Brandenburg: Wahlbetrug, weil das Herz links schlägt

Ein Wahlhelfer nahm den Wählerwillen in die eigene Hand und machte aus AfD-Stimmen grüne. Bei der Staatsanwaltschaft wollte man erstaunlich lange von dem Vorgang nichts gewusst haben. Und der Fälscher selbst bereut nichts.

Lennart Preiss/Getty Images
Symbolbild

Ein Wahlhelfer soll bei der Brandenburger Kommunalwahl am 26. Mai 2019 im Landkreis Oder-Spree bei der Auszählung der Stimmen für die Stadtverordnetenversammlung eine „gewisse“ Anzahl von Stimmen für die AfD den Grünen zugeschlagen haben. Seine Motivation war und ist, wie er selbst gegenüber dem Tagesspiegel sagt, politisch: „Mein Herz schlägt links“. „Marius Lange“, so sein Pseudonym in dem Bericht des Tagesspiegels, war beim Auszählen der Stimmen nicht kontrolliert worden. Es war auch nicht sein erster Einsatz als Wahlhelfer.

Auch die regionale Märkische Oderzeitung (MOZ) hatte von dem Fall Lunte gerochen und bei der Staatsanwaltschaft nachgefragt, die angeblich von nichts wusste. In dem Artikel vom 26.08.2019 heißt es:

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„Staatsanwalt Klaus Nolte, Sprecher der Staatsanwaltschaft Potsdam, hat sich in seiner Behörde umgehört: Ergebnislos. ‚Ich kann weder den Eingang einer entsprechenden Strafanzeige bestätigen, noch laufen im Hause dazu Ermittlungen‘, erklärte er am Montag. Es gebe auch keinen Prüfvorgang in der Sache. Ohnehin liege Oder-Spree nicht in der Zuständigkeit des Landesgerichtsbezirks Potsdam. Die zuständige Staatsanwaltschaft Frankfurt dementiert ebenfalls, mit dem angeblichen Wahlbetrug befasst zu sein. ‚Ein solcher Sachverhalt ist hier im Hause nicht bekannt‘, teilte Sprecher Ingo Kechichian mit.“

Die große Kehrtwende

Dann legte sich der Tagesspiegel noch einmal kräftig ins Zeug und schickte seine Rechercheure auf Ermittlungsspur. Der Fall hatte bereits viel Staub in der medialen Zirkusmanege aufgewirbelt: Nach dem Wink mit dem Zaunpfahl, der Tagesspiegel habe bereits im Mai über die mögliche Wahlmanipulation berichtet, hat die Staatsanwaltschaft in Potsdam nun doch entdecken können, dass ein Vorgang angelegt worden war. Das bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Potsdam am 27.08.2019 gegenüber dem Tagesspiegel und „revidierte damit teilweise seine Aussagen gegenüber anderen Medien.“ Denen hatte er gesagt, „es gebe keinen Eingang einer Strafanzeige, keine Ermittlungen, nicht einmal einen Prüfvorgang.“ Nun lässt er sich so zitieren:

„Wir prüfen einen Anfangsverdacht bezogen auf eine Manipulation der Stimmenauszählung durch einen Wahlhelfer am 26. Mai im Land Brandenburg. Wir prüfen das auf alle rechtlichen Gesichtspunkte, insbesondere Wahlfälschung nach Paragraf 107a des Strafgesetzbuches.“

Auch das Büro des Landeswahlleiters soll laut Tagesspiegel vor geraumer Zeit die Staatsanwaltschaft informiert haben. Dort wäre ein Ermittlungsvorgang mit dem Aktenzeichen und der Ziffernkennung UJs (unbekannt) angelegt worden.

Dass man mit der staatsanwaltschaftlichen Bekanntgabe des Ermittlungsverfahrens absichtlich bis nach der Brandenburger Landtagswahl am 01.09.2019 warten wollte, ist selbstverständlich nur eine böswillige Unterstellung. Der eigentliche politische Nutznießer der aufgedeckten Wahlfälschung wäre schließlich durch den Solidarisierungseffekt wohl die AfD.

