Deutsche Medien: Heilige Kamala, bitte für uns

Glaubt man deutschen Medien, steht Kamala Harris unmittelbar vor dem Wahlsieg und wird Präsidentin der USA. Sie ist die Trägerin des Lichts, die gegen den Dämon der Unterwelt kämpft. Das Bild der Kandidatin wird von den (meisten) deutschen Medien ebenso verzerrt wie der Verlauf des Wahlkampfs.

Collage: TE

Es ist, als sei der heilige Geist über sie gekommen. Unsere „Qualitätsmedien“ liegen oder knien anbetend vor Kamala Harris. Überhaupt tun die deutschen Journalisten gerade wieder einmal so, als ob sie den US-Präsidenten direkt wählen könnten – oder sie reden es sich ein, dass sich ihr Bitten und Anhimmeln mittels Suggestion schon irgendwie über den großen Teich zum amerikanischen Wähler transferieren wird. Hah, die abstürzende ehemalige Wirtschaftsgröße, der kranke Mann Europas sendet wieder.

— Argo Nerd (@argonerd) October 26, 2024

Im ARD-Deutschlandtrend gaben von 1300 Befragten kürzlich überwältigende 77 Prozent an, mit Harris zu sympathisieren. Kein Wunder: Die Lieblings-Illustrierte aller grünen Sportlehrer, der „Stern“, titelte jüngst zu einem Bild von Harris, verkleidet als Freiheitstatue: „Die Erlöserin?“ Die „Zeit“ hält sich noch ein wenig zurück mit der Frage: „Kann sie Amerika retten?“ Bei der „Süddeutschen Zeitung“ ist das bereits ausgemacht: „Rettet sie die Welt?“ Das hofften angeblich Menschen rund um den Globus. Immerhin begnügt sich der „Spiegel“ mit einer etwas schlichteren Frage „Madam President?“ Mehr war wohl nicht drin, was vielleicht daran liegt, dass die Spiegel-Journalisten erst einmal verkraften müssen, dass die Finanzierung der Bill Gates-Stiftung nach fünf Jahren nun ausläuft und nicht verlängert wird. Seit 2019 wurden 5,4 Millionen Dollar in das sieche Magazin gesteckt – vorbei. Vielleicht lohnt sich die Investition nicht mehr: 2023 schrumpfte der Umsatz der Spiegel-Mediengruppe um acht Prozent.

Die „Süddeutsche Zeitung“ ist eifrig dabei, Lokalredaktionen zu schließen und Pauschalisten abzubauen. Ob der eingebrochene Umsatz auch mit ihrer gehässigen linksgrünen Agenda zu tun hat? Darüber hüllt man sich dort lieber in Schweigen. Nachdem man dort wiederholt einen medialen Schmutzkübel über Kabarettistin Monika Gruber ausgeschüttet hatte, ließ „die Gruberin“ dies nicht mehr auf sich sitzen:

Nun, die Vorliebe für Harris verdankt sie nicht ihrer Persönlichkeit oder gar ihrer Agenda, etwa „joy“ oder „fresh ideas“, über die wir wenig erfahren, immerhin kann sie viel laut und anhaltend lachen. Die Harris-Hysterie speist sich aus der Abneigung gegen Donald Trump. Darin sind deutschen Medien spitze.

Allein 28 Mal war Trump Titelfigur beim Spiegel: Einmal als glühender, auf die Erde zurasender Meteor, Unterzeile: Das Ende der Welt. Dann als jemand, der der Freiheitsstatue den Kopf abgeschnitten hat, den er triumphierend hochhält. Als brüllender Godzilla, als Feuerteufel, als Gefahr für die Welt („5 Minuten vor Trump“), als alles verschlingender Tsunami, als Feind Europas, als Hausbesetzer im Oval Office, als Mitglied des Ku-Klux-Klan. 2017 setzte der „Stern“ Trump auf’s Titelbild, gehüllt in die amerikanische Flagge, wie er den Arm zum Hitlergruß in den Himmel reckt. Unterzeile: „Sein Kampf – Neonazis, Ku-Klux-Klan, Rassismus: Wie Donald Trump den Hass in Amerika schürt.“

Zugegeben: die amerikanischen Medien sind auch nicht gerade zimperlich. Der sagenhafte Kampagnen-Höhepunkt im New Yorker Madison Square Garden erinnerte den nicht gerade Trump zugeneigten Sender MSNBC an historische Parallelen: sind nicht im Februar 1939 Nazis im Madison Square Garden aufmarschiert? Gewiss. Nur stand die Veranstaltungshalle damals ganz woanders. Aber egal: es wird schon irgendwie zusammengehören, Kamala hat den Konkurrenten bereits „Faschist“ genannt. Was für eine billige Nummer, wo es doch sonst eher teuer zugeht.

