FDP-Ministerin Stark-Watzinger vergibt Chance auf Ende der Maßnahmen

95 Prozent der Deutschen haben Antikörper gegen Corona gebildet. Trotzdem verschärft das Land die Eingriffe in die Freiheitsrechte. Als einziges in Europa. Mitten im Geschehen steht eine liberale Schattenministerin.

IMAGO / Chris Emil Janßen
Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark-Watzinger (FDP), Pressekonferenz in der Berliner Bundeszentrale am 4. Juli 2022

Versprochen hat die FDP im Wahlkampf, die Corona-Maßnahmen zu beenden und wieder zur Normalität zurückzukehren. Geliefert hat die FDP eine Verschärfung der Maßnahmen. Als einziges Land in Europa. Durchgesetzt hat sich Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der auf Twitter siegestrunken „die strengsten Regeln in Europa“ feiert. Nur ab und an brummt noch ein FDP-Apparatschik trotzig die Sprachregelung: „Ohne uns wär‘ ja alles noch viel schlimmer gekommen.“ Doch der Lauterbach unterlegene Justizminister Marco Buschmann (FDP) hat sich längst zu anderen Themen geflüchtet – wohlwissend, dass ihm die Niederlage gegen den Gesundheitsminister ein Loser-Image beschert hat.

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Bliebe noch Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP), um die liberale Fahne hochzuhalten. Sie hält den Schlüssel in der Hand, um die Maßnahmen zu beenden. Selbst in Deutschland: 95 Prozent der Deutschen haben Antikörper gegen das Corona-Virus gebildet, sei es durch eine Impfung oder eine überstandene Erkrankung. Das geht aus der Studie Immunebridge hervor, über deren Zwischenergebnis TE als erstes Medium berichtete. Doch statt die Studie zu nutzen, um aus dem Schatten zu treten, versteckt sich Stark-Watzinger und lässt selbst einfache Fragen unbeantwortet.

TE hat beim Forschungsministerium zur Studie und ihrem Zwischenergebnis nachgefragt und auch eine Antwort erhalten: Demnach besteht nur ein geringer Schutz in der Bevölkerung gegen Infektionen, wie ein Sprecher mitteilt. Dafür sei „ein moderater bis hoher Schutz“ gegen schwere Verläufe in allen Altersgruppen vorhanden. „Allerdings zeigen sich auch hier noch relevante Lücken insbesondere bei Menschen mit Vorerkrankungen sowie in bestimmten Bevölkerungsgruppen.“

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Zusammengefasst ist Corona demnach ein Virus, mit dem man sich in Deutschland leicht infizieren kann, aber nur dann schwer erkrankt, wenn man zu schweren Erkrankungen neigt. Ähnliche Ergebnisse hat auch eine Immunisierungs-Studie in Großbritannien ergeben – das Königreich hat daraufhin die Maßnahmen eingestellt.

Und in Deutschland? An dem Tag, an dem TE über die Ergebnisse berichtete, verschärfte die Bundesrepublik die Maßnahmen. Nun soll das fertige Ergebnis der Studie bis zum Ende des Jahres vorliegen. Und dann? Bleibt Deutschland selbst dann noch im Corona-Ausnahmezustand, wenn schon längst 95 Prozent der Deutschen oder mehr Antikörper gebildet haben? TE stellte dem Ministerium die Frage, wie die Studie sich auf die weitere Pandemiepolitik auswirkt. Doch Stark-Watzinger bleibt in ihrem schützenden Schatten. Diesen Teil der Frage übergeht ihr Sprecher.

TE hakt nach: Wann denn Justiz- und Gesundheitsminister von den Studien gewusst haben? Inwiefern sind Lauterbach und Buschmanns Häuser in diese Arbeit einbezogen? Doch die Nachfrage bleibt unbeantwortet. Seit Monaten mogelt sich Lauterbach durch mit einer Kombination aus: Es fehlten Zahlen, aber er werde für diese Zahlen sorgen. Jetzt hat ein von der FDP geführtes Ministerium genau diese Zahlen. Doch nichts passiert. Die Ministerin verharrt schweigend im Schatten. Selbst auf Nachfrage reagiert sie nicht.

Stark-Watzinger verkörpert die Mutlosigkeit der FDP unter Christian Lindner. Ihr Kollege Buschmann mag in den Verhandlungen mit Lauterbach schwach ausgesehen haben – aber Stark-Watzinger traut sich nicht mal in den Ring. Deutschland hat zwar Liberale in der Regierung. Aber die sind so mut- und farblos wie die liberale Forschungsministerin. Und deswegen hat Deutschland „die strengsten Regeln in Europa“, wie Lauterbach feiert. Feiern kann. Denn eine Freiheit, die von Freien Demokraten verteidigt wird, ist ihm letztlich wehrlos ausgesetzt.

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Kommentare ( 41 )

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JuergenR
2 Jahre her

Jetzt hat auch noch der Bundesrat das Narrengesetz von Buschmann und Lauterbach abgesegnet. Alles wie gehabt.

