Das Tückische an politischen Zahlen

In der Politik ist es beliebt, Zahlen in den Mittelpunkt des politischen Handelns zu stellen. Aber politische Zahlen haben gravierende Tücken.

Die Zahlen bei den Pisa-Erhebungen bestimmen die Bildungspolitik. Die Arbeitslosenzahlen sind Maßstab für die Qualität der Wirtschaftspolitik. Die Zahlen der Nichtgeimpften auf der Intensivstation bringen vermeintlich zwangsläufig den allgemeinen Impfzwang mit sich. Die Corona-Inzidenzen und CO2-Zahlen haben sowieso unser ganzes Land im Griff.

Zahlen, Zahlen über alles. Denn Zahlen haben ja die Aura von etwas „Objektivem“. Sie stehen anscheinend für Wahrheit. Und damit bekommt eine Politik der Zahlen die hohen Weihen der Wissenschaftlichkeit und der Richtigkeit.

Doch der Schein trügt. Politische Zahlen haben gravierende Tücken.

Erstens: Bei politischen Zahlen ist es oft verwunderlich, wie bei ihrer Erhebung getrickst und manipuliert wird

Immer wieder bewahrheitet sich das Diktum von Churchill, dass man nur den Statistiken trauen sollte, die man selber gefälscht habe.

Da wird in Gleichschaltung von Regierung und Medien der Bevölkerung eingetrichtert, dass 90 Prozent der Covid-Patienten auf den Intensivstationen ungeimpft seien. Bei genauerem Hinsehen stellt sich heraus, dass in diesem Prozentsatz auch all die eingerechnet sind, deren Impfstatus gar nicht bekannt ist.

Da wird bei der Energiewende triumphal berichtet, dass 2020 über 50 Prozent des Stroms regenerativ erzeugt wurde. Dass es Tage gab, wo die Erneuerbaren noch nicht einmal 10 Prozent geschafft haben, wird dabei geflissentlich verschwiegen.

Da brüstet sich der Kanzler mit guten Arbeitslosenzahlen. Doch bei genauerem Hinsehen ist das vor allem ein Effekt von schuldenfinanzierten Kurzarbeiterregelungen und massiven demographisch bedingten Verrentungen.

Politische Zahlen sind oft schon bei der Messung hochgradig ideologisch. Wenn die eigene politische Richtung zentral von Zahlen abhängt, dann ist die Versuchung groß, bereits bei der Erhebung der Zahlen zu manipulieren und zu täuschen.

Zweitens: Bei politischen Zahlen ist es oft verwunderlich, welche Zahlen nicht genannt werden

Haben Sie jemals von den Grünen gehört, wie viel CO2 die 2.000 aktiven oberirdischen Vulkane oder die 20.000 (!) aktiven Vulkane auf Meeresgrund erzeugen? Diese Zahlen passen nicht zur Ideologie des „menschengemachten Klimwandels“. Darum werden sie schlicht und einfach verschwiegen.

Haben Sie von Herrn Lauterbach jemals etwas Ernsthaftes zu den Nebenwirkungen der Covid-Impfungen gehört? Diese Zahlen vom Paul-Ehrlich-Institut passen nicht zur Ideologie des Impfzwangs und werden darum von Lauterbach schlicht und einfach verschwiegen oder erschreckend unfachkundig bagatellisiert, indem er von einer „nebenwirkungsfreien Impfung“ twittert.

Wenn Politiker mit Zahlen operieren, dann sind das die eigentlich spannenden Fragen: Welche Zahlen lassen die Politiker unter den Tisch fallen und warum bringen Wissenschaft und Medien diese unter den Tisch gefallenen Zahlen nicht wieder zurück auf den Tisch?

Drittens: Bei politischen Zahlen ist es oft verwunderlich, welche qualitativen Fragen vernachlässigt werden

Bei den Montagsspaziergängen sind die Menschen doch tatsächlich so dreist, nicht Inzidenz-Zahlen zu rufen, sondern „Friede, Freiheit, Selbstbestimmung“. Wie aber will man Freiheit mit Zahlen quantifizieren?

Eine Verwandte hat ihr Abitur mit 1,0 gemacht. Auch ihre Pisa-Testergebnisse waren immer top. Bei der Abiturfeier musste ich feststellen, dass die junge hochintelligente Frau mit dem Begriff „Aufklärung“ außer „sexuelle Aufklärung“ nichts anfangen konnte und auch noch nie etwas von Kant und dessen Ruf zum Ausgang aus der eigenen Unmündigkeit gehört hat. Höchstwahrscheinlich ist so etwas nicht Pisa-relevant. Könnte es sein, dass echte Bildung da anfängt, wo Pisa aufhört?

