferfahrung oder haben sich auf Kämpfe vorbereitet.“ Herr Wegner, seien Sie doch nicht so naiv! Das Ministerium spricht hier lediglich von den ihm namentlich bekannten Deutschen, die aus dem Nahen Osten wieder unter die schützende Hand der deutschen Politik und Justiz zurückgekehrt sind. Die Zahl der nicht-deutschen „Kämpfer“, Mörder, Vergewaltiger, Kriminellen und Mitglieder brutaler organisierter Verbrecherbanden, die sich von uns bis zu ihrem Einsatz alimentieren lassen, ist vermutlich ein Hundertfaches davon. Und sie kommen nicht nur aus dem arabischen Raum, sondern inzwischen aus Ländern wie Afghanistan, Pakistan, Somalia, Nigeria,… Mehr