Das Volk, das im Finsteren wandelt, sieht ein großes Licht

Die Kraft der Adventszeit besteht nicht in verklärter Gefühlsduselei. Sie ist gerade in diesem Jahr für alle da, die von persönlichen und auch von gesellschaftlichen Ängsten bedrückt werden. Weihnacht ist das Fest für alle, die im Dunkeln sitzen.

„Dieses Jahr ist mir gar nicht nach Weihnachten zumute. Meine Stimmung ist am Boden“, so klagt mir eine Frau weinend am Telefon. Und so geht es wohl vielen in unserem Land. Ich habe noch nie so viele Menschen in meinem Umkreis erleben müssen, die bis in schlaflose Nächte hinein existentielle Ängste haben. Seien es Ängste persönlicher Natur. Oder seien es Ängste gesellschaftlicher Natur, weil die rechtsstaatlichen und wirtschaftlichen Fundamente unseres Landes unter dem Beifall einer vermeintlichen Mehrheit vor unseren Augen zerstört werden. „Für meine Regierung gibt es keine roten Linien mehr.“ Wenn das der neue Kanzler sagt, dann sehe ich schwarz, selbst wenn wir eine weiße Weihnacht bekommen sollten.

Von der Bruchstückhaftigkeit des Lebens
Zum Reformationstag: Ich bin davon befreit, ein Heiliger werden zu müssen
Doch die Kraft der Adventszeit besteht nicht in verklärter Gefühlsduselei. Die Kraft der Adventszeit besteht darin, dass Gott mitten in tiefster Nacht sein Licht schenkt: „Das Volk, das im Finsteren wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finsteren Land, scheint es hell, denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst“ (Jesaja 9).

In den letzten drei Jahre ist mir Gottes Licht noch wichtiger geworden; wenn mich meine Kirche schwer enttäuscht hat; wenn ich darunter leide, dass manche Mitmenschen mehr von Exkommunikation als von Kommunikation halten; wenn Gutmenschen genau zu wissen meinen, was das einzige Richtige ist und mir das mit mehr oder weniger Gewalt überstülpen wollen.

In all dem habe ich Gottes Licht neu lieben gelernt, das sich mir in dem kleinen Baby von Nazareth nicht gewaltsam aufdrängt. Und das Licht Gottes scheint erstaunlicherweise nicht in den Regierungsbezirken von Jerusalem, sondern im kleinen Stall von Bethlehem; in Gottes Licht wird das Kleine ganz groß.

Mitten in der Nacht. Die WeihNACHT. Das Fest für alle, die im Dunkeln sitzen.
Was für ein Trost! Ein göttliches Licht, das außerhalb von mir leuchtet, selbst wenn meine Batterien am Ende sind.

Vorwort zum Sonntag
Die Covid-Patientenverfügung eines Freundes
Diesem Licht will ich mich auch in dieser Adventszeit bewusst aussetzen.
Mit einem stärkenden Bibelwort, das ich in stiller Zeit meditiere.
Mit geistlicher Musik, die mich vor Freude singen und tanzen lässt.
Mit einem offenen und ehrlichen Gespräch in echter Gemeinschaft.
Mit dem Betrachten der Adventskerzen, die mich wieder an das Licht glauben lassen.
Mit einem kleinen Festessen, das mir im Genuss Genesung schenkt.

Anders könnte ich all das Dunkel kaum ertragen.

Und ich bete die Worte Dietrich Bonhoeffers, die ihm im Gefängnis geschenkt wurden:
„Gott, zu dir rufe ich:
In mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht.
Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht.
Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist die Hilfe.
Ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede.
In mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist die Geduld.
Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den Weg für mich.“

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 49 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

49 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
friedrich - wilhelm
2 Jahre her

…..der mensch lebt nicht mehr in zeiten durchdrungen von heiligkeit mit angst vor sünde und strafe!

Old-Man
2 Jahre her

Sie versuchen denen, die im Dunkel sitzen ein Licht zu geben, das ist sehr ehrbar und gut. Aber zu viele nutzen leider das, was Gott ihnen mitgab in ihr Leben nicht, ihren Verstand!. Nur wer allen alles glaubt muss verzweifeln, denn wer seinen Verstand einsetzt erkennt sehr schnell die Lügner und Betrüger im Leben. Nicht alles was verlautbart wird von Seiten der Politik sollte man ungeprüft als wahr annehmen, zu viele in deren Reihen wissen durch ihr handeln gar nicht mehr das sie lügen wenn sie den Mund aufmachen, und die Anständigen trauen sich nicht mehr den Mund zu öffnen.… Mehr

tschassy63
2 Jahre her
Antworten an  Old-Man

Ich begreife es einfach nicht. Warum reden immer alle von einer Pandemie. Jeder der sich breit informiert weiß, die gibt es nicht. Es gibt Corona statt Grippe, man che werden krank, andere schwerer und sehr alte mit geschwächten Immunsystemen können daran sterben. Durch die Impfungen erkranken jetzt allerdings mehr weil das Immunsystem dadurch geschwächt wird. Gesunde, ungeimpfte brauchen keine Angst vor einem Virus haben. Daran hat sich nichts geändert.

Talleyrand
2 Jahre her

2. MOSE 10, 23 ….ABER BEI DEN ISRAELITEN WAR ES LICHT…!

Last edited 2 Jahre her by Talleyrand
Skeptischer Zukunftsoptimist
2 Jahre her

Es gibt ein Kirchenlied von Arno Pötzsch (1900-1956). Da heißt es:

„Du kannst nicht tiefer fallen
als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen
barmherzig ausgespannt.

