ARD-Sommerinterview: Merkel will Europa-Kanzlerin sein und ist genau daran gescheitert

Merkel formuliert schon an der Fußnote, mit der sie in die Geschichte eingehen will: Europa-Kanzlerin statt Flüchtlings-Kanzlerin. Aber auch ihre Europapolitik ist ein Desaster.

Screenprint: ARD/Bericht aus Berlin

Im ARD-Sommerinterview wurde Angela Merkel gefragt, was einmal das Vermächtnis ihrer Kanzlerschaft sein solle. Also was kommende Generationen mit ihrem Namen verbinden sollen. Nachdem sie zuerst, wie zu erwarten, meinte, darüber sollten andere entscheiden, ließ sie sich doch eine Antwort entlocken, die sie auf Nachfrage sogar noch einmal bestätigte: Sie wolle, dass ihre Kanzlerschaft mit EUROPA verbunden wird.

Auf diese Idee muss man erst einmal kommen. Dies zeigt aus meiner Sicht einen völligen Realitätsverlust.

Merkel als Europakanzlerin? Um die europäische Einheit ist es so schlecht bestellt wie seit Jahrzehnten nicht, und niemand hat soviel dazu beigetragen wie sie. Und da will Merkel als Kanzlerin wahrgenommen werden, die besonders viel für Europa getan hat?

Merkels Europa-Bilanz ist eine Katastrophe:

Die Briten, die für uns der wichtigste Verbündete (gerade in wirtschaftspolitischen Fragen) waren, sind ausgeschieden. Merkel hat alle Kraft zur Griechenlandrettung eingesetzt und sich nicht im Geringsten bemüht, dass die Briten in der EU bleiben. Das Ergebnis: Die Griechen sind weiter im Euro, was weder dem Euro noch den Griechen gut tut. Aber die Briten sind raus aus der EU. Dazu beigetragen hat Merkel auch, weil sie die Briten mit ihrer Politik der grenzenlosen Willkommenskultur und der europäischen Quoten verschreckte, was mit zum negativen Brexit-Votum beigetragen hat.

Herles fällt auf
Merkel darf nicht weg - schon gar nicht nach Brüssel
Das Verhältnis mit den ost- und mitteleuropäischen Staaten Ungarn, Polen, Tschechien usw. ist durch Merkels Politik verdorben. Sie wollte diese Staaten zwingen, gegen ihren Willen Zuwanderer aufzunehmen. Das haben die sich nicht bieten lassen – und dies hat Europa weiter gespalten. Merkel war so weltfremd, dass sie glaubte, ihre Politik der grenzenlosen Willkommenskultur allen anderen europäischen Staaten aufzwingen zu können. Das Ergebnis sind populistische Regierungen wie in Italien, die bestimmt keine Garanten für eine weitere Einigung Europas sind. Merkel hat Deutschland mit ihrer weltfremden Politik der grenzenlosen Willkommenskultur vollkommen isoliert – alle anderen Länder, von Schweden über Österreich oder Ungarn bis Italien, verfolgen eine entgegengesetzte Politik.
Die „Euro-Rettungspolitik“ von Merkel hat nicht zu einer Verstärkung der europäischen Einheit geführt, sondern zu zunehmender Entfremdung zwischen den Völkern. Und zudem zu ökonomisch unkalkulierbaren Belastungen Deutschlands für die Zukunft.

Merkel glaubt im Ernst, sie werde als große Meisterin der europäischen Einigung in die Geschichte eingehen? Auf die Idee muss man erst einmal kommen. Nein, kein Historiker wird das so sehen.

Die Historiker werden sich später nur streiten, ob Merkel eine Opportunistin der Macht war, der es ausschließlich um die Macht als Selbstzweck ging – oder eine weltfremde grüne Ideologin. Und was ihre Rolle in Europa anlangt, so wird sie als diejenige Kanzlerin in der Nachkriegsgeschichte gesehen werden, die am meisten dazu beigetragen hat, den Prozess der europäischen Einigung zu gefährden.

Unterstützung
oder

Kommentare ( 112 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

112 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Rivarol
6 Jahre her

Das Frau Merkel eine massive Aversion gegen ihr eigenes Land hat, wurde vor ein paar Tagen wieder aufs neue bewiesen. Als es um die Nachfolge von Draghi ging, hat sie den geeigneteren Nachfolger Weidmann wieder aus dem Rennen gekickt. Der deutsche Banker hätte eine solidere Finanzpolitik zugunsten der Sparer in der EZB betrieben, als der Sachwalter italienischer Interessen. Merkel schert sich einen Dreck um die Zinsverluste und der damit zusammenhängenden Bedrohung der Alterssicherung ihrer Bürger. Also wird wohl wieder ein Südländer in die EZB kommen und die längst fälligen Euro-Bonds und Gemeinschaftshaftung auf den Weg bringen. Im Gegenzug darf dann… Mehr

AnkeO
6 Jahre her

Frau Doktor wird als DER Spaltkeil Deutschlands und Europas in die Geschichte eingehen. Womöglich hat sie sogar die Wahl Trumps in USA mit beeinflusst, wenn man bedenkt, dass Trump in seinem Wahlkampf oft genug auf die fehlgeleitete Flüchtinspolitk, und deren Konsequenzen, der Frau Doktor hingewiesen hat.
Diese Person ist inzwischen so verstrahlt, wie ein Junkie – um hier mal die Droge „Macht“ zu erwähnen….

