AKK geht, doch Merkel bleibt

Die CDU braucht eine Wende, ein bloßer Wechsel reicht nicht.

Odd Andersen/AFP/Getty Images

Überraschend ist es nicht: Annegret Kramp-Karrenbauer will nicht Kanzlerkandidatin werden und auch den CDU-Vorsitz niederlegen. Das hat sie am Dienstag ihrer Partei und der Öffentlichkeit erklärt. Ein konsequenter Schritt nach dem schlechten Krisenmanagement der letzten Tage, das die Union an den Rand des Kollaps geführt hat. „Unverzeihlich“, so hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel von Südafrika aus die Kemmerich-Wahl in Thüringen genannt.

Unverzeihlicher Fehler

Jetzt zeigt sich, was wirklich unverzeihlich war: Der Wechsel von Merkel zu AKK im Parteivorsitz war keine Wende. Angela Merkel ist die heimliche Vorsitzende der CDU geblieben. Und jetzt in der Thüringen-Krise hat die Kanzlerin gezeigt, dass sie auch keine Hemmungen hat, in die Partei hinein zu regieren und dafür zu sorgen, dass die Abweichler von ihrer Linie abgestraft werden. Doch in der Union brodelt es: Nicht nur die ostdeutschen Landesverbänden, auch Junge Union und Mittelstandsvereinigung laufen Sturm gegen den Merkel-Kurs. Und dann ist da noch die Werte Union, die von der Parteiführung als verkappte AfDler diffamiert wird, aber eigentlich die konservative Basis der Partei repräsentiert.

Was nun: Laschet oder Merz?

AKK hatte nicht genug Kraft, diese Flügel zusammenzubinden. Egal, wer jetzt ihr Nachfolger wird: So lange Angela Merkel die starke Frau im Hintergrund bleibt, wird sich an der Situation nichts ändern. Doch wer aus dem Kandidatenreigen hat den Mut, den Status quo in Frage zu stellen? Armin Laschet wäre der Wunschkandidat des Parteiestablishments, allerdings ist er gewissermaßen eine Art AKK 2.0, wenn auch führungsstärker und mit einer größeren Hausmacht. Jens Spahn gibt sich in letzter Zeit eher versöhnlich; er ist noch jung und glaubt wohl, sich Zeit lassen zu können. Bleibt also Friedrich Merz. Wirft er jetzt seinen Hut in den Ring? Das Schicksal der SPD zeigt, wie schnell eine einstmals starke Volkspartei sich selbst zerlegen kann.


Dieser Beitrag von Sebastian Sasse ist zuerst bei Die Tagespost erschienen.

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Kommentare ( 35 )

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Contra Merkl
4 Jahre her

AKK bringt einen doch immer wieder dazu, das man sich nur noch wundert. Da meint die ihre Nachfolge jetzt bis Dezember moderieren zu können. Das sind 10 Monate um eine neue Figur fürs Schaufenster zu wählen.
Mir stellt sich da die Frage, was die Frau generell für eine Arbeitsauffassung hat ? Als Verteidigungsministerin wird die mit diesem Elan auch nicht zu halten sein.
Leuten mit dieser Geschwindigkeit würde man im Industriezeitalter den einfachen Tip geben : Wenn es Dir schwarz vor Augen wird, biste eingeschlafen.
Das ist die nette Formulierung dafür, das betreffende Person sich bald Zuhause ausruhen kann.

Marc Hofmann
4 Jahre her

Und im Bundestag entschuldigt sich die AfD bei der CDU/CSU, wenn diese einen Antrag der CDU/CSU zustimmt bzw mit ihrer einer Meinung ist.
Den Schaden, den Merkel mit ihrem Thüringer Diktat ist fatal und spricht die Sprache der politischen Korrektheit einer Alternativlosen Politik.
Die CDU muss sich neu erfinden…nur hat auf diesem Platz schon längst die AfD Platz genommen. Die CDU von ganz von vorne anfangen…als Juniorpartner der AfD…falls die CDU/CSU überhaupt noch Interesse an konservative Politik hat?!

Hoffnungslos
4 Jahre her
Antworten an  Marc Hofmann

Mit ihrem Diktat hat Frau Angela Merkel sich endgültig die Maske vom Gesicht genommen. Die Parteien und deren Zukunft sind ihr vermutlich völlig egal. Sie hat eine Agenda und die zieht sie durch. Die Nationalstaaten sollen verschwinden, ebenso wie die demokratischen Freiheiten. Das alles stört doch nur beim Aufbau der globalen Planwirtschaft in trauter Zusammenarbeit mit den internationalen Globalisierern.