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Aber nicht nur die Staatsanwaltschaft hatte nach dem Fund des betreffenden Strafverfahrens im eigenen Hause nunmehr eine „modifizierte Meinung“, sondern auch der mutmaßliche Wahlfälscher selbst: Er habe mit dem Betrug zeigen wollen, dass derlei Wahlfälschungen auch zugunsten der AfD möglich gewesen wären. Wirklich sehr edel und löblich für den Mann mit dem links schlagenden Herzen. Hatte er doch anfangs lediglich von einer „spontanen Handlung“ gesprochen, „auch weil er sich gegen die zunehmend fremdenfeindliche Stimmung im Land zur Wehr setzen wollte“. Wie viele Stimmen er dabei gefälscht hat, kann er nicht genau sagen, „aber mindestens 50 könnten es gewesen sein“.

Strafbefehl? Egal!

Der Mann gibt seinen Wahlbetrug nicht nur zu. Er würde sie auch jederzeit wieder begehen, so seine Aussage gegenüber dem Tagespiegel, dem er auch eine eidesstattliche Erklärung für seine Manipulationen vorgelegt hat.

Wie hoch das Dunkelfeld beim Wahlbetrug ist, lässt sich bestenfalls erahnen. Gibt es noch weitere Verdachtsfälle? Auch darauf hätte die Öffentlichkeit eigentlich einen Informationsanspruch und zwar zeitnah. Eine rechtsradikale Beleidigung oder gar Gewalt wäre vermutlich durch die Behörden schon Minuten später offiziell und sehr ausführlich kommuniziert worden.

Die von ihm so sehr begehrte positive Aufmerksamkeit wird der junge Wahlhelfer, der die Entscheidung von Wählern für die AfD nicht hinnehmen wollte, erhalten, da bin ich mir ganz sicher. Auch wenn es vielleicht nicht gleich auf Anhieb für den Heldenstatus einer Greta oder Rackete reicht. Manchmal müssen es vielleicht anfangs auch kleine Brötchen mit einer großen Schwindelei sein, um in der sogenannten Zivilgesellschaft aufzusteigen. Zumindest hat uns doch der junge Aktivist klar gemacht, dass Wahlbetrug eine große Leichtigkeit sein kann, die es politisch korrekt auszunutzen gilt.


Steffen Meltzer, Autor von „Ratgeber Gefahrenabwehr: So schützen Sie sich vor Kriminalität“- ein Polizeitrainer klärt auf“

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Kommentare ( 112 )

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elubitsch
5 Jahre her

Das erinnert mich fatal an ein Mißgeschick, das einst bei einer Kommunalwahl in der sog. DDR passiert ist. Dummerweise wurde das amtliche Wahlergebnis bereits am Vorabend der Wahl veröffentlicht……
Wir befinden uns auf dem besten Weg dahin. Die DDR 2.0 kommt. Linke, Grüne und sonstige Realitätsverweigerer agieren nach dem Mott0 „wir schaffen das!“. Sie werden es auch schaffen, denn der Deutsche Michel wacht erst auf, wenn es zu spät ist.
Horridoh!

Piet L.
5 Jahre her

So sind sie halt die Genossen. Was brauch man demokratische Spielregeln bei Wahlen?
Wichtig ist das immer der linksgrüne Gutmensch gewinnt und sei es auch nur mit Betrug.
Ist halt wie in der DDR.

Judith Panther
5 Jahre her

Oh je, hier noch ein Meilenstein auf dem Weg in den Untergang.
Ich bin schon eine etwas ältere Dame aber diesem Lurch würde ich, nur mit meinem Regenschirm bewaffnet, beweisen, daß er nicht unteilbar ist.

RauerMan
5 Jahre her

Wen wunderts, daß das Vertrauen in den Staat und dessen Parteienwesen und deren
„Diener“ erodiert.
Bestimmte „Täter“ haben doch nichts zu befürchten wenn die politische Richtung stimmt.
„Lieb Vaterland magst ruhig sein —–“ Das war einmal.

