Hat der christliche Glaube in Europa noch eine Zukunft?

Schon der Apostel Petrus stand für Selbstgefälligkeit, Wankelmütigkeit, Glaubensverleugnung, theologische Dummheit. Daran hat sich bei der Kirche bis heute nichts geändert. Das Christentum in Europa hat dennoch Zukunft, weil es nicht an den Kirchen hängt, sondern an Gott. Gott wird dafür sorgen, dass Menschen immer wieder den Weg zu ihm finden.

Wenn ich auf den Zustand vieler Kirchen schaue, dann scheint der christliche Glaube in Europa ein Auslaufmodell zu sein.

Allerdings wäre das Christentum schon immer ein Auslaufmodell, wenn es allein von den Kirchen abhängig sein würde. Bereits der Apostel Petrus als Prototyp für die Kirche stand schon vor 2000 Jahr für

  • Selbstgefälligkeit (Matthäus 26,35)
  • Wankelmütigkeit (Matthäus 14,30)
  • Glaubensverleugnung (Matthäus 26,69-75)
  • theologische Dummheit (Galater 2,11-14).

Daran hat sich bis heute nichts geändert, auch wenn Kirchen mit klerikalem Pomp, pastoraler Aufgeblähtheit und moralischem Getöse bemüht sind, ihr Image aufzuhimmeln. Und auch wenn die allgemeine Meinung immer noch irgendetwas Übermenschliches von den Kirchen und ihrem Bodenpersonal erwartet. Dies kann nur in der Enttäuschung enden, was in den Missbrauchsskandalen auf schreckliche Weise kulminiert ist.

Die Kirche ist im schlechtesten Fall eine Instiution, die mehr negative Nebenwirkungen hat als positiven Nutzen. Im besten Fall ist sie ambivalent: Sie bewahrt als Institution die Schätze der christlichen Tradition und Kultur und sie fördert und stärkt als Gemeinschaft der Gläubigen die lebendige Beziehung zu Gott, sofern ihre menschlich-allzumenschliche Selbstgefälligkeit, Wankelmütigkeit, Glaubensverleugnung und theologische Dummheit nicht überhand nehmen.

In beiden Fällen reicht es für die Kirchen niemals, um dem christlichen Glauben in Europa eine Zukunft zu sichern. Aber es reicht aus, um mit einem langen Zeigefinger auf das Kind in der Krippe zu verweisen, das nicht selbstgefällig und wankelmütig war, sondern das in einer wunderbaren Klarheit Mensch und Gott repräsentiert und miteinander versöhnt.

Gott selber sorgt dafür, dass Menschen immer wieder dieses menschliche Gotteskind in der Krippe finden. Dafür stehen die „Heiligen Drei Könige“ in der Weihnachtsgeschichte (Matthäus 2,1-12): Die babylonischen Sterndeuter suchten Gott in den Sternen und sahen in dem Zusammentreffen wohl von Jupiter und Saturn eine Weissagung über die jüdische Geschichte. Das ist ganz und gar unbiblisch, denn nach der Bibel sind Sterne nichts anderes als Laternen am Himmel (Genesis 1,14-15). Das ist zudem ganz und gar unwissenschaftlich, denn aus empirischer Sicht sind Zusammenhänge zwischen Sternkonstellationen und menschlicher Geschichte äußerst zweifelhaft. Die Sterne wissen gar nichts von der Geschichte.

Und doch hat Gott die Sterne und die irrigen Ansichten der Sterndeuter gebraucht, um die „Heiligen Drei Könige“ an die Wiege des christlichen Glaubens zu bringen. Wer suchet, der findet; und sei es über die unmöglichsten Wege. Und manchmal lässt Gott Menschen etwas finden, was sie gar nicht gesucht haben.

Das Christentum in Europa hat Zukunft. Weil es nicht an den Kirchen hängt, sondern an dem Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat, der in Jesus Christus unser Bruder geworden ist und der die Welt mit sich versöhnt. Gott wird auf seine Weise dafür sorgen, dass Menschen immer wieder den Weg zu ihm finden. Und er kann dabei die überraschendsten Hilfsmittel benutzen: Sterne, unwissenschaftliche Illusionen, das Internet und sogar auch die Kirchen in ihrer Selbstgefälligkeit, Wankelmütigkeit, Glaubensverleugnung und theologischen Dummheit.

Darum frage ich als Christ an erster Stelle nicht danach, wie das Christentum in Europa gerettet werden kann. Das ist mir viele Nummern zu groß. Da vertraue ich voll und ganz meinem Gott. Ich frage stattdessen, wie ich in meinem Alltag immer wieder zum Kind in der Krippe finde und wie dieses Kind seine heilsame Kraft in meinem Leben und Sterben und in meiner Kirche wirksam werden lässt.

