Österlich-christliches Glaubensbekenntnis

Mit Reflexionen über seinen persönlichen Glaube grüßt Pfarrer Achijah Zorn alle Leser von Tichys Einblick herzlich zum Osterfest und wünscht Ihnen gesegnete Ostertage.

Glaube ist niemals Mittel zum Zweck.
Glaube ist nicht Mittel zu moralischen oder politischen Zwecken.
Glaube ist nicht Mittel zu gefühlserhebend-psychologischen, gruppendynamischen oder kirchlichen Zwecken.
Glaube an den 30- bis 35-jährigen Gekreuzigten kann nicht einmal für ein gelingendes irdisches Leben instrumentalisiert werden.

Glaube ist Offenheit.
Glaube ist Offenheit für Gottes Nähe, die mir ewige Geborgenheit schenkt.
Glaube ist Offenheit für Gottes gnädiges Gericht, das mich in Liebe und Schmerz herrichtet.
Glaube ist Offenheit für Gottes Wort.
Glaube ist Offenheit für vernünftige Weltbetrachtung unterhalb der Sonne.
Glaube ist Offenheit für menschlich-ethische Abwägungsdiskussionen.
Glaube ist Offenheit für die Menschen an meiner Seite.

Glaube ist Veränderung.
Glaube verändert moralisch, politisch, kirchlich und psychologisch.
Glaube verändert überraschend, individuell, unkonformistisch, vielfältig.
Glaube verändert sogar dahin, dass ich mich wertschätzen kann, selbst wenn ich es nicht schaffe, mich zu verändern.
Das ist die großartigste Veränderung, dass ich in Gottes Gnade genug habe.

Glaube bringt Früchte.
Glaube bringt Früchte, deren Art weder die Christen noch die Kirchen noch irgendeine irdische Macht kontrollierbar in ihrer Hand haben.
Wenn ich unbedingt Äpfel als Glaubensfrucht erwarte, dann kann ich vom Glauben bitter enttäuscht werden, weil der Glaube mir vielleicht Birnen als Glaubensfrüchte schenkt.

Glaube enttäuscht.
Glaube bringt Täuschungen an ihr Ende.
Glaube end-täuscht meine Wunscherfüllungs-Sehnsüchte.
Glaube end-täuscht meine Hochleistungs-Sinnstiftungs-Weltrettungs-Bemühungen.
Glaube end-täuscht meinen religiösen oder säkularen Götzenglauben.
Glaube end-täuscht meine Rede vom „lieben Gott“, die die Kreuzseite des Glaubens verdrängt.
Glaube end-täuscht, damit ich durch allzumenschliche Täuschungen hindurch zurück zu Gott finde, der mich in Kreuz und Auferstehung Jesu Christi aufsucht und heimsucht, nach Hause sucht.
Glaube ist getröstete Enttäuschung.

Ich bin Bettler.
Das ist wahr.
Aber ich bin Bettler,
der zuversichtlich um den wissen darf,
der in einer irren und schönen Welt meine unruhige Bettlerseele beschenkt
mit Herkunft, Unterkunft und Zukunft.

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Kommentare ( 23 )

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23 Comments
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verblichene Rose
7 Monate her

Entschuldigung, aber Ihr Kommentar ist wirklich „Arschloch“! Beschweren Sie sich also bei Gott persönlich, aber bitte nicht bei mir, der ich Osterhasen etc. pp. verinnerlicht habe. Und bitte nicht falsch verstehen, aber es sind IHRE Mitbürger, inkl. SIE SELBER, die Feiertage zwar gerne in Anspruch nehmen, aber damit nicht in Berührung kommen wollen! Seitdem ich hier übrigens schreibe, habe ich Gott noch nicht als Lump bezeichnet! Gehen Sie daher in sich, wenn Sie hier schon von einem vermeintlich nicht vorhandenen Wesen sprechen und wählen Sie bitte Ihre zukünftigen Worte sehr gut aus! Das „Arschloch“ ist übrigens von meiner Meinungsfreiheit gedeckt.… Mehr

Marcel Seiler
7 Monate her

Lieber Autor Zorn: Ihr Text gefällt mir! Für mich (als Buddhist) ist Religion nichts, dass mit Glauben, Wissen, Überzeugung oder Fürwahrhalten zu tun hat: Für mich gibt es nur religiöse Praxis. Die ist Training von Geist und Herz zu (wie Sie schreiben) Offenheit.

Jede Diskussion, ob es „Gott gibt“, ob Jesus historisch existiert hat usw. ist Zeitverschwendung. Religiöse Praxis (Kontemplation, Gebet, Versenkung, Rezitation usw.) ist harte Arbeit. Niemand muss das tun, und das ist für mich völlig in Ordnung. Menschen, die auch nur einen Abglanz des Ergebnisses echter religiöser Praxis erfahren haben, sind ein Gewinn für ihre Umgebung.

Frohe Ostern!