Nibelung
4 Jahre her

Sie bleibt, weil es andere von außen wollen und solange die hinter ihr stehen wird sie erst abdanken, wenn sie erkennen, daß es langsam chancenlos wird und deshalb ist es unerläßlich aus allen Rohren eine Gegenfeuer zu eröffnen, genauso medial wie sie, mit finanzieller Unterstützung, mit breiter öffentlicher Durchdringung und unablässiger Demontage bis zum Zusammenbruch, nur so wird es gelingen, sie aus ihren Ämtern zu entfernen, alles andere ist Tagträumerei, denn die wollen eine andere Republik und uns aufgehen lassen durch andere Kulturen und durch Unterordnung eines neuen europäischen Gesamtstaates nach ihrem Vorbild und die Urangst steht bei ihnen immer… Mehr

Sabsezander
4 Jahre her

Gab es in ähnlicher Form in Sachen Nachfolge schon mal bei der EMMA. Einfach mal Alice Schwarzer/Lisa Ortgies googeln. Das ganze ist zehn Jahre oder noch länger her. Schwarzer hat immer noch den Hut bei EMMA auf, während es für Lisa Ortgies nur ein kurzes Gastspiel war. In Wahrheit hatte Schwarzer die Führungsrolle nie abgegeben.

AlNamrood
4 Jahre her

TE hatte die große Wende im Merkelismus schon mal prophezeit, als Seehofer ein bisschen auf starken Mann gemacht hat. Das Ergebnis kennen wir. Ich wäre da vorsichtiger. Vermutlich hört Merkels rumgepfusche erst auf wenn sie den Löffel ab gibt.

Der Winzer
4 Jahre her

Merkel kann in der Union nur die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag wegputschen. Und die wird gegenwärtig einen Teufel tun – da ist Herr Brinkhaus nicht besser als Herr Kauder (vielleicht war ja auch diese unerwartete Rochade ein cleverer Schachzug der Alten, um den Unzufriedenen in der Fraktion mit Kauder als Watschenmann ein Ventil zu geben; Dankbarkeit kennt diese Charakterruine nicht). Der letzte Versuch der CSU-Fraktion ist durch Zögern & Zaudern gescheitert (Herr Goergen hat dies ja vorzüglich in seinen täglichen Bulletins geschildert), am Ende stand Heißluft-Horst ziemlich alleine da und war froh, Innenminister bleiben zu können. Einen CDU-Vorsitzenden & Kanzlerkandidaten fast… Mehr

Sachse fern der Heimat
4 Jahre her

Die CDU hat kein Personalproblem und selbst der Abgang von Merkel wird keinerlei nennenswerte Kurskorrektur bewirken. Frau Merkel hat nämlich sehr erfolgreich die CDU sich selbst emtfremdet und das mit einer Gründlichkeit, dass nur ein Werksreset und anschließende Neuistallation des Betriebssystemes etwas retten könnte. Da das nicht stattfinden wird, besteht kaum Hoffnung, dass die CDU noch sehr lange eine Rolle im politischen Deutschland spielen wird.

Hegauhenne
4 Jahre her

Dafür haben sie aber, schupp die wupp, einen neuen brillanten Ost-Beauftragten, der gleich am ersten Tag seinen Namen zum Programm macht und im Porzellanladen um sich schmeißt.
Der Wanderwitz als Kugelblitz auf’m Schleudersitz.???

Der nachdenkliche Paul
4 Jahre her

Merz hat bereits „seinen Hut in den Ring“ geworfen. Merkel wird versuchen ihn zu verhindern, weil sie befürchten muss, dass Merz sie so schnell wie möglich vom Thron schuppsen will. Für die CDU und für Deutschland wäre es das Allerbeste.

Lizzard04
4 Jahre her

Wie kommen Sie darauf, dass es in der CDU gegen Merkel brodelt? Wenn die verbliebenen Parteischranzen dem Trauerspiel im Kanzleramt endlich aus den Resten der eigenen, noch verbliebenen Kraft ein Ende bereiten wollten, könnten sie einfach ein Misstrauensvotum im Bundestag einbringen. Das würde zumindest etwas Glaubwürdigkeit, dass es ihnen um das Land und nicht um das „Wohnrecht im Kanzleramt“ geht, zurück bringen!