Neues Trendthema der Union: Die Nationale Menopausen-Strategie

Die Union, früher mal Familienpartei, kümmert sich heute um eine "Nationale Menopausen-Strategie" im Bundestag. Denn die weiblichen Wechseljahre sind volkswirtschaftlich brisant. Wir hätten da noch weitergehende Vorschläge.

IMAGO, Screenprint Bundestag - Collage: TE

Frauen sind bekanntlich etwas ganz Besonderes, weshalb man sie auf vielfältige Weise fördern muss. Der Frauenparkplatz ist da nur ein ganz kleines Puzzlesteinchen im großen Förderkorb! Auch die Aufsichtsratsplätze werden uns wie Kamelle hinterhergeworfen, selbst wenn die meisten Frauen darauf ebensowenig Bock haben wie viele Männer. Egal: Frauen gehört die Welt.

Kein Wunder, dass neuerdings so viele Männer lieber Frauen sein wollen, natürlich ohne die vielen Nachteile, die so ein weibliches Geschlecht mit sich bringt, das man ja nicht umsonst das „schwache“ nennt. Was natürlich eine üble Verleumdung ist. Es sei denn, man vergleicht Frauen mit Transfrauen. Dann stimmt es eben doch wieder.

Nachteil eins: Menstruation, Blutspende an die Götter, bis zu 40 Jahre lang jeden Monat, über etwa fünf Tage. Nachteil zwei: Der Gebärvorgang. Wie sagt die Bibel: „Und zur Frau sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären.“ Wird Zeit, dass ein Mann eine künstliche Gebärmutter erfindet, dann wäre es auch mit dem Gebärleid und dem Gebärneid vorbei.

Nachteil drei: nach Menstruation und Gebärleid folgt die Menopause, und das ist auch nicht richtig lustig, denn dann drohen „Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Schlafstörungen, bis hin zu langfristigeren Folgen wie Osteoporose und kardiovaskulären Risiken.“

Doch wir Frauen sind nicht allein. Nicht nur grünrote Regierungen kümmern sich um unser Wohlergehen, von der Wiege bis zur Bahre, sozusagen. Mit dem ersten November dürfen sich auch Frauen zu Männern erklären, womöglich gar in der Hoffnung, dass solches gegen die oben beschriebenen Nachteile hilft. Die Union aus CDU und CSU, einst Partei der Familie, kümmert sich nun ebenfalls und hat einen umfangreichen und gelehrten Antrag am 24. September in den Bundestag eingebracht, wonach der „eine nationale Menopausen-Strategie“ beschließen solle im Sinne eines „gesamtgesellschaftlichen Bewusstseins für die Wechseljahre der Frau“ Unterzeichnet von Friedrich Merz, Alexander Dobrindt und CDU-Fraktion.

Da fühlt sich doch jede Frau über 55 Jahren umarmt und geschützt und gehätschelt und geht gleich viel lieber ihrer Werktätigkeit nach. Oder sie fragt sich, was es eigentlich die CDU-CSU und den Bundestag angeht, wie sie mit sich und ihren Vorzügen und Nachteilen umgeht. Schon die jahrelange Menstruation war gewiss kein Zuckerschlecken, aber sie zeigte immerhin Fruchtbarkeit an. Wir waren es jedenfalls nicht, die gefordert haben, dass auf jeder Toilette Tamponspender angebracht werden müssen. Und vielleicht menstruiert Frau ja in überirdischer Mission? Manch Frauenbewegte haben das Blutvergießen mit allerhand magischen Ritualen verklärt, unklar, ob es was genutzt hat.

Egal. Wenigstens hat die Union nun glasklare objektive Gründe dafür angeführt, warum sie sich ums Frauenelend kümmern möchte. Nicht aus Mitleid, nein. Das würden sich die meisten von uns Menopausierenden auch verbitten. Die Union aus CDU und CSU schätzt vielmehr das Menopausenleid als volkswirtschaftlich hoch brisant ein.

