Lockdown über Ostern ohne Sinn und Verstand – ein Land wird zerstört

Die Regierenden haben nochmal verlängert und die Maßnahmen drastisch verschärft, um Ostern unmöglich zu machen. Rationale Argumente sind nicht zu erkennen. Der Nebel ist verflogen, dahinter tritt ein reiner Exekutivfetischismus zutage, der mit medizinischer Notwendigkeit nicht zu rechtfertigen ist.

IMAGO / Christian Thiel

Vom 1. bis zum 5. April soll das öffentliche Leben weitgehend lahmgelegt werden. Neben den Feiertagen sollen auch Gründonnerstag und Ostersamstag als „Ruhetage“ mit „Ansammlungsverbot“ definiert werden. Gottesdienste mit Präsenzpublikum soll es nicht geben. Private Zusammenkünfte sind in dieser Zeit nur mit Angehörigen des eigenen Hausstandes und mit einem weiteren Haushalt möglich, aber auf maximal fünf Personen beschränkt. Der „Lebensmitteleinzelhandel im engen Sinne“ dürfe am Ostersamstag aber öffnen.

Ostsee statt Mallorca? Für Urlaub in Deutschland gibt es keine neuen Lockerungen. Mehrere Bundesländer hatten gefordert, den Bürgern im eigenen Bundesland Urlaub in Ferienwohnungen oder Wohnmobilen möglich zu machen. Nach zähem Ringen und diversen Unterbrechungen wurde der Passus gestrichen – vor allem auf Dringen von Merkel, die den „kontaktarmen Urlaub“ unbedingt verhindern wollte. „Wir haben das Virus noch nicht besiegen können, es lässt nicht locker“, erklärte die Bundeskanzlerin.

Und das bei einem Land, über dem langsam aber sicher der Pleitegeier kreist, die Familien nach ewigen Schulschließungen an der Belastungsgrenze sind und die psychischen Krankheiten zunehmen, müsste die Debatte eigentlich nur eine Richtung kennen: Öffnen, lockern, entspannen!

Stattdessen diskutiert man von vornherein nur darüber, ob es scharf oder extra scharf werden soll. 82 Prozent der Deutschen wollen die Außengastronomie geöffnet haben. Eine ganze Serie von Gerichtsurteilen legt zahlreiche auch verfassungsrechtliche Mängel in der Coronapolitik offen.

Das Volk möchte lockern, die Gerichte sehen die Politik zunehmend kritisch, der Bogen ist längst überspannt. Und wie reagiert die Politik? Die Schrauben sollen noch enger geschraubt werden. Was spricht dafür? Warum sollte man den Lockdown nicht sofort aufheben? Was wäre möglich gewesen?

Die Infizierten

Ja, die „Inzidenz“ steigt – daran hängt die Politik nach wie vor alles. Doch bei einer Krankheit mit einer Letalität (Sterblichkeitsrate) unter 0,2 Prozent und aktuell etwa 170.000 Infizierten bedeutet das nun keine Katastrophe. Die Frage ist nicht, wieviele Menschen infiziert sind, sondern wer. Bei unter 60Jährigen liegt die Corona-Letalität im Promille-Bereich.

Während im Dezember die Alten und sehr Alten noch überdurchschnittlich oft infiziert waren, ist das jetzt ganz anders. Das mag an der endlich anlaufenden Schnellteststrategie an der großflächigen Impfung in den Heimen liegen. Das ist jedenfalls genau die Stelle, an der man ansetzen muss und an der man es viel zu oft versäumt hat. Man muss die Inzidenz in diesen Altersklassen drücken, darauf kommt es an – aber was bringt es da, Nachtclubs und Schulen zu schließen?

Die Toten und Intensivpatienten

Die Zahl der mit oder an Corona Gestorbenen ist in der zehnten Woche in Folge gesunken und liegt mittlerweile deutlich unter dem Niveau der ersten Welle. Hier kann kaum noch von einem Ereignis nationaler Tragweite gesprochen werden. Die Zahl der mit Corona-Fällen belegten Intensivbetten hat sich seit Dezember halbiert. Wobei selbst in Dezember die Gesamtbelegung im Vergleich zu den Vorjahren nicht überdurchschnittlich war.

Todeszahlen wie noch im Dezember sind aufgrund der erläuterten Verschiebung der Infektionen in den Altersgruppen, selbst bei sehr hoher Gesamtinzidenz nicht mehr möglich – und damit ist die Corona-Gefahr endgültig auf das Niveau einer Grippewelle gesunken. Wenn auf Grundlage solcher Zahlen ein Lockdown nötig wird, wäre er auch während jeder beliebigen Grippe-Welle der letzten Jahre nötig geworden.

Retrospektiv kann wohl kaum jemand erklären, warum wir die letzten Monate im Lockdown verbringen mussten, während in Schweden fast alles geöffnet blieb und man im Wochenvergleich gemessen an der Bevölkerung auch nicht mehr Corona-Tote zu verzeichnen hat.

Warten bis zur Impfung?

Zu Anfang, als man den Lockdown noch rational begründen musste, wurde immer klipp und klar gesagt: Der Lockdown ist eine Maßnahme, um Infektionen zu verschleppen, um Intensivstationen zu schonen, verhindern könne man sie ohnehin nicht. Doch wofür jetzt noch verschleppen? Bis die Bevölkerung durchgeimpft ist, heißt es dann immer. Aber inwiefern ist das sinnvoll? Die Hochrisikogruppen sind durch die Impfung jetzt bereits großflächig geschützt und die Jungen sind durch Corona nur minimal gefährdet. Unter 30 gibt es bis dato ganze 40 Todesfälle in Deutschland. Die jüngst publik gewordenen Nebenwirkungen von AstraZeneca bergen im statistischen Vergleich für gesunde, junge Menschen etwa das gleiche Risiko, wie an Corona zu erkranken und daran zu sterben.

