Antworten 3: Deutsch sein, was ist das für Sie ganz persönlich?

Hier das dritte Antwortpaket. --- Zur lockeren Volksbefragung laden wir weiter herzlich ein.

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47, männlich aus Stuttgart: Einigkeit und Recht und Freiheit

Deutsch sein – Einigkeit und Recht und Freiheit. Diese 3 Werte definieren für mich das, was Deutschland nach dem Krieg ausgemacht hat. Alle 3 Werte hat Frau Merkel in Zusammenarbeit mit den meisten Medien in ihrer Amtszeit an die Wand gefahren.

Einigkeit: Die Gesellschaft ist wieder so gespalten, wie zur Zeiten des Kalten Krieges, nur dieses mal nicht in Ost und West. Sondern in Hell (alle die Flüchtlingspolitkbejubler von linksgrün und sogenannten Eliten aus Politik, Unterhaltung und Medien) und Dunkel (alle Kritiker dieser Politik, vornehmlich der wirklich arbeitende Teil der Gesellschaft, die die Steuern ranschaffen, mit der die ganzen Wohltaten bezahlt werden).

Recht: Frau Merkel hat in Gutsherrenmanier geltendes Recht außer Kraft gesetzt. Und nicht nur mit ihrer fatalen Flüchtlingspolitik, sondern auch mit der Griechenlandhilfe.

Freiheit: Wenn ich an meine Jugendzeit zurück denke, so bin ich relativ unbeschwert aufgewachsen und konnte im Prinzip machen, was ich wollte, solange ich dadurch die Freiheitsrechte der anderen nicht verletzt habe. Es wurde mir nicht von Religionen oder staatlichen Organisationen vorgeschrieben, was ich zu denken und zu tun und zu lassen habe. In der Schule wurde noch Wissen vermittelt, ohne einen linksgrün zu indoktrinieren, und die Nachrichten wurden in der Tagesschau und in der Heute-Sendung noch verkündet, ohne sie zu manipulieren. Da kann Herr Kleber sich noch so halbherzig und peinlich herausreden.

Wenn ich an die Zukunft meiner Tochter denke, dann sehe ich schwarz. Sie wird vermutlich nicht so frei von staatlicher, religiöser und medialer Manipulation aufwachsen können wie meine Generation.

38, männlich, München

Typisch deutsch ist es vor allem, bestimmte Eigenarten als „typisch deutsch“ zu bezeichnen. Meist mit einer negativen Konnotation und ohne Zweifel zu lassen, dass man selbst diese Eigenschaften natürlich nicht teilt. So wie eben ich gerade.

60, männlich, Dresden: DDR und BRD

Ich bin in der DDR geboren, meine Eltern kamen aus kleinen Verhältnissen und fanden in der DDR ihre Heimat und ihren Platz, den sie sich, z.B. Studium im mittleren Lebensalter und trotz mehrerer Kinder hart erarbeiteten. Da dieser Aufstieg möglich war, unterstützten sie die DDR. Die DDR wiederum wollte ein eigener Staat mit eigener Staatsbürgerschaft sein. Um mein damaliges Selbstverständnis zu beschreiben, eine Erinnerung aus den frühen Sechzigern. Ein Freund sagte am 8. Mai, heute vor x Jahren hätten wir den Krieg verloren, worauf ich ungläubig erwiderte, wieso, wir haben ihn doch gewonnen. Ein Ergebnis der Erziehung in der Schule, den Medien usw., in denen die unverbrüchliche Freundschaft mit der Sowjetunion gepredigt wurde, es spielten auch die unsäglichen propagandistischen osteuropäischen Kriegfilme dieser Zeit eine Rolle, die Lieder, die wir in der Schule lernen mussten, die ganze Propaganda.

In den frühen Achzigern war ich mal in Rumänien zu Besuch und war überrascht, dass die dortigen Siebenbürger Sachsen die Deutschen fein nach „Dederisten“ und „Bundis“ teilten. Aber eigentlich entsprach das auch damals noch meinen Gefühlen, es mag auch etwas Trotz mitgespielt haben. Wir hatten keine Verwandten im Westen, kein Westfernsehen und meine einzigen persönlichen Kontakte zu Westdeutschen hatte ich im Urlaub in Osteuropa und dort zog man als Ostdeutscher mit der Ostmark eindeutig den Kürzeren.

In den Achziger Jahren begann ich an der DDR  zu verzweifeln, weil die erlebte Realität auch für den Gutwilligsten nicht mehr mit der offiziell dargestellten übereinstimmte. Krise und diese nicht wahrhaben wollen und wegreden. Der Frust wuchs, so dass ich ich mich im Herbst 89 an fast allen Demos in Dresden beteiligte. Ich wollte damals eine andere und bessere DDR und war erschrocken, als im Spätherbst, als alle Messen gesungen waren, plötzlich auf den Demos ganz andere Leute auftauchten, Deutschland- und Sachsen-Fahnen schwenkten und aus dem „Wir sind das Volk“ ein „Wir sind ein Volk“ wurde.

Ich brauchte nach der Wende einige Jahre, um mental im gemeinsamen Deutschland anzukommen. Zur Jahrtausendwende war alles gut, ich schätze die Organisation der Gesellschaft, die Freiheit, die offenen Medien, vor allem die Reisefreiheit, die ich ausgiebig ausnutzte und begann, mich immer mehr als Deutscher zu fühlen. Dafür war wieder die Aussenansicht auf mich als Deutschen bei meine Reisen verantwortlich. Aber auch die Auseinandersetzung mit der ostdeutschen Geschichte, der Propaganda, der totalitären Erziehung, der Bündnispolitik, der ganze Irrweg …

Aber seit einem Jahr beginne ich wieder Zweifel zu hegen. Irgendwie alles schon mal erlebt. Der Widerspruch zwischen den Ansagen der Politik, der einheitlichen Meinungen der politischen Parteien, der veröffentlichten Meinungen in den Medien, gruselig. Als Kurzschlußreaktion bestellte ich vor einigen Monaten, wie schon 1989, meine Tageszeitung ab. Glücklicherweise gibt es das Internet und Platz für andere Meinungen.

Warum ist die Situation so? Warum müssen wir überhaupt darüber diskutieren, was Deutschland für uns ist? Warum ist für viele Menschen, gerade für viele Junge, der Gedanke, deutsch zu sein, offensichtlich so undenkbar?

Könnte es sein, dass die „alte“ Bundesrepublik noch nicht ihren Frieden mit ihrer Geschichte gemacht hat, wie es im Osten, als die DDR und die Sowjetunion und das gesamte damit verbundene Gedanken- und Wertegebilde zusammengebrochen ist, für viele passiert ist? Kollektive Schuldgefühle und Angst vor Wiederholungen der Geschichte scheinen ein Antrieb zu sein für die vertrackte Situation, in der wir uns heute befinden …

Damit wir uns nicht falsch verstehen, eine selbstbewusste auf ihre Stärken besonnene Gesellschaft, die ihre Werte auch durchsetzt, die nicht ständig an sich zweifelt, ist in der Lage, Menschen, die Hilfe brauchen, zu unterstützen und zu integrieren.

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