Die Grünen und die gefühlte Klima-Wahrheit

Weder aus dem vergangenen „Klimasommer", noch aus jenem viel zu kalten Frühjahr kann man belastbaren Schlussfolgerungen ziehen. Doch in unserer Zeit zählen persönliche Evidenzen mehr als alle Erkenntnisse, die über die Beobachtung von Einzelfällen hinausgehen.

Was war das für ein Klimasommer! Erinnern Sie sich? 2019 war das. Tagelang affenheiß – falls man sowas noch sagen darf. Selbst die Kanzlerin zitterte! Annalena Baerbock wusste sofort, woran das lag: „Auch bei der Bundeskanzlerin wird deutlich, dass dieser Klimasommer gesundheitliche Auswirkungen hat.“ Klar! Hitze macht selbst vor einer Bundeskanzlerin nicht halt. „Da würde jeder, wenn er eine Stunde in dieser prallen Sonne steht, zittrig werden.“ Im Irak, den Baerbock kurz zuvor besucht hatte, gab es wenigstens Klimaanlagen. Aber in Deutschland? Keine da, wenn man mal in der prallen Sonne stehen muss.

Doch mit den Grünen bekommen wir jede Menge klimafreundliche Gesetze, messen täglich unseren klimaschädlichen Fußabdruck und alles wird gut. Schließlich haben wir dank Corona gelernt, wie man das macht, eine ganze Gesellschaft in Panik zu versetzen, bis sie brav bei Fuß geht. Fahrrad statt Auto, Fliegen verboten, nach den Atomkraftwerken auch noch das letzte Kohle- oder Gaskraftwerk abschalten, frugal leben und nur heimlich schädliche Sachen machen – wie tief durchatmen oder Fleisch essen.

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„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Mit den hilfreichen Lehren aus der Coronapandemiepanik hatte das Jahr für eine ordentliche Verbotspartei zwar gut angefangen, doch dann machte ein extrem kühler, also klimafreundlicher Frühling allen „Aktivist:innen“ einen Strich durch die Rechnung. Sollte das Klima etwa doch bloß eine Reihe von Wettern sein? Wird es nun womöglich bedrohlich kälter statt wärmer? Für ein paar Wochen hüpfte niemand mehr fürs Klima. Doch dann begann der Juni mit einem grandiosen hochsommerlichen Spätstart und nun ist die Welt wieder in Ordnung. It’s the Klima, stupid. Wetter vergeht. Klima bleibt. 

Nun ist Klima ja tatsächlich nichts als ein Durchschnittswert. „Unter Klima versteht man die statistische Beschreibung der Gesamtheit aller Wetterabläufe an einem bestimmten Ort über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten.“ Man kann also keine belastbaren Schlussfolgerungen aus diesem „Klimasommer“ oder jenem viel zu kalten Frühjahr ziehen. Doch wir leben in einer Zeit, in der persönlichen Evidenzen mehr Wahrheit zugemessen wird als allen Erkenntnissen, die über die Beobachtung von Einzelfällen hinausgehen. Ich bin der Mittelpunkt der Erde! Was ich sehe, ist die Wirklichkeit. Was ich fühle, ist die Wahrheit. 

„So heiß war es noch nie“ ist die gefühlte Wahrheit, die jede Statistik widerlegt.

Natürlich gibt es „Klimawandel“, den gab es schließlich immer, allerdings ging es der Menschheit im mittelalterlichen „Klimaoptimum“ weit besser als in der folgenden kleinen Eiszeit. Was spräche also dagegen, sich auf das eine (oder, das ist nicht ausgeschlossen, auch auf das andere) vorzubereiten? Nicht doch: insbesondere die deutsche moralische Hybris gebietet, sich Größeres vorzunehmen, sich nicht einfach der Natur zu unterwerfen, sondern „das Klima zu retten“ oder doch wenigstens „klimasensibel“ zu sein. 

