Regierung verursacht Beamtenschwemme

Innerhalb von nur zehn Jahren ist die Zahl der ständigen Mitarbeiter im Kanzleramt und in den Bundesministerien um satte 50 Prozent gestiegen. Die Kosten gehen in die Milliarden – und weil diese Leute ja auch was zu tun brauchen, wird Deutschland immer nur noch bürokratischer.

picture alliance / Daniel Kalker | Daniel Kalker

Nehmen wir mal an, Sie haben ein Restaurant, das hat im Schnitt 100 Gäste am Tag. Sie haben zehn Mitarbeiter. Dann wird Ihr Lokal erfolgreicher und hat nun 105 Gäste pro Tag. Dafür erhöhen Sie die Zahl Ihrer Mitarbeiter auf 15. Jeder Gastwirt, jeder halbwegs normale Mensch und überhaupt jeder, der ein bisschen rechnen kann, wird sagen: Sie spinnen.

Wenn man diesen Maßstab ansetzt, dann spinnt unsere Bundesregierung, und zwar gewaltig.

In den vergangenen zehn Jahren ist die Bevölkerung in Deutschland um knappe fünf Prozent gewachsen: von 80,77 Millionen auf 84,67 Millionen. Aber im selben Zeitraum hat sich die Zahl der Beamten um fast genau die Hälfte erhöht: von etwa 15.000 im Jahr 2013 auf heute über 22.000 (plus 47 Prozent). Das hat der Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg in einer Studie im Auftrag der Bayerischen Wirtschaftsvereinigung (VBW) herausgefunden.

Dilemma der Politik
Entgegen aller Versprechen: Wie die Bürokratie tatsächlich wächst
Vor 2013 lag die Zahl der Planstellen über viele Jahrzehnte mehr oder weniger konstant bei eben ungefähr 15.000. In der dritten Amtszeit von Angela Merkel, also in der Großen Koalition, begannen die Planstellen zu explodieren. Den größten Personalzuwachs gab es mit 898 Stellen im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, gefolgt vom Bundeskanzleramt mit 860 zusätzlichen Stellen und dem Auswärtigem Amt, wo das Plus 745 Stellen beträgt.

Prozentual gesehen hat das Bundeskanzleramt mit plus 271 Prozent (!) am kräftigsten zugelangt. Es folgt das neue Bauministerium mit plus 139 Prozent. Der Hintergrund hier ist besonders apart: Die Baupolitik war vorher im Innenministerium angesiedelt. Das verlor zwar die Zuständigkeit – behielt aber einfach trotzdem alle Mitarbeiter. Stattdessen wurden viele schöne neue teure Planstellen im Bauministerium geschaffen.

Auch das Gesundheitsministerium beeindruckt mit einem Stellen-Plus von 89 Prozent. Dort wurden in der Corona-Zeit viele Mitarbeiter eingestellt – mit unbefristeten Verträgen. Jetzt ist Corona zwar vorbei, aber die Planstellen bleiben.

Von den zusätzlichen 7.000 Stellen seit 2013 liegen die allermeisten in den oberen Besoldungsgruppen: Top-Beamte der Leitungsebene in den Ministerien, also Abteilungsleiter, sowie höherer und gehobener Dienst, also Referatsleiter, Referenten und Sachbearbeiter. An der Spitze der Nahrungskette drängelt man sich besonders: Um 50 Prozent wuchs die zahlenmäßig kleinste Besoldungsgruppe B11 (Grundgehalt: 16.084,36 Euro). Dazu zählen zum Beispiel die Staatssekretäre, von denen es bei der jetzigen Ampel-Regierung so viele gibt wie noch niemals vorher.

Insgesamt haben sich die Personalkosten der Bundesministerien seit 2013 verdoppelt. Bis 2030 wird der Personalausbau 6,3 Milliarden Euro und bis 2040 nochmals 11,6 Milliarden Euro kosten – und da sind die horrenden Pensionslasten noch gar nicht enthalten. Ein Ende der Beamten-Inflation – also der Inflation an Beamten – ist nirgendwo in Sicht. In 2025 sollen wieder 157 neue Planstellen entstehen.

Und natürlich fragt sich der geplagte Steuerbürger: Wofür braucht man die alle?

Vielleicht ja für den Bürokratieabbau. Ende September verabschiedete der Bundestag das mittlerweile vierte „Bürokratieentlastungsgesetz“. Doch das ist das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben wurde.

Denn parallel zur vermeintlichen Entlastung schafft die Ampel in ihrer Regelungswut immer neue Vorschriften – und damit zwangsläufig immer mehr Bürokratie. Lieferkettengesetz, Nachhaltigkeitsberichterstattung, Wärmeplanungsgesetz: Deutschlands Unternehmen haben nach eigenen Angaben der Bundesregierung allein im laufenden Jahr Bürokratiekosten in Höhe von 67 Milliarden Euro zu schultern.

Die Beamtenschwemme macht alles nur noch schlimmer, klagt VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt: „Mehr Beschäftigte schaffen mehr Regelungen und damit mehr Bürokratie für die Unternehmen.“ Er fordert deshalb „eine sofortige Stellenbremse im Bund“.

