CDU will Bürger nicht mehr informieren müssen und SPD ihre Medien mit Steuergeldern fördern

Der CDU ist das Informationsfreiheitsgesetz lästig. Es soll wegfallen. Zusammen mit anderen geplanten Maßnahmen zeigt sich: Die Koalitionäre wollen sich nicht mehr in die Karten schauen lassen und Medien kontrollieren und zensieren – und die SPD will ihre eigenen Medien aus Steuermitteln aufpäppeln..

IMAGO

„Was gibt’s Neues vom Informationsfreiheitsgesetz?“, fragt ein Politiker vorgebeugt und leise einen anderen, nachdem er sich vergewissert hat, dass niemand anderes zuhört. „Darüber kann ich nicht sprechen“, antwortet der andere indigniert.

Was ein Witz sein könnte, ist mittlerweile bittere Realität. Jeder, aber wirklich jeder Begriff ist ins Gegenteil verkehrt worden oder hat völlig andere Bedeutungen in einer extra entwickelten Sprache des semantischen Betrugs.

Aus den Koalitionsgesprächen ohne Mobiltelefone werden von interessierter Seite ständig Neuigkeiten durchgestochen. In diesem Fall kommen sie aus der Arbeitsgruppe „Bürokratierückbau, Staatsmodernisierung, Moderne Justiz“.

So berichten die Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ (RND) über das Abschlusspapier der Arbeitsgruppe. Unter der Überschrift „Stärkung der repräsentativen Demokratie“ heißt es dort gemäß einer Meldung der Nachrichtenagentur dts: „Wir wollen den Bundestag zu einem moderneren Gesetzgebungsorgan weiterentwickeln. Der Bundestag muss die Regierung und die Verwaltung effektiv kontrollieren können.“ Weiter heißt es in eckigen Klammern und blauer Schriftfarbe: „Das Informationsfreiheitsgesetz in der bisherigen Form wollen wir hingegen abschaffen.“ Blaue Farbe bedeutet: Es ist eine Idee der CDU, vorgetragen von Philipp Amthor.

Verhandlungsführer ist ausgerechnet Philipp Amthor (CDU), dessen Aktienoptionen mit Augustus Intelligence durch dieses Gesetz aufflogen. Im Rahmen seiner umstrittenen Nebentätigkeiten für das windige IT-Unternehmen  missbrauchte Amthor im Jahr 2018 das Briefpapier des Bundestages, um gegenüber dem Wirtschaftsministerium für das Unternehmen zu werben.

Durch Recherchen von FragdenStaat mit Hilfe des IFG konnte der Skandal augefdeckt werden und Amthors Lobby-Schreiben wurde veröffentlichen. Nun will der CDU-Abgeordnete offenbar verhindern, dass ihn die Öffentlichkeit ihn künftig weiter kontrollieren könnte. Durch das IFG kamen in den vergangen 20 Jahren zahlreiche Skandale ans Licht, die ohne das Gesetz im Verborgenen geblieben wären – seien es die Plagiatsaffären um Karl-Theodor zu Guttenberg und um Franziska Giffey, Interessenkonflikte um die Klimastiftung MV und Nord Stream 2 und die Fördermittelaffäre im Bildungsministerium. Das Gesetz ist aus dem journalistischen Alltag nicht mehr wegzudenken.

Hinter Amthors Bemühen um einen Koalitionsvertrag in eigener Sache steckt der Versuch, künftig die Bürger nicht mehr informieren zu müssen. Das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) schafft einen voraussetzungslosen Anspruch auf Zugang zu amtlichen Informationen bei Behörden des Bundes. Der Anspruch auf Informationszugang richtet sich auf Auskunft oder Akteneinsicht in der Behörde. Jeder ist anspruchsberechtigt (Jedermannrecht). Insbesondere während der Ampel-Regierung gab es wesentliche Informationen, die so an die Öffentlichkeit kamen: So wurden etwa die Corona-Akten des Robert-Koch-Instituts mittels des IFG freigeklagt und offenbarten, dass die Bewertungen der Wissenschaftler auf Weisung der Bundesregierung erfolgten und vielfach nicht sachgerecht, sondern politisch manipulativ verändert wurden. 

