Zum „LGBTQ-Gottesdienst“ der olympischen Eröffnungsfeier

Der alte individualistisch-soziale „Westen“ ist im Vergehen begriffen. Macron hat bei der Eröffnungsfeier vor einer Milliarde Zuschauern die missionarische Gelegenheit genutzt, die neue westliche Ideologie in Szene zu setzen. Als Staffage war der Federschmuck der Antike und des verachteten Christentums willkommen.

Via Twitter

Der „Gottesdienst der Diversität“ wurde zu einer pompösen Demonstration der neuen Kultur einer freiheitsfeindlichen und ideologiebesessenen Unkultur. Die rot-grünen Eliten verfolgen eine anti-individualistische Politik: Die Roten werten das Individuum ab mit der Überbetonung eines vermeintlichen Gemeinwohls. Der Einzelne hat sich in verpflichtender Solidarität dem „Wir“ unterzuordnen.

Die Grünen mit ihrer Fixierung auf das Klima haben sogar anti-humanistische Tendenzen, indem sie den Menschen als den großen Störenfried von Natur und Klima abwerten. Selbst die FDP definiert „Freiheit“ nicht mehr vom Menschen her, wenn sie bei Wind- und Sonnenenergie von „Freiheitsenergien“ spricht. Die rot-grüne Weltanschauung reicht weit in die FDP und Merkel-Polenz-CDU hinein. Durch die künstliche Intelligenz bekommt der Abwertung des einzelnen Menschen noch zusätzliche Schubkraft von technischer Seite.

Damit gerät die gegenwärtig dominante Geisteshaltung in Konflikt mit dem Grundgesetz, das als Reaktion auf die Erfahrung des Nazi-Totalitarismus eine menschenfreundliche „Zivilreligion“ in Deutschland mitgeprägt hat. Das Grundgesetz stellt das Individuum in den Mittelpunkt, vergewissert es seiner Grundrechte und schützt damit die Bürger vor den Übergriffen des Staates. Das Grundgesetz steht kollektivistisch-autoritären Bewegungen und damit Rot-Grün im Kern entgegen. Der Beat des Grundgesetzes ist nicht ein einfältiges „Vielfalts-Wir“, sondern das fruchtbare Zusammenspiel von vielfältigen „Ichs“. „Nur wenn man den Staat vom Einzelnen her denkt, kann er freiheitlich sein. Die Würde des Menschen ist unantastbar, nicht die des Kollektivs“ (Prof. Franz Lindner).

Es ist darum leider folgerichtig, dass im rot-grünen Zeitgeist das Grundgesetz durch Netzwerkdurchsetzungsgesetz, Infektionsschutzgesetz, unkontrollierte Einwanderung, Klimagrundsatzbeschluss etc. immer weiter zugunsten vermeintlich höherer Güter ausgehöhlt wird. Das symbolische Bild dafür ist für mich der einsame Demonstrant in der Coronazeit auf dem Marktplatz mit dem Grundgesetz in der Hand, der von der Polizei als Repräsentant der Exikutive rabiat zu Boden gerissen wurde. „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann“ (Prof. Ernst-Wolfgang Böckenförde). Der rot-grüne Zeitgeist zerstört mit seiner anti-individualistischen Ausrichtung die Voraussetzung des freiheitlich-säkularen Staates.

Doch wenn die geniale Konzeption des alten Grundgesetzes nicht mehr verstanden werden will und entsorgt werden soll, dann braucht der Zusammenhalt der Gesellschaft ein neues Bindemittel, ein Surrogat, eine neue rot-grüne „Zivilreligion“. Da hat sich in den letzten Jahren ein Konglomerat ideologisch gesteuerter Setzungen mit den Dogmen Migration-Klima-Pandemie-Gender-AntiRechts herausgebildet. All diese eher machtsichernden als staatstragenden Dogmen haben universalistische und anti-individualistische Tendenzen:

