Wo bleibt die Rebellion im Funkhaus?

Angesichts der Skandale in den öffentlich-rechtlichen Sendern ist es erstaunlich, wie wenig sich diejenigen rühren, die die meiste Arbeit dort tun.

IMAGO/Penofoto

Wer es wissen will, weiß es schon lange: Die Milliarden, die den öffentlich-rechtlichen Sendern aus der „Demokratieabgabe“ zufließen, finanzieren zum geringsten Teil das Programm und jene, die den dafür nötigen Content liefern, also die fest angestellten und mehr oder weniger freien Journalisten, Autoren, Moderatoren. Der größte Teil des Geldes geht in die Verwaltung und in die üppigen Gehälter von Intendanten und Abteilungsleitern und finanziert Altlasten, also die Pensionen all derer, die schon längst keine Inhalte mehr liefern.

Insofern ist es verwunderlich, wie wenig sich bislang diejenigen gerührt haben, die die Arbeit machen, während ihre Vorgesetzten sich teure Büroausstattung, Dienstwagen und Spesen leisten. Das verwundert allerdings nur bei jenen nicht, die mit ihrer journalistischen Arbeit eine politische Agenda verbinden, wie etwa Detlef Flintz vom WDR, ein Funktionär bei den Grünen, der das Programm seiner Partei als Kommentator bei den Tagesthemen verbreiten durfte. Das wurde selbst dem WDR zu viel.

Beim NDR sorgte die Funkhaus-Chefin Sabine Rossbach zwar nicht für die Verbreitung grüner Agenda, dafür aber für nicht minder Gespenstisches: Sie ließ den Bericht über eine Frau senden, die behauptete, nicht nur mit lebenden, sondern auch mit toten Hunden Kontakt aufgenommen zu haben. Und das aus reiner Gefälligkeit gegenüber der damaligen Programmchefin von NDR-Kultur, deren Tochter dem Sender eine Serie über „Hunde in Hamburg“ angedreht hatte, in deren Rahmen die Hundeflüsterin ihren Auftritt hatte.

Die Öffentlich-Rechtlichen erleiden derzeit auch unter Wohlgesonnenen einen gigantischen Vertrauensverlust, der, so ist es ja immer, vor allem die Anständigen trifft. Denn es gibt nicht nur nebenamtliche Regierungssprecher, rotgrüne Parteigänger und folgsame Opportunisten in den Funkhäusern. Und langsam rühren sich diejenigen, die noch an die Möglichkeit eines ehrlichen Journalismus glauben.

Die Cousinenwirtschaft nicht nur bei RBB und NDR kommt nicht gut an bei jenen, die die oft mühselige Beinarbeit für kleines Geld machen und dann auch noch einen Maulkorb verpasst kriegen, wenn sie nicht das liefern, was oben gewünscht wird.

Neun NDR-Mitarbeiter aus dem Rundfunkhaus in Kiel haben sich nach Informationen von Business Insider in den vergangenen zwei Jahren persönlich – unter Zusicherung ihrer Anonymität – an den Redaktionsausschuss des NDR gewandt. Das Gremium aus mehr als 20 gewählten freien und festen Journalisten dient als Anlaufstelle für interne Beschwerden. Die Vorwürfe: „Es gebe einen ‚politischen Filter‘ in der Redaktion“, Berichterstattung werde teilweise verhindert und kritische Informationen heruntergespielt. Autoren würden abgezogen und Beiträge in den Abnahmen massiv verändert.

Mit freien Journalisten ist der Umgang einfach: Man beschäftigt sie einfach nicht mehr, wenn sie nicht auf Linie sind. „Konservative“ Stimmen oder sagen wir besser: Stimmen, die regierungskritisch und nicht rotgrün sind, gibt es auch beim einst als rechts verschrieenen DeutschlandRadio schon lange nicht mehr.