Das wäre richtig, sollten die Zahlen im Antrag stimmen: 9 Millionen Frauen leben in der Bundesrepublik, die in den Wechseljahren sein dürften. Laut einer Befragung möchten 10 Prozent von ihnen früher in Rente gehen, bei den über 55jährigen sind es 20 Prozent. Fast ein Viertel habe wegen Wechseljahresbeschwerden Arbeitsstunden reduziert oder unbezahlten Urlaub genommen.

Doch im betrieblichen Arbeitskontext sei das noch immer ein Tabuthema. Dabei sei das Thema angesichts wachsenden Fachkräftemangels und des demografischen Wandels von großer Bedeutung: Im Jahre 2030 sei schätzungsweise ein Viertel der weiblichen Weltbevölkerung in den Wechseljahren. Das habe gesamtgesellschaftliche Relevanz.

So weit kann man folgen. Und was kann man tun? Arbeitgeber könnten rücksichtsvoller sein, Ärzte sollten nicht Burnout attestieren, wenn es sich um Folgen der Menopause handelt. Solidarität ist gefragt!

Wie passend, dass die Union der Ampelregierung vorwerfen kann, diesbezüglich nichts getan zu haben. Auch die Männergesundheit wird sie demnächst zum Thema machen. Dazu braucht es Sensibilisierung, Forschung, Beratung, Aufklärung.

Gut so. Denn das generiert in all diesen Gebieten viele neue Jobs, auch für Frauen über 55 Jahren, die sich über einen Ruheraum freuen dürfen. Also keine Drückebergerei mit vorgezogener Verrentung mehr!

Mal gespannt, wie die Debatte über diesen Antrag im Bundestag ausgehen wird. Stefan Homburg fordert schon mal auf Twitter: „‘Tag der Menopause‘ als zusätzlicher bezahlter Feiertag!“ Gute Idee. Doch da geht noch mehr.


Das neue Buch von Cora Stephan, „Über alle Gräben hinweg. Roman einer Freundschaft“ ist am 8. Februar bei Kiepenheuer & Witsch erschienen:

Unterstützung
oder

Kommentare ( 33 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

33 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
siebenlauter
1 Monat her

Intimes zum Politikum zu machen, ist Kennzeichen des Sozialismus und Kommunismus. Dasselbe zeigt sich im Gendern, der sexuell konnotierten sechsfarbigen Regenbogenfahne und sogar im ungefragten Duzen.
Diese “schöne neue Welt“ kann weg.

WandererX1
1 Monat her

Merz unterschreibt, weil er sich darüber mehr Macht über einige zusätzliche Wählerstimmen erhofft (eigentlich ist ihm das Thema völlig wutscht!): unser Parteisystem fördert ungewollt alle Verrücktheiten dieser Welt, sobald sich eine Partei darüber zusätzliche Stimmen erhoffen kann. Ziemlich pervers und kaum diskutiert.
Mit Vernunft- Ausbau hat dieses zwangsläufig nominalistische Parteiensystem wenig zu tun. Man sollte dieses System zu verbessern suchen: nur traut sich ja in unserer feigen Ära niemand ran. Man sagt lieber: perfekte Demokratie! als ob dieses Machterzeugungsverfahren Demokratie – so wie es im Detail ausgestaltet ist – sakrosankt ist.