Auch die Akten zur Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke mussten nach dem IFG veröffentlicht werden. Unter der Verantwortung von Robert Habeck waren Analysen über Fortführungsmöglichkeiten manipuliert und politisch gesteuert worden, um den Vorgaben von Habeck und seiner Partei der Atomkraftgegner gerecht zu werden – auch um den Preis einer Versorgungskrise.

Dergleichen soll in Zukunft, geht es nach der CDU, nicht mehr vorkommen. Die Regierung soll nicht mehr Auskunft geben müssen über Manipulation, Täuschung und bewusste Fehlentscheidungen.

Das leuchtet ein. Wer effektiv kontrollieren will, darf dabei nicht gestört werden. Und Journalisten stören dabei definitiv und würden so die Kontrolle der Regierung und der Verwaltung verhindern. Es ist auch nicht irgendeine Kontrolle. Es ist eine demokratische Kontrolle einer demokratisch gewählten Regierung, was sie der Öffentlichkeit zumuten will und was sie verheimlichen kann.

Aber es ist nicht das einzige fragwürdige Vorhaben, um die Bevölkerung und kritische Medien von der Information fern zu halten. So wollen beide Parteien eine verschärfte Anwendung des Digital Services Act. Diese Verordnung der Europäischen Union verpflichtet als EU-weites Gesetz die großen digitalen Plattformen, die dortigen Darbietungen und Debatten ihrer Nutzer zu überwachen. Youtube, Facebook, Instagram und Co. sollen jedoch mit Hilfe einer ausgeklügelten Melde-Infrastruktur nicht nur Inhalte entfernen, die als rechtswidrig zu beanstanden sind. Das ‚Schöne‘ an der EU-Norm: Auch sonstige Äußerungen, die in irgendeiner Weise ein „systemisches“ Risiko für die Gemeinschaft darstellen, sollen beobachtet und bei Bedarf unschädlich gemacht werden.

Während mit diesen Vorhaben Medien und Öffentlichkeit in Unwissenheit gehalten oder gleich zensiert werden sollen, wenn sie der Regierung unangenehme Fragen stellen oder gar noch Informationen verbreiten, will die SPD eine Subventionierung „zuverlässiger Medien“ erreichen. Dabei denkt sie an ihr genehme Zeitungen, Portale und Sender. Die SPD selbst verfügt über ein wahres Imperium an Zeitungen und das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“, das dem SPD-nahen Madsack-Konzern gehört und SPD-Presse aber auch vermeintlich unabhängige Zeitungsverlage mit News versorgt – erkennbar gefiltert und gesteuert.

Nun sind das bislang intern diskutierte Vorhaben aus den Arbeitsgruppen der Koalition, und noch keine Beschlussvorlagen oder Gesetzesvorlagen. Allerdings wird deutlich, dass hier politischer Kuhhandel betrieben wird. Am Ende wird es so sein, dass die CDU die von ihr gewünschte Abschaffung des Informationsfreiheitsgesetzes erhält und die SPD dafür Geld für ihr Medienimperium, das ansonsten vom wirtschaftlichen Niedergang bedroht ist. Die SPD wäre unzweifelhaft Hauptnutznießer, und die CDU könnte den Vorhang vor ihrer Politik herunterlassen und Entscheidungen verbergen.

Und alle kritischen elektronischen Medien sollen mit dem Digital Services Act zum Verstummen oder wenigstens auf Regierungslinie gebracht werden.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 77 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

77 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Chris Friedrich
2 Tage her

Jetzt sind wir angekommen in der DDR 2.0. Kontrolle über alle Bürger. Diese Verbrecher an unserem Volk wollen die komplette Kontrolle. Unsere Werte und unsere Kultur werden platt gemacht. Die Regierenden sichern sich ungebremste finanzielle Mittel aus Schulden und ausquetschen der Bürger durch immer höheren Abgaben.Opposition wird komplett außer Kraft gesetzt. Das Volk ausgetauscht. Es gibt nur noch eine Einheitspartei, aus CDU, SPD und Grüne. Das ganze Berlin ist ein einziges Affentheater. Und diese Politstatisten füttern ihre NGO‘s. Demokratie, was war das nochmal?

