Sieben Fragen eines Pfarrers an seine EKD-Ratsvorsitzende

Die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus hätte sich „nie vorstellen können“, dass sie „je Waffenlieferungen als verantwortbare politische Entscheidung anerkennen würde“. Da fragt man sich, welche realitätsferne Weltsicht sie bisher pflegte.

IIMAGO/epd

Sehr geehrte Frau Kurschus, Sie werden als EKD-Ratsvorsitzende im Spiegel mit folgender Aussage zitiert:  

„Ich habe in Bonn studiert, im Hofgarten in den Achtzigerjahren gegen den NATO-Doppelbeschluss demonstriert. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich je Waffenlieferungen als verantwortbare politische Entscheidung anerkennen würde.“ 

Diese offene und ehrliche Äußerung von Ihnen hat bei mir folgende Fragen ausgelöst: 

1) Wie sind Sie angesichts des Dritten Reiches und anderer schlimmer Diktaturen, die nur mit Waffengewalt eingedämmt oder besiegt werden konnten, zu der realitätsfernen Ideologie gekommen, dass Waffenlieferungen per se unverantwortbar seien? 

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2) Wie hatten Sie früher die Bibel interpretiert, die als realitätsnahes Buch der Bücher sehr wohl um das Böse und die Machtbesessenheit des Menschen weiß, die manchmal nur mit der Gewalt des Schwertes eingedämmt werden können?  

3) Welche Schritte zur theologischen Neubesinnung leiten Sie ein, um Ihre Theologie auf realistischerem Boden neu zu gründen? Oder wechseln Sie Ihre grundlegenden Ansichten wie ein Kleidungsstück am Abend, ohne sich Zeit für eine tiefere Durchdringung zu gönnen? 

4) Was tun Sie als Ratsvorsitzende, um all die vielen Synodenbeschlüsse in der evangelischen Kirche zu durchforsten, die ebenso wie Ihre frühere Meinung nur so vor Realitätsferne und Naivität triefen? 

5) Wie rehabilitieren Sie Gemeindeglieder, Soldaten und Pfarrer, die schon vor dem Ukraine-Krieg einen realitätsnäheren Glauben hatten und die es damit in der evangelischen, ideologisch-einseitig pazifistischen Kirche in den letzten Jahr(zehnt)en nicht leicht hatten? 

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6) Warum pendeln Sie von einem Extrem (Pazifismus) ins andere (Waffenlieferungen in ein Kriegsgebiet) statt als EKD-Ratsvorsitzende einladend, abwägend und nüchtern den Diskurs offen zu halten zwischen den berechtigten Polen „Pazifismus“ und „Gewalteingrenzung mithilfe von Gewalt“? Selbst die vermeintlich pazifistische Bergpredigt kommt über diese Spannung zwischen „Appeasement“ (Matthäus 5,38-42) und „Gewaltbegrenzung mithilfe von Gewalt“ (Matthäus 5,17-19) nicht hinaus.  

7) Könnten Sie sich angesichts offensichtlicher Mängel der Covid-Impfstoffe in Wirkung und Sicherheit vorstellen, dass Sie in gar nicht ferner Zeit auch Ihre alte Forderung der allgemeinen Impfpflicht revidieren müssen? Etwa mit folgendem Satz: „Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich eine Ablehnung der allgemeinen Impfpflicht als verantwortbare politische Entscheidung anerkennen würde.“ Wie würden Sie dann all die Menschen rehabilitieren, die in der evangelischen Kirche wegen nicht-evidenzbasierter 2G-Regeln von (Heiligabend)Gottesdiensten ausgeschlossen und diskriminiert wurden? 


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Kommentare ( 52 )

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doncorleone46
2 Jahre her

Die Vertreter der deutschen Kirchen können den Begriff kirchliche Aufgabe noch nicht mal schreiben, geschweige denn, den Inhalt interpretieren.

doncorleone46
2 Jahre her

Die staatlich protegierten Kirchen in Deutschland wissen schon längst, wie sie sich verhalten müssen. Die EKD ist dem grünen Parteienspektrum zuzuordnen. Da ist christlich nur das Feigenblatt. Eine gut.e Anzahl von Christen hat das erkannt und bedankt sich mit einem Kirchenaustritt, was ich sehr begrüße. Eine politische Kirche brauchen wir bei dem Wirrwarr der Parteienlandschaft nun wirklich nicht mehr.

Delfina64
2 Jahre her

Danke Herr Zorn für diesen gedankenanregenden Artikel über den Untergang der evangelischen Kirche.

Mertens
2 Jahre her

Schon Friedrich der Große wusste :Gott ist immer mit den stärksten Bataillonen“ !