Fazit: Der Lockdown sollte aufgehoben werden, schon allein, weil er einfach nicht funktioniert. Wenn man Menschenleben schützen will, muss man Konzepte für Altersheime und Hochrisikogruppen vorlegen und auch den öffentlichen Fokus darauf konzentrieren.

Das Hardliner-Sprücheklopfen lenkt nur ab von den eigentlichen Problemen – und vom Versagen der handelnden Akteure. Die regierenden Politiker sonnen sich in ihrer Allmacht und genießen ihre völlig überzogene Rolle. Mit gesundheitlichen Notwendigkeiten hat dieser Exekutivfetischismus nichts mehr zu tun.

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Kommentare ( 264 )

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Heimatland
3 Jahre her

Auch wenn sie ihr Amt nicht niederlegt, sie werden nach dem September ihr, mein und unser Land nicht mehr erkennen. Auch wenn sie hoffen, dass sich im September etwas ändern, vergessen sie es, der deutsche Michel lernt nicht dazu.

moorwald
3 Jahre her

Wo soll man die Begriffe hernehmen, um das gegenwärtige Geschehen zu klassifizieren?
Obwohl es einen extrem politischen Charakter hat, was die Ergebnisse angeht, merkwürdigerweise, scheint mir, trotzdem am wenigsten aus der Politik-Wissenschaft.
Wahrscheinlich geben Psychologie und Psychiatrie noch am meisten her.
Das bedeutet natürlich für ein seiner selbst so wenig gewisses Vok wie das deutche mit seinem in Fragen der Politik schwach entwickelten Realitätssinn und seinem Hang zur Weltflucht gar nichts Gutes.

Casta Diva
3 Jahre her

Bis Herbst kann noch viel passieren. Notstandsgesetze ermächtigen diese Spezialistin kryptischer Stummelsprache, noch vier Jahre weiterzumachen, falls sie ihren Auftrag noch nicht erfüllt haben sollte. Reine Spekulation selbstverständlich, gepaart mit einem Hauch Sarkasmus.

moorwald
3 Jahre her

In den großen Lebenskrisen oder bei Gefährdungen des einzelnen – Krankheit, Unglück, Not – kommt es am Ende darauf an, was er an Reserven geistig-seelisch-moralischer Art mobilisieren kann. Musil spricht (in seinem „Mann ohne Eigenschaften“) im Falle einer lebensbdrohlichen Krankheit von einer Art „Urentscheidung“ des Körpers. Er kleine Hanno Buddenbrook (in Th.Manns Roman) vermag die Stimme, den Weckruf des Lebens nicht zu hören und muß an Typhus sterben. Die Krankheit, die augenblicklich das deutsche Volk lähmt und wie erstarrt wirkenläßt, könnte man wohl als Defätismus bezeichnen. Und das ist nicht mit Schicksalsergebenheit zu verwechseln. Die nahe Zukunft wird zeigen, was… Mehr

moorwald
3 Jahre her

In diesen Tagen liefern die Deutschen das Bild eines verdummten, demoralisierten, feigen (das vor allem) vor einem Popanz namens „Corona“ sich unter die Schürze der Paja Mamma Merkel flüchtenden Volkes.
40 Jahre Demokratie, Rechtsstaat, Grundgesetz konnten nicht verhindern, daß eine machtbesoffene, halbverrückte Clique mit minimalem Aufwand unglaublich leichtes Spiel hatte.Man brauchte nur eine Vogelscheuche namens „Corona“ aufzustellen, schon geriet das „Hühnervolk“ (Sieferle) in kopflose Panik.
So leicht kann man den deutschen Michel ins Bockshorn jagen.
MIt solch einem Haufen ist fürwahr kein „Staat“ zu machen.

Fsc
3 Jahre her

Das folgende kurze Youtube-Video belegt, mit was für einem Monster wir es im Kanzleramt zu tun haben:

https://youtu.be/2gMStpzX7ss

non sequitur
3 Jahre her
Antworten an  Fsc

Dass ein Staatsoberhaupt, so etwas ungestraft sagen kann, noch dazu in Gegenwart eines US Präsidenten, ist auch nur gegenüber einem deutschen Publikum möglich.

Fsc
3 Jahre her

Guter Artikel, ein kleiner Mangel:

Der Author schreibt von „Exekutiv-Fetischismus“, das aber, was unter der Merkel-Schreckensherrschaft hier abläuft,
ist mit „Exekutiv-FASCHISMUS“ treffender beschrieben!

Ralf Poehling
3 Jahre her

Man kann der Regierung dazu nur eins sagen:
Bitte, bitte macht weiter so! BITTE!
Die Deutschen müssen es jetzt lernen, wie man Autorität in Frage stellt und was Eigenverantwortung wirklich bedeutet.
Jetzt und für immer!

Wer die Hoheit über sein Leben an der Wahlurne abgibt, ist kein freier Mensch, sondern ein dümmlicher Bückling ohne Rückgrat.
Und davon gibt es in Deutschland immer noch viel zu viele.

Evero
3 Jahre her

Der Autor hat zu 100% recht. Objektiv und überhaupt!

EndemitdemWahnsinn
3 Jahre her

Eine Schließung von Lebensmittelläden entbehrt jeglicher Logik. Das führt nur dazu, dass sich die Leute an den Tagen vor bzw. nach der Schließung noch mehr auf engstem Raum drängeln, wo doch das Ziel sein soll, größere Menschenansammlungen und Kontakte zu vermeiden.

Last edited 3 Jahre her by EndemitdemWahnsinn