Spott und Hohn in der Bibel

Die Bibel mit ihren deftigen Spottliedern ist nichts für zartbesaitete Sensibelchen. Im Kampf gegen die Mächtigen dürfen die Wörter in der Heiligen Schrift schon mal bissiger und derber ausfallen.

picture alliance/dpa | Hannes P Albert

Robert Habeck hat in den letzten drei Jahren über 800 Menschen wegen Meinungsäußerungen angezeigt. Bereits bei „Schwachkopf Professional“ ist für ihn die Grenze des Zumutbaren überschritten und es beginnt für den grünen Anzeigenhauptmeister die Notwendigkeit der staatspuritanischen Säuberung des Internets.

Auf die Bibel kann sich Robert Habeck dabei nicht berufen. Die Bibel kennt unzählige Spotttexte, die sich abschätzig über andere äußern. Oft sind solche bissigen Texte die Waffen des kleinen Mannes, um sich gegen die Mächtigen zu wehren. Hohn und Spott, gerade auch wenn sie mit einem Schuss Humor und Populismus unterfüttert sind, entfalten eine kräftige Breitenwirkung und werden deshalb von den Mächtigen mehr gefürchtet als nüchterne Analysen. Habeck hat mit seiner eitlen Kränkbarkeit selber die Kampagne „Schwachkopf4Kanzler“ provoziert. Diese wird den Wahlkampfstrategen der Grünen wohl mehr Kopfschmerzen bereiten als etwa manche intellektuelle Analyse von Habecks desaströser Wirtschafts-, Energie- und Zensurpolitik.

In der Anfangszeit der Staatswerdung Israels (ca. 1200 vor Christus) ruft sich Abimelech zum König über das Stadtgebiet Sichem aus. Daraufhin stellt sich sein Bruder und Kritiker Jotam auf eine Anhöhe und ruft von dort eines der polit-kritischsten Spottlieder der Weltliteratur auf den neuen König herab: Die Bäume wollen einen König über sich haben. Doch die hochgeschätzten und ertragreichen Ölbäume, Feigenbäume und Weinstöcke lehnen allesamt ab.

„Da sprachen die Bäume zum Dornbusch: Komm du und sei du unser König!
Und der Dornbusch sprach zu den Bäumen: Ist es wahr, dass ihr mich zum König über euch salben wollt, so kommt und macht es euch bequem in meinen Dornen. Wenn nicht, wird Feuer von mir ausgehen und euch alle verbrennen“ (Richter 9,14-15).

Natürlich war der König nicht amüsiert über diese Worte, die ihn als unfruchtbaren Dornbusch brandmarken. Sicherlich wird sich Abimelech beleidigt und in seiner Ehre gekränkt gefühlt haben. Jotam war klug genug, sich durch Flucht dem Feuer seines Bruders zu entziehen. In der Folgezeit bestätigten sich alle Befürchtungen, die Jotam in seiner Fabel geäußert hatte.

Auch Jesus Christus war ein Freund des Spottes. Die Pharisäer, die damaligen moralinsauren Gutmenschen, wurden von ihm immer wieder bloßgestellt.

„Wehe euch, ihr Gutmenschen. Ihr seid herausgeputzte Gräber, die von außen hübsch anzusehen sind; aber innen seid ihr voller Fäulnis und voller Gestank. So auch ihr: Von außen scheint ihr den Menschen sanft und gut, aber innen seid ihr voller Heuchelei und Unrecht“ (Matthäus 23,27-28).

Die Pharisäer waren nicht amüsiert über diesen Spott. Die damalige Kulturelite fühlte sich beleidigt, weil Jesus es wagt, sie mit Luxusgräbern zu vergleichen, in denen es unter der wohlfeilen Oberfläche fault, gärt und stinkt. Kein Wunder, dass die Pharisäer etwas später vor Pontius Pilatus die Kreuzigung Jesu einfordern.

Der Apostel Paulus behandelt im Korintherbrief ausführlich die Frage nach der Auferstehung der Verstorbenen. Intellektuell versucht er seine Leser mit Bibelworten und Weisheiten, aber auch mit den über 500 Augenzeugen der Auferstehung Jesu zu überzeugen. Am Ende seiner Ausführungen wechselt Paulus jedoch von der nüchternen Analyse in die kraftvolle Gattung des kurzen Spottliedes, die den Tod direkt und unverblühmt anspricht und verhöhnt: „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Giftzahn?“ (1. Korinther 15,55). Paulus stellt den Tod als eine Art Schlange dar, die uns zwar noch belästigt und quält, die aber im Glauben an den auferstandenen Jesus Christus ihren tödlichen Giftzahn verloren hat. Die Bestie Tod ohne tödlichen Giftzahn ist ein gezähmter Tod. Spott und Verhöhnung als Waffe des kleinen Christen selbst gegen den Tod. Das Lachen der Erlösten und die Verspottung des Todes sind die zwei Seiten einer einzigen Medaille.

Das könnte den Mächtigen dieser Welt so passen, dass sie uns den Witz und den Spott verbieten könnten.

  • Die Mächtigen schwurbeln von „Beleidigung“ und vergessen, dass zum „Beleidigtsein“ manchmal bereits ein einziger reicht, der alles und jedes auf die Goldwaage legt und wie eine beleidigte Leberwurst dramatisiert ohne Maß und Verhältnismäßigkeit.
  • Die Mächtigen schwurbeln von „Hass und Hetze“, dabei liegt der kleine Mann mit seinem Spott manchmal erstaunlich nah dran an der ungeschminkten Erfassung der Realität.
  • Die Mächtigen schwurbeln vordergründig von einem respektvollen Umgang miteinander, nur um weiter ideologiebesessen und ungestört ihre ruinöse Transformation exekutieren zu können.

Da gelobe ich mir die Bibel, die ein Herz für den Spott und Hohn hat, der die Mächtigen in ihre Schranken weist, damit bessere Wege gefunden werden können.

„Der Christ, keck und klug, darf Kaiser und König, Papst und Popen, Tod und Teufel verspotten“ (Martin Luther).

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