Evangelischer Phrasen-Journalismus stellt Peter Hahne an den rechtsextremen Pranger

Kirche als Echo von gesellschaftlichen Trends warnt vor Rechtsextremismus in den eigenen Reihen. Nun wird Peter Hahne als rechtes Negativbeispiel hingestellt. Dabei ist eines so sicher wie das Amen in der Kirche: In punkto Demokratie macht diesem bewährten Journalisten, Theologen und Bestsellerautor so schnell keiner etwas vor.

picture alliance / ZB | Thomas Schulze

Die „Evangelische Zeitung“ ist auf der Höhe des Zeitgeistes. Mit dem Artikel „Am rechten Rand der Kirche“ will man einen Beitrag zum Reformationsfest am 31. Oktober und zur Demokratieförderung leisten. In vielen Gemeinden gehe es „am Reformationstag (…) unter dem Motto ‚Demokratie stärken‘ nicht nur um die Geschichte der Reformation, sondern um gegenwärtige politische Entwicklungen“.

Ein klares Bekenntnis: Am Reformationstag geht es in der evangelischen Kirche nicht um die Gottesbeziehung und Gottesrede (= „Theologie“), sondern um ein bisschen Reformationsgeschichte und dann vor allem um Politik. Darf man so eine Kirche suizidal nennen?

Dann kommt im Artikel der „Weltanschauungs-Experte“ und „Wissenschaftler“ Martin Fritz zu Wort. Er ist ein Angestellter der Evangelischen Kirche in Deutschland und er warnt besorgt vor Christen, die rechtsextreme Positionen vertreten: Es seien „Gestalten“ (!) wie der ehemalige ZDF-Moderator und bekennende evangelikale Christ Peter Hahne, die die Unzufriedenheit von konservativen Kirchenmitgliedern aufgreifen und „aufheizen“ (!), erläutert der Weltanschauungsbeauftragte. „Es geht dabei um vermeintliche göttliche Ordnungen, zum Beispiel die Zweiheit der Geschlechter. Aber auch um Migration, die Angst vor dem Islam und die Frage, ob sich die Kirchen zu Corona-Zeiten richtig verhalten haben.“ Darüber könne man streiten, so Fritz weiter. „Hahne unterschlägt aber bewusst die Komplexität der Themen und verschärft dadurch das Gegeneinander der Menschen in der Kirche.“

Jetzt noch mal langsam. Denn hier wird Unfassbares aneinandergereiht: Peter Hahne wird an den rechtsextremen Pranger gestellt, weil er zentrale Fragen anspricht, die viele Menschen in unserem Land bewegen:

  • Gibt es nach einer Ordnung von unten wirklich mehr als zwei biologische Geschlechter, Menschen mit Y-Chromosom und Menschen ohne Y-Chromosom?
  • Zerstören wir mit einer grenzenlosen Einwanderungspolitik die Kultur und die Sozialkassen unseres Landes?
  • Hat der Islam Überzeugungen in seinen Genen, die für unsere aufklärerisch-freiheitliche Gesellschaft gefährlich sein könnten?
  • Haben Kirchengemeinden jämmerlich in der Coronazeit versagt, wo sie jeden leicht erkennbaren staatlichen Unsinn nicht nur kritiklos mitgemacht haben, sondern noch übermäßig verschärft haben?

Über all diese Themen „könne man streiten“, heißt es im Artikel. Ja, warum streitet dann die Kirche darüber nicht? Wenn man einen Christen und Journalisten, der streitlustig diese Themen anspricht, in die rechtsextreme Ecke stellt, dann wird damit eine offene und lebendige Streitkultur bereits im Keim erstickt.

Gut, dass es gegen eine „Darüber-könne-man-streiten-Kirche“ noch engagierte Streiter für eine „Darüber-streiten-wir-Kirche“ gibt. Als Meister der Straßenrhetorik schaut Peter Hahne dabei dem Volk aufs Maul und nicht rhetorisch sterilen Akademikern. Sein Zulauf geht weit über seinen evangelikalen Fan-Club hinaus. Und das, obwohl er immer wieder klar und deutlich von seinem Glauben an Jesus Christus spricht. Als Bürger des Grundgesetzes lässt sich Peter Hahne dabei den Rahmen nicht von meinem Geschmack oder von EKD-Weltanschauungsbeauftragten abstecken. Diese offene Rede stärkt Demokratie.

Doch dann wird Hahne vorgeworfen: „Er unterschlägt bewusst die Komplexität der Themen und verschärft dadurch das Gegeneinander der Menschen in der Kirche.“ Das ist schon dreist. Denn wie sieht es mit der EKD-Komplexität aus?