  • Migration zielt auf ein imaginiertes Weltwohl zu Lasten des einzelnen Bürgers; der muss das „nur“ finanzieren, die damit einhergehende Kriminalität schlucken und die Veränderung seiner Kultur hinnehmen; bei kritischen Rückfragen wird er als „Ausländerfeind“ und „Nazi“ diffamiert.
  • Die Pandemie ging auf Kosten der individuellen Freiheitsrechte, die zugunsten einer behaupteten Volksgesundheit und für das vermeintliche Funktionieren des Gesundheitswesens rabiat eingeschränkt wurden.
  • Der „Kampf gegen Rechts“ beschneidet die politische Freiheit des Individuums im Links-Rechts-Spektrum einfach mal um 50 Prozent.
  • Klima sieht den Menschen sowieso nur als Übeltäter.
  • Und selbst die Genderideologie ist im Grunde anti-individualistisch; zwar kann ein einzelner Mensch ein beliebiges Geschlecht nach seinem Willen beanspruchen, aber das hat auf der anderen Seite einen hohen anti-individualistischen Preis: Dritte sind unter Strafandrohung gezwungen, jede Person, die per Sprechakt ihr Geschlecht wechselt, in ihrem neuen Geschlecht zu akzeptieren, selbst wenn es der empirischen Wahrnehmung widerspricht und dadurch eigene Empfindungen und Schutzräume für null und nichtig erklärt werden. Die Genderideologie ist also nur auf den ersten Blick eine liberale Bewegung. Auf den zweiten Blick ist sie höchst antiliberal, denn die Durchsetzung ihrer Herrschaft baut auf Autoritarismus und Zwang.

In dem Konglomerat der neuen „Zivilreligion“ spielt die Genderideologie eine wichtige Rolle. Sie hat eine Flagge, die Regenbogenflagge. Diese hat man sich vom jüdisch-christlichen Glauben (Genesis 9,16) unter den Nagel gerissen. Eine anerkannte Fahne ist nicht zu unterschätzen, denn sie hat einen hohen symbolischen Wert und war häufig für Zivilreligionen von immenser Bedeutung. Fahnen prägen nonverbal das Unterbewusstsein und sie stecken Herrschaftsgebiete ab. Selbst auf dem Reichstag kann Schwarz-Rot-Gold, gemäß GG Art. 22 die Flagge der alten „Zivilreligion“,
abgenommen werden und durch die Regenbogenfahne ersetzt werden. Vor Kirchen und Sportstätten, in Unternehmen und Kultureinrichtungen – in allen gesellschaftlichen Bereichen wird die neue „Zivilreglion“ mit ihrer Flagge promotet. Selbst das Verkehrszeichen „Zebrastreifen“ wird mithilfe der Regenbogenflagge zu einem Propagandamittel.

Bei Olympia kam eine weitere Nuance dazu. Hier wurde etwas inszeniert, das von vielen als Kitsch oder Verballhornung des christlichen Glaubens empfunden wurde. Das greift meines Erachtens zu kurz. Ein „Gottesdienst der Diversität“ wurde gefeiert, der in einer doppelten Symbolik eine antike götterfestlich-bacchisch-dionysische Szene mit der Form des Abendmahlsgemäldes von Leonardo da Vinci vereinigte. Dabei dominierten „Götter“ das Geschehen, die in ihrer Aufmachung der LGBTQ-Community entsprechen. Die Genderideologie wurde mithilfe von christlichen und antiken Versatzstücken pseudo-mythisch und schein-spirituell zum Genderkult überhöht.

Das Sportfest Olympia wurde vor weltweit einer Milliarde Zuschauern zu einer fundamentalthologischen und missionarischen Gelegenheit für die neue „Zivilreligion“ des Westens benutzt. Frankreich ist nur äußerlich ein säkularer Staat. Die verwaisten jüdisch-christlichen Altäre sind mittlerweile fest in der Hand von neuen zivilen Göttern, die wie bei allen Religionswechseln sich gern mit den abgebrochenen Federn der alten verachteten Religion schmücken. Es ist die Frage, ob solche aufgeblasenen Inszenierungen lediglich Hohlheit überspielen und letztlich so unfruchtbar sind wie Kastraten.

Die bundesdeutsche „Zivilreligion“ des Grundgesetzes stand für höchste innere geistige Kompatibilität mit der Klugheit der antiken Philosophie, des römischen Rechts und des Christentums. Sie bewährte sich gesellschaftlich in einer zuverlässigen und befriedenden Alltagstauglichkeit. Sie stand für das Ausbalancieren von weitherziger Vielfalt und nicht für eine alternativlose Einfalt im Namen der Vielfalt.

Die neue „Zivilreligion“ dagegen steckt in sich voller Ungereimtheiten. Sie will alle einschließen, schließt aber de facto Andersdenkende und gewachsene Traditionen aus. Damit ist sie im Kern totalitär unter dem Lippenstift der Vielfalt. Echte Inklusion gibt es nur über prozessorientierte Vielfaltsregulatoren, so wie es das Grundgesetz ist.