Mit diesem Gotteskind an meiner Seite arbeite ich daran, dass mein Leben ein paar Millimeter weniger selbstgefällig, wankelmütig, glaubensverleugnend und theologisch dumm wird. Doch selbst wenn ich da als Christ genauso wie Petrus versagen sollte, dann hoffe ich, dass mein Leben mit seinen Fehlern und Schwächen trotzdem ein langer Zeigefinger auf den Erlöser dieser Welt ist. Mein Leben und die Zukunft des christlichen Glaubens hängen an dem seidenen Faden der göttlichen Gnade. Das reicht vollkommen aus. Mehr braucht es nicht.

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Kommentare ( 26 )

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26 Comments
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Andreas Meier
1 Jahr her

Wenn die Kirche Auslaufmodell ist, was ich auch so sehe, dann impliziert das, die Gläubigen würden ohne verbindliche Gemeinschaft auskommen. Dem ist aber nicht so, die Anweisung zur Teilnahme und der besondere Segen auf Versammlung der Gläubigen besteht weiterhin noch. Daher sollte man nicht alternativlos die Kirche beerdigen, sondern gleichzeitig den Mut machen, andere Gläubige aufzusuchen. Wenn jeder zuhause seine eigene Irrlehre pflegt, ist es dem HERRN keine Freude. Wir sollten uns gegenseitig zur Korrektur helfen, aus dem Wort Gottes lernen und gemeinsam beten. Talare, die zweifeln, bedarf es dazu nicht.

fatherted
1 Jahr her

Meine Meinung….In einer Zeit, in der man zum Mond, Mars fliegt…in der man im CERN die kleinsten Teilchen erkundet und sogar die menschliche DNA entschlüsselt….wird es Religion in einer Gesellschaft der Wissenden schwer haben. Die Hoffnung vieler „Gläubiger“ ist ja eine Gesellschaft der „Unwissenden“….die z.B. im Islam weit verbreitet ist….hier brennt das Herz für die Religion….weil man tatsächlich an die Jungfrauen glaubt, die einem im Paradies erwarten. Insofern ist das Abwenden von Religion und Glauben für mich ein Zeichen von Intelligenz und Wissen….wer erkannt hat was Religion ist….letztlich eine Ideologie um die Freiheit des Geistes in ihre Schranken zu weisen… Mehr

Axel Fachtan
1 Jahr her

Das Christentum ist in Europa nicht mehr mehrheitsfähig. Zu Beginn sowieso war es der Glaube einer kleinen Minderheit. Nach der Verbindung mit der römischen Staatsmacht beim Konzil von Nicäa 325 wurde es dann „Mehrheitsmeinung“. Es mag für Christen ungewohnt sein, in der relativen Minderheit zu sein. Wenn aber bitteschön Christentum überzeugend vorgelebt wird, dann kommt es auch ohne Kirchensteuer aus. Eines der Probleme ist, dass die Amts- und Würdenträger den christlichen Glauben nicht (mehr) ernst nehmen. Die Behauptung ist, dass 80 Prozent der Theologiestudenten nach dem Studium nicht mehr gläubig sind. Der erste und der zweite Weltkrieg sind aus christlich… Mehr

Rene Meyer
1 Jahr her

Sie haben gute, schöne Worte gefunden. Und Ihre drei letzten Sätze klingen in mir nach.

„Mein Leben und die Zukunft des christlichen Glaubens hängen an dem seidenen Faden der göttlichen Gnade. Das reicht vollkommen aus. Mehr braucht es nicht.“

Nibelung
1 Jahr her

Zu Gott werden sie immer zurück finden, spätestens dann wenn sich neue Katastrophen jeglicher Art ereignen und die Aussicht auf den Tod läßt eine völlige Loslösung vom Allmächtigen auch nicht zu und so behält jeder intelligente Mensch noch seinen Glauben, bitte nicht verwechseln mit Kirche, als selbsternannte Diener des Herrn, was sie bei Gott nicht mehr sind. Geglaubt haben alle Generationen und Völker vor uns. bis die Gottlosen kamen und nun meinen, es geht auch ohne ihn, was der größte Trugschluß aller Zeiten ist, denn von nichts kommt nichts und ist auch nicht über die Evolution zu erklären, die nichts… Mehr