Agrophysiker
5 Jahre her

Also wenn man Wahlauszählbetrug wesentlich reduzieren möchte, dann wäre derEinsatz von Scannern zur Auszählung eine naheliegende Lösung. Dabei sollte bei dem Scanvorgang jeder Stimmzettel gleich eine eindeutige Nummer aufgedruckt bekommen und am Ende des Stimmzettels die erkannten Resutate. So wären dann echte Stichproben möglich. Sowohl direkt an den Stimmzetteln, ob die Erkennung stimmt, als auch anhand der Nummer ob das im Rechner erfasste Resultat mit dem Stimmzettel übereinstimmt. Auch wären dann gezielte Überprüfungen anhand auffälliger Merkmale möglich. Und weiterhin bliebe eine Kontrolle per Handzählung ebenso möglich. Wobei die größte Schwäche unseres Wahlsystems die Briefwahl sein dürfte. Da dürften weit mehr… Mehr

Stoerenfried
5 Jahre her

Einfach alle Wahlen schätzen, dann klappts mit „unserer Demokratie“.

Contra Merkl
5 Jahre her
Antworten an  Stoerenfried

So wie in Hessen. Schätzen ist ja kein Betrug, wenn es für die richtige Partei ist.

Ursula Schneider
5 Jahre her
Antworten an  Stoerenfried

Genau, das wäre kostengünstig, klimaneutral und vor allem nicht populistisch!

Markus Gerle
5 Jahre her

Wahlfälschung zuungunsten der AfD gab es anscheinend auch schon in NRW. Mich wundert ein wenig, dass so etwas möglich ist. Ich war selbst schon Wahlhelfer. Man arbeitet da in zwei Schichten. Abends um 18:00h sind dann aber alle für die Stimmenauszählung da. Und zumindest in meinem Fall wurde die Zählung durch weitere Personen geprüft. Offensichtlich geschah dies im aktuellen Fall nicht. Warum nicht? Wenn hier kein 4-Augen-Prinzip bei der Stimmauszählung galt könnte man zusammen mit dem Fehlverhalten der Staatsanwaltschaft zu dem Ergebnis kommen, dass dieser Angriff auf die Demokratie von offizieller Seite her gewünscht ist. Ich werde den Fall zum… Mehr

Enrico
5 Jahre her

Was passiert bei der Stimmenaggregation? Welche Nasen von welchen Parteien sitzen dort und summieren die Stimmenanteile für die Publizierung der ersten Hochrechnung(en)? Die Landeswahlleiterin für Sachsen, dieser Ausbund an Objektivität und Fairness, die sitzt z.B. bei der LT-Wahl Sachsen am kommenden Sonntag dort. Ja genau, die! Da wird am grossen Stimmenanteilsrad gedreht! Und sieht man sich die letzten Umfragewerte an (Bsp. Springerpresse), so kommt man um den leisen Verdacht nicht drumrum, daß „gewisse Ergebnisse“ genau damit „vorbereitet“ werden. Die Verschiebung von Stimmen in der Kommunalwahl in Brandenburg ist da nur ein kleines Mosaiksteinchen, das passt wie die Faust aufs linke… Mehr

89-erlebt
5 Jahre her

Und wieder grüßt das Murmeltier…. Auch in der DDR war Wahlbetrug staatlich gedeckt und erwünscht im Sinne der Staats- und Parteiführung. Der Unterschied zur Zweiten Sozialistischen Republik auf deutschem Boden ist leider der, dass seinerzeit Wahlbetrug als solcher auch thematisiert wurde und zwar durch sogenannten „Feindsender“, die sich heute willfährig der neuen Staats- und Parteien Führung angebiedert haben. Nach 30 Jahren ist die DDR in Grundzügen zurück..

kiki667
5 Jahre her

Da Staatsamwälte weisungsgebunden sind, hat es das Justizministerium und letztendlich Merkel in der Hand, welche Anzeigen angenommen werden. Blöd nur, wenn der Betrüger selbst Aufmerksamkeit will und es so in die Medien kommt. Da muss man dann die eventuell schon getroffene gegenteilige Entscheidung schnell revidieren, damit es keine Negativschlagzeilen gibt, denn die sind das einzige – zusammen mit schlechten Bildern – wovor Merkel eine Höllenangst hat. Und nun? Wird es für den Burschen rechtliche Konsequenzen haben oder bekommt er doch eher den Friedensnobelpreis?