ISC
2 Tage her

Hat Frau Esken bei der DHL angefangen?
Der gelbe Anzug läßt das stark vermuten.
Da hat sie ja schon Berufserfahrung.
Immerhin etwas.

Will Hunting
2 Tage her

Na ja, ob die Medien da mitmachen? 75% ihres Angebotes zu verlieren? Eher nicht. Es sei denn, es finden regelmäßig Anschläge statt. Das lässt sich doch steuern, oder?

Nibelung
2 Tage her

Hinweg mit ihnen, denn die haben jeden Anspruch verloren, weil sie zum ersten von den Naiven gewählt wurden um danach über Lügen zusammen zu gehen um uns ihren Willen aufzuzwingen was so nicht vorgesehen ist und nur über eine eigene hinterhältige Konstruktion alle Sozialisten zusammen hält, während der denkende Souverän das Nachsehen hat mit allen Nachteilen die dabei seit Jahren entstanden sind.

Thilo Braun
2 Tage her

Im Interesse des absoluten Machterhalts und vor allem der effektiven Verhinderung von Kritik, würde doch jeder hier nicht anders handeln. Je weniger Informationen nach Außen dringen und je gefährlicher ein „Leak“ wird, desto leichter lässt sich regieren. So geht eben „unsere Demokratie (TM)“, in der effektive Kontrolle und munteres Scheeren der Schafe Staatsziel ist. Mich wundert in diesem Land jedenfalls nix mehr.

Brauer
2 Tage her

Habe heute Nacht geträumt, dass die ganze Bande verhaftet wurde. Dann bin ich leider aufgewacht.

Emsfranke
2 Tage her

Dieser demokratische Versuchsaufbau zw. CDU und SPD ist genau mein Humor.
Raiders heißt jetzt Twix
und
BRD heißt demnächst UDR (Unsere Demokratische Republik).

Wilhelm Rommel
3 Tage her

Ich frage mich, wieviel ‚verkorkste Erziehung‘, wieviel ‚mit dem/der spielen wir nicht!‘, wieviel ‚Mobbing auf dem Schulhof und am Eingang zur Disco‘ es gegeben haben mag, um solche lebenslang wirkenden Hass-Potentiale aufzubauen: Diese Zerstörungswut nimmt doch in rasendem Tempo geradezu pathologische Züge an…

Last edited 3 Tage her by Wilhelm Rommel
Klaus Kabel
3 Tage her

Was wir erleben ist ein Staatsstreich.
Legislative, Exekutive, Judikative sowie die 4. Macht, die Medien sind nicht mehr getrennt, sondern von den Blockparteien okkupiert und mit Genossen besetzt. Die Gewaltenteilung, die zum Schutz von Macht­begrenzung und der Sicherung von Freiheit und Gleichheit diente, ist defacto abgeschafft. Deutschland erlebt gerade den schmerzhaften Eintritt in die 3. Diktatur, „Unsererdemokratie“ genannt. Tag für Tag wir ein Stück Freiheit beschnitten. Wenn der deutsche Schlafmichel die Augen öffnet, wird es zu spät sein.

PapaAN
2 Tage her
Antworten an  Klaus Kabel

Der Staatstreich hat bereits mit der ersten Amtszeit von Angela Merkel begonnen. Sie hat den Michel mit Agitation und Propaganda gefügig gemacht. Die Ampel hat die Gewaltenteilung beerdigt und die Rampel wird uns in einen sozialistischen, unterdrückten, Einheitsbrei verändern – wenn wir uns nicht wehren. Es ist meines Erachtens schon zu spät, weil die StaSi bereits die AfD unterwandert hat und das Verbot der echten Demokraten vorbereitet hat und final vollziehen wird. Zustände schlimmer als in der DDR!!

Dieter Blume
3 Tage her

Die früheren „Feinde des Sozialismus“ nennt man heute „Feinde der Demokratie“. Zur Rettung der Demokratie werden Anklagen wegen Volksverhetzung (§130 StGB) oder Obrigkeitsbeleidigung (§ 188 StGB) konstruiert. Linientreue Richter sorgen für Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmen und harte Urteile gegen Andersdenkende. Die Justiz hat von der Stasi gelernt und drangsaliert führende Oppositionspolitiker und Dissidenten mit endlosen Prozessen. Wir stehen am Abgrund.