Reden wir mal nicht darüber, ob CO2 sich als Klimakiller eignet, zumal man Statistiken nicht umbringen kann. Reden wir auch nicht darüber, dass das Mittel der deutschen „Energiewende“ dazu nicht taugt. Wenn es denn wirklich darum ginge, die Emission von CO2 wirkungsvoll zu bremsen, dann verböte sich ein Abschied von der Kernenergie, zumal von ihren modernen Varianten, die die Frage nach einer Endlagerung obsolet machen. Doch „Atomkraft nein danke“ ist das nun schon mehr als vierzig Jahre alte Bekenntnis derer, die heute unsere politische und moralische Agenda bestimmen, weshalb über die Flurschäden der „Energiewende“ beflissen hinweggesehen wird. Der ökologische Fußabdruck, den Windkraftanlagen in Wäldern und Naturschutzgebieten flächendeckend hinterlassen, übertrifft bei weitem den geringen Wert, den ihr „sauberer“ Strom zu bieten hat.

Technikfolgeabschätzung war einst ein sinnvolles Anliegen und wurde insbesondere, was die Kernkraft betrifft, völlig zu Recht gefordert. Würde sie endlich einmal für die hochsubventionierte Ökoindustrie angewandt, bliebe wohl nichts mehr übrig von der Illusion „sauberer“ Energie.

Rückschritt in jeder Hinsicht
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Doch was reden wir von Vernunft und Ratio? Von Pragmatismus? Davon, sich einzustellen auf das, was womöglich auf uns zukommt? Das wäre den Propheten der großen Umkehr nicht radikal genug. Das Schreckbild des überhitzten Globus vor Augen ist die Option, sich auf eine Erwärmung einzustellen, schon vom Tisch, bevor sie auch nur angedacht werden kann. Unsere Mahner und Warner wissen schließlich, dass in Abwesenheit des Glaubens ans Fegefeuer die Menschen dringend einer anderen Strafe für ihre Sünden bedürfen. 

Zum neuen Protestantismus gehört es, Buße zu tun. Zu verzichten. Sparen..  Seinen ökologischen Fußabdruck reduzieren. Sich reduzieren. Nicht die Weltbevölkerung, natürlich. Die Bußfertigen kehren am liebsten vor der eigenen Tür. 

Das alles passt nur zu gut zur zunehmenden Erkenntnisfeindlichkeit, zur Abkehr vom Erbe des Westens und der Aufklärung. Nicht auf den Hitzetod sollte sich der europäische Westen einstellen, sondern auf seinen Tod durch Selbstmord. 


 

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Kommentare ( 35 )

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W aus der Diaspora
3 Jahre her

Jemand, der das Abholzen einiger Hektar Wald, das anschließende planieren des Bodens, damit übergroße und überschwere LKWs dort fahren können, dann das metertiefe Einfüllen von Zement in den Waldboden um etwas, dass in 20 bis 30 Jahren Sondermüll ist, aufzustellen, das zudem in diesen 20 bis 30 Jahren Vögel schreddert, unmengen an Insekten tötet und durch die Luftverwirbelung für trockene Böden sorgt, ökologisch nennt, muss geistig krank sein!

poctichy
3 Jahre her

Hallo,
ich ordne diesen irrsinnigen Artikel kurz mit der Rangliste der heißesten Jahre seit 1880 ein:

1. 2016
2. 2020
3. 2019
4. 2015
5. 2017
6. 2018
7. 2014
8. 2010
9. 2013
10. 2005

… so. Fällt euch was auf? 🙂

Lotus
3 Jahre her
Antworten an  poctichy

Da ist was dran. Ich kenne jemanden, der bei einem großen dt. Versicherungskonzern arbeitet. Der kann Interessantes zur Entwicklung der unwetterbedingten Schadenssummen nennen. Seit Beginn des Jahrtausends ist die eindeutig.

