Wie Correctiv und Kanzler Wähler mit Migrationshintergrund zur Abkehr bewegen wollten

Correctiv hat aus Behauptungen über ein angebliches "Geheimtreffen" Tatsachen schaffen wollen. In den Monaten vor Potsdam mehrten sich verwunderte Berichte über Wähler mit Migrationshintergund, auch muslimischem, die offen ihre Absicht darüber äußerten, die AfD wählen zu wollen. Speziell dieser Wählerkreis sollte von seinem Vorhaben abgebracht werden.

IMAGO

Faktenchecks, Fake News, Desinformation – spätestens mit der Correctiv-Affäre dürfte die Deutungshoheit über diese Begriffe erodiert sein. Zwar ist die Diskussionen nunmehr Jahre alt und hatte bereits ihren ersten Höhepunkt unter Donald Trump erreicht; nicht minder kurios mutet es an, dass ausgerechnet am Wahltag Correctiv-Gründer David Schraven einen amüsanten wie entlarvenden Bock schoss, als er den Wahlsieg von Hillary Clinton verkündete.

Spätestens da war klar: bei Correctiv ist oftmals der Wunsch Vater des Gedankens, und was nicht realiter passiert, kann man zumindest mit Gedanken richten. Oder, indem man die Gedanken anderer, meist missliebiger politischer Gegner insinuiert. Der Leser des legendären „Geheimplans gegen Deutschland“ bekommt deswegen auch so gut wie nie Aussagen zu lesen. Sondern vielmehr die Gedanken der Correctivler, die sich wiederum Gedanken darüber machen, was dieses oder jenes zu bedeuten habe: der Platz der Veranstaltung, die Hintergedanken von Martin Sellner oder die wahren (gedachten) Absichten der Verschwörer.

Müßig, aufzuführen, dass es keinen Geheimplan gab; denn zur Abstimmung stand nichts, gab es auch keine Exekutoren, nicht einmal eine homogene AfD-Elite; und geheim war an einem Privattreffen auch nichts, Sellners Äußerungen schon in Buchform erschienen und die Veranstaltung in einem Hotel, in dem auch andere Gäste anwesend waren.

Ansonsten fiel bei Correctiv in den letzten Tagen auf, dass es sich selbst korrigierte: ob nun beim Begriff „Deportationen“, von denen die stellvertretende Chefredakteurin Anette Dowideit behauptete, man habe den Begriff nie verwendet oder nunmehr bei der erfolgreichen Unterlassungsklage von Staatsrechtler Ulrich Vosgerau. De facto musste Correctiv eingestehen, dass seine Berichterstattung nicht auf Tatsachen, sondern auf Behauptungen fußte. Soweit zu der millionenfachen herbeifantasierten Deportation von deutschen Staatsbürgern mit Migrationshintergrund.

In einem Interview mit der FAZ setzt allerdings Schraven trotz dieses Drucks seinen Feldzug fort. Er kann darauf spekulieren, dass die Massenmedien mittlerweile ihr Interesse an der Geschichte verloren haben – denn sollte sich diese journalistische Seifenblase eben als das entpuppen, was sie ist, wären Medien und Politik gleichsam mitzerplatzt. Da man nicht zurückweichen kann, hilft nur schweigen.

Schraven jedoch, der seine Leser seit Wochen an der Nase herumgeführt hat, nimmt von derselben Methode des diffusen Nebeljournalismus keinen Abstand, wenn er gegenüber der FAZ behauptet: „Das Gericht hat mehrmals gesagt, dass das, was von uns vorgetragen worden ist, die ‚prozessuale Wahrheit‘ ist.“ Dabei hat das Landgericht Hamburg gerade in dem Verfahren ja eben nicht die Kernbehauptungen der Correctiv-Berichterstattung bewertet, weil es darum in der Sache nicht ging.