Reinhard Schroeter
1 Jahr her

Bin aus familiären Gründen sehr oft in Ungarn und nutze diese Gelegenheit auch gleich immer damit einen Gottesdienst , dem kich in Buntland seit 2025 fern bleibe , oder eine Messe zu besuchen. Was einen Luther zu Recht bewegte, ist mir nicht mehr so wichtig. Im Gegenteil, gerade heute ist die Einheit des Christentums nicht mehr so dringend notwendig , wie seit der Zeit als ein Jan Sobielski, König der Polen mit seinem Heer , die Osmanen vor Wien geschlagen hat. Egal ob Messe oder Gottesdienst , hier wie da wird einzig die frohe Botschaft der Evangéliums verkúndet, für politische… Mehr

Esteban-E
1 Jahr her

Den vier genannten Punkten von Petrus und der Kirche kann noch ein fünfter hinzugefügt werden: Einmischung in die Angelegenheiten des Staates, wo man mehr falsch ala richtig macht (Johannes 18:10).
Tröstlich, wie Gott auch mit Petrus deine Geschichte schreibt. Allerdings musste dieser zunächst zur Einsicht seiner Schwäche gelangen.

Gabriele Kremmel
1 Jahr her

Ich kenne Leute, und ich gehöre dazu, die sind bereits vor über 3 Jahrzehnten aus der Kirche ausgetreten. Nicht trotz sondern wegen ihres christlichen Glaubens.

Retlapsneklow
1 Jahr her

Weil die Heiligen Drei Könige dem Kometen erfolgreich ans Ziel folgten, glaubten hinterher nicht nur sie umso mehr an die Sterne. Kein optimaler Ausgang, wenn man der Wahrheit einen hohen Wert beimisst, das A & O der Wirklichkeit. In der Bibel weiß man nie so recht, was man besser als Umschreibung verstehen sollte, für das die feine Wahrnehmung allgemein zu schwach ist, und es darum kein Wort gibt, das mit Sicherheit richtig verstanden wird. Wer etwas nicht kennt, hat dafür kein Wort. Wer ein Wort für eine ihm unbekannte Sache bekommt, kann sich das Gemeinte nicht vorstellen. (Die Sicherheit, Aussagen richtig verstanden… Mehr

achijah
1 Jahr her
Antworten an  Retlapsneklow

Der christliche Glaube ist keine „Buchreligion“, sondern eine „Person- und Beziehungsreligion“. Deshalb bin ich „Christ“ und nicht „Biblist“. Wie in jeder Beziehung ist aber Kommunikation ein wichtiges Hilfsmittel für die Beziehung; Hilfsmittel für eine erfahrbare Beziehung, die höher ist als alle Erfahrung.

Chris Groll
1 Jahr her
Antworten an  achijah

Das sehe ich anders. Für mich war die Erfahrung mit oder von Gott ausschlaggebend für meinen Glauben an IHN. Mein Wissen, daß es IHN gibt, diesen einen Gott. Mein Vertrauen in IHN.

Retlapsneklow
1 Jahr her
Antworten an  achijah

Das Offensichtliche, dass die Bibel ein Buch ist (sogar „das Wort Gottes“ genannt wird) und die Vermittlungsgrundlage des Christentums, soll also nicht wahr sein?! Obwohl Sie aus diesem Buch oft zitieren und es stellenweise als Quelle angeben? Keine Frage, ist Kommunikation das (einzige) Mittel des Gedankenaustauschs. Aber Wortkommunikation ist nun mal unperfekt. Das heißt, es wäre an andere Möglichkeiten zu denken… Es ging in meinem Kommentar vor allem auch um Vermittelbarkeit. Was ist damit? So wie ich Ihren Kommentar gelesen habe, stoße ich auf eine Merkwürdigkeit. Was bringt eine Beziehung, wo die Erfahrung/Erkenntnis ergo das Weiterbringen nicht so wichtig ist?… Mehr

CIVIS
1 Jahr her

Nein, …das Christentum hat m.E. in Europa keine Zukunft mehr
und
ja, …den christlichen Glauben kann man offiziell verbieten, aber es wird ihn natürlich in Europa partiell noch weiterhin geben.

Die sogenannten „christlichen Kirchen“ haben ihren eigenen christlichen Glauben selbst und ohne Not zum Abschuss freigegeben, nur um sich danach dem Islam zu unterwerfen.
Der Islam braucht sich nicht einmal die Hände schmutzig zu machen, wenn oberste Christenvertreter in Jerusalem auf dem Tempelberg in vorauseilendem Gehorsam bereits ihre Kreuze ablegen. Mehr können Christen sich selbst und ihren Glauben nicht verleugnen.

Und lieber Pfarrer Zorn, Ihr Gottvertrauen in allen Ehren, aber…

Last edited 1 Jahr her by CIVIS