Ampel will Rentner zum Weiterarbeiten bringen

Die Ampel will Anreize setzen, im Rentenalter weiterzuarbeiten. Sagt sie. Eigentlich zahlt sie nur Geld aus, das den arbeitenden Rentnern ohnehin zustehen würde – und das auch nur unter inakzeptablen Auflagen.

picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Mit Verspätung hat die Ampel im Juli einen Entwurf für den Haushalt 2025 vorgelegt. Um trotzdem dynamisch zu wirken, schoben die obersten Vertreter der Bundesregierung eine „Wachstumsinitiative“ nach. Eine lose Sammlung von Ideen, wie die Wirtschaft angekurbelt werden könnte. Olaf Scholz (SPD) und Co sind so von dem Erfolg dieser Initiative überzeugt, dass sie in besagtem Haushalt einen Posten von rund 6 Milliarden Euro eingeplant haben – Geld, das die Ampel mit dem aus der Initiative folgenden Wachstum generieren will.

Für eine dieser 49 Initiativen liegt nun ein Entwurf vor, den das Kabinett beschlossen hat und der nun in den Bundestag eingebracht wird. Es geht darum, Rentner zum Weiterarbeiten zu motivieren. Das wird nötig, da die geburtenstarken Jahrgänge aktuell in den Ruhestand wechseln und als Fachkräfte dem Arbeitsmarkt fehlen. Einfach, fair und effektiv wäre es, wenn Rentner, die weiterarbeiten, einfach weniger oder gar keine Steuern zahlen müssten. Doch für diese Lösung hat sich die Ampel nicht entschieden.

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Die Idee der Ampel sieht so aus: Der Arbeitnehmer muss einfach über sein Renteneintrittsalter ein Jahr lang hinaus weiterarbeiten. Dann kann er einen Antrag stellen, wobei er nachweisen muss, dass er mehr als nur einem Minijob nachgeht, wie viel er dabei verdient und wie viel Rentenansprüche ihm durch diese Arbeit verloren gegangen sind. Dann bearbeitet die Verwaltung diesen Antrag und zack, bekommt er das Geld, was ihm ohnehin als Rente zustünde – als Prämie von der Ampel „geschenkt“. Aber nur einmal. Arbeit soll sich lohnen, wir wollen aber auch nicht übertreiben. Um diese Regelung umzusetzen, braucht die „Fortschrittskoalition“ im „Deutschland-Tempo“ nur mehr als drei Jahre.

Die Ampel tut noch mehr, um das Wachstum sprießen zu lassen. Wer in Rente gegangen ist, aber zu seinem alten Arbeitgeber hätte zurückkehren wollen, den hätte dieser mit einem unbefristeten Vertrag anstellen müssen. Zukünftig sollen befristete Verträge erlaubt sein. Wer als 67 Jahre alter Dachdecker also wieder aufs Dach steigen will, der kann mit seinem Arbeitgeber vorab ausmachen, dass er das zum Beispiel nur für vier Jahre vorhat. Die 6 Milliarden Euro Mehreinnahmen aus der Wachstumsinitiative sind so gut wie eingespielt.

Es gibt übrigens noch eine Regelung, die zeigt, wie ernst es der Ampel damit ist, Bürokratie abzubauen: Wenn der 67-jährige Dachdecker einen befristeten Arbeitsvertrag unterschreibt, darf der maximal auf acht Jahre befristet sein. Allerdings darf er mehrere befristete Arbeitsverträge unterschreiben – aber insgesamt nur zwölf. Will der Dachdecker also mit 163 Jahren noch aufs Dach, ist spätestens der Zeitpunkt gekommen, an dem der Arbeitgeber ernstmachen und ihn unbefristet einstellen muss.

Der Entwurf zeigt, wie sehr die Ampel linke Tasche rechte Tasche spielt. So können Arbeitgeber ihren Mitarbeitern im Rentenalter die Beiträge für die Sozialversicherung künftig auf den Lohn schlagen. Diese müssen dann aber das zusätzliche Geld wie gehabt mit Krankenkasse, Pflege- und Arbeitslosenversicherung teilen. Zudem subventioniert die Ampel weiterhin die Frühverrentung, während sie zeitgleich mit dem Machwerk von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) so tut, als fördere sie das Arbeiten im Rentenalter.

Mit der Prämie zahlt die Ampel den arbeitenden Rentnern nur aus, was ihnen ohnehin zustünde. Und das erst nach einem komplizierten Antragsverfahren. Warum die Rentner weiterarbeiten müssen, wäre indes noch eine offene Frage. Eigentlich sollte die Einwanderung den Bedarf an Arbeitskräften decken und die Rente finanzieren. Stattdessen müssen jetzt Endsechziger weiterarbeiten, ihren Verdienst weiterhin voll versteuern und damit wiederum die Kosten für die Einwanderung mit finanzieren.

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Kommentare ( 69 )

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K.Behrens
3 Monate her

Es fehlt vor allem der genaue Bedarf und in welcher Branche. Schaut man sich aus Interesse die einschlägigen Stellenangebote an, bewegt man sich eindeutig im Niedriglohnsektor (Bernd Raffelhüschen). Der Witz des Tages, ein Handwerker wie der genannte Dachdecker schult um auf Pflegekraft, füllt Regale im Discounter, schult um auf LKW-Fahrer für Discounter. Sortiert als ehemalige Fachkraft die ganze tägliche Paketflut an Rücksendungen, weil vorwiegend via Internet bestellt wird und dann die Größe doch nicht passt usw. Zudem gehören über 60-jährige zu den sogenannten «vulnerablen Gruppen«, ergo ohne Spritze ging gar nichts. Da trifft man doch spätestens in 2021 Entscheidungen und… Mehr

K. Sander
3 Monate her

Hat die von Lenin „gelernt“? Gemeinnützige Tätigkeit ohne Lohn ist dann wie der Subbotnik , den Lenin schon eingeführt hat..