„Impfen ist Nächstenliebe“ – so ein Satz angesichts eines Impfstoffs, dessen Zulassungsstudie nach 12 Monaten abgebrochen wurde, obwohl in der Kontrollgruppe weniger Todesfälle waren als in der Geimpftengruppe – ist das die Komplexität, mit der man sich als Richter über einen Peter Hahne stellt? Als ungeimpfter Pfarrer möchte ich darauf hinweisen, dass die Kirche selbst mit dieser medizinisch und theologisch höchst fragwürdigen Aussage das Gegeneinander der Menschen in Kirche und Gesellschaft unermesslich verschärft hat.

Aber vielleicht wird Peter Hahne nur deshalb als unterkomplex öffentlich niedergeschrieben, weil er es wagt, den Narrativen zu widersprechen, mit denen Kirche allzu denkfaul und bequem im rot-grünen Bett liegt.

Doch schon kommt im Artikel der nächste Vorwurf gegen Hahne: Bei rechtsextremen Christen handele „es sich um Menschen, die von der zunehmenden Liberalisierung in Theologie und Gesellschaft enttäuscht seien und sich in der Kirche immer weniger beheimatet fühlen“.

Ja, wo ist sie denn, die „zunehmende Liberalisierung in Theologie und Gesellschaft“?

Ist „die zunehmende Liberalisierung“ in dem neuen großen antisemitischen Milieu, das nach dem 7. Oktober 2023 massenhaft öffentlich „Juden ins Gas“ skandiert?

Oder liegt „die zunehmende Liberalisierung“ in dem Verbietenwollen einer Partei, die Volksabstimmungen nach Schweizer Vorbild einführen möchte, die eine vernünftige Einwanderungspolitik will und die sich für Friedensverhandlungen mit Russland stark macht?

Besteht die „zunehmende Liberalisierung“ in der Einführung von Zensur durch das Netzwerkdurchsetzungsgesetz und den Digital Services Act (DSA), mit deren Hilfe freie Meinungsäußerungen auch unterhalb der Strafbarkeitsgrenze gelöscht werden?

Oder besteht die „zunehmende Liberalisierung von Theologie und Gesellschaft“ darin, dass wichtigste Themen tabuisiert und dann protestantische Tabubrecher wie Peter Hahne als Rechtsextreme diffamiert und stigmatisiert werden?

Da kann ich nur sagen: herzliche Grüße an alle evangelischen Christen und vermeintlich „Rechtsextremen“, die sich in so einer illiberalen Kirche und Gesellschaft immer weniger beheimatet fühlen. Für die Freiheit in unserem Land muss gekämpft werden gegen alle, die sich im Elfenbeinturm einer Liberalitäts-Illusion verstiegen haben.

Vielleicht sollten die evangelischen Kirchen zum Reformationsfest doch nicht nur politische Phrasen wiederholen, sondern sich mit ihren evangelischen Wurzeln beschäftigen. Die Geborgenheit in einem gnädigen Gott macht frech und frei, sogar auch mal die Regierung und die eigene Kirche zu kritisieren. In einer Demokratie übrigens der normalste Vorgang. Opposition. Das fördert und stärkt Demokratie von unten ohne Regierungssubventionen und Kanzelworte von oben.

Die „Evangelischen Nachrichten“ und „Weltanschauungs-Experten“ können Peter Hahne alles vorwerfen, sofern sie nicht die Grenzen der Strafbarkeit überschreiten. Das gehört zur Meinungsfreiheit. Aber eines ist sicher: In punkto Reformation und Demokratie macht diesem über Jahrzehnte beliebten und bewährten Journalisten, Theologen und Bestsellerautor so schnell keiner etwas vor.


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Kommentare ( 61 )

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Perlentaucher10
1 Monat her

Ich habe schon vor langer Zeit mein Verbotsschild am Briefkasten um das kommunale Kirchenblatt ergänzt.

Rosette
1 Monat her

Aus meiner Sicht ist das nur Neid der Amtskirche auf die erfolgreiche Konkurrenz, egal ob es Peter Hahne ist, oder die evangelischen Freikirchen. Das evangelische Sonntagsblatt fährt gerade eine Kampagne, um die Freikirchen in die rechtsextreme Ecke zu schieben, genau wie bei Herrn Hahne. Armselige Versuche, das eigene Versagen zu bemänteln!

Maja Schneider
1 Monat her

Dass die Evangelische Kirche den Bestsellerautoren, Journalisten und Christen Pater Hahne derartig angreift, zeigt nur, dass er mit seinen Gedanken und Argumenten ins Schwarze trifft und die Kirche weder zur Diskussion mit anderen Meinungen noch ernsthaft zur Selbstreflexion bereit ist, auch angesichts der Austrittszahlen wäre das bitter notwendig.

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Maja Schneider

Das müsste man aber dann „Totalitär“ nennen?
Wer aber braucht eine solche Kirche, die den Weg der Bergpredigt lange verlassen hat?