Hadrian17
6 Jahre her

Wie sagte die Richtlinienkompetenzinhaberin bei der Aufstellung zur letzten Wahl doch noch in die Kameras: „Es macht mir immer noch Spaß .. “ Spaß. Tja, … und so wird es wohl weitergehen. 2021 Kenia und alles bleibt so wie es ist. Europa dann ohne GB, wie es mit Italien weitergeht, ist offen. Kalter Bürgerkrieg im Innern? Höhere Steuern?Noch maroderere Infrastruktur? Verteidigungsbereitschaft noch vorhanden? Eine Rentendiskrepanz von 48 zu 71% bei „Pensionären“ zuzüglich deren „Beihilfen“. Letzeres ohne hne Einzahlungen in die Rentenkasse. Das garantiert dann wohl auch den Bestand der „Partei mit Wählerauftrag zur Regierungsbildung“. Da reichten derzeit ja 20% noch… Mehr

Contra Merkl
6 Jahre her

Auf dieses Geschwätz hin müsste die Kanzlerin spätestens jetzt ihres Amtes endlich enthoben werden. Einen der sich mit europäischen Grossmachtsfantasien und Träumer vom 3. Reich hatten wir schon. Der stürzte auch alles in Schutt und Asche. Jetzt haben wir eine Bundeskanzlerin, die sich als Europäische Kanzlerin sieht. Daher auch ihre alleinige Endscheidung in 2015, die sie allen anderen Ländern aufdrücken wollte. Das Chaos mit allen Facetten zieht sich durch Europa, man kann es täglich nachlesen. Finanzpolitik: Im Geld verschleudern ist die Frau Spitze. Auch die Sache wird noch Platzen, da werden wir uns wundern, das wir von den Krediten nichts… Mehr

Habakuk06
6 Jahre her
Antworten an  Contra Merkl

Guter Kommentar. Der letzte Absatz bringt es dann auf den Punkt.

Echter Demokrat
6 Jahre her
von Kullmann
6 Jahre her

Merkels arbeitsintensives Vermächtnis:
die AfD, EU uneins,
CDU heruntergewirtschaftet, Bürgers Ersparnisse verpulvert,
Energie verteuert, Wohnraum verknappt,
Messeropfer potenziert, die Straße mobilisiert,
friedliches Zusammenleben verspielt,
Bürgerbespitzelung, starker Staat für Altbürger,
Steuerverschwendung, Infrastruktur abgebaut.
Sonst noch was?
Pippi Langstrumpf übernehmen. Die europäische unverschleierte Barby geht auch.

josefine
6 Jahre her
Antworten an  von Kullmann

Bildung kaputt.

Proll27
6 Jahre her

Dass sich eine Frau mit solch dümmlichem Geschwätz sich noch immer als Staatsoberhaupt halten kann ist für mich unfassbar. Die Deutschen haben die Regierung, die sie verdienen. Jedes andere Volk hätte sie längst gestürzt.

Der Winzer
6 Jahre her

Sehr geehrter Herr Zittelmann, sie wird ohne Zweifel mit Europa in Verbindung gebracht werden – noch von vielen Generationen – nebst vielem anderem. Das Europa, welches wir in den 60ern, 70ern, 80ern und auch noch in den 90ern als Kinder, Jugendliche & junge Erwachsene kennenlernen durften, wird es nach Ende der „Ära“ Merkel nicht mehr geben. Gleiches gilt auch für die Bundesrepublik, den Rechtsstaat, die „freiheitlich-demokratische Grundordnung“, die soziale Marktwirtschaft, den „Bürger in Uniform“, den sozialen Frieden, Energiesicherheit, moderne & leistungsfähige Infrastruktur, … und letztlich auch eine wertkonservative Partei wie die CDU/CSU, neben der es „rechts“ tatsächlich keine demokratische Alternative… Mehr

Marina
6 Jahre her

Der Hauptmann von Koepenick faellt mir dazu dazu nur ein.
Ein Hochstapler par exellence und der Michel dienert sich staatsglaeubig an?

Karl Heinz Muttersohn
6 Jahre her

Ich sehe neben der grünen Ideologin und der machtgeilen Opportunistin noch eine dritte – und m.E. sehr wahrscheinliche Möglichkeit Merkels Motive zu verstehen: Vergessen wir nicht dass sie aus einem Elternhaus kommt, das sehr stramm die SED und die DDR verehrte. Wieviel BRD Bürger sind in die DDR umgezogen, weil sie das kapitalistische System abgrundtief hassten? Richtig, eine Handvoll, und Merkels Vater, der rote Pastor gehörte dazu. Was wäre, wenn sie es in Wirklichkeit darauf anlegt, die Bundesrepublik zu zerstören? Diese Erklärung ist die einzige, die Merkels Verhalten konsistent und widerspruchsfrei erscheinen lässt.

Habakuk06
6 Jahre her

Im Internet kursiert eine Karrikatur Honecker/Kohl
Denkblase Kohl: Den lasse ich pleite gehen, dann ist seine DDR beerdigt.
Denkblase Honecker: Dem hau ich eine Trojanern rein, die macht in 20 Jahren nicht nur das Land pleite, sonder aus dem gesamten Kontinent ne DDR.
Hat er getan.