Carsten Brennecke, der Vosgerau in der Causa anwaltlich vertreten hat, sagt dazu: „Das Einzige, das das Landgericht Hamburg als prozessual wahrheitsgemäß bezeichnet hat, ist ein Zitat Vosgeraus im Bericht. Auf die widerlegte Kernlegende des Berichts bezieht sich diese Passage nicht. Dazu hat das Landgericht gar keine Entscheidung getroffen, weil die manipulativen Wertungen als Meinungsäußerungen nicht Gegenstand des Verfahrens sind.“

Brennecke hängt auch die Pressemitteilung des Gerichts an:

„Alle weiteren Inhalte der Correctiv-Berichterstattung, insbesondere ob, durch wen und in welchem Umfang die in dem Artikel thematisierte „Remigration“ von Menschen mit Migrationshintergrund, die einen Aufenthaltsstatus oder die deutsche Staatsbürgerschaft haben, auf der Veranstaltung in Potsdam diskutiert wurde, sind nicht Gegenstand der Entscheidung. Für keinen der äußerungsrechtlichen Angriffe des Antragstellers kam es darauf an.“

Doch um Wahrheit, um Fakten geht es nicht. Das, was geschehen ist, ist ein fait accompli. Aus der Tatsachenbehauptung wurde eine vollendete Tatsache. Hunderttausende sind auf die Straße gegangen und Medien und Politik konnten beschwingt und rücksichtslos gegen die Opposition hetzen. Die Jagd war eröffnet wie einst bei den Ungeimpften in Corona-Zeiten. Unmenschen muss man eben verunmenschlichen. Der Kanzler selbst fügte der Gruselgeschichte höchstselbst Erzählungen hinzu, die sich in verschiedenen Facetten immer wieder fanden, und in die Köpfe der Menschen drangen:

„Familien, die seit vielen Jahren und Jahrzehnten hier leben. Unsere Nachbarinnen und Nachbarn, Arbeitskolleginnen und Schulfreunde, Frauen und Männer, die in unseren Krankenhäusern und Pflegeheimen arbeiten, denen das Restaurant oder die Bäckerei an der Ecke gehört, die an unseren Schulen unterrichten und unseren Universitäten forschen. Bei diesem Gedanken läuft es einem eiskalt den Rücken runter.“

Olaf Scholz hat damit nicht nur ein Narrativ gesponnen. Er hat plastischen Bezug auf Bilder im Kulturgedächtnis genommen. Ob fiktive Filmszenen wie „Schindlers Liste“ oder nicht-fiktive Berichterstattungen über die Gräuel der Nationalsozialisten. Er fügte hinzu:

„Und ich versuche mir vorzustellen, wie es wohl den mehr als 20 Millionen Bürgern geht, die eine Migrationsgeschichte haben. Sie wissen: Diese Rechtsextremisten meinen uns. Wir wären von diesem teuflischen Pakt direkt betroffen. Manche von ihnen fragen sich, ob sie hier in Deutschland noch eine Zukunft haben. Das ist fürchterlich.“

Hier zeigt sich der eigentliche Adressat der Correctiv-Inszenierung für Journal, Politik und Bühne. Die Erzählung zielte auf potenzielle Wähler der AfD – vornehmlich unter solchen mit Migrationshintergrund. Der türkische Taxifahrer oder der arabische Frisör, die am selben Stammtisch wie mancher Funktionär der Alternativen rumpeln konnten, und ihr Kreuz bei den Wahlen an der falschen Stelle machen könnten, sind die Zielgruppe einer Aktion, die nebenbei die Union eingehegt und die Linksradikalen mobilisiert hat.

In 2023 mehrten sich zunehmend Artikel wie dieser in der FAZ, die oftmals zwischen Verwunderung und faszinierter Unverständnis der jeweiligen Journalisten changierend, konstatierten, dass sich zunehmend Menschen mit Migrationshintergrund, auch muslimischem, für die Wahl der AfD aussprachen:

„Den etablierten Parteien vertraut er nicht mehr, er will die AfD wählen, sagt ein Mann. Er läuft vor wenigen Wochen an einer SPD-Veranstaltung in Frankfurt vorbei. Wer Wahlkämpfer begleitet, sieht das seit Jahren: Für die AfD stimmen zu wollen wird den Parteien der Mitte als Drohung entgegen geschleudert. Gefragt, warum er für die Partei stimmen wolle, sagt er: „Weil die hier mal aufräumen“.
Ihn stören Zuwanderung und Kriminalität, die aus seiner Sicht beide zu hoch sind. Dass der Mann sich selbst als „Araber“ bezeichnet, der vor Jahrzehnten nach Deutschland gekommen sei, ist das Ungewöhnliche.“

„Muslimische Einwanderer neigen zunehmend zu rechtem Wahlverhalten. Das rot-grüne Buhlen um die Gunst ihrer liebsten „unterdrückten Minderheit“ erweist sich als unerwiderte Liebe. Deutschlands Muslime brauchen ein konservatives Angebot – unter Wahrung roter Linien.“, berichtete der Cicero.