Laurenz
1 Monat her

Frau Stephan, ziehen Sie Sich doch mal ein paar Birkenbihl-Vorträge rein. Hätten Sie das gemeinsam mit unseren sozialistischen Genossen von den Christdemokraten (Christ & Demokrat laut Lisa Eckhart ein Paradoxon) gemacht, hätten Sie uns den ganzen Rote-Woche-Erguß sparen können. Zitat Stephan: Menstruation, Blutspende an die Götter, bis zu 40 Jahre lang jeden Monat. Z-Ende. Das ist natürlich totaler Quatsch & erst neuerdings so. Früher waren Ihresgleichen einfach immer schwanger, nix mit Opfer an die Götter. Das Weibsvolk hat es selbst in der Hand, per Schwangerschaft sich das ganze Elend zu ersparen. Artikel können Sie, Frau Stephan, auch zuhause am Küchentisch,… Mehr

Klaus Uhltzscht
1 Monat her

„Wechseljahre“ kann man ja mit „Transformation“ übersetzen. Und damit ist es ein Zukunftsthema.

hansgunther
1 Monat her

Herr Kraus hat ein neues Buch über die Dekadenz veröffentlicht, hier bei TE zu sehen. Der Bericht war unterlegt mit „Männern“ in Hundemontur und Hundemasken, hier mal auf zwei Beinen, gelegentlich als Doppelgänger, auch auf „Vier“ bei Paraden im Straßenbild sichtbar. Das Auge des Betrachters ist beleidigt, dennoch stimmt schon mal die Stellung! Was ist dagegen die Periode oder Menopause? Damit können diese »Vierbeiner« nun gar nichts anfangen. Also nachrangig wie die CDU. Es geht nur um den Trieb, um Herrn Kraus zu zitieren! Männlich, weiblich oder hündisch! Auszeiten können nicht berücksichtigt werden. Wie immer reitet die CDU ein totes… Mehr

Last edited 1 Monat her by hansgunther
Harry Charles
1 Monat her

NACH KLIMA: KLIMAKTERIUM

also sieht man Hitzewallungen (obwohl: der Sommer war eigentlich viel zu kalt, fiel ins Wasser) jetzt in einem anderen Kontext. Klima ist out, jetzt kommt das Klimakterium als nächster Hype des Politestablishments. Die Omas-gegen-rechts wollen halt eben auch sichtbar sein. Ist die CDU politisch vor oder nach der Menopause?

Maunzz
1 Monat her

Menopause ist wie Falscher Hase, der weder falsch noch Hase ist. Menopause ist nicht die Menstruationspause, sondern das altersbedingt natürliche Ausbleiben der Menstruation. Ein anderer Begriff ist das Klimakterium, die hormonelle Umstellung des weiblichen Körpers in der zweiten Lebenshälfte der Frauen – um das es wohl im Antrag geht. Und landläufig nennt man es einfach Wechseljahre. Die Nationale Wechseljahre-Strategie.

BK
1 Monat her

Das ist ja schlimmer als das Schreddern von männlichen Küken! Dass aus dem Vorschlag, auf den Damentoiletten kostenlose Tampons, Slipeinlagen und Monatsbinden für das geschundene Geschlecht bereitzulegen, nichts geworden ist, wundert mich nicht? Wie mir berichtet wurde, soll es in den Räumlichkeiten immer aussehen, wie bei Hempels unterm Sofa, sodass die angebotenen Hygieneartikel keine Frau auch nur anrühren würde. Man hört es auch immer wieder, wenn sich eine Frau in der Tür geirrt und in das Männerklo verirrt hat. „Oh mein Gott ist das hier sauber“, halt es dann bis in die letzte Box. Da ist man dann als Mann… Mehr

notabene
1 Monat her

Naja, die CDU setzt auf alte und alternde Wählerinnen und eine andere Partei erhält immer mehr Zulauf von den ganz jungen Wählerinnen. Da muss man schauen, welche der Wählerinnen den sprichwörtlich längeren Atem hat…
Spoiler: Ich als alternde Wählerin mit Menopause-Erfahrung setze da eher auf die jungen Wählerinnen.

Farbauti
1 Monat her

Erst macht Merz jahrelang keine Opposition und jetzt werden zur Ablenkung Schwachsinnsthemen bereitgestellt. Die CDU für Untenrum.
Ist er erst Kanzler wird er hintenrum die Wünsche seiner schwarzen Freunde vom Berg durchpauken.
Bargeld ade, aber Tena für alle.