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Kommentare ( 25 )

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Paul987
1 Minute her

Man muss sich nur die Liste der Bundesbeauftragten ansehen, welche die Ampel seit 2021 neu geschaffen hat. Es ist der Wahnsinn. Es sind mittlerweile 45 Kostenposten mit Parteikadern und Parteigünstlingen besetzt, welche natürlich noch mit ein Heer aus Mitarbeitern ausgestattet sind.
Aber der „Beauftragte der Bundesregierung für Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung“ setzt dem ganzen wirklich die Krone der Volksverhöhnung auf. Die „demokratischen“ Parteien haben sich den Staat vollumfänglich zur Beute gemacht…

DerOley
16 Minuten her

Max Weber hat die Bürokratie als idealtypischen Zustand beschrieben aber auch als selbsterhaltentes „Monstrum“. Die Bürokratie wird sich nicht selber abschaffen. Auch kaum eine Regierung kann gegen die Bürokratie etwas machen. Ein Minister, ich weiß nicht mehr welcher, hat vor Jahren gesagt: „Wir können in der Regierung beschließen,was wir wollen. Nichts passiert, wenn wir die Bürokratie gegen uns haben“. Nicht wörtlich natürlich. Es ist halt ein sich selbst erhaltender Staat im Staat.

abel
17 Minuten her

Ist wie mit dem Arbeiten im Homeoffice. Während die Privatfirmen das gerade wieder stark zurückbauen behält der Öffentliche Dienst dies bei. Ich gehe sogar davon aus daß der ÖD diese Möglichkeit (nicht zu arbeiten) noch weiter ausbaut. Es mag ein paar vereinzelte Dienststellen im ÖD geben welche versuchen effizient und Kundenfreundlich zu arbeiten in der Masse geht das aber unter.

abel
25 Minuten her

Klar wollen alle Parteien ihre Getreuen versorgen. Dagegen helfen nur Gesetze. Ein guter Vorschlag der AfD ist: Das Ministerium für Bürokratieabbau um die Expansion dieser Stellen wieder zurückzubauen. Natürlich wäre eine AfD auf längere Sicht auch nicht gefeit gegen die Versuchung ihre Getreuen mit Pöstchen zu versorgen aber dafür muß es halt Gesetze geben die genau das verhindern.

Last edited 25 Minuten her by abel
Raul Gutmann
30 Minuten her

Vermessen, die Fehlentwicklung einer komplexen Organisationsform wie der eines Staates auf eine einzige Ursache zurückzuführen? Doch logisch konsistent liegt deren Kernursache in der „Produktion“ von Hochschulabsolventen, deren „Arbeitsmarktakzeptanz“ wenig mehr als das Papier ihres Hochschulabschlusses wert ist. Der einzige Arbeitgeber, der jenen Fehlgeleiteten eine „ausbildungsadäquate“ Lebensperspektive bietet, ist der Staat. Dort suchen sie trotz niedriger Produktivität nach sinnvollem. Ergo werden Minderheiten definiert, deren Benachteiligung auszugleichen ist, Probleme erfunden, die mittels Gremien ihrer Lösung harren und natürlich sind nie genug Mitarbeiter und Gelder vorhanden, um Klima und Erde zu retten, oder den ehrenvollen, unendlichen Kampf gegen Alltagsrassismus resp. Rechts zu führen.

Last edited 25 Minuten her by Raul Gutmann
Zaha
45 Minuten her

Ist nun einmal schwierig die verschiedenen AntiFa-Organisationen ordentlich zu steuern.

Dafür braucht man einen modernen Verwaltungsapparat. Die neuen Mitarbeiter werden schon genug Arbeit haben 😉

Dem Volk davon zu berichten ist allerdings nicht nötig.

Innere Unruhe
1 Stunde her

Wir haben doch gar kein Fachkräftemangel.
Alle Beamten könnten ja in die Industrie gehen und dort arbeiten. Da wir auch Ungelernte nehmen, können wir diese Beamten schnell umschulen.
Und überhaupt… Die Bevölkrung ist gewachsen aber nicht das Volk. Und Beamten sind für das Volk da… Also wozu braucht es mehr Beamte in Berlin???

Wilhelm Roepke
1 Stunde her

Es hilft nur die Methode Milei in Argentinien.

Steuernzahlende Kartoffel
1 Stunde her

Eine kleine Anekdote von früher, als, ich weiß es genau, nicht alles besser war; die Verhältnisse waren anders;-) Also: Ein Freund von mir ist „unter“ Gerhard Schröder Bundesbeamter geworden. Bei der Einstellung handelte sich um eine Nachbesetzung, die vorherige Stelleninhaberin war aus persönlichen (Veränderungs-) Gründen ausgeschieden; d.h. Haushaltsmittel grds. vorhanden! Es war immer eine Karenzzeit (temporäre Wiederbesetzungssperre) zu überbrücken. Darüber hinaus wilderten wohlgelittenere Referatsleiter um die „Stelle“, setzten z.B. erst ‚mal befristete Angestellte o.ä. auf diesen Haushaltsposten, um sich ein weiteres „Teammitglied“ sozusagen unter den Nagel zu reißen. Der die Einstellung maßgeblich betreibende Referatsleiter hat (nach Ablauf der Wiederbesetzungssperre) deutlich… Mehr

Thomas Blobel
1 Stunde her

Es gibt vier Beamten Charaktere,

1. Fleißige
2. Faule
3. Gute
4. Schlechte

Die Kombination von 1. und 4. ist unsere Untergang.