Am 24.01.24 – also inmitten der explodierenden Aufregung um das angebliche Geheimtreffen in Potsdam – berichtet der Focus: „Es klingt paradox, aber auch das gehört zur politischen Realität in Deutschland: Migranten, die schon vor vielen Jahren in die Bundesrepublik gekommen sind und sich hier eine erfolgreiche Existenz aufgebaut haben, wählen die AfD. Hauptgrund: Sie sind hochgradig unzufrieden mit der Ampelregierung, vor allem mit deren Kurs in der Asyl- und Migrationspolitik. Diese Unzufriedenheit ist bei einem Teil der hier lebenden Menschen mit ausländischen Wurzeln offenbar größer als die Furcht vor der AfD.“

Bei Potsdam ging es mitunter auch darum, gezielt eine potenzielle Wählerschicht der AfD zu demobilisieren. Der Deutsche mit Migrationshintergrund hat sich auch vorher nicht sonderlich für Alice Weidel erwärmt. Ob er nun verunsichert oder permanent abgeschreckt wurde, wird sich bei den nächsten Wahlen zeigen. Stimmen gewinnen die Ampelparteien damit freilich nicht zurück. Wie bereits vor Potsdam prognostiziert, deckt sich der Schwund der AfD in den Umfragen ziemlich exakt mit dem Zuwachs Bündnis Sahra Wagenknecht.

In der deutschen Mehrheitsbevölkerung wird massiv unterschätzt, wie stark die Abwehrgefühle gegen die Grünen in dieser Gruppe sind; und wie sehr auch die über Jahre mühsam aufgestiegenen Familienväter und -mütter sehen, wie plötzlich fremde Menschen kommen, und gratis das erhalten, was sie sich selbst unter großem Fleiß jahrzehntelang erarbeiten mussten. Ebenfalls wird deutlich unterschätzt oder verdrängt, wie groß die Unzufriedenheit und Verunsicherung auch unter Zugewanderten angewachsen ist. Prekäre Stadtteile waren mit die ersten und sind weiterhin vorne dabei, wenn es darum geht, dass eine ohnehin angespannte Lage mit noch mehr Geflüchteten strapaziert wird. Wer irgendwie kann, zieht so schnell wie möglich weg.

Seitdem auch die Kinder von Zugewanderten häufiger Opfer von teils schweren und mitunter auch tödlichen Angriffen werden wie in Illerkirchberg, beschleunigt sich die Abkehr von Zuwandern und bis dahin sehr gut Integrierten. Ein Verbrechen wie das von Illerkirchberg verbreitet sich kommunikativ sehr stark in Zuwandererkreisen, und die Bewertung unterscheidet sich dort maßgeblich von der politmedialen.

Wie tief die Verunsicherung nach Potsdam, dem Trommelfeuer von Politik und Medien also tatsächlich geht, wird man in den nächsten Monaten sehen. Da die unkontrollierte Zuwanderung in großem Umfang weiter geht, bleiben die Probleme vor der Haustüre und im realen Leben bestehen, werden nicht gelöst und verschärfen sich mit jedem Tag, der vergeht, weiter.

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Kommentare ( 45 )

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Lieber Teer
9 Monate her

Ich hielt es bisher nicht für möglich, dass der politisch-mediale Komplex tatsächlich seiner eigenen Propaganda glaubt. Aber wenn man ständig Parolen vor sich herbetet, dann setzen sie sich irgendwann sogar im eigenen Kopf fest. Nur so ist die Überraschung darüber zu erklären, dass eine etwas linkere Variante der CDU von 2002 und eine eindeutig linkere Variante der SPD von 1970 so hohen Zuspruch von Wählern mit Migrationshintergrund erfährt. Und da man im Strudel der eigenen Propaganda gefangen ist, erarbeitet man genau die Gegenmaßnahmen, die diesem Strudel entsprechen. Auch hier wird die Überraschung groß sein, dass die Zielgruppe keine Angst vor… Mehr

Mausi
9 Monate her

Migranten sind nicht woke. Sie sind in Traditionen verankert, die wir längst vergessen haben. Sie sind auch in ihren Familien verankert. Sie verstehen nicht, wie man die eigenen Leute im Regen stehen lassen kann, wie man Kinder sexualisiert und und und. Klar, dass die nicht RRG wählen. Und die CDU ist RRG woke auch verfallen. Was bleibt dann? Was bleibt, wenn RRG sich über alles hinwegsetzt und dann gegen Rächts hetzt. Wobei die WerteUnion ja noch nicht dabei ist.