Last edited 7 Monate her by Marcel Seiler
verblichene Rose
7 Monate her

Dieser Satz hat mir besonders gut gefallen. „Das ist die großartigste Veränderung, dass ich in Gottes Gnade genug habe…!“ Zu Zeiten einer besonders tiefen Trauer sagte mir nämlich jemand, dass er SICH selber genug ist! Dieser Satz begleitet mich seitdem. Und ja, ich bin mir selber tatsächlich genug, da ich sämtliche Versuche des Miteinanders ausprobiert habe. Mag sein, dass sich das so liest, als ich arrogant, meinetwegen auch ignorant, denn Gott wollte mich eigentlich nicht so… Aber Gott (die Kirche) hat eben auch nicht darauf geachtet, jedem Menschen ein gewisses Selbstbewusstsein zu verpassen, auf dass diese damit in aller DEMUT… Mehr

Linkskatholik
7 Monate her

Das Osterlamm geht auf das Passahlamm zurück, welches wiederum eine Erinnerung an die Exodusgeschichte darstellt.
Das mit dem Osterhasen ist jetzt nicht im Ernst gemeint?

Linkskatholik
7 Monate her
Antworten an  Linkskatholik

Ich fürchte in diesen Interpretationen steckt sehr viel aus der Romantik und darauf aufbauendes aber leider wissenschaftlich teilweise überholtes 19.Jh. dahinter. (z. B. J. Grimm Dt. Mythologie usw.)

Deutscher
7 Monate her

Richtig. Ostern, Pfingsten, Allerheiligen, Weihnachten: Allesamt ureuropäische Feste im Rhythmus der Jahreszeiten, zur Feier der Zyklen des Lebens.

Aber sie werden in wiederentdeckt, während die importierte Religion des Christen immer mehr an Bedeutung verliert. Es ist halt nicht, was hier gewachsen ist und deshalb wird es wieder verschwinden.

Last edited 7 Monate her by Deutscher
Helmut Bachmann
7 Monate her

Ist mir jetzt zu kryptisch.Einfach frohe Ostern! Auf ein neues Leben an diesem neuen Tag.

Kuno.2
7 Monate her

Sollte Gott tatsächlich übernatürliche „göttliche“ Fähigkeiten haben?
Die Evangelisten sehen im angeblich auferstandenen Jesus nicht nur „Gottes-Sohn, sondern Gott schlechthin.
Aber Jesus war Nazarener, also Israelit. Warum hat dann dieser Gott nichts getan um die (wenn auch umstrittene) Zahl der in der Nazizeit umgekommenen Juden zu verhindern? Weil er (oder Sie) es nicht kann?
Warum sollte dann Jesus vor 2000 Jahren überhaupt auferstanden sein?
Um dann irgendwann als Rächer der Enterbten die Weltbevölkerung zu richten?
Dann kann er es auf einmal?

Last edited 7 Monate her by Kuno.2
achijah
7 Monate her
Antworten an  Kuno.2

Das Kreuz Jesu steht dafür, dass Gott eine andere Antwort auf die Theodizee-Frage gibt, als wir Menschen uns das von ihm wünschen.

Deutscher
7 Monate her
Antworten an  achijah

Und warum sollten wir ihn dann überhaupt fragen? Gibt schon genug Leute, die falsche Antworten auf Fragen der Gerechtigkeit geben.

Last edited 7 Monate her by Deutscher
Peter Pascht
7 Monate her

Viele Menschen fragen sich „gibt es einen Gott“ Aus Fleisch und Blut wie viele ihn erwarten,gibt es ihn nicht, denn Gott ist ein geistiges Wesen. Aber wir können die Zeichen Gottes sehen. „Ärtztekomplott: Stalins letzte Paranoia“ Quelle: „Jüdische Allgemeine“, 22.01.2023 Insgesamt 37 Menschen wurden verhaftet.Als Verschwörungstheoretiker, der um sein Leben bangte, verfolgte Stalin die Entwicklung des Komplotts persönlichund ließ festgenommene Mediziner foltern. Was hatte der Diktator vor?Die verurteilten Ärzte sollten in Moskau am Roten Platz öffentlich gehängt werden.Zeitzeugen: Mehrere Zeitzeugen gehen in ihren Erinnerungen von einer geplanten Deportation der gesamten jüdischen Bevölkerung aus dem europäischen Teil der Sowjetunion oder zumindest von… Mehr

Peter Pascht
7 Monate her
Antworten an  Peter Pascht

Gibt es doch einen Gott?
Stalin starb am 5. März 1953 infolge seines Schlaganfalls 4 Tage zuvor.
Diesen Schlaganfall erlitt er am Tag des Purimfestes.

Last edited 7 Monate her by Peter Pascht
Deutscher
7 Monate her
Antworten an  Peter Pascht

Hätte Gott etwas früher eingegriffen, wären nicht nur 37 Einzelne, sondern 22 Millionen gerettet worden. Aber naja, wollen wir mal den lieben Gott nicht so überfordern.

Nibelung
7 Monate her

Mit ihren Ausführungen haben sie in allen Einzelheiten recht, aber das Problem ist die gewollte Gottlosigkeit seit gut 250 Jahren, wo man seit diesem Zeitpunkt begonnen hat sich an seiner statt zu setzen und diese Maßlosigkeit hebelt alles aus, bis der Tod uns scheidet und das war es dann und für die Nachwelt hinterlassen sie nur geistige Ruinen, wo nichts mehr erwachsen kann, wenn selbst seine Stellvertreter sich bereits dem Teufel ergeben haben.

gast
7 Monate her

Was der Glaube nicht alles vermag. Ich beneide Leute, die so glauben können. Sie haben es ganz gewiss einfacher, als ich.