Es darf bezweifelt werden, dass die totalitäre Regenbogen-Vielfaltsideologie die Kraft hat, eine gespaltene Gesellschaft in ein fruchtbares Miteinander der vielfältigen gesellschaftlichen Interessengruppen zu führen. Da helfen dann auch keine 100 Millionen Euro teuren Disneyland-Paris-Inszenierungen, mit denen der Westen bei einem Sportfest seinen Bruch mit seinen gewachsenen und bewährten Traditionen aller Welt pompös vor Augen geführt hat.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 22 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

22 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Hermann Martin
3 Monate her

Vor 500 Jahren im Bauernkrieg gab es auch schon eine Regenbogenfahne als Symbol. Die hatte ausdrücklich einen biblischen Bezug, auch wenn ich die theologische Deutung für etwas willkürlich halte und nicht nachvollziehen kann. Die heutige Fahne der Buchstabenfolgenjünger hat aber, soweit ich erkennen kann, überhaupt keinerlei biblischen Bezug. Dies Symbol hat also wohl zum Ziel, die ursprüngliche Bedeutung zu ersetzen und vergessen zu machen. Es lohnt sich, die Geschichte in Genesis genau nachzulesen: Der Bund, den Gott mit dem Regenbogen besiegelte, hatte seine Vorgeschichte in der Vernichtung der Menschheit, die gegen Gott lebte – was sich u.a. auch in der… Mehr

Haba Orwell
3 Monate her

> Der alte individualistisch-soziale „Westen“ ist im Vergehen begriffen.

Wenn der Wokismus diese „Zivilisation“ so leicht beherrschen konnte, war sie wohl nicht viel wert. Zum Glück gibt es Osteuropa mit Orban, Fico und Anderen – der einzige Teil Europas, der weltweit respektiert wird.

Georgina
3 Monate her

Die Regenbogenfahne der LGBTQ-Sekte ist pure Gotteslästerung.

Das Christentum ist nicht als Religion definiert.

Es wäre vorteilhaft, wenn der Autor auch darauf eingeht, was Gott zu diesen kranken Verwerfungen sagt.

Der Terminus Wahrheit ist christlich. Das hat die pol. Aufklärung nicht nur nie verstanden, sondern an der Lüge mitgearbeitet.

Heute haben wir diesen widerlichen Salat.

Haba Orwell
3 Monate her
Antworten an  Georgina

> Es wäre vorteilhaft, wenn der Autor auch darauf eingeht, was Gott zu diesen kranken Verwerfungen sagt.

Als ob er täglich beim Frühstück mit Gott reden würde… Gottes Wege sind unergründlich – persönlich glaube ich, die innere Zersetzung des Woken Westens wird den westlichen Oligarchen nicht erlauben, gierige Dysotopien der gesamten Welt aufzuzwingen.

Georgina
3 Monate her
Antworten an  Haba Orwell

Sie belieben zu scherzen. Für jemanden, der aus einer sehr wichtigen Institution, die das niemals zugelassen hätte, austreten wollte, sind Sie schlecht informiert. Die Bibel hat sehr, sehr viel zu dem zu sagen, was heute gerade geschieht. Ein guter Kopfarbeiter geht immer an die Quelle, an das Original, an den Ursprung einer Information, eines Gedankens und verlässt sich niemals auf Dritte. Sie kennen doch das Spiel aus der Grundschule und dem Flüstern eines Wortes in das Ohr des anderen Kindes? Es geht im Kreis um. Am Ende entspricht das Ergebnis nie dem, was das erste Kind dem zweiten ins Ohr… Mehr

Last edited 3 Monate her by Georgina
Spicebar
3 Monate her

Es sind heute bereits ähnliche Vorstufen zu Entwicklungen sichtbar wie in 1. Mo. 19,4-5, wo die Männer von Sodom das Haus Lot’s umringten und ihn dazu zwingen wollten, seine Gäste herauszugeben, um mit ihnen ihren „Mutwillen“ zu treiben. So sah Inklusion damals schon aus, im Kern totalitär unter dem Lippenstift der Vielfalt. Wer der englischen Sprache mächtig ist, kann sich hier über den aktuellen Stand der Dinge informieren, anhand eines Beispiels aus Denver (USA), wo Kommunisten und LQBTQ-Anhänger regelmäßig den Zugang zu einem christlichen Café versperren und Gäste belästigen. https://www.youtube.com/watch?v=k5lD1o828Vc Das wird offenbar von den Behörden geduldet, während umgekehrt das… Mehr