Last edited 9 Monate her by Mausi
A rose is a rose...
9 Monate her

Wenn man sich die Aussagen unserer Regierungspolitiker anhört, dann könnte man fast glauben, dass sie ihre einzige Aufgabe darin sehen, die aufsteigende Oppositionspartei zu schwächen.
Denn das wird üblicherweise als Motivation für ihre minimalen Richtungsänderungen im politischen Kurs angegeben.

DDRforever
9 Monate her

Nicht so schlimm, mit der neuen türkischen Partei werden sie ihren Platz finden. Alles ist besser als die etablierten Parteien.

puke_on_IM-ERIKA
9 Monate her

Da kann der linksgrüne Medienkomplex noch so trommeln mit seinen hauptamtlichen Lügnern und Faktenerfindern wie Relotius , Schraven usw.- die Realität bekommen sie nicht wegphantasiert.

Gjergj Kastrioti
9 Monate her

Das sehe ich genauso – die primäre Absicht dieser Falschmeldungen von „Correctiv“ ist die Absicht, länger hier lebende Ausländer (mit deutschem Pass) von einer Wahl der AfD abzuhalten, durch diese wirklich infame Schürung von Ängsten. Schon eine Umfrage unter hessischen Landtagswählern 2018 hatte gezeigt, dass der Anteil der Afd-Wähler mit „Migrationshintergrund“ leicht höher lag als jener ohne diesem Hintergrund. Diese Differenz dürfte sich bis heute sogar noch verstärkt haben.

Grenz Gaenger
9 Monate her

Das Framing scheint auch hier beachtliche journalistische Nachahmer gefunden zu haben.“

Q.E.D.

kb
9 Monate her

Und spielen damit das grün rote Spiel mit !

Innere Unruhe
9 Monate her

„Und ich versuche mir vorzustellen, wie es wohl den mehr als 20 Millionen Bürgern geht, die eine Migrationsgeschichte haben. Sie wissen: Diese Rechtsextremisten meinen uns. Wir wären von diesem teuflischen Pakt direkt betroffen. Manche von ihnen fragen sich, ob sie hier in Deutschland noch eine Zukunft haben. Das ist fürchterlich.“ Bürger mit Migrationshintergrund werden als unmündige Kinder behandelt. Will man wissen, was sie denken, soll man sie direkt fragen. Diese Arroganz der „Guten“ ist unerträglich. Findest du, Migranten sollen Rechte haben, dann behandle sie als Menschen, die auch Pflichten erfüllen können. Behandle sie normal! Hat jemand mit Migrationshintergrund ein Problem,… Mehr

Walter Eiden
9 Monate her

Eins hat die ganze Geheimtreffengeschichte trotz aller aufgedeckten „Faktenfalschheit“ schon geschafft. Sie hat quasi Eckpfeiler in die Zuwanderungs-,Asyl-und Migrationsdebatte gesetzt in dem praktisch nur über die „Remigration“ Illegaler und/oder Straffällig gewordenener gesprochen wird. Im Umkehrschluß bedeutet dass das „alle anderen“ hier hin kommen und bleiben können. Zum Einen wären auch das in der Masse viel zu viel und zudem müsste nur die Illegalität legal gemacht zu werden und es ginge so weiter wie bisher. Das muss man ja heutzutage dazu schreiben: Es geht nicht um den Einzelen hier lebenden und arbeitenden Zuwanderer. Es geht um den bereits überschrittenen Zenit an… Mehr

Innere Unruhe
9 Monate her
Antworten an  Walter Eiden

Diese Einwanderer – „Schutzsuchende“, humanitär aufgenommene – sind ein Balast für Deutschland. Sie verbrauchen und genießen die Sicherheit. Doch was ist ihr BEitrag? Es reicht schon, sich normal zu benehmen, nicht agressiv aufzufallen, um bleiben zu dürfen. Von positiven Beiträgen – in der Schule, Arbeit, Kunst, intelektuell – ist gar keine Rede mehr. Das sind Menschen, die auch kaum Reibungspunkte mit den Deutschen haben. Und an den Reibungspunkten – auch Kontaktpunkten – entsteht Integration, Gemeinsamkeit, Zugehörigkeit. Wer hier wie in seinem syrischen Dorf leben möchte, gehört auch nach Syrien. Auch bildet eine große Menge an Syrern automatisch syrische Gesellschaft nach.… Mehr