Die Bibel als „Buch der Bücher“ weiß darum, dass die wesentlichen existenziellen Dinge im Leben letztlich nicht quantitativ zu erfassen sind: bedingungslose Liebe, Vergebung, Vertrauen, Gnade, Hoffnung, Ewigkeit. In der christlichen Glaubenslehre werden mit dem Dogma der Dreieinigkeit alle menschlichen Zahlenspiele gesprengt. Der Schatz der Gottesbeziehung lässt sich nicht in Zahlen fassen. „Dreieinigkeit“ hat nichts mit Mathematik zu tun.

So wichtig Zahlen in der empirischen Forschung sind, in der Politik, in der Psychologie und in der Thelogie gibt es Bereiche, die mithilfe von Zahlen nicht erschlossen werden können. Und selbst in der Naturbetrachtung ist es etwas völlig anderes, ob ich die Federn eines Adlers zähle oder ob ich staunend wahrnehme, wie der Adler majestätisch in die Lüfte steigt.

Es ist darum meines Erachtens eine fatale Meinungsverengung und eine Zerstörung des Ganzheitlich-Menschlichen, wenn die Politik allein die Zahlen zum Fundament ihres politischen Handelns macht. In einer Demokratie kommen wir auch mit Zahlen(tricksereien) nicht darum herum, qualitativ darüber zu streiten, wie wir miteinander leben wollen.

Fazit: Ein Kuss ist QUANTITATIV gesehen die Berührung zweier Lippen, bei der über 100.000 Bakterien und Viren übertragen werden. Trotzdem küsse ich meine Frau immer wieder gerne. Ein Hoch auf die QUALITATIVE Lebenseinstellung.

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Kommentare ( 41 )

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41 Comments
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Bernie
2 Jahre her

Daten und Zahlen sind überall, sind einfach, stets gültig, stets richtig und deshalb überall nutzbar. Sie sind noch nicht vollständig medial mißbraucht — zumal Mathematik hierzulande eine abzulehnende Geheimwissenschaft ist. Zum Mythos gehört, daß Daten und Zahlen das Öl des 21. Jahrhunderts sind. Sie werden als Universalargument eingesetzt. Keine Talkshow kommt ohne Daten und irgendwelche zusammengestoppelte Zahlen aus, manche strotzen sogar davon. Trotzdem sollte man wissen, inwieweit mit Daten und Zahlen bewußt Mißbrauch getrieben wird und werden kann und wie man Daten und Zahlen hinterfragen soll, ehe man diesen Daten vertraut. Es gibt nicht nur Medien“kompetenz“ sondern auch Zahlenkompetenz. Siehe… Mehr

Ewald K.
2 Jahre her

Es geht langsam nicht mehr nur um Corona, sondern darum, daß Land und die Spielregeln wieder ins Lot zu bringen und die untauglichen Politiker für alle Zeiten abzuservieren

HeRo
2 Jahre her

Die neueste Tichy-Ausgabe hat nicht umsonst diesen Titel…
Als Ingenieur kennt man psysikalische Sachzwänge.

hert
2 Jahre her

Lieber Herr Zorn, was für ein erfrischender und ja, aufklärerischer Kommentar im Sinne von Kant. Ja, dank PISA, Bologna und den vielen sendungsbewussten SPD-, leider auch CDU-Kultusministern, hat die Anzahl der Halbgebildeten enorm zugenommen, und die befinden sich inzwischen in verantwortlichen Regierungs- und Parteiämtern.

LM_978
2 Jahre her

Ich finde, auf die elementarsten Dinge heruntergebrochen handelt es sich um „Autoritätserzeugung“, „Dem Gehorchen/Folgen dieser/diesen Authorität/Authoritäten“ und die „Anerkennung durch unumstössliche Legitimation“. Früher ging das mit der Legitimierung durch den Gotteswillen, die unumstössliche Authorität der „Vertreter Gottes“ und derer, die sie als weltliche Macht legitimierten sowie deren unumstösslicher Wahrheiten. Heute das selbe Prinzip nur mit ausgetauschten Dingen die diese Funktion Wahrnehmen: Politik, Medien, „die“ Wissenschaft (was ich per se für unsinn halte, weil gerade die Wissenschaft davon lebt, Dinge ständig zu hinterfragen und zu prüfen, es dort somit definitionsgemäss nichts Unumstössliches gibt). Und wer sich der Authorität nicht beugt, die… Mehr

