Faschismus, überall Faschismus!

Zum Jahresende beglücken uns rotgrün zugetane Medien mit einer hysterischen gegenseitigen Überbietung dessen, was und wer faschistisch sei. Milei! Musk! Trump! Meloni sowieso! Dackel, Polohemden und Sneaker auch. Der dadurch entkernte Faschismus-Begriff dient nur noch als „magische Beschwörungsformel von halbgebildeten Linken“.

Screenprints: Zeit, SZ - Collage: TE

Die wenigen noch über Vernunft verfügenden Journalisten unserer Qualitätsmedien scheinen sich bereits in den Winterurlaub verabschiedet zu haben, damit man ihnen die Schamesröte nicht ansieht. Denn jetzt ist die Stunde der Praktikanten und Dilettanten. Und die ergreifen beherzt ihre Chance, die Vorlage ist schließlich großartig: Einer der reichsten Männer der Welt, Elon Musk, darf in der „Welt“ seine schrägen Einsichten verbreiten!

Obzwar das Blatt dem Text von Musk, in dem er vor allem die miserable Lage Deutschlands thematisiert, einen Disclaimer des künftigen Chefredakteurs zur Seite stellt, schlagen die Wellen hoch. Musk habe von Deutschland keine Ahnung, monieren jene, die während des Kampfs um die Präsidentschaft in den USA immer wieder bewiesen haben, dass sie keine Ahnung haben, wie der eher nicht woke Amerikaner so tickt. Und Musk mische sich gar in den deutschen Wahlkampf ein, was unsere Kamala-Harris-Anhänger nie nicht machen würden (die „Erlöserin“, gar „Retterin der Welt“!)

Fürchten sie etwa, dass deutsche Wähler Musk mehr trauen könnten als unserem „Qualitätsjournalismus“ und den politischen Köpfen, die das Land in die größte Krise der Nachkriegszeit geführt haben?

Doch immerhin: Eine einsame Ruferin in der Wüste ist eine der fünf „Wirtschaftsweisen“, Veronika Grimm. Sie findet die von Musk ausgelöste Debatte gut, denn es bringe nichts, die Diskussionen über die AfD und ihre Themen zu unterdrücken. „Richtig ist, dass wir ziemlich radikale Entscheidungen brauchen, um wieder wettbewerbsfähig und als Europa stark zu werden.“ „Wenn wir nicht umsteuern – also etwa der Rückzug des Staates aus vielen Wirtschaftsbereichen, Steuersenkungen, Anpassungen des Sozialstaats, Senkung der Arbeitskosten und eine vernünftige Energiepolitik – dann bekommen wir das Programm nach der kommenden Legislaturperiode vermutlich von extremen Parteien.“ Für diesen Fall rechnet Grimm mit „Chaos“.

Aber egal, wie wirtschaftsweise Frau Grimm ist: Hauptsache, Elon Musk hat Unrecht.
Und erst Donald Trump!

„Und der Faschismus, der geht so“, titelt es bei der „Zeit“ über einem Foto von Trump. Fünf Merkmale zählt der Autor Nils Marquardt auf, welche Trump mit dem Nationalsozialismus (der nicht der Faschismus ist, aber egal) verbinden: „Es ist dieser Entertainment-Faktor des Faschismus, seine karnevaleske Stimmungsmache und sein unablässiges Budengeläut, deren Bedeutung oft unterschätzt wird.“ Denn, so schließt der Autor, nur dadurch konnten Hitler und Mussolini ihre Anhänger zu Gräueltaten aufpeitschen. Schon wissen wir, in welche Richtung es geht in den USA. Dann doch lieber Olaf Scholz, der so gar nicht unterhaltsam ist! Verdächtig übrigens auch die AfD in Gestalt von Björn Höcke: Der tourte im vergangenen thüringischen Landtagswahlkampf mit einem Moped-Corso durchs Land. So bereitet sich also der Untergang vor. Alle anderen sind schuld – nur nicht Scholz und Habeck und die rotgrüne Welt von sozialistischem Degrowth.

Man möchte eigentlich gar nicht weiterlesen, aber irgendwie wirkt der Text von Nils Marquadt so dermaßen grotesk, dass man ob dieser ideologischen Stunts fasziniert dabei bleibt – weil man immerzu staunen muss über diesen ganz besonders toitschen Blick auf die Welt.

So räumt er ein, dass auch bei Kamala Harris getanzt und mit Popstars geworben wurde. „Der zentrale Unterschied zum Entertainment der Rechtsextremen ist allerdings, dass deren Karneval hemmungsloser, greller daherkommt. Und dabei befriedigt er die niedersten Instinkte.“ Kronzeuge: Thomas Mann.

Es sei auch keineswegs beruhigend, dass diese neuen Faschisten nicht mehr im Gleichschritt marschieren wollen. Dafür gebe es dann „martialische Reden“, etwa das „Fight, fight, fight!“ von Donald Trump nach dem gescheiterten Attentat auf ihn. Das muss er wohl vorher eingeübt haben – es gibt ja Wesen, die das Attentat für inszeniert halten. Und selbstredend verdrehen all diese Faschos die Fakten – eine Tätigkeit, die wir bislang eher den „Qualitätsmedien“ zugetraut hatten. Wenn „Rechte“ mehr Diversität fordern, etwa in den Talkshow-Runden, dann heiße das lediglich, dass sie (anstelle der Linksgrünen) dominieren wollen.

Auch, dass weder Trump noch Musk für ihre Tätigkeit im Dienst des amerikanischen Volkes bezahlt werden wollen, gilt dem Autor mitnichten als lobenswert, sondern arrogant, sie insinuierten nämlich: „Uns geht es bei der Politik nicht ums Geld, denn wir sind ja schon reich.“

Hm, denkt es da womöglich beim einen oder anderen Naivling, die beiden sind also nicht bestechlich, im Unterschied zu vielen deutschen Abgeordneten, die aus Angst vor dem Verlust des Listenplatzes ihre Aufgabe vergessen haben und lieber stramm auf Parteilinie bleiben, oder?

Wer solche Thesen aus der „Zeit“ bereits für ein wenig weit hergeholt hält, hat den Rest noch nicht gelesen. Einer der Höhepunkte ist gewiss dieser Satz: „Die extreme Rechte verlacht die anderen, dreht die Fakten um 180 Grad oder stellt ihre Korruption sogar noch stolz aus, derweil die Demokraten Anstand bewahren und bei der Wahrheit bleiben müssen.“

Was wird da geraucht?, mag sich der eine oder die andere fragen. Sind nicht die Democrats bzw. Kamala Harris in den USA vor allem daran gescheitert, dass sie woke Moden für wichtiger hielten als die Wirklichkeit, mit der ein Großteil der Amerikaner zu tun hat?

Auch bei der SZ sieht man jetzt quasi in allem „klassisch-faschistische“ Erkennungszeichen: Ein Poloshirt? Rechts! Sneaker? Rechts! Dackel? Rechts! „Die modische Unsichtbarkeit“! Man kann es sich alles nicht mehr ausdenken:

Aber egal. Die „Welt“ darf einen Text von Musk publizieren und die „Zeit“ natürlich auch jeden Schwachsinn, und sei er noch so aufgebläht. Wir leben in einer Welt der bunten Vielfalt. Und zumindest für Schwachsinn unterhalb der Strafbarkeitsgrenze gibt es noch keine Meldestelle. Wir haben in NRW demnächst eine gegen „antimuslimischen Rasismus“ neben vier weiteren, das muss doch erstmal reichen.

— Stephan Schorn (@schorn_stephan) December 31, 2024

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