Es münden alle Pfade
durch Schicksal, Schuld und Tod
doch ein in Gottes Gnade
trotz aller unsrer Not.

Wir sind von Gott umgeben
auch hier in Raum und Zeit
und werden in ihm leben
und sein in Ewigkeit. (EG 533)

LM_978
2 Jahre her

Danke Herr Pfarrer, ich weiß, Sie meinen es nur gut. Sie wollen die Verzweiflung aufbrechen indem Sie Hoffnung schüren. Aber ich sehe und finde sie nicht. Welches Licht könnte ich denn sehen? Und worauf genau soll ich hoffen? Diese Hoffnung bleibt vage, und sie hat mich jetzt seit fast 2 Jahren enttäuscht. Ich hoffte, es ist nurein Versehen, dann hoffte ich, die Politiker wollten nue Fehler kaschieren und suchten eine Exitstrategie, und als diese mehrfach ausgeschlagen wurde, sogar recht brutal, ging es weiter? Ist die Hoffnung, es würde schon wieder besser werden, nicht trügerisch? Und lässt die vermeintliche Aussicht auf… Mehr

Talleyrand
2 Jahre her
Antworten an  LM_978

Die Weissagung wird ja noch erfüllt werden zu seiner Zeit und endlich frei an den Tag kommen und nicht ausbleiben. Ob sie aber verzieht, so harre ihrer: sie wird gewiß kommen und nicht verziehen. (Habakuk 2,3)

humerd
2 Jahre her

Noch sehe ich in Deutschland kein Licht, nicht mal einen Glimmer. Im Gegenteil, unser Land ist auf dem besten Weg zu Dunkeldeutschland. Beispiellos die Hatz gegen Ungeimpfte. Beispiellos auch das immer öfter praktiszieerte zweierlei Recht. Oder auch Kliam ist einfach gleicher … die Einen bekommen ein“Du, böses Kind aber auch“, der andere eine Anzeige wegen Körperverletzung. „Am Weg zur eigenen Hochzeit Bräutigam greift Klimaschützer wegen blockierter Straße an Die Aktivisten blockierten demnach bei einer unangemeldeten Versammlung am Samstagnachmittag im Sitzen und unter anderem mit Blumentöpfen die Fressgasse in Mannheim. Eine Person habe ihre Füße mit Klebstoff auf dem Straßenbelag festgeklebt,… Mehr

ketzerlehrling
2 Jahre her

Licht findet man in sich und alles, was man zum Leben braucht. Diejenigen, die nichts in sich finden, geimpft oder nicht, schwarz, weiss, kariert, egal, sie sind der Garant und die Grundlage für das, was gerade abgeht, für alles Leid, was Menschen erfahren und was man ihnen antut.

Sabine W.
2 Jahre her
Antworten an  ketzerlehrling

Irgendwie muss ich Ihnen Recht geben – andererseits… Wenn jeder nur noch aus seinem eigenen ‚Licht‘ zehren muss (ohne Tankstelle) ist der Kraftstoff irgendwann aufgebraucht.
Ich mach das auch schon längere Zeit (und hab für Nachschub immer noch einen kleinen Kreis um mich herum, denen ich gleichzeitig auch ein bisschen was von meinem abgeben kann).
Wir teilen, und jeder gibt ab, was er kann.

Schwierig wird es, wenn die Kreise kleiner werden und obendrein die Ressourcen schwinden, weil sie immer kleinteiliger intensiv genutzt werden müssen, weil der Nachschub aus dem ‚Großen Ganzen‘ fehlt.

Die Wahrheit
2 Jahre her

Gottes Licht ist für mich in Deutschland erloschen, nachdem ich gezwungen wurde aus der evangelischen Kirche auszutreten. Nur innerlich da brennt es noch und ich habe den Glauben noch nicht verloren. Aber ich weiß in welchen Land es sehr hell brennt und hier kann ich in Freiheit leben. Nur fehlt mir die Kraft meine Existenz in Deutschland aufzugeben und in meiner neuen Heimat bei 0 noch einmal anzufangen. Wenn allerdings der Hypochonder so weiter macht, werde ich wohl auch so wie andere Unternehmer schließen müssen und bin gezwungen zu gehen. Wenn ich in meiner zukünftigen Heimat am Gottesdienst teilnehme singt… Mehr

Schoenberg
2 Jahre her

Klagt nicht, kämpft. Das tat auch Jesus. Ich bin nicht mal ein richtiger Impfgegner, aber aus zig Gründen ungeimpft (ich hatte echte Sorgen, Krebs, der dann keiner war, hurra!). Wie ich feststellte, war ich vor Corona und 2G ein recht dekadenter Konsument, der sich zur Weihnachtszeit dazu verführen ließ, unnützes Zeug zu kaufen und an Ständen teure minderwertige Lebensmittel mit heißer Plörre aus Zucker und Pennerglück runterzuspülen. Damit ist nun Schluss. Wenn ich meinen „Grundbedarf“ für Menschen zweiter Klasse einkaufe, wird für den kleinen Halt unterwegs auf dem Weihnachtsmarkt der gute alte Flachmann wieder aufgefüllt. Und zwar mit edlem Hochprozentigem,… Mehr

Mugge
2 Jahre her

„In den letzten drei Jahre ist mir Gottes Licht noch wichtiger geworden; wenn mich meine Kirche schwer enttäuscht hat;“
Warum das schon eingetrübte Wasser der Panscher trinken, wenn das der Quelle etwas weiter oben frisch sprudelt?

Last edited 2 Jahre her by Mugge