MartinLa
2 Jahre her
Antworten an  LM_978

Zustimmung, jedoch ist zu bedenken, dass wahrer Gottesglaube im Sinne des NT ein Heilmittel dagegen sein kann. Während sich tatsächlich Herrscher und Machthaber gerne der Religion als Legitimation bedienen – alle Religionen, einschließlich des Katholizosmus und des Protestantismus – so spricht doch Jesus eine andere Sprache, die bei korrekter Beachtung einen Machtmissbrauch nicht zulässt.
Wenn die Mächtigen wissen, dass sie nicht die Obersten sind und einmal Rechenschaft ablegen müssen, können sie keine finsteren Geschäfte betreiben. Nur jene Mächtigen, die ihrerseits den Gottesglauben missbrauchen, können daraus Gewinn ziehen.

friedrich - wilhelm
2 Jahre her

……es ist immer besser sich nicht an zahlen zu orientieren, sondern an der wirklichkeit! die läßt sich manchmal messen und berechnen!

achijah
2 Jahre her
Antworten an  friedrich - wilhelm

Sehr schön zusammengefasst!

Dozoern
2 Jahre her

Hannah Arendt hat darauf hingewiesen, dass sich autoritäre und totalitäre Systeme der Wissenschaft und der Statistik bedienen, um ihre Herrschaft zu rechtfertigen. Genau so ist es heute schon in allen westlichen Gesellschaften, da sie im Gleichklang mit der OECD die ökonomischen Kennzahlensysteme entwickeln und mit der WHO die gesundheitlichen. Die Statistiken werden gebogen und zurechtgemacht, damit die Wirklichkeit verschleiert und diese irreale Welt über die Massenmedien verbreitet. Zahllose Beispiele belegen das: Arbeitslosenstatistik: grob falsch. Reales Wachstum des BIP: grob falsch. Preissteigerungsraten: grob falsch. Billionen Schulden werden als Heilmittel für Staat & Wirtschaft verkauft. Der DAX, einer der irrealsten Börsenindizes der… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Dozoern
Walter Eiden
2 Jahre her

Dieser Beitrag trifft zu 100% „meine Rede“, meine „Lebensphilosophie“. Danke dafür!
Ich kann mich noch eine talkshow von vor weit über 10 Jahren (Christiansen?) erinnern in der die Grün*in Renate Künast auf eine „allgemeine“ Frage (fällt mir leider nicht mehr ein) antwortete „Dazu kann ich nichts sagen, ich habe noch keine Statistik dazu gelesen.“ Ein zukunftsträchtiges Sinnbild wie ich anschliessend lernen musste.

Loewe
2 Jahre her

Ich bin ein ausgesprochener Fan von Zahlen, besonders Meinungsumfragen, die ich hier mal dazu nehmen würde! Zahlen Lügen nicht. Wenn der Gegner die Zahlen selektiv auswählt/unterdrückt bzw. nach seiner Agenda framed – das spricht nicht gegen die Zahlen an sich. Bestes Beispiel: Alle Umfragen haben gezeigt, wie unbeliebt Laschet als Kanzlerkandidat war; bei der Parteibasis und der Bevölkerung. Hätte die Union drauf gehört statt sich arrogant darüber hinweg zu setzen, wäre Söder jetzt Kanzler. Das wäre auch ein Dienst an der Demokratie insgesamt, denn es würde die Mehrheitsverhältnisse im Land genauer abbilden. Auch die cross-tab’s müssen mit veröffentlicht und von… Mehr

MartinLa
2 Jahre her
Antworten an  Loewe

Auch Meinungsumfragen werden gemacht. Der Einfluss der Medien ist immer noch so stark, dass sie den den Sinn der Demokratie in Frage stellen. Es gibt zwar auch seriöse Umfragen, aber das meiste gehört nicht dazu. Wenn Fragen so formuliert sind, dass sie eine bestimmte Tendenz lenken, sind sie wohl eher nicht seriös.
Ich bin kein Freund von Laschet, aber er wäre m.E. das kleinere Übel gewesen – nicht sehr fähig, aber ein halbwegs integerer Vermittler. Zu Söder oder Merz hätte ich weit weniger Vertrauen … und zu Scholz, der keine roten Linien kennt, schon gar nicht.

MartinLa
2 Jahre her

Ich denke, dass die Bibel nach wie vor wegweisend ist. Auch ich liebe diese Zitate, aber es erschließt sich dem weniger so Kundigen nicht, wie diese zu deuten sind. Die Botschaft der Bibel benötigt darum mehr den Gesamtkontext: Wenn die Welt und das Leben schlechthin aus der Perspektive der Schöpfung und Liebe Gottes zu verstehen ist, dann seht auch die Hoffnung und Vertrauen auf einem soliden Fundament. Ohne jenes bleibt es unverständlich. Die Bibel lehrt, die Dinge vom Anfang und Ende her zu sehen. Der Zeitgeist kennt weder das Eine noch das Andere und lässt alle eher wie die Blätter… Mehr