Rainer Schweitzer
3 Monate her

Vor 10 Jahren schon herrschte mindestens in manchen Branchen Fachkräftemangel und es war absehbar, daß er sich verschärfen würde. Damals schon war absehbar, daß die geburtenstarken Jahrgänge über einen Zeitraum von wenigen Jahren in Rente gehen würden und damit die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten schlagartig um mehrere Millionen schrumpfen würde. Es war klar, daß die Jungen zur Finanzierung dessen bis über die Schmerzgrenze belastet werden und der Staat sich zusätzlich auch bei den Rentnern wird bedienen müssen. Wer damals die abschlagsfreie Rente mit 63 wollte und dann tatsächlich einführte, war damals schon kurzsichtig und verantwortungslos, um nicht zu sagen gewissenlos.… Mehr

W aus der Diaspora
3 Monate her

öhm – muss ich das verstehen? Ich werde einfach einen Rententrag stellen, so ca. 3 Monate bevor ich in Rente gehe. Dann werde ich monatlich meine erarbeitete Altersrente bekommen und gehe weiter bei meinem bisherigen Chef arbeiten. So ist das bereits geplant. Warum zum Teufel sollte ich nun erst ein Jahr weiter arbeiten und dann rückwirkend die Rente, nicht als Rente sondern als Prämie zu erhalten? Eine Prämie dürfte zu 100% steuerpflichtig sein, die Rentenzahlung ist es nur zu ca. 85%. Zudem, wenn ich die Rente von Beginn an beziehe kann ich mir davon direkt etwas leisten (Schuhe, Kleider, Hummer… Mehr

Bambu
3 Monate her

Einfach nur noch lächerlich was von diesen gut genährten Politikern kommt. Ich habe mittlerweile auch das Rentenalter erreicht und habe bis zur bitteren Neige gearbeitet. Würde sogar noch im begrenzten Umfang weiterarbeiten, aber viele Firmen bauen Stellen ab und sind froh wenn die Alten in Rente gehen und damit kostenmäßig entlasten, ohne dass Entlassungen vorgenommen werden müssen. Ich könnte mir sogar vorstellen in anderen Bereichen wie Schule oder Kindergärten zu arbeiten, aber nicht für diese Regierung und nicht bei diesem ganzen Gendersch..ß, nicht bei der Sprachpolizei mit dem Risiko bei einer unbedachten Äußerung ausgegrenzt zu werden…Da helfe ich dann doch… Mehr

Johny
3 Monate her

Nach der Statistik erreicht jeder vierte Mann das Rentenalter nicht und jeder dritte das siebzigste Lebensjahr nicht. Seine durchnittliche Lebenserwartung liegt etwa bei 76,4 Jahren. Das macht nachdenklich…

Tizian
3 Monate her
Antworten an  Johny

Natürlich geht es auch darum Rentenzahlungen im großen Stil „einzusparen“. Der Staat ist kein Samariter.

Johny
3 Monate her

Warum bildet man nicht einfach die junge nachfolgende Generation entsprechend dem Bedarf so wie das früher einmal war zu richtigen Fachkräften aus, statt sie Wokenes studieren zu lassen. Viele machen „Auszeit“ oder mit 26 den dritten Versuch, einen Beruf zu erlernen oder sitzen mit Dreißig noch auf der Uni- Treppe beim Drittstudium. Der Eintritt in die Erwerbstätigkeit erfolgt heute deutlich später. Das sollte sich nfer ändern und nicht die Alten bis zum Pflegeplatz wackeln zu lassen.

Delegro
3 Monate her

Damit bestätigt Heil doch 1:1, dass seine ständigen Erzählungen von „Facharbeitermigration“ ein absolutes Märchen sind. Wenn es die gäben würde, müsste man den Rentner keine Weiterarbeit mehr schmackhaft machen um den Fachkräftemangel in der Griff zu bekommen. Den den gibt es wirklich. Die Massenmigration von Facharbeitern nicht. Ein Großteil dieser Migranten werden in Deutschland nie eine Handschlug tun. Sie bedienen sich an den großzügig gefüllten Töpfen der arbeitenden Bevölkerung. Und zukünftig soll dieser Topf dann nicht nur während des regulären Arbeitslebens gefüllt werden, nein, bitte auch noch nach der Rente weiterarbeiten. Wir brauchen die Kohle für die Versorgung der (Nicht-)Fachkräfte… Mehr

Ceterum censeo Berolinem esse delendam
3 Monate her

Ich vermute, dass damit die zahllosen „Fachkräfte“ im Öffentlichen Dienst gemeint sind. Die dürften auch noch körperlich und geistig fit genug sein, um auch mit 70 noch das Faxgerät zu bedienen oder ein Formular auszufüllen.

GR
3 Monate her

Ich bin mit 63 in Rente, Abschlag in Kauf genommen (ist erst ein Verlustgeschäft, wenn ich 80 überschreite) und verdiene als Freiberufler mit reduzierter Arbeitszeit mehr als vorher. Handwerker sind auch gefragt.