Laurenz
3 Monate her

Naja, Herr Zorn, was Sie der links-woken Mischpoke vorwerfen, haben die Kirchen in Deutschland, na sagen wir 1.300 Jahre bis zur Französischen Revolution selbst genauso praktiziert. Was sagte Friedrich der Große: „Was ist das besondere am Christentum? Ein Jüdlein ward‘ Gott & das sollst Du glauben.“ Ich, als Heide, hätte nichts gegen heidnische Festivitäten. Im Falle heidnischer Götter, glaube ich eher an übermenschliche Energien. Die antike Darstellung des Heidentums können wir im Louvre & seit der Renaissance wieder bewundern. Aber die Scheißhausnummer in Paris karikierte auch das Heidentum. Insofern haben Sie nicht recherchiert & werden unfair.

Last edited 3 Monate her by Laurenz
achijah
3 Monate her
Antworten an  Laurenz

Überall findet sich der anti-individualistische Ungeist, ganz gewiss auch in den Kirchen früher und leider auch heute. Ich schreibe bei TichysEinblick als Nachfolger Jesu und nicht als Vertreter „der Kirche“.

Monostatos
3 Monate her

Vielleicht habe ich da was verpasst. Wie hat sich denn der Señor Bergoglio ~ aka Papst geäußert?!?

Ede Kowalski
3 Monate her

„Der Einzelne hat sich in verpflichtender Solidarität dem „Wir“ unterzuordnen.“
Der Mensch ist niemandes Eigentum und damit niemandes Sklave. Und damit ist die Freiheit der eigentliche und notwendige Aggregatszustand jeder guten, zivilisierten Gesellschaft.
Dr. Markus Krall

Last edited 3 Monate her by Ede Kowalski
Peter Gramm
3 Monate her

Habe gerade eine Sendung über die Folterpraktiken im Mittelalter mit Billigung der katholischen Kirche gesehen. Man glaubt nicht was der Mensch Menschen antat. Insofern ist der Satanskult welcher in Paris aufgeführt wurde nicht sehr überraschend gewesen.

Georgina
3 Monate her
Antworten an  Peter Gramm

Sie lassen sich also von Lügnern überzeugen?

Ihre Aufgabe wäre es, all diese Falschaussagen nachzuprüfen, bis zum Original. Zu schwer für Sie?

Sie scheinen nicht zu wissen, worauf sich die echte Wissenschaft gründet.

Täte noch fehlen, daß Sie die Hexenverbrennungen, seitens der Protestanten leugnen. Die katholischen Päpste waren alle dagegen.

Von wegen aufgeklärt und mündig.

Dr. Hansuli Huber
3 Monate her

Völliger Quatsch! In Deutschland -befragen Sie 1’000 Menschen- herrscht seit altersher und noch immer der Gemeinsinn über dem Individuum. Man muss sich unterhaken, das persönliche Schicksal hat noch nie einen D-Denker interessiert. Dabei spielt keine Rolle wo man politisch steht. Man ist in letzter Konsequenz Untertan!

achijah
3 Monate her
Antworten an  Dr. Hansuli Huber

Das Grundgesetz sieht das anders. Es hat also mal was anderes geherrscht, sonst wäre es nicht verabschiedet worden.

Retlapsneklow
3 Monate her
Antworten an  achijah

Als das Grundgesetz entstand, haben in Deutschland andere Mächte geherrscht. Das GG war kein Eigengewächs. Womit wir doch wieder beim Thema Untertan sind.

Wer an einen Gott glaubt, weiß ohnehin, wer der Herr ist. Aber auch wer nicht glaubt, ist abhängig vom dem, was alle anderen „in Freiheit“ in der Summe an Umgebungsbedingungen schaffen. Untertan ist man auf die eine oder andere Art immer.

Alexis de Tocqueville
3 Monate her
Antworten an  Retlapsneklow

Ein fremdes Gewächs ist es auch nicht gerade. Lesen Sie dazu den zweiten Hauptteil der Weimarer Reichsverfassung (ab. Art. 109).

Lafevre
3 Monate her

Gender ist ein Test. Wie es die Masken bei Corona waren.Verleugnest Du das Offensichtliche, um ein Schaf unter Schafen zu sein? Dann bekommst Du Zugang zu den Resourcen, die von den Leuten konrolliert werden, die selbstversklavte Untertanen statt aufgeklärte Bürger wollen.