Die SPD kritisiert Arbeitgeber oft für deren angeblich miesen Umgang mit den Angestellten. Selbst macht man es aber nicht besser: In Berlin wirft jetzt sogar die SPD-Belegschaftsvertretung hin – wegen mieser Behandlung durch die Chefs.

Cansel Kiziltepe war außer sich. Wie ein Rohrspatz schimpfte die Chefin des SPD-Arbeitnehmerflügels über die Arbeitsbedingungen in der „Giga-Factory“ von Tesla in Grünheide vor den Toren Berlins: „Überbelastung, Unsicherheit und Bespitzelung durch die Chefetage.“ Das war 2023.
Außerdem ist die 49-Jährige stellvertretende Vorsitzende der Berliner SPD. Und jetzt gerade böte sich ihr eine grandiose Gelegenheit, wieder die Arbeitsbedingungen und den Umgang der Chefetage mit den Mitarbeitern anzuprangern.
„Übergangen, hingehalten, nicht ernst genommen“: Systematisch missachtet und in seinen Rechten beschnitten habe die Geschäftsführung den Betriebsrat. Das sagt eben jener Betriebsrat – und tritt geschlossen zurück. Aber es ist nicht der Betriebsrat von Tesla.
Es ist der Betriebsrat der Berliner SPD-Landesgeschäftsstelle.
Eine lange Liste von schweren Vorwürfen gegen die Landespartei hat die gewählte Mitarbeitervertretung zusammengestellt. Eine „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ mit Landesgeschäftsführer Sven Heinemann sei „nicht mehr möglich“. „Wenn Beteiligung dauerhaft untergraben oder verweigert wird, verliert das Amt seinen Sinn.“
In einer Mail an alle Mitarbeiter äußern sich die Betriebsräte maximal frustriert. Man habe die Interessen der Belegschaft vertreten und für Gerechtigkeit im Betrieb sorgen wollen – nicht nur nach den gesetzlichen Vorschriften, „sondern wie es unsere sozialdemokratische Partei nach außen hin immer wieder propagiert und von allen Betrieben einfordert“.
Tatsächlich wirbt die Partei damit, stets solidarisch an der Seite der Arbeitnehmer zu stehen. In ihr Programm für die Wahl zum Berliner Landesparlament hat sie im Jahr 2023 extra hineingeschrieben:
„Zu den Traditionen der SPD gehört die Verteidigung von Recht und Freiheit, das Eintreten für Arbeitnehmerrechte.“
Doch für Sozialdemokraten gelten offenbar andere Maßstäbe als für andere Arbeitgeber. Der Betriebsrat klagt, er sei „häufig übergangen, hingehalten oder schlicht nicht ernst genommen“ worden:
„Was wir in den vergangenen Jahren und in zunehmendem Maße in den letzten Monaten erleben mussten, ist das genaue Gegenteil von vertrauensvoller Zusammenarbeit. (…) Unsere Beteiligungsrechte wurden wiederholt ignoriert, gesetzliche Fristen missachtet, Entscheidungen ohne unsere Einbindung oder ohne rechtzeitige Information getroffen.“
Der Betriebsrat vertritt 48 Mitarbeiter in der Berliner SPD-Landesgeschäftsstelle und in den zwölf Büros der Kreisverbände in den Stadtbezirken. Seinen Rücktritt sieht er als Zeichen „gegen eine Geschäftsführung, die auf echte Mitbestimmung und Beteiligung pfeift“.
Landesgeschäftsführer Heinemann, der auch Mitglied des Abgeordnetenhauses ist, wischt alle Vorwürfe beiseite: „Selbstverständlich hält sich die SPD Berlin als Arbeitsgeber an die Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und behindert nicht die Betriebsratsarbeit.“
Der Landesvorstand der Partei spielt toter Käfer. Von dort gibt es bisher keine Kommentare zu dem unglaublichen Vorgang im eigenen Haus.
Cansel Kiziltepe ist im Hauptberuf übrigens Arbeitssenatorin in Berlin. Auch sie hat auf eine Stellungnahme zu den offenkundig erbärmlichen Arbeitsbedingungen in der Berliner SPD-Landesgeschäftsstelle und zur Missachtung von gesetzlichen Rechten des Betriebsrats durch den SPD-Landesvorstand – dem sie selbst angehört – bisher verzichtet.
Lieber schimpft sie über Tesla. Keine Pointe.
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Hat Jemand von Sozialisten und Kommunisten etwas anderes erwartet? Das vernichten der Energieversorgung reicht offensichtlich nicht. Man zieht sich jetzt mit sehr guter Rente für nichts, ins Privatleben zurück.
„Es ist ein Unglück, daß die SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands heißt. Hieße sie seit dem August 1914 Reformistische Partei oder Partei des kleinern Übels oder Hier können Familien Kaffee kochen oder so etwas – : vielen Arbeitern hätte der neue Name die Augen geöffnet, und sie wären dahingegangen, wohin sie gehören: zu einer Arbeiterpartei. So aber macht der Laden seine schlechten Geschäfte unter einem ehemals guten Namen.“ (Kurt Tucholsky) Es hat sich seit 1932 nichts geändert.
Die SPD ist halt schon seit 80 Jahren keine Arbeitnehmerpartei mehr.
Das gleiche erlebte meine Mutter in den 1970er Jahren bei COOP (gewerkschaftseigenes Unternehmen).
In der Filiale, in der meine Mutter damals arbeitete, wurde der Betriebsrat behindert und teilweise schikaniert. Bei allen Mitarbeitern im Verkauf, die sich gewerkschaftlich organisierten, wurden jeden Tag Taschen und/oder Spindkontrollen gegen den Willen des Betriebsrates durchgeführt, bei den anderen nur ganz selten.
Das zuständige Arbeitsgericht fand das auch nicht witzig und so gab es ziemlich großen Ärger, der Filialleiter musste gehen und es gab strenge Regeln, wann und wie kontrolliert wird.
Die SPD- und Gewerkschaftsfunktionäre sind längst zu Selbstbedienungsläden geworden, aber den Mitgliedern scheint das vollkommen egal sie zahlen gerne für diese Claqueure ihre Beiträge! Deutsche eben!
Für alle die es noch nicht mitbekommen haben. Die SPD ist nicht mehr die Partei für die Arbeitnehmer. Es ist die Partei der Arbeitslosen und Bürgergeldempfänger.
spd und Mitbestimmung?
Finde den Fehler.
Die Sekte der „Hartz“-Verbrecher.
In der Gesamtbeschau ihres durchideologisierten, totalitaeren und repressiven Mindsets sollten die Spezialdemokraten ihre Zentrale eigentlich in der Berliner Prinz Albrecht Strasse einrichten – am besten im Keller.
Doch ist der Moment absehbar, wo dieser heuchlerische, heimtueckische, niedertraechtige und durch Sozialneid befeuerte Kluengel parasitaerer Nulleister und (deswegen) Umverteiler auf dem Muellhaufen der Geschichte entsorgt werden wird.
So war es bei allen scheinheiligen Sozialisten schon immer: „Do as I say, not as I do.“
…da befindet sich die SPD in bester Gesellschaft mit den Gewerkschaften: nach außen das Maul aufreißen und für die eigenen Mitarbeiter mieseste Arbeitsbedingungen…
Nicht das erste Mal, dass großmäulig herummoralisierende Arbeitgeber (Tendenzbetriebe aus dem oft linken Spektrum) für ihre eigenen Beschäftigten ein Zumutung sondersgleichen sind.