Koeller
1 Monat her

Ich bin Atheist und mir kann die Kirche eigentlich gestohlen bleiben. Aber ein Mann wie Peter Hähne verdient meine absolute Hochachtung. Christ kann man auch sein ohne diese verlogene Kirche, ich kenne solche Menschen, die leben als Christen und verhalten sich auch so. Ausgrenzungen Anderer gehören gewiss nicht zu einem christlichen Menschenbild, das hat man bei den „Leitungskadern“ der evangelischen Kirche wohl vergessen auf Grund von Anbiederung an die regierenden Eliten. Feine Christen sind das, pfui Teufel !

Privat
1 Monat her

Es darf nicht sein, das sich Kirchenpfaffen jeder Art in politische dinge einmischen. Es darf nicht sein, das solche Figuren andere Parteien und Politiker beschimpfen und gegen anständige Leute hetzen. Das die Kirchen und einige ihrer Kirchenfürsten sich in Asyldinge einmischen und dadurch gegen Deutschland arbeiten, ist bekannt. Sollen die Kirchen alle von ihnen eingeschleusten illegalen Asylanten unter ihrem Dach aufnehmen und lebenslang ernähren. Ich bin unendlich froh, das ich vor ganz langer Zeit aus der evangelischen Kirche ausgetreten bin. So können diese Kirchenfürsten meine eingesparte Kirchensteuer nicht für die Einfuhr illegaler Afrikaner missbrauchen. Kirche haben sich an das Gesetz… Mehr

Benedictuszweifel
1 Monat her

Ich habe es als ehemaliger Katholik gewiss nicht nötig, mich über die protestantische Kirche lustig zum machen. Aber: War nicht Katrin Göhring Eckart Vorsitzende der EKD Synode??? Mehr muss man eigentlich nicht wissen. Ein Tadel aus dieser Richtung gegen Peter Hahne ist tatsächlich ein ausgesprochenes Lob!

Wolfgang Mueller-Wehlau
1 Monat her

Einst im evangelischen Internat großgeworden, hat meine Familie diese ‚Staatskirche‘ längst aufgegeben, man kann die regierungsnahen Narrative ihrer Repräsentanten nicht mehr ertragen und es ist gut so, dass die Mitglieder in Scharen davonlaufen.

Benedictuszweifel
1 Monat her

Ich bin gläubiger Christ und daher natürlich (!) längst aus der Katholischen Kirche ausgetreten. Die letzte Chance war Pabst Benedikt. Er hatte in Ulm damals zwei Fakten genannt bzw. zitiert: 1. „Nimm einem Staat das Recht weg, was bleibt dann noch übrig außer einer großen Räuberbande.“ (Kirchvater Augustinus). und 2. „Was ist jemals vom Islam Gutes ausgegangen.“ Bald darauf ist er zurückgetreten. Natürlich hat er die Gründe nie öffentlich gemacht. Er wurde wohl fertig gemacht dafür. Aber ich vermute als letzte Gründe: 1. Er wusste, dass eine Kirche, die sich blind und naiv dem Zeitgeist an den Hals wirft, hat… Mehr

Rene Meyer
1 Monat her

Hier und heute trete ich einmal aus meiner Klausur heraus, um auf Gottes Gebot in Offb 18,4 hinzuweisen: „Und ich hörte eine andre Stimme vom Himmel, die sprach: Geht hinaus aus ihr, mein Volk, dass ihr nicht teilhabt an ihren Sünden, und hinaus aus ihren Plagen, damit ihr sie nicht empfangt!“ Wie für jedes Gebot Gottes ist auch für dieses in Beziehung mit Gott zu klären, was es vor dem Hintergrund der je eigenen, persönlichen Situation bedeutet und wie es dann im Vertrauen auf die Gnade und die Liebe Gottes konkret und individuell umzusetzen ist. Dies ist die Angelegenheit jedes… Mehr

Evero
1 Monat her

Warum wundert mich das nicht, dass Peter Hahne von der Amtskirche angegriffen wird? Die Würdenträger in beiden Amtskirchen sind eben stramm auf Regierungskurs. Wäre wirklich interessant, wie die sich verhalten würden, wenn die AfD regiert. Was mich auch an den Amtskurchen stört ist, dass sie zu sehr verschwurbelt sprechen. Sie treffen nicht die Probleme der Menschen. Jedem Recht und niemand wehe, das hilft nicht weiter! Die Kirchen sollen sich ernsthaft der Probleme ihrer Schäflein, egal welcher politischen Couleur, annehmen aber nicht selbst Politik machen. Jedenfalls war und ist es nicht die Aufgabe der Kirchenführung Politik zu machen. Wenn ich mich… Mehr

Last edited 1 Monat her by Evero