Kamala Harris posiert auf der Titelseite der „Vogue“, jener Modezeitschrift für die gehobenen Stände, die Handtaschen bewirbt, die schon mal so viel kosten dürfen wie ein Haus für eine sechsköpfige Familie im amerikanischen Rustbelt, einst Steel Belt, heute Industrieruine. Donald Trump hingegen übt sich beim Frittierten bei McDonald’s, und man sieht ihm an, dass er es genießt mit den Menschen, den Arbeitern dort zu sein. Einer der reichsten Männer der USA hat ein Faible für den „common man“.

Peinlich? Nein. Er isst auch selbst gern dort. Doch wir wollen uns keinen unserer Politiker am Dönerstand vorstellen. Gerhard Schröder konnte noch glaubhaft eine Currywurst goutieren. Aber Olaf Schulz? „You’ll never walk alone“? Das ist die Hymne des FC Liverpool, übrigens. Das glaubt man ihm ebenso wenig wie Wumms und Doppelwumms.

Was Trumps Rally in Amerika veranstaltet, ist in Deutschland undenkbar. Die Veranstaltung im Madison Square Garden war eine sechsstündige Feier am Ende eines Tages, der für manche Zuschauer schon vor 20 Stunden in einer nächtlichen Schlange auf der 32nd Street in Manhattan begonnen hat.

Erstens sind bei uns Wahlkampftermine selten unterhaltsam. Zweitens scheut man hierzulande aus Gründen die große Geste. Drittens haben die Zwerge und Zwerginnen in der medialpolitischen Blase furchtbar Angst davor, mal was politisch Unkorrektes zu sagen. Das ficht Trump bekanntlich gar nicht an. Er ist so deutlich wie ein Lastwagenfahrer.

Trumps Rally sei doch nur „Disneyland“, konstatiert manch einer mit hochgezogenen Augenbrauen. Und hat nicht irgendein dort eingeladener Humorist Puerto Rico als großen Müllhaufen verunglimpft? Der „common man“, auch der Puertoricaner, zuckt bei solchen Aufregern höchstens mit der Schulter.

Schließlich ist Trump auch aus anderen Gründen attraktiv: das hat mit seinem Schattenkabinett und seinen Unterstützern zu tun. Man denke an die halbe Stunde, in der Fernsehmoderator Tucker Carlson, der ihn einst nicht mochte, geradezu bejubelt. Oder an die drei Stunden, in denen ein ruhiger und geradezu bescheidener Trump mit Joe Rogan sprach, dem bekanntesten Podcaster weltweit.

 

Zu Trumps größtem Kapital aber gehören seine Mitkämpfer. Das gilt vor allem für J. D. Vance, seinen „running mate“, also im Fall des Falles sein Vizepräsident (oder gar Nachfolger), der aus ärmsten Verhältnissen stammt. Robert F. Kennedy junior ist natürlich eine andere Nummer, er brach für Trump mit der jahrzehntelang gepflegten Tradition der Kennedys: sie waren immer Democrats. Als Gesundheitsminister aber wäre er allein wegen seiner Kritik an den Covid-Strategien hervorragend.

Und dann Elon Musk, der reiche Paradiesvogel, der auf den Mars will. Auch Musk kommt aus einfachen Verhältnissen, auch er ist ein „Maverick“, ein Quertreiber. Musk steht für Erfindungsreichtum, Risikofreude, unternehmerisches Denken, Selbstverantwortung.

Ob das E-Auto nun die Lösung ist – egal. Vor allem aber verteidigt er mit der Plattform „X“ die Meinungsfreiheit. Musk verkörpert den American dream. Und egal, ob er den Mars erobert: große Träume sind ein wichtiger Impuls für ein Land, das sich nicht abwickelt, wie es Deutschland tut.

Windkraft und Solarenergie sind keine großen Träume, sondern Sackgassen. „Die Deutschen sind gegen alles, was unter der Erde liegt“, sagt Trump. Und das ist, wie wir längst wissen, der Weg in die Selbstzerstörung.

Ob die Wahl Donald Trumps eine Art Weckruf für Deutschland wäre? Ach, man wird ja wohl noch träumen dürfen. Auch, wenn es nur ein Träumchen ist.

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