Heidewachtel
3 Jahre her
Antworten an  poctichy

Wo beweist das den quantitativen Zusammenhang zwischen Erwärmung und CO2? Sie zählen warme Jahre auf, sonst nichts. Irrsinnig ist eigentlich nur eine solche Argumentation. Es gibt bis heute keine Quantifizierung des durch CO2 ausgelösten Treibhauseffektes. Eine Eichkurve durch ein Experiment erstellt. Nichts dergleichen vorhanden. Qualitativ ist die Strahlungsabsorbtion durch CO2 unzweifelhaft vorhanden, aber die Dosis macht nun mal immer das Gift und sämtliche 1.5°C, 3°C oder was auch immer Vorhersagen sind reines Lesen im Gekröse. Ernsthaft, bei Millionen Parametern, die so ein Klima ausmachen, behaupten diese Wissenschaftler, „die Wissenschaft“, dass sie mit CO2 das Klima des Planeten Erde und aller… Mehr

pcn
3 Jahre her

Noch nie wurde der anthropogene Einfluss durch C02-Emission schlüssig wissenschaftlich bewiesen. Jedenfalls nicht, dass das Spurengas CO2, für die Photosynthese wichtig, in solch einer aktuell gemessenen Konzentration von ca. (im Jahr 2019, also noch vor der Pandemie) bei 409,83 ⁠ ppm maßgeblich Verursacher der globalen Erwärmung sein kann. ⁠  Bewiesen ist, dass Klima niemals in der Klimageschichte des Planeten ein statisches Phänomen war und sein wird. Das haben Messungen vergangener Klimaepochen eindeutig bewiesen.  Was das IPCC an Theorien zur Klimawarmzeit aufgestellt haben sind nur wissenschaftlich nicht valide Annahmen, die als parametrische Algorithmen den Rechenmodellen auf den Rechnern zugeführt werden. Der… Mehr

Peter Silie
3 Jahre her

Das paradox-wahnsinnige daran ist, daß ausgerechnet diejenigen plärren man sollte auf die Wissenschaft hören, die überhaupt keinen intellektuellen Zugang zu ihr haben. In der Schule allesamt Mathe- und Physikversager. Logik überhaupt nicht ihr Ding, Rationalität und Objektivität unbekannt. Nichts weiter als Affen, die auf diesen oder jenen Ideologiezug aufspringen. Keine Ahnung von nichts, aber laut rumkrakelen und alle in den Wahnsinn treiben. Das ausgerechnet diese Leute für Masseneinwanderung sind, kommt nicht von ungefähr: Loser suchen die Umgebung von anderen Losern, damit ihr eigenes Losertum nicht auffällt.

poctichy
3 Jahre her
Antworten an  Peter Silie

Um wissenschaftlich zu denken brauch ich kein Mathegenie zu sein. Wer so ein elitäres Verständnis von Wissenschaft hat, ist ein Aufschneider, der seinen eigenen akademischen Wert heller erscheinen lassen möchte, als dieser es aus Eigenkraft schaffen würde.

Darf ich fragen: Welche wissenschaftlichen Background hast du? 🙂

Moses2
3 Jahre her
Antworten an  Peter Silie

Und das ist es doch. Jede Botschaft zum menschengemachten Klimawandel wäre plausibler, wenn sie nicht von den dummen „Grün*Innen“ stammte, da ich diesen Dummköpfen (pauschalisierend) keinerlei Verständnis naturwissenschaftlicher Zusammenhänge zutraue. Oder glauben wir, dass Habeck, Beck, Trittin, Bärbock, Kottinguhl oder Roth das wirklich verstehen? Ich tue das nicht.

Michael Grieme
3 Jahre her

Der Irrtum der Menschen besteht darin, dass es nicht ums Klima geht, sondern um ihr Geld. Dabei ist es allzu offensichtlich.

Physis
3 Jahre her

Eines schönen Tages werden Ausserirdische auf der menschenleeren Erde landen und sofort feststellen, warum die Menschen ausgestorben sind.Sie waren schlicht zu dumm zum (Über-)Leben!
Nur eines wird sie verzweifelt rätseln lassen:
Warum zum Teufel haben die Menschen (vor allem im Norden Europas) überall in der Erde riesige Betonquader vergraben…..?

Peter Silie
3 Jahre her
Antworten an  Physis

Ach, würden doch nur Außerirdische auftauchen und uns evakuieren. Oder besser noch: die anderen wegevakuieren. Ich bin es so leid, jeden Tag vom Wahnsinn umzingelt zu sein. Von morgens bis abends. Es nimmt einfach kein Ende, sondern wird täglich schlimmer. Meine Leidensfähigkeit ist auch nicht unerschöpflich.

