Ob wieder 60 Unionsabgeordnete gegen das Griechenland-Ergebnis der Kanzlerin stimmen oder ob das gar bis hin zu 120 tun? Das beschäftigt die News-Industrie weit mehr als die Qualität des Verhandelten.
Zeigt das Macht-Barometer am Mittwoch plus 60 oder minus 60 an? Um keine Frage drehen sich die „eingeweihten Kreise“ in Berlin mehr um sich selbst – politische Meteorologie vom Feinsten. Nicht von ungefähr heißt altgriechisch μετεωρολογία – meteōrología – schließlich auch Untersuchung der überirdischen Dinge. Minus 60 bedeutet unausweichlich, Kauder hat seine Leute eingeschüchtert, und plus 60, der Schuss ging nach hinten los. Für Deutschlands Zukunft, mit Verlaub, ist das … – nein, das sagt man nicht. Plus 60 oder minus – die Kanzlerin ficht’s nicht an. Sie ruht in sich.
Die meiste Berichterstattung gehört zu Recht immer noch verstörenderen Bildern von der Migrationsfront. Die Kanzlerin nannte im ZDF-Sommer-Interview Asylsucher und Flüchtlinge „das nächste große Projekt, bei dem wir zeigen können, ob wir fähig sind zu handeln“. Wer will da widersprechen? Davor hatte sie allerdings das Griechenland-Ergebnis als Erfolg dargestellt – wenn auch mit der Einschränkung, „von Sicherheit kann man nicht reden.“ Spricht etwas dafür, dass die nächsten Zwischenberichte über den Umgang der EU mit Migranten anders ausfallen? Bisher nicht.
Wie war das am Ende des römischen Imperiums? Die Provinzen erkannten, dass Rom ihnen keinen Vorteil mehr brachte. Etwas Zeit hat Brüssel noch. Avanti Dissidenti.
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