Brigittchen
2 Jahre her
Antworten an  JuergenR

Was haben Sie erwartet? Dieser Bundesrat gehört zu diesem Politik-Zirkus und hat inzwischen mit Demokratie, Meinungsfreiheit und Volk nicht mehr das Geringste zu tun.

JuergenR
2 Jahre her
Antworten an  Brigittchen

Wollen Sie es wirklich wissen? Ich habe gar nichts erwartet. Seit langem folge ich schon der Maxime von Hape Kerkeling: „Rechnen Sie mit allem, aber erwarten Sie nichts!“

Soder
2 Jahre her

Meine Ansicht:
Die FDP ist zum Postenversorger für die eigenen Politikfunktionäre verkommen; zum Schaden des Steuerzahlers.

Juergen P. Schneider
2 Jahre her

Es gibt im Land immer noch eine Mehrheit, die die Schikanen und die eigene Unterdrückung so lieb gewonnen hat, dass sie darauf nicht mehr verzichten möchte. Man wird auch weiterhin jeden Blödsinn freiwillig mitmachen. Die Deutschen sind und bleiben mehrheitlich ein Volk denkfauler, naiver, obrigkeitshöriger Freiheitsverächter. Bei 30 Grad im Schatten mit aufgesetzter FDP2-Maske über den Parkplatz des Supermarkts – so sieht er aus, der deutsche Untertan. Die Umfaller-Partei hat sich schon lange von liberalen Werten verabschiedet, falls sie denn je welche hatte. Die Nullnummern, die man ins Kabinett entsandt hat, machen dem Umfaller-Image alle Ehre. Die FDP ist für… Mehr

Orlando M.
2 Jahre her

Die Politik lässt die Corona-Unterdrückermaßnahmen nur deshalb bestehen, damit sie bei den kommenden Protesten einen zusätzlichen Hebel hat!
Politik: „Siehe da, die Demonstranten tragen keine Masken, Polizeiknüppel raus und mit aller Kraft auf deren aufrührerische Schädel einwirken!“

Freedomofspeech
2 Jahre her

Frau Stark-Watzinger ist im Artikel als „Schattenministerin“ gut beschrieben. Sie steht vollkommen im Dunkeln. Wer kennt sie? Fast niemand. Was macht sie? Keine Ahnung. Wieso schickt die FDP solche farblosen Figuren in eine Bundesregierung, in der sie sich lautstark gegen Rot/Grün bemerkbar machen müsste, um wahrgenommen zu werden? Herr Kubicki kann als MdB nicht alles allein machen. Die FDP hat fertig. Wer soll sie noch wählen? Wenn sie so still und angepasst weiter macht, dann kann sie froh sein, wenn sie nach den nächsten Wahlen wieder in den Bundestag kommt.

hk-meyer
2 Jahre her

„Stark-Watzinger verkörpert die Mutlosigkeit der FDP unter Christian Lindner.“
Ich nenne das nicht Mutlosigkeit, sondern Opportunismus. Bloß nicht die Ampel schwächen, womöglich bricht gar die Koslition entzwei. Die Merz- CDU steht bereit, mit den Grünen in Lotterbett zu hüpfen. Und dann sind gar noch die schönen Posten auch der F.D.P. futsch.

Julius Schulze-Heggenbrecht
2 Jahre her

Stimmt, aber das ist lange her … und diese Zeit wird auch nicht wiederkehren. Die FDP hat sich durch ihre Abkehr von allem, was man „liberal“ nennen könnte, selbst überflüssig gemacht.

Julius Schulze-Heggenbrecht
2 Jahre her

Deutschland hat zwar Liberale in der Regierung.

Nöö. Es gibt in der FDP keine Liberalen mehr, nur noch Grüne, Angsthasen und Pöstchenjäger.

Physis
2 Jahre her

Es war und ist alles nur eine „Übung“! Eine Übung der Elitären! Mittlerweile zweifle ich bereits, ob der Ukrainekrieg eigentlich nicht zum „Great Reset“ dazu gehört. SO VIEL SCHEIXXE kann sich nämlich kein einzelnes Hirn ausdenken. die Öffnung der Grenzen 2015 europaweit hat nichts gebracht! Die angebliche Pandemie hat die Leute nicht überzeugt! Der Ukrainekrieg wirkt schon jetzt eher als langweilig! Die Menschen wollen zurück zur Normalität! Sollten also die Preise weiter steigen, würde ich Hern Scholz empfehlen, sich demnächst „seinem Volk“ zu widmen. Ich weiss, das bedeutet ARBEIT, aber dafür wird er ja auch fürstlich entlohnt, oder? Von 1.… Mehr

Der Person
2 Jahre her

„Deutschland hat zwar Liberale in der Regierung.“

Nein, haben wir nicht. Liberale wären schon längst aus der Regierung ausgetreten und hätten sich der Opposition (und damit ist nicht die CDU gemeint) angeschlossen. Es tut mir leid, es schreiben zu müssen: aber wer die FDP immer noch für liberal hält, der würde auch auf den Enkeltrick hereinfallen und online Goldminen in Afrika kaufen. Und zwar mehrmals hintereinander…