Physis
3 Jahre her
Antworten an  Peter Silie

???
Kopf hoch, es kann nur noch besser werden!

Politkaetzchen
3 Jahre her

Die Klimapanik beweist hauptsächlich, dass die Menschen evolutionspsychologisch nicht von den apokalyptischen Vorstellungen des Mittelalters abgekommen sind.

Sie brauchen die Angst vor Mutter Natur so wie den Zorn einer höheren Macht, der die Menschen für ihre Todsünden bestraft. Ohne das kommen sie nicht zurecht, weil selber denken und handeln ohne Gott/Kaiser/Führer/Kanzler, der sie erzieht und tadelt, macht den Menschen wahrscheinlich sogar noch viel mehr Angst als die eigentliche Panik um Klima.

Das im Hinterkopf zu haben hilft mir inzwischen über diese Panikartikel heutzutage herrlich zu lachen…

Last edited 3 Jahre her by Politkaetzchen
Ananda
3 Jahre her

Der CO2 Hype ist nichts anderes als das gnadenlose, kreierte Geschäft der Zukunft. Zahl oder stirb. Spring! … zu unseren Marotten.
Wir haben heute 400 ppm CO2 in der Luft, die Vereisung des Planeten beginnt bei 300 ppm und im Jura hatten wir problemlos das 5-fache an CO2 in der Luft, also 2000 ppm. Also in welche „Richtung“ liegt hier der Weltuntergang?
Die Menschheit soll jetzt alle Anstrengungen darauf bündeln das CO2 Eiszeitniveau zu erreichen. Wer da nicht mitmachen möchte ist ein … „böser Mensch“.

Peter Silie
3 Jahre her
Antworten an  Ananda

Im Jura war die Leuchtkraft der Sonne aber noch geringer. Außerdem war die Flora und Fauna ein andere. Eben angepaßt auf die damaligen Verhältnisse.

Bernd W.
3 Jahre her

Richtig: es ist die viel zu hohe Gesamtpopulation, die die größte Gefahr für die Menschheit darstellt, vor allem während eines durchaus realen Klimawandels. Steigende Meeresspiegel, weniger Anbauflächen, mehr Wetterextreme – und dabei sollen zukünftig bis zu 12 Milliarden hungrige Mäuler gestopft werden? Und das womöglich noch auf unserem Wohlstandslevel, oder am besten gleich bei uns?
Das alles ist so dermaßen realitätsfremd, so irre…

Peter Silie
3 Jahre her
Antworten an  Bernd W.

So ist es.

AlexR
3 Jahre her
Antworten an  Peter Silie

Darüber redet diese Sekte ja nicht. Aber über Verbrennungsmotoren und Dieselfahrverboten. Und natürlich nur in Schland. Denn dadurch retten wir ja auch das Klima in Papua.

Genauso ist es beim Sparen von Wasser. Wir müssen in Deutschland Wasser sparen, damit in Afrika mehr davon übrig bleibt. So die Logik einer Frau Künast.

Juergen P. Schneider
3 Jahre her

Die Deutschen werden sich auch weiterhin von unseren Weltenrettern hinter die Fichte führen lassen. Wenn man sich die Meinungsäußerungen im eigenen Umfeld so anhört, merkt man, wie links-grün indoktriniert die Bevölkerung bereits ist. Die Rund-um-die-Uhr-Beschallung mit Klima- und Corona-Panik führt bei vielen Menschen, die nur wenige naturwissenschaftliche oder technische Kenntnisse besitzen, zwangsläufig dazu, jeden Bären, den man ihnen aufbindet, mit großer Überzeugung durch die Gegend zu tragen. Bevor die katastrophalen Folgen der links-grünen deutschen Illusionspolitik nicht den letzten treu-doofen deutschen Michel erreicht haben, wird der Marsch ins Mittelalter ungebremst fortgesetzt. Deutschland war mit seiner Außen-,Wirtschafts-, Energie-, und Migrationspolitik weltweit noch… Mehr