Marco Mahlmann
2 Jahre her

Sehr berechtigte Fragen, auf die Frau Kurschus bestimmt eine Antwort weiß, aber ebenso bestimmt keine Antwort geben wird.
Der Schlüssel liegt ohnehin woanders: Die Kirche – vor allem die EKD – geht keinen eigenen Weg mehr, sondern folgt den Grünen. Die EKD erteilt seit Jahren schon dem Grünen-Parteiprogramm die religiöse Weihe. Folgerichtig wird auch jede Kehrtwende mitgemacht, die die Grünen vollziehen. Ein Umschwenken in bezug auf die Impfung wird also in genau dem Moment erfolgen, in dem die Grünen ihre Meinung ändern.

wackerd
2 Jahre her

Ihre Frage zu beantworten: Die Dame schleimt sich seit Jahrzehnten an den vorherrschenden Zeitgeist an. Zu Zeiten des linksgrünen Pazifismus war sie ganz vorne mit dabei. Jetzt, da es gegen das personifizierte Böse in Russland geht, wieder ganz vorne. Ihr geht es wie den rotgrünen Ideologen nicht um eine Geisteshaltung und Werte sondern schlicht um „auf der ‚richtigen‘ Seite immer dabei sein“. PS Dann lieber Vulven malen.

St.Elmo
2 Jahre her

Die Kirche existiert nicht abseits der Gesellschaft sondern ist Teil der Gesellschaft, es wäre doch weltfremd wenn sich die Kirche nicht um die tagesaktuellen Probleme der Menschen kümmern würde und dementsprechend auch Aussagen zur Politik macht, problematisch wird es dann wenn die Aussagen zur Politik oder das eigene Handeln im wiederspruch zur christlichen Lehre oder der Bibel steht.

MartinLa
2 Jahre her
Antworten an  St.Elmo

Wir haben wohl alle eine kirchenkritische Ansicht und ein besseres Verständnis für die Lehre der Bibel als jene blinden Führer.

Marcel Seiler
2 Jahre her

Ich nehme die evangelische Kirche seit Jahren, vermutlich seit ein bis drei Jahrzehnten nicht mehr ernst. Die Leute, die sie ernst nehmen, sind mit Worten leider nicht zu erreichen; eine Diskussion ist daher zwecklos.

Gelegentlich schaue ich mir den Niedergang dieser Institution an, mit Genugtuung, gelegentlich auch mit etwas Bedauern. Als Kind kannte ich einen Pastoren, der noch Theologe war und nicht Sozialarbeiter (pensioniert ca. 1965), und gesungen habe ich in der Kirche auch gern.

Was Kirchenobere im Einzelnen zu sagen haben, interessiert mich nun wirklich nicht.

achijah
2 Jahre her

Warum sollte Kirche nicht auch etwas zum Krieg sagen dürfen? Dann aber bitte auf dem Fundament der Bibel mit einem weiten Rahmen (siehe Frage 6). Christen können da sehr unterschiedliche Positionen einnehmen, weil die Realität und die Wahrnehmung der Realität sehr unterschiedlich ist.

achijah
2 Jahre her
Antworten an  achijah

Wir liegen von der Sache wohl gar nicht weit auseinander. Ich würde es nur anders begründen und formulieren…

MartinLa
2 Jahre her
Antworten an  achijah

Ich denke nicht, dass sie beide wirklich unterschiedliche Positionen vertreten. Denn in der Konsequenz ist das Segnen von Waffen keine biblische Position. Aber politisch öffentlich Stellung zu beziehen ist dann durchaus nicht nur für Christen, sondern auch für die Kirche geboten, wenn sie sich als Licht der Welt an der Offenbarung Gottes ausrichtet. Das aber ist allzu oft eben nicht zutreffend.

achijah
2 Jahre her
Antworten an  MartinLa

Meines Wissens gibt es keine einzige Stelle in der Bibel, wo irgendetwas gesegnet wird, was nicht Mensch ist…

Marcel Seiler
2 Jahre her
Antworten an  achijah

Ich bin nicht an der Meinung der Kirche zu irgendwelchen politischen Themen interessiert. Die Kirche soll den Menschen den Weg zu Gott weisen. Egal ob dieser Gott nun jenseits des Universums oder im menschlichen Herzen zu finden ist, so gibt es doch Wege zu ihm – Gebet, Kontemplation, Stille, seelische Hingabe.

Davon, dies zu lehren, hat sich die Kirche abgewandt. Stattdessen will sie mich ausgiebig belehren, was ich zu denken und insbesondere zu fühlen habe, und das oft mit überheblichem, gefühligem Scheininteresse an meinem angeblichen seelischen Wohl. Einige brauchen das vielleicht. Der Job der Kirche ist dies nicht.

Last edited 2 Jahre her by Marcel Seiler
imapact
2 Jahre her

Man tut dieser EKD- Figur zu viel der Ehre an, ihr all diese Fragen zu stellen. Die Gesamtantwort lautet schlichtweg: die EKD ist eine hundertprozentige Vorfeldorganisation der Grünen, es dominiert dort auch der gleiche Typus des satten, ideologisch verpeilten Funktionäre, meist weiblich… . Mehr ist dazu nicht zu sagen.