Einer, der bereits vor einiger Zeit öffentlich gemacht hat, welche Sitten und Gebräuche im angeblich neutralen und über den Parteien schwebenden, stets ausgewogenen öffentlich-rechtlichen Rundfunk so herrschen, ist Ole Skambraks, der im Oktober 2021 in einem offenen Brief über die Corona-Berichterstattung schrieb: „Das Ergebnis von anderthalb Jahren Corona ist eine Spaltung der Gesellschaft, die ihresgleichen sucht. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat daran großen Anteil.“ Und: „Schon sehr früh galt die Gleichung, dass Kritik am Coronakurs der Regierung dem rechten Spektrum angehört. Welche Redakteurin wagt es da noch, einen Gedanken in diese Richtung zu äußern?“

Auf seiner Website „Meinungsvielfalt.Jetzt“ finden sich über 50 Statements frustrierter Kollegen, die – wohlweislich anonym – jenen verengten Meinungskorridor beklagen, der von den Verantwortlichen so vehement bestritten wird.

Solche wie sie sind es, mit denen die Öffentlich-Rechtlichen noch eine Chance hätten. Doch wahrscheinlich ist der Zug längst abgefahren. Wir werden bald erfahren, wie viele Kunden sich der „Demokratieabgabe“ mittlerweile verweigern.

Es gibt längst Alternativen. Und die heißen nicht nur Netflix.


 

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Kommentare ( 23 )

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23 Comments
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K.Behrens
2 Jahre her

Herr Joachim Knuth als Indentdant des NDR hielt kürzlich seinen hoffentlich kostenfreien Vortrag im Hafenklub Hamburg! Genial, was der Mann an Visionen digitaler Vernetzung zum Besten gab? Allerdings konnte der Gute auf der Terrasse des Hafenklubs bei dem einen oder anderen Getränk keine Abgaben zu stündlich wiederholten „news“ seines Senders machen! Immer zur vollen Stunde wird der ewig gleiche Text nach Aussage Intendant Knuth aktuell angepasst!? Ebenso känzelte Herr Knuth Nachfragen hinsichtlich „Leser-Hörer-Statements, ihm fehlt Personal. Beim NDR sind online bereits seit 2021 keine „Leserbriefe“ mehr möglich…dafür hat Herr Knuth nach eigener Aussage kein „Personal“. Deshalb ist online keine Frage… Mehr

Oblongfitzoblong
2 Jahre her

Es geht jetzt darum, die von Frau Dr. Merkel eingeführte Meinungslenkung zurück in erträgliche und in einer Demokratie übliche Bahnen zu lenken. Das vielbeschworene System Merkel muss aufgebrochen werden. Dazu gehört eben auch eine Revision und Neustrukturierung der ARD und des ZDF. Die freien Sender werden zügig folgen.

taliscas
2 Jahre her

„Verengter Meinungskorridor“ ist auch so ein Euphemismus, der mich die rechte Faust ballen lässt.

EinBuerger
2 Jahre her

Mal sehen, ob sie sich noch mehr zerfleischen.
In Verbindung mit dem wirtschaftlichen Abstieg der BRD, den versprochenen Pensionen, der Inflation, … ergibt sich eine giftige Gemengelage für die GEZ-Sender. Entweder tun die mal wirklich Leuten in den GEZ-Sender wirtschaftlich weh oder sie steigern die Wut der BRD-Gläubigen noch mehr.

H. Priess
2 Jahre her

Mir erzählte jemand vor Jahren mal folgende Story. Auf einer Insel die normal nur mit einem Boot erreicht werden konnte sollte ein Interview mit dem dortigen Bioreservatsleiter aufgenommen werden. Als erstes kam die Journalistin vom NDR zu einem Vorgespräch, mit Hubschrauber. Dann einige Zeit später der Lacationscout der den richtigen Hintergrund für die Aufnahmen suchte, natürlich mit Hubschrauber. Es folgten die Journalistin mit Kamera und Tonmann zu Probeaufnahmen, per Hubschrauber. Einige Tage später dann kamen die wieder um das richtige Interview aufzunehmen, per Hubschrauber. Der Beitrag wurde dann in einem NDR Magazin am Abend gesendet und war ca. 2,5 Minuten… Mehr

chez Fonfon
2 Jahre her
Antworten an  H. Priess

In Spiegel Online stand, nur „eine kleine, hauptsächlich männliche Minderheit“ fahre Dienstwagen. Da war ich doch sehr betroffen, wieviele Damen bei den Sendeanstalten schon eine Geschlechtsumwandlung vollzogen haben.

FionaMUC
2 Jahre her

Richtig! Und denken wir bitte nach vorne!!! Einer der ersten Punkte des reformierten vernunft-renaturierten Deutschland: Alle ÖRR weg! Maximal reicht ein Deutschlandfunk-Radio. Es braucht kein ÖRR-Fernsehen, wozu auch im Internet-Alter. Was wir brauchen ist FREIE WIRTSCHAFT. Schluß mit Staatsknete, denn überall dort, wo man von derselben lebt, herrscht nun rotgrünes Netzwerk. Das verschwindet schnell in der freien Wirtschaft auch im Kulturleben, wenn man also einfach gut arbeiten muss.
Betonung: ARBEITEN und GUT!

Last edited 2 Jahre her by FionaMUC
giesemann
2 Jahre her

Rebellion? Wes Brot ich ess‘? Weil das so ist, wende ich seit geraumer Zeit die Methode Jean Monnet aus Cognac* (1888 – 1979) an: Die Politicks und die Journos wissen nix, also musst du es ihnen SAGEN. Der ging hin zu denen, sagte was und machte so Politik – ohne selbst ein einflussreiches Amt aus zu üben. *https://de.wikipedia.org/wiki/Cognac_(Stadt) Für mich ist Monnet ein großes Vorbild. Schließlich will ich die Denke weltweit(!) auf Vordermann bringen. Im Prinzip ein Leichtes – wenn sie nur nicht so blöd wären …. . Machen Sie mit? Es ist ein großes Abenteuer, kommen Sie mit! Denn wir wissen… Mehr

Astrid
2 Jahre her

Solange die Leute in jedem Quartal die GEZ-Gebühr bezahlen, besteht für diese üppig bezahlten Leute überhaupt kein Grund etwas zu ändern. Die Gehälte und Pensionsbezüge fließen und somt besteht überhaupt kein Handlungsbedarf. Das System GEZ wiegt sich in Sicherheit. Um eine Änderung herbeizuführen, müssten die Einzahler diesen Fluss kosequent unterbrechen und einfach nicht mehr bezahlen. Aber aus Angst vor den Konsequenzenn. tun diesen notwendigen Schritt, die meisten Leute nicht. Hier liegt das Problem! Ich habe meine GEZ vorige Woche abgemeldet, weil ich nicht mehr bereit bin diese Zwangsabgabe zu entrichten. Jeder der weiterzahlt macht sich an diesen desaströsen Verhältnissen mitschuldig.… Mehr

Ingolf
2 Jahre her

Frage: Wozu Rebellion, wenn man als festangestellter(!) Mitarbeiter eines Funkhauses bestens verdient und versorgt ist? Ich hatte vor einigen Jahren einen Nachbarn, der als Musiker (Geige) beim SWR Symphonieorchester spielte. Kein Solist, kein musikalischer Leiter, sondern ganz normales Orchestermitglied. Über seine Freizeit konnte ich nur staunen und wenn man zu seinem privaten Fuhrpark zwei Fahrzeuge zählen kann (E-Klasse Kombi und Volvo Kombi), dann war der Verdienst wohl nicht gering. Nebenbei noch das Nachbarhaus gekauft (Stuttgarter Preise) und einige Umbauten selbst vorgenommen (handwerklich bemerkenswert, aber ich dachte, dass Hände oder Finger für einen Geiger ein gewisses „Kapital“ darstellen). Nach einigen Jahren… Mehr

wolfdieter
2 Jahre her

Es wird weniger erstaunlich wenn man die genauen Arbeitsbedingungen anschaut: mit den realen Sendungen betraut sind ausschließlich Freie Mitarbeiter, so spezialisiert, dass sie ihre sehr spezifische Qualifikation im Arbeitsmarkt außerhalb der Öffentlich-Rechtlichen nicht unterbringen.

Direkt Angestellte bedienen die Verwaltung und setzen Anweisungen um.

Vor Jahren – als die Sender inhaltlich noch Taug hatten – habe ich einige Monate beim WDR gejobbt. Die Stimmung gegen die Chefetage war aber damals schon, sagen wir, durchwachsen.