Hier das dritte Antwortpaket. --- Zur lockeren Volksbefragung laden wir weiter herzlich ein.
60, männlich, Ludwigslust, Mecklenburg-Vorpommern
Familie • Grundregeln im gegenseitigen Umgang, Höflichkeit, Respekt, Anerkennung, Verantwortung, Verlässlichkeit, Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft • Rückbesinnung auf die geistigen, kulturellen und politischen Werte und Traditionen einschließlich Sprachpflege – kombiniert mit Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem • Umfassende Bildung und Ausbildung • Kontinuität, die Bewährtes beibehält und ausbaut • Unabhängigkeit im Denken und Handeln, kein vorauseilender Gehorsam, keine Selbstzensur • Unabhängigkeit in Wirtschaft und Politik, Schutz der eigenen Interessen • Setzen klarer Grenzen
54, weiblich, NRW: Vertrauen
Für mich ist deutsch, dass ich i.R. meinem Gegenüber prinzipiell vertrauen kann, weil sich die meisten an Recht und Gesetz halten, fair handeln wollen und mich als gleichwertige Person respektieren. Vertrauen insofern, als ich annehmen kann, dass es nicht das oberste Ziel meines Gegenübers ist, mich übers Ohr zu hauen, zu betrügen, zu verladen…
Ich empfinde es so, dass die Deutschen es ziemlich verinnerlicht haben, dass es zum allseitigen Vorteil ist, wenn man nicht auf die eigene kurzfristige Nutzenmaximierung setzt,
sondern auf ein kooperatives Miteinander. Das schließt viele kleine Erfahrungen und Erlebnisse im Alltag ein: Finanzbeamte, die mir eine korrekte Auskunft geben auch bspw. in Fragen der Steuerminderung; Unfallgegner, die dafür sorgen, dass mein Autoschaden ordnungsgemäß reguliert wird, Handwerker, die einigermaßen verlässliche Kostenvoranschläge machen, Ärzte, die nach bestem Wissen behandeln etc.
Das ist natürlich nicht immer so, aber meistens kann man sich darauf verlassen. Es wäre schön, wenn das so bliebe. Ich habe die Befürchtung, dass sich das verändert und die ethnische wie religiöser Herkunft entscheidend dafür wird, wem man vertrauen kann.
45, männlich, Thüringen
Jede Kultur ist ein Fenster mit einem anderen Zugang zur Welt. Dieser Zugang ist eng verknüpft mit der uns umgebenden Natur und denen durch unsere Ahnen übermittelten Werten und Vorstellungen. Unsere Vorfahren lebten sehr naturnah und schätzten den Gebrauchswert einer Sache. So schreibt Tacitus über sie, dass ihnen ein Goldkrug genauso viel wert war, wie ein Holzkrug. Ein Krug war ein Krug. Unsere Götter fand man in der Natur und in den Naturgewalten. Man konnte sie nicht in Häusern einsperren. Stürme und Kälte verkörperten die Riesen, während die Götter für die segensreichen Naturgeschehnisse standen. Bereits vor mehr als 1.000 Jahren wurde unsere naturverbundene Lebensweise durch das Christentum zerstört. Unsere Kräuterkundigen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Trotzdem haben viele unserer Vorstellungen die Zeit überdauert. Man findet unsere Vorstellungen und Götter in den Märchen, unsere Symbole in alten Fachwerkhäusern und unsere Bräuche und Feste in christlichen Feiertagen. So feierten wir zu Weihnachten die Wintersonnenwende und die darauf folgenden Rauhnächte. In dieser Zeit erleben wir die Auferstehung der Sonne und mit ihr das Leben. Der Baum präsentierte das Leben. Er wurde mit den Gottheiten geschmückt und so das neue Jahr eingestimmt. Und nein, Jesus wurde nicht am 24. Dezember geboren. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wurde Jesus im Sommer geboren. Genausowenig wurde er zu Ostern gekreuzigt. Und wer sich nun fragt, was Jesus Kreuzigung und Auferstehung mit Osterhasen und Eiern zu tun haben mag, dem sei gesagt, rein gar nichts. Ostern war das Fest der Ostara, der Göttin der Fruchtbarkeit. Und sowohl Ei, als auch Hase stehen als Sinnbild für die Fruchtbarkeit. Und die Farbe? Unsere Vorfahren sammelten im Frühjahr die Eier, denn es war die Zeit, wo Hühner wieder zu legen beginnen und färbten sie je nach Alter verschiedenfarbig ein. Es war wie ein Haltbarkeitsdatum für unserer Vorfahren.
Worauf will ich hinaus. Unsere Kultur ist längst zerstört. Viele Menschen, die diese Entwurzelung spüren, begeben sich auf die Suche und werden im Buddhismus, Hinduismus oder anderen Religionen fündig. Nur finden sie dadurch nicht ihre Verwurzelung. Sie bleiben in diesen Religionen immer fremd und werden den Zugang, den sie verloren haben, nicht finden. Und niemand wird sie dahinein „integrieren“ können. Diesen Weg können sie nur selber finden, indem sie Kontakt zu ihren Wurzeln aufnehmen. Umso absurder ist es, fremde Kulturen integrieren zu wollen. Fremde Kulturen zu integrieren bedeutet nichts anderes, als Kulturen sterben zu lassen.
Kulturen sterben lassen zu wollen, um sie durch einen globalisierten, kommerziellen Einheitsbrei zu ersetzen, ist nicht humanistisch und ist keine Bestrebung zur Vielfalt, wie sie uns permanent durch unsere Medien weis gemacht wird. Die Vielfalt geht verloren und aus den Menschen wird ein ununterscheidbarer Einheitsbrei, der mit seelischer Einsamkeit einhergeht. Diese Leere und Einsamkeit werden die Menschen auszugleichen versuchen, indem sie immer mehr konsumieren, um am Ende festzustellen, dass dieser Konsum diese Defizite nicht ausgleicht, sondern allenfalls verstärkt.
So kann Integration eigentlich lediglich bedeuten, dass Menschen das in Deutschland geltende Rechtssystem akzeptieren. Nicht mehr und nicht weniger.
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Über das Deutsch-sein lässt sich endlos theoretisieren. Doch theoretisch wollen wir es von Ihnen gar nicht wissen. Sondern was macht für Sie ganz praktisch Deutsch-sein aus? Wohin sollen sich denn Migranten integrieren? Ist es nur die Sprache und die Gesetze der Mülltrennung? Was sind deutsche Werte, was macht die Leitkultur dieses Landes aus? Die Forderung nach Integration ist schnell hingesagt, und schwer realisiert. Was ist Ihr Deutschlandbild?
Dazu bitten wir um Ihren Beitrag, um Ihr Hier und Jetzt mitten in Deutschland, warum nicht auch um die Erzählung Ihrer Großmutter, um Fotos, die für Sie typisch Deutsches darstellen. Was immer Ihnen dazu in den Sinn kommt. Das ist kein Aufsatz-Wettbewerb, sondern die Bitte um Spontanes, so ernst und so witzig, wie Sie wollen. Zu dieser Lockerungsübung von Volksbefragung im oft viel zu tierisch ernsten öffentlichen Schlagabtausch laden wir Sie herzlich ein.
Wenn Sie wollen, bleiben Sie anonym, bitte nur Alter, Geschlecht und Herkunftsgegend. Schicken Sie Ihre Beiträge einfach an:
Wenn Sie uns Ihre Adresse hinterlassen, werden wir einige Kleinigkeiten unter den Einsendungen verlosen.
Möglichst viele Beiträge wollen wir veröffentlichen, zwischendurch und am Ende der lockeren Umfrage fassen wir zusammen. Wir schauen, welcher Trend sichtbar geworden ist. Mit der Einsendung